- Nassschnitzel
-
Zuckerrübenschnitzel bzw. extrahierte Zuckerrübenschnitzel sind ein Nebenprodukt aus der Zuckerrübenverarbeitung, das vor allem als Futtermittel für Rinder, Schweine, Schafe und Pferde genutzt wird. Dabei wird unterschieden in Trocken- und Nassschnitzel auf der Basis der Wassergehalts. Je nach noch verbliebenem Zuckeranteil unterscheidet man unmelassierte Trockenschnitzel (Zuckergehalt ca. 7 %) und Press- oder Melasseschnitzel (Zuckeranteil ca. 20 %).
Inhaltsverzeichnis
Herstellung
Bei der Zuckerrübernverarbeitung wird in der Extraktionsanlage der Rohsaft (Diffussionssaft) als Zwischenprodukt der Zuckererzeugung von den extrahierten Schnitzeln (Naßschnitzel) als Nebenprodukt getrennt. Durch Abpressen eines Teils ihres Wassergehaltes entstehen Pressschnitzel. Anschließend können die Schnitzel zu Trockenschnitzeln getrocknet werden. Wird diesen zuckerhaltige Melasse als Nebenprodukt der Zuckerproduktion zugesetzt, spricht man von melassierten Trockenschnitzeln.[1]
Bestandteile
Zuckerrübenschnitzel bestehen aus ernährungsphysiologischer Sicht vor allem aus Zellwandkohlenhydraten, Rohprotein und Rohasche. Unter den Zellwandkohlenhydraten sind vor allem Pektine (ca. 25% der Trockenmasse) und Hemizellulosen vertreten. Der Rohproteingehalt ist mit ca. 99 g/kg Trockenmasse bei Trockenschnitzeln[2] gering, der Anteil der essentiellen Aminosäure Lysin mit 5,9g Lysin an der Proteinfraktion relativ hoch.[3]
Produktion
Im Jahr 2006/2007 wurde in Deutschland ein Trockenschnitzeläquivalent von etwa 1,3 Millionen Tonnen produziert.[4]
Den größten Anteil an der deutschen Gesamterzeugungsmenge der Zuckerrübenschnitzel haben die Trockenschnitzel mit etwa 84% (2006/2007: 1,1 Millionen Tonnen), von denen etwa 1 Millionen Tonnen Melasseschnitzel darstellen, die restlichen 100.000 Tonnen sind Trockenschnitzel mit geringem Zuckergehalt. Etwa 16% der Gesamtschnitzelproduktion (2007/2008: ca. 200.000 Tonnen) stellen Press-Schnitzel dar und nur etwa 3.000 Tonnen entfallen auf Nassschnitzel.[4] Etwa 360.000 Tonnen und damit etwa 26% der Schnitzelproduktion wurde den Rübenanbauern ausgeliefert, der größte Teil mit über 1 Millionen Tonnen ging an andere Abnehmer.
Außenhandel
Der Import von Zuckerrübenschnitzel nach Deutschland spielt nur eine sehr kleine Rolle und beträgt weniger als 20.000 Tonnen pro Jahr, Die Ausfuhren dagegen liegen mit etwa 375.000 Tonnen deutlich höher. Der Hauptteil des Außenhandels erfolgt mit den europäischen Nachbarländern, vor allem den Niederlanden. Weitere relevante Handelspartner sind Dänemark, Spanien und Frankreich.
Nutzung
Trockenschnitzel in der Nutztierhaltung
Trockenschnitzel werden in loser und pelletierter Form angeboten. Sie werden in der Hauptsache als energiereiches Futtermittel für die Fütterung von Wiederkäuern eingesetzt, die das enthaltene Pektin und den Faseranteil durch die langsame Fermentation im Pansen gut abbauen können. Bei ausreichender Zufuhr von Rohfasern in der Fütterung können extrahierte Schnitzel bei Milchkühen bis zu 30% der Trockensubstanz in der Futterration ausmachen, bei Mastrindern bis zu 50%.[1]
Nicht-Wiederkäuer (Monogastrier) können das Futtermittel energetisch nur mangelhaft verwerten. Daher entstehen bei einer Verfütterung hohe Methanausscheidungen. Aufgrund der geringen Energiedichte als Futtermittel für diese Tiere werden Zuckerrübenschnitzel lediglich als Rationskomponente für güste (nicht-tragende) oder niedertragende Sauen empfohlen.[1]
In der Pferdefütterung, bei der es nicht auf hohe Gewichtszunahmen ankommt, ist der dauerhafte Einsatz von Rübenschnitzeln, auch auf Grund deren hohen Zuckeranteils, nicht von Vorteil. Zuckerrübenschnitzel werden daher in der Pferdefütterung hauptsächlich in der Rekonvaleszenz, d. h. in der Regenerationsphase nach Krankheit, eingesetzt.
Biogasproduktion
Vergleich von Biogasrohstoffen Material Biogasertrag[5]
(FM = Frischmasse)Methangehalt[5] Maissilage 202 m³/t FM 52 % Grassilage 172 m³/t FM 54 % Roggen-GPS 163 m³/t FM 52 % Futterrübe 111 m³/t FM 51 % Bioabfall 100 m³/t FM 61 % Hühnermist 80 m³/t FM 60% Zuckerrübenschnitzel 67 m³/t FM 72 % Schweinemist 60 m³/t FM 60 % Rindermist 45 m³/t FM 60 % Getreideschlempe 40 m³/t FM 61 % Schweinegülle 28 m³/t FM 65 % Rindergülle 25 m³/t FM 60 % Neben der Verwendung von Zuckerrübenschnitzeln für die Futterindustrie können diese auch zur Produktion von Biogas eingesetzt werden. Dabei können aus einer Tonne Press-Schnitzel etwa 67 m3 Biogas gewonnen werden. Das so entstandene Biogas enthält im Vergleich zu Erdgas (96% Methan) rund 72% Methan (Nass-Schnitzel ca. 55%). 67 m3 Biogas aus Zuckerrübenschnitzeln entsprechen also einer Erdgasmenge von etwa 46,3 m3.[6]
Das entstehende Biogas kann nachfolgend zur Energieerzeugung verwendet werden, beispielsweise um den Energiebedarf einer Zuckerfabrik zum Teil zu decken. Eine entsprechende Anlage zur Eigenversorgung mit einer Tageskapazität von 860 Tonnen Schnitzeln entstand 2007 am Standort der ungarischen Zuckerfabrik Kaposvár. Mit dieser Kapazität konnten rund 40% des Erdgasbedarfs der Fabrik durch Biogas substituiert werden.[7] Seit Januar 2008 betreibt Nordzucker in Groß Munzel eine Pilotanlage zur Erzeugung von Biogas. Dort wird geprüft, ob sich Biogas aus Rüben und Schnitzeln ganzjährig erzeugen lässt.[8]
Belege
- ↑ a b c Jeroch, Heinz; Drochner, Winfried und Simon, Ortwin, 1999: Ernährung landwirtschaftlicher Nutztiere, Ulmer Verlag, S. 236, ISBN 3800110865
- ↑ Jeroch, Drochner, Simon: Ernährung landwirtschaftlicher Nutztiere, S. 308.
- ↑ Jeroch, Drochner, Simon: Ernährung landwirtschaftlicher Nutztiere, S. 235-36.
- ↑ a b Wirtschaftliche Vereinigung Zucker (WVZ); Verein der Zuckerindustrie (VdZ): Jahresbericht 2007/08. Vorgelegt anläßlich der Mitgliederveranstaltung am 3. Juli 2008.
- ↑ a b Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR): Biogas Basisdaten Deutschland Stand: Januar 2008.
- ↑ Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR): Biogas Basisdaten Deutschland Stand: Januar 2008.
- ↑ AGRANA eröffnet einzigartige Biogasanlage am Standort Kaposvár (Ungarn). Pressemitteilung AGRANA vom 17. November 2007.
- ↑ Nordzucker nutzt Marktchancen und wächst in Europa. Pressemitteilung von Nordzucker, 7. Februar 2008.
Wikimedia Foundation.