Nathaniel Bagshaw Ward

Nathaniel Bagshaw Ward
Nathaniel Bagshaw Ward

Nathaniel Bagshaw Ward (* 1791 in London; † 4. Juni 1868 in St Leonards, Sussex) war ein englischer Arzt, der ab den 1830er Jahren mit seinem „Ward'schen Kasten“ transportable Gewächshäuser populär gemacht hat. Ward wird bis heute oft als „Gewächshaus-Erfinder“ bezeichnet, jedoch hatte der Schotte Alan Maconochie bereits 1825 das Gewächshaus-Phänomen an Hand eines Holzkastens mit Glasdeckel entdeckt, schwieg aber nach Wards Veröffentlichungen bescheiden dazu.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ward'scher Kasten, große Ausführung mit Tragegriffen

Nathaniel Ward wurde 1791 als Sohn des Arztes Stephen Smith Ward in London geboren. Bereits als Kind sammelte er Insekten und Pflanzen und interessierte sich besonders für Farne. Als Erwachsener betätigte er sich neben seiner medizinischen Tätigkeit weiterhin auf dem Gebiet der Botanik.[1]

1817 wurde Ward Mitglied der Linnean Society of London.

Im Sommer 1829 experimentierte er erstmals mit einem erdgefüllten Gefäß, das er mit einem Glasdeckel verschloss. Er stellte fest, dass sich die aus der Erde aufsteigende Verdunstungsfeuchtigkeit am Deckel niederschlug und wieder auf die Erde zurücktropfte. Nach etwa einer Woche keimten bei konstant bleibendem Feuchtigkeitspegel die ersten Pflanzensamen.[1] In geschlossenen Glasbehältern konnten sich also auch Liebhaber tropischer Pflanzen in anderen Klimaten einen Miniaturdschungel anlegen. 1833 schickte Ward zwei speziell angefertigte Glaskästen mit Farnen und Gräsern auf die zur damaligen Zeit noch mehrmonatige Seereise von England nach Australien und zurück. Obwohl die Pflanzen dabei nie gegossen wurden, zeigten sie auch nach über einem Jahr keine Beeinträchtigungen.[1] Ward machte daraufhin seine Erfindung bekannt und Sammler exotischer Pflanzen konnten fortan nicht nur Samen sondern auch lebende Pflanzen in diesen Mini-Gewächshäusern erfolgreich über weite Strecken transportieren.

Ward'scher Kasten

Ward'scher Kasten, Ausführung für Gärten

Wards Erfindung wurde unter dem Namen Ward'scher Kasten berühmt und wurde ab 1835 auf den botanischen Entdeckungs- und Sammelreisen von Pflanzenjägern verwendet, um Pflanzen unversehrt auch mehrere Monate per Schiff transportieren zu können.

Laut Wardscher Kasten. In: Meyers Konversations-Lexikon. Bd. 16, 4. Aufl. Leipzig: Bibliographisches Institut, 1885–1892, S. 389. ist er eine

„Einrichtung zum Transportieren und zur Kultur von Pflanzen unter sonst ungünstigen Verhältnissen, besteht aus einem flachen metallenen, gut gestrichenen Bodenstück, auf welchem sich ein metallenes Gestell zur Aufnahme von Glasplatten erhebt. Letztere bilden die Seitenwände und die Decke des Kastens. Das Bodenstück, welches einen einige Zoll hohen Rand besitzt, füllt man mit Erde, steckt in diese die Samen oder die Pflanzen, begießt und schließt dann den Kasten vollständig. Die Pflanzen gedeihen vorzüglich, denn sie sind vor Staub und schroffem Temperaturwechsel geschützt und hinlänglich mit Feuchtigkeit versehen, da das Wasser nie verdunsten kann. Für tropische Pflanzen läßt sich mit Hilfe einer kleinen Öl- oder Spirituslampe leicht die passende Temperatur herstellen. In England und in neuerer Zeit mehrfach auch bei uns werden die Wardschen Kasten in eleganter Ausstattung zur Kultur zarterer Pflanzen im Zimmer benutzt. Wichtig sind die Dienste, welche sie bei der Übersiedelung von Pflanzen leisten. Fortune benutzte sie zum Transport von vielen tausend Teepflanzen in den Himalaja, nach Virginia und Kalifornien, Haßkarl hat mit ihrer Hilfe Chinarindenbäume von Amerika nach Java verpflanzt. Vgl. Ward, Observations on the growth of plants in closely-glazed cases (2. Aufl., Lond. 1854).“

Meyers Konversations-Lexikon, 1888–1890

Verschiedene, teils elegante Ward'sche Kästen zur Zimmerkultur tropischer Pflanzen

Im „Langen Haus“ der Orangerie im Park Belvedere in Weimar ist der Ward’sche Kasten in neuaufgelegtem, modernem Design zu sehen.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Jane Tresidder, Stafford Cliff: Wohnen unter Glas. Faszinierende Glashäuser, Windergärten und Veranden von gestern und heute. Bauverlag, Wiesbaden und Berlin, 1986. ISBN 3-7625-2488-2. S. 8

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