Nazivergleich

Nazivergleich

Ein Nazivergleich ist der Vergleich einer Person oder ihrer Handlungsweise mit einer Person der Zeit des Nationalsozialismus oder deren Handlungsweise. In der Regel spricht man nur dann von einem Nazivergleich, wenn dieser von einer prominenten Persönlichkeit in der Öffentlichkeit angestellt wird bzw. sobald er der Öffentlichkeit bekannt wird. Der Nazivergleich dient häufig der Diffamierung des politischen Gegners. Er stellt einen Tabubruch dar, der meist mit nachträglichen Entschuldigungen wieder gutgemacht werden muss, aber auch mit dem Verlust von Ämtern und Funktionen bestraft werden kann.

Nazivergleiche relativieren in der Regel den Nationalsozialismus ("Bush = Hitler", verbreiteter Slogan in der Zeit der Demonstrationen gegen den Dritten Golfkrieg) und werden als rhetorisches Mittel zur Rechtfertigung umstrittener Maßnahmen verwendet.

Der Tabubruch ergibt sich bei einem NS-Vergleich nicht in erster Linie durch die angenommene Schwere einer darin transportierten Anschuldigung, die Argumente, Vorgänge oder Personen in geistige Nähe zur Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus setzt. Vielmehr verletzt der Vergleich einer Person oder Sache der Gegenwart mit dem Nazi-Regime den nach dem Historikerstreit geltenden gesellschaftlichen Grundkonsens der geschichtlichen Singularität der im Namen des Nationalsozialismus begangenen Verbrechen. Dadurch, dass z.B. in einer Diskussion ein Argument oder Diskussionspartner in die Nähe nationalsozialistischen Gedankenguts gerückt wird, wird im Nachhinein der geschichtlich ganz besonders herausragende Schrecken der Nazi-Diktatur unterschwellig geleugnet oder zumindest verharmlost. Andererseits wird auch heute noch von gewissen Personengruppen der Völkermord des Nationalsozialismus offen geleugnet, ja es gibt sogar bei gewissen Personengruppen Bestrebungen, ganz bewusst ein Regime in der Tradition der NS-Diktatur Adolf Hitlers zu errichten.

Siehe auch

Literatur

  • Wolfram Wette: Ein Hitler des Orients? NS-Vergleiche in der Kriegspropaganda von Demokratien. In: Gewerkschaftliche Monatshefte. Bd. 54 (2003), 4, S. 231-242.

Weblinks


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