Nationalhymne Österreichs

Nationalhymne Österreichs

Land der Berge, Land am Strome ist die Bundeshymne der Republik Österreich.

Die Melodie, ursprünglich als „Kettenlied“ oder „Bundeslied“ der Freimaurerkantate bekannt, wurde am 22. Oktober 1946 durch Beschluss des Ministerrats zur Hymne, der von Paula von Preradović stammende Text am 25. Februar 1947 zum Hymnentext.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Frühere Hymnen Österreichs

In der Geschichte Österreichs war seit 1797 die Haydn-Hymne, nach deren Melodie heute die deutsche Nationalhymne Einigkeit und Recht und Freiheit gesungen wird, in verschiedensten Fassungen die „natürliche“ Hymne Österreichs.

In der Ersten Republik war 1920 bis 1929 Deutschösterreich, du herrliches Land (Renner-Kienzl-Hymne) neben anderen Liedern als inoffizielle Nationalhymne gebräuchlich; danach bis 1938 Sei gesegnet ohne Ende (Kernstock-Hymne) – ab 1936 wurde zusammen mit dieser bei zahlreichen Gelegenheiten das Lied der Jugend gesungen.

In der Zeit des Nationalsozialismus nach dem Anschluss war auch auf dem Gebiet des ehemaligen Österreich das Deutschlandlied zusammen mit dem Horst-Wessel-Lied Hymne.

Einführung der Hymne 1946/47

Auf Betreiben des Unterrichtsministers Felix Hurdes wurde in der Zweiten Republik die Haydn-Hymne nicht mehr aufgenommen: „Zweifellos würde jeder Österreicher die alte Haydn-Hymne mit einem zeitgemäßen Text schon mit Rücksicht darauf, dass es sich hier um altes österreichisches Kulturgut handelt, für die gegebene österreichische Hymne halten. Leider hatte sich aber das Deutsche Reich dieser Melodie bemächtigt und für die unterdrückten Völker Europas war diese Melodie während der Jahre ihres Leidens als Hymne der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft so verhasst geworden, dass jedes Abspielen der Haydn-Melodie im Ausland als Provokation empfunden würde. Es ist daher die Wiedereinführung der Melodie Haydns als österreichische Hymne unmöglich.“

Nach dem Kriegsende in Wien wurde beim Verkünden der neuen Regierung vor dem Parlament mangels einer Bundeshymne der heute noch als heimliche Bundeshymne bezeichnete Donauwalzer gespielt.

Im April 1946 wurde bei einem Preisausschreiben gegen ein Preisgeld von damals beachtlichen 10.000 Schilling ein „Lied hymnischen Charakters, das den neuen österreichischen Bundesstaat und seine Menschen im In- und Ausland sowohl textlich als auch musikalisch würdigt“ gesucht. Auf das Preisausschreiben erfolgten etwa 1.800 Einsendungen, 29 davon gelangten in die engere Auswahl, die die Jury als Entscheidungshilfe vortragen ließ. Allerdings überzeugte sie keiner der Vorschläge vollständig; bei den Melodien erreichte das Freimaurerlied Brüder reicht die Hand zum Bunde, damals Mozart zugeschrieben, die höchste Punktzahl. Die Melodie wurde vom Ministerrat daraufhin zur Hymne erhoben. Nachdem im Oktober 1946 diese Entscheidung gefallen war, wurde gezielt Kontakt zu österreichischen Dichtern aufgenommen, mit der Bitte, zu der Melodie einen Text zu verfassen und einzureichen, darunter Paula Grogger, Alexander Lernet-Holenia, Sigmund Guggenberger, dem damaligen Verwalter des ORF-Vorläufers RAVAG, und Paula von Preradović. Letztere war ursprünglich vom Gedanken an einer Teilnahme nicht sehr angetan, weil sie gerade von einem neuen Roman sehr in Anspruch genommen wurde, sagte aber auf nachdrückliches Bitten Hurdes’ zu.

Die Jury entschied sich für Preradovićs Text und am 25. Februar 1947 erfolgte ein Ministerratsbeschluss, der den Preradović-Text Land der Berge, Land am Strome in leicht veränderter Form als neue Nationalhymne proklamierte. Am 7. März 1947 erklang die „Volkshymne“ (die Bezeichnung „Bundeshymne“ kam erst später auf) erstmals im Radio. Im Bundesgesetzblatt allerdings ist die Hymne nie abgedruckt worden.

1947 bis zur Gegenwart

Felix Hurdes machte 1951 einen Vorstoß zur Wiedereinführung der Haydn-Hymne. Auf eine Anfrage im Nationalrat hin ließ er mitteilen, dass er „nicht erlahmen (werde), die Bemühungen zur Wiedereinführung der Haydn-Hymne auch in Zukunft fortzusetzen“. Hurdes begründete dies mit der Verwurzelung der Haydn-Hymne im Bewusstsein der Bevölkerung, dem Einsatz des jüngst verstorbenen Karl Renner für die Haydn-Hymne und den Bedenken der Jury, dass die Haydn-Hymne überhaupt nicht für eine Nationalhymne in Betracht gezogen worden war. Der Akzeptanz der bis heute im Wesentlichen unangefochtenen Preradović-Hymne war es am Ende jedoch zweifellos förderlich, dass Deutschland sich 1952 wieder der Haydn-Hymne als deutscher Nationalhymne annahm – wobei in Österreich zunächst sogar der Gedanke aufgekommen war, Deutschland bei künftigen Staatsvertragsverhandlungen den Gebrauch der Haydn-Hymne zu untersagen, weil es sich um österreichisches Kulturgut handle.

Ein weiterer Vorstoß gegen die Preradović- und für die Haydn-Hymne in einer noch zu bestimmenden Textfassung im Jahr 1959, die von Künstlern initiiert wurde, fand bei SPÖ und ÖVP keine Unterstützung mehr.

1992 klagten die Söhne Paula von Preradović', Otto und Fritz Molden, auf Tantiemenzahlungen gegen die Republik. Die Klage wurde allerdings abgewiesen, da die Dichterin damals das Preisgeld von 10.000 Schilling erhalten hatte.

Bemühungen von Abgeordneten der Grünen und des Liberalen Forums, der damaligen Frauenministerin Johanna Dohnal (SPÖ) und von Vertreterinnen verschiedener NGOs in den 1990er Jahren, den Text der Bundeshymne dahingehend zu ändern, dass sie, geschlechtsneutral, auch Frauen berücksichtigt, war kein Erfolg beschieden. Auf der Rückseite der Gedenkmedaille „1000 Jahre Österreich“ von 1996 wurde der Text aber mit Heimat, bist du großer Töchter, Söhne wiedergegeben.

Am 17. April 2002 sang Tini Kainrath anlässlich des Fußball-Länderspiels Österreich gegen Kamerun im Wiener Ernst-Happel-Stadion den von Helmut Emersberger verfassten Text: … Große Töchter, große Söhne, Volk begnadet für das Schöne …

Im September 2005 griff Frauenministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) diesen Vorschlag nicht auf, sondern startete eine Initiative für einen neuen, geschlechtsneutralen Text der Hymne. Anstatt Heimat bist du großer Söhne sollte es nun Heimat großer Töchter, Söhne heißen und statt Einig lass in Brüderchören, Vaterland, dir Treue schwören sollte der neue Text Einig lass in freud’gen Chören, Heimatland, dir Treue schwören lauten. Die Neufassung der Hymne sollte bis zum österreichischen Nationalfeiertag 2005 fertiggestellt werden.

Die Initiative wurde als innenpolitisches Ablenkungsmanöver interpretiert und scheiterte an der Ablehnung der Regierungspartei BZÖ, sowie an der Parteinahme der auflagenstarken Kronen Zeitung gegen eine Änderung.

Einige Stimmen werden auch dahingehend laut, man solle ein Preisausschreiben wie im Jahre 1946 veranstalten, dies sei jedoch nicht unbedingt notwendig, da es sich nur um zwei Zeilen handelt, die geändert werden sollten. Auch eine Volksabstimmung wird des Öfteren gefordert.

Melodie der Hymne

Neunzehn Tage vor seinem Tod, am 5. Dezember 1791, schrieb Wolfgang Amadeus Mozart sein letztes vollständiges Werk, die Freimaurerkantate (KV 623). Einem Teil der gedruckten Ausgabe war das später sehr bekannte „Kettenlied“ KV 623a mit dem Text Brüder reicht die Hand zum Bunde beigebunden. Nach neueren Erkenntnissen führender Musikwissenschaftler stammt dieses „Bundeslied“ allerdings nicht von Mozart, sondern von einem seiner Logenbrüder, dem „Claviermeister“ Johann Holzer.

Per Ministerratsbeschluss vom 22. Oktober 1946 wurde das „Bundeslied“ zur Melodie der neuen Bundeshymne erklärt. Die Wiener Zeitung schrieb darüber: Mozarts Bundeslied wird neue Bundeshymne.

Text der Hymne

Ursprünglicher Wortlaut

(Geänderte Passagen kursiv)

Land der Berge, Land am Strome,
Land der Äcker, Land der Dome.
Land der Hämmer, zukunftsreich.
Heimat bist du großer Söhne,
Volk begnadet für das Schöne,
Vielgerühmtes Österreich,
Vielgerühmtes Österreich.


Heiß umfehdet, wild umstritten,
Liegst dem Erdteil du inmitten
Einem starken Herzen gleich.
Hast seit frühen Ahnentagen
Hoher Sendung Last getragen,
Vielgeprüftes Österreich,
Vielgeprüftes Österreich.


Aber in die neuen Zeiten
Sieh uns festen Glaubens schreiten,
Stolzen Muts und hoffnungsreich.
Lass uns brüderlichen Chören,
Vaterland dir Treue schwören,
Vielgeliebtes Österreich,
Vielgeliebtes Österreich.

Nationalhymne Österreichs

Land der Berge, Land am Strome,
Land der Äcker, Land der Dome,
Land der Hämmer, zukunftsreich!
Heimat bist du großer Söhne,
Volk, begnadet für das Schöne,
Vielgerühmtes Österreich,
Vielgerühmtes Österreich.

Heiß umfehdet, wild umstritten,
Liegst dem Erdteil du inmitten
Einem starken Herzen gleich.
Hast seit frühen Ahnentagen
Hoher Sendung Last getragen,
Vielgeprüftes Österreich,
Vielgeprüftes Österreich.

Mutig in die neuen Zeiten,
Frei und gläubig sieh uns schreiten,
Arbeitsfroh und hoffnungsreich.
Einig lass in Brüderchören,
Vaterland, dir Treue schwören.
Vielgeliebtes Österreich,
Vielgeliebtes Österreich.

Slowenischer Text

Im Hinblick auf die Kärntner Slowenen wurde auch ein slowenischer Text der österreichischen Bundeshymne gedichtet. Die folgende Strophe lehnt sich in beinahe vollem Wortlaut an die dritte Strophe an:

Hrabro v novi čas stopimo,
prosto, verno, glej, hodimo;
upa polni, delavni.
Bratski zbor prisega hkrati,
domovini zvestobo dati.
Ljubljena nam Avstrija,
ljubljena nam Avstrija.

Parodien

Paula Preradović' Söhne Otto und Fritz Molden entwarfen noch am selben Abend, als Preradović von der Annahme ihres Textes als Bundeshymne erfuhr, eine Parodie:

Land der Erbsen, Land der Bohnen,
Land der vier Besatzungszonen,
Wir verkaufen dich im Schleich,
Vielgeliebtes Österreich!
Und droben überm Hermannskogel
Flattert froh der Bundesvogel.

Im Jahr 1979 veröffentlichte die Gruppe Drahdiwaberl ein Lied mit dem Titel „Kaiserhymne/Pink Punk Shirt“. Zur Melodie aus dem Kaiserquartett von Joseph Haydn wird darin folgender Text rezitiert:

Land der Äcker, Land der Dome
Land am Strom ohne Atome,
Land der Titel und Diplome


Heimat bist du großer Söhne
Heimat bist du großer Töchter
Zusatzvers der Frauenrechtler


Land der unmöglich begrenzten,
Land der Berg', der allerschensten,
Land der Seen und Lipizzaner,
Der Prohaskas und des Klammer


Land der Krone, Land des Staberl
Land der Gruppe Drahdiwaberl.

„Heimliche Hymnen“ Österreichs

Mitunter werden verschiedene populäre und bekannte Lieder als „heimliche Hymnen“ bezeichnet, dazu gehören unter anderem:

Von (älteren) US-Amerikanern wird oft das Lied Edelweiß aus dem Musical The Sound of Music mit Österreich identifiziert.

Siehe auch

Literatur

  • Peter Diem: Die Symbole Österreichs. Wien 1995. ISBN 3-218-00594-9

Weblinks


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