Neue Freie Presse

Neue Freie Presse
Die Presse
Beschreibung österreichische Tageszeitung
Verlag Styria Medien AG
Erstausgabe 3. Juli 1848
Erscheinungsweise täglich
Auflage
(ÖAK, 1. Halbjahr 2008[1])
83.315 Exemplare
Reichweite
(Österreichische Media-Analyse 2007[2])
0,267 Mio. Leser
Chefredakteur Michael Fleischhacker
Herausgeber Horst Pirker
Weblink www.diepresse.at

Die Presse ist eine überregionale, bürgerlich-konservative österreichische Tageszeitung, die zur Styria Medien AG gehört.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die „alte“ Presse (1848-1896)

Die Zeitung wurde zur Zeit der Revolution 1848 vom Unternehmer August Zang nach Pariser Vorbildern (u.a. La Presse von Emil de Girardin) unter dem Namen „Die Presse“ gegründet - die erste Ausgabe erschien am 3. Juli - und war - im Vergleich mit anderen Zeitungsgründungen jenes Jahres - ein eher gemäßigtes bis konservatives Blatt. Nach Niederschlagung der Revolution und Einstellung der meisten Zeitungen geriet sie jedoch immer mehr an den „linken“ Rand, bis sie selbst am 8. Dezember 1849 von der Militärverwaltung Wiens wegen ihrer zunehmend oppositionellen Blattlinie eingestellt wurde. Zang versuchte zwar einen Neuanfang, indem er die Zeitung erneut von Brünn aus - wo kein Ausnahmezustand herrschte - herausgab, musste dieses Unterfangen jedoch im Dezember 1850 aufgeben.

Erst 1851 gelang Zang aufgrund persönlicher Beziehungen die behördliche Genehmigung zur Wiedererstehung der „Presse“, die ab dem 25. September wieder in Wien erschien. 1858 verkaufte Zang die Hälfte der Zeitung für 200.000 Gulden an die Österreichische Creditanstalt für Handel und Gewerbe.[3] Im Jahr 1864 kam es zum Zerwürfnis Zangs mit der Redaktion, die nahezu geschlossen austrat und die „Neue Freie Presse“ gründete. Zang gelang es zwar, ein neues Redaktionsteam (u.a. Eduard Warrens) zusammenzustellen, doch verlor die alte „Presse“ gegenüber der „Neuen Freien Presse“ schon bald an Bedeutung. 1867 trennte sich Zang zur Gänze von der „Presse“, indem er seinen verbliebenen Anteil an die Regierung verkaufte. Diese führte die „Presse“ fortan unter der Leitung eines besonderen Konsortiums halbamtlich weiter und verkaufte ihrerseits 1888 den Anteil an eine Bank.[4] 1896 wurde die „Presse“ endgültig eingestellt.

Die „Neue Freie Presse“ (1864-1939)

Kopf der Neuen Freien Presse.
Pavillon der Tageszeitung Neue Freie Presse bei der Weltausstellung 1873 in Wien

Die von den ehemaligen Redakteuren der „Presse“ Michael Etienne und Max Friedländer sowie deren Administrationsleiter Adolf Werthner gegründete „Neue Freie Presse“ (NFP) erschien erstmals am 1. September 1864 und etablierte sich schon bald zum führenden Blatt der Habsburgermonarchie, das insbesondere vom liberalen Bildungsbürgertum gelesen wurde. Dies ist nicht zuletzt den prominenten Autoren, die für die Zeitung gearbeitet haben, zu verdanken, wie beispielsweise Eduard Hanslick, Theodor Herzl, Hugo von Hofmannsthal, Stefan Zweig, Felix Salten oder Arthur Schnitzler. Noch heute wird von der „Presse“ immer wieder hervorgehoben, dass auch Karl Marx zeitweise als Korrespondent aus London für die „NFP“ arbeitete, das Verhältnis war aber nur von kurzer Dauer und die Mehrzahl der von ihm verfassten Artikel wurden von der Redaktion nicht angenommen.

Nach Friedländers Tod (1872) wurde Etienne der Alleinverantwortliche des redaktionellen Teils der „Neuen Freien Presse“. Friedländers Anteile an der Zeitung übernahm die am 17. Juni 1873 gegründete „Österreichische Journal-A.G.“, deren Kapitalgeber die Wiener Börsenbank bzw. in weiterer Folge die Anglo-österreichische Bank war.[5]

1872 trat Moriz Benedikt in die Redaktion ein. Er übernahm nach Etiennes Ableben (1879) gemeinsam mit Eduard Bacher die Chefredaktion. Eduard Bacher (Chefredakteur ab 1. Mai 1879 und Herausgeber bzw. Co-Herausgeber seit 1888 der NFP) starb 1908; damit wurde Benedikt alleiniger Herausgeber der „NFP“ (bis zu seinem Tod 1920).

Benedikt soll auch sämtliche Aktien der „Österreichischen Journal-A.G.“ erworben haben und so auch wirtschaftlich Herr über die „Neue Freie Presse“ geworden sein. Ein diesbezüglicher Nachweis ist jedoch heute nicht mehr möglich.[6]

Die Zeitung hatte zeitweise mehr als 500 festangestellte Journalisten. Sie wurde auflagenmäßig die drittgrößte Zeitung vor dem Ersten Weltkrieg (1904: 50.000 Exemplare, 1912: 66.000 Exemplare).[7] Ihre bis dahin höchste Druckauflage (90.000 Exemplare) erreichte die Zeitung im Jahr 1920.

Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen am 12. März 1938 und dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich wurde die Zeitung arisiert, jüdische Mitarbeiter wie etwa der letzte, seit 1918 amtierende Redakteur Julian Sternberg, wurden wenige Tage später entlassen. Die Zeitung wurde unter nationalsozialistischer Kontrolle gebracht und der Verlag, die Oesterreichische Journal A.G., am 18. Juni 1938 enteignet.

Die Neue Freie Presse erschien am 31. Jänner 1939 zum letzten Mal und wurde daraufhin mit dem populären Neuen Wiener Journal zum Neuen Wiener Tagblatt verschmolzen.[8]

„Die Presse“ (seit 1946)

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die geistige Tradition unter Ernst Molden wieder aufgenommen. Anfangs hatte Molden viele Rückschläge einzustecken: Das Archiv der Zeitung war vernichtet, die Druckmaschinen von den Nazis nach Oberschlesien abtransportiert; die Namensrechte der Zeitung waren in den Besitz eines Berliner NS-Verlegers gelangt.

Dennoch erschien am 26. Jänner 1946 die erste Ausgabe. Aufgrund der damaligen Papierknappheit wurde die Zeitung vorerst wöchentlich (jeden Donnerstag) herausgebracht. Sie war eine der ersten unabhängigen Zeitungsgründungen der Zweiten Republik. Seit dem 19. Oktober 1948 erscheint die Zeitung täglich, was zuerst einen massiven Auflage- und Abonnenten-Rückgang mit sich brachte und Die Presse in eine schwere finanzielle Krise stürzte. Fritz Molden, der Sohn des Herausgebers Ernst Molden, schaffte es 1950, einen Kredit über zwei Millionen Schilling in New York zu lukrieren, und damit die Zeitung zu retten. 1952 übernahm er als Verlagsdirektor 50 % der Zeitungsanteile, 1953, nach dem Tod von Ernst Molden, übernahm er die Chefredaktion.

Im so genannten Wiener Zeitungskrieg 1958 nahm Die Presse unter Fritz Molden eine Schlüsselrolle ein.

1963 erfolgte die Umstellung auf das internationale Großformat. 1965 erwarb zwar die Bundeswirtschaftskammer einen Großteil der Zeitung. Der damalige Chefredakteur Otto Schulmeister hielt die Zeitung aber erfolgreich von der Bundeswirtschaftskammer unabhängig, arbeitete laut freigegebenen CIA-Akten jedoch unter dem Decknamen GRCAMERA der CIA zu.[9][10]

1973 wurde Die Presse zusammen mit der Washington Post zur „Zeitung des Jahres“ gewählt. 1985 führte die Zeitung als erste in Europa im Ganzseitenumbruch die Datenfernübertragung zur Druckerei ein. Eine Formatänderung erfolgte 1993 vom Rheinischen auf das Berliner Format.

In den 1990ern wurde die Eigentümerstruktur verändert. 1991 wurde die Styria Medien AG, die selbst im Wesentlichen (über 98 %) der „Katholischer Medien Verein Privatstiftung“ gehört, mit 51 % Mehrheitseignerin, im Dezember 1999 wurden vom „Verein zur Förderung der freien bürgerlichen Presse in Österreich“ auch die restlichen Anteile gekauft.

Chefredakteure der Presse

Kolumnisten der Presse

Die Presse heute

Heute wird Die Presse von Horst Pirker herausgegeben und vertritt eine bürgerlich-liberale, konservative und wirtschaftsliberale Grundlinie. Derzeitiger Chefredakteur ist Michael Fleischhacker. Sie erscheint von Montag bis Samstag in einer Abend- und einer leicht mutierten Morgenausgabe, durchgängig farbig, in einem Umfang von durchschnittlich 32 Seiten wochentags und etwa 50 Seiten am Samstag.

Die Zeitung ist in die Ressorts Innenpolitik, Außenpolitik, Wien bzw. Österreich (Chronik), Economist (Wirtschaft), Sport und Feuilleton aufgeteilt. Montags erscheint ein 4-seitiger separater Sportteil, dienstags das ebensolange „Rechtspanorama“, freitags liegt das Magazin „Schaufenster“ bei. Samstags erscheinen zusätzlich die Ressorts Karriere, Immobilien, Reise und die Wochenendbeilage Spectrum. In Südösterreich erscheint zehn mal im Jahr die Beilage „Business Lounge“.

Seit dem 15. März 2009 erscheint die "Presse" auch in einer eigener Sonntagsausgabe mit dem Namen "Die Presse am Sonntag"[11]. Unter der redaktionellen Leitung von Rainer Nowak und Christian Ultsch will Die Presse am Sonntag die erste sonntags herausgegebene Qualitätszeitung sein und spricht damit Leute an, die "gerne lesen"[12]. Die modernisierte Aufmachung spricht des Weiteren vor allem auch eine jüngere Zielgruppe an.

Die Presse am Sonntag" besteht aus den Ressorts Politik, Wien, Eco, Sport & Spiel, Leben, Globus, Kultur sowie Debatte. Im stummen Verkauf liegt der Presse am Sonntag ferner der Karriere-, Immobilien- sowie Bildungsteil der Samstagsausgabe bei.

Die Presse ist Genossenschafter der Austria Presse Agentur.

Auflagen und Reichweiten

Der Hauptkonkurrent der Zeitung ist die linksliberale Tageszeitung Der Standard. Gemeinhin werden die beiden Blätter zusammen mit den christlich-liberalen Salzburger Nachrichten und der Wiener Zeitung als die vier Qualitätszeitungen Österreichs angesehen.

Laut Österreichischer Media-Analyse hatte die Zeitung im Jahr 2007 durchschnittlich 267.000 Leser, und rangiert damit hinter Kronen Zeitung, Kleiner Zeitung, Kurier und Standard auf Platz 5 der überregionalen Tageszeitungen. (Die Zeitung Österreich nimmt nicht an der Media-Analyse teil.) In den vergangenen Jahren verlor die Presse, wie die meisten anderen österreichischen Tageszeitungen, sukzessive an Lesern. So lag die Reichweite im Jahr 2006 noch bei 300.000 Lesern, im Jahr 2001 bei 351.000 Lesern.[13] Die größten Reichweiten hat Die Presse demnach bei den Lesern mit Matura oder Hochschulabschluss sowie bei Lesern mit einem Haushaltseinkommen von 3.000 Euro (oder mehr) monatlich.

In den Auflagenzahlen der Österreichischen Auflagenkontrolle liegt die Presse mit einer verkauften Auflage von aktuell 83.315 nach wie vor um wenige Tausend Exemplare vor dem direkten Konkurrenten, dem Standard, den die Presse sowohl im Direkt- als auch im Großverkauf um je etwas mehr als dreitausend Stück überbietet. Die Presse ist somit – seit Erscheinen von Österreich – die viertgrößte österreichweit erscheinende Tageszeitung.[1]

Sonstiges

Neben der Printausgabe verfügt Die Presse mit diepresse.com auch über ein umfangreiches Informationsangebot im Internet sowie im Teletext von ProSieben Austria. Gemeinsam mit dem ORF kürt die Presse jährlich seit 2004 Persönlichkeiten aus den Kategorien Wissenschaft, Wirtschaft und Humanität zu Österreichern des Jahres.

Literatur

  • Adam Wandruska: Geschichte einer Zeitung. Presse Druck, Wien 1958
  • Andreas Unterberger und Julius Kainz: 150 Jahre „Die Presse“. Holzhausen, Wien 1998, ISBN 3-900518-83-1

Einzelnachweise

  1. a b www.oeak.at – Auflagenliste 1. Halbjahr 2008 (PDF), Österreichische Auflagenkontrolle (abgerufen am 25. September 2008)
  2. Österreichische Mediaanalyse 2007, Tageszeitungen total
  3. Edith Walter: Österreichische Tageszeitungen der Jahrhundertwende (Ideologischer Anspruch und ökonomische Erfordernisse). Verlag Böhlau, Wien 1994, Seite 46
  4. Edith Walter: a.a.O., Seite 46 (Laut Walter sei der Verkauf „offenbar an die Rothschild-Bank“ - nämlich an die Österreichische Creditanstalt für Handel und Gewerbe - erfolgt. Die weiteren Ausführungen Walters lassen aber den Schluss zu, dass es sich auch um die Österreichische Länderbank gehandelt haben könnte.
  5. Edith Walter: a.a.O., Seite 48
  6. Edith Walter: a.a.O., Seite 51
  7. Edith Walter: a.a.O., Seite 51
  8. Helmut W. Lang (Hrsg.): Österreichische Retrospektive Bibliographie (ORBI). Bearbeitet an der Österreichischen Nationalbibliothek. Reihe 2: Österreichische Zeitungen 1492–1945, Band 3: Bibliographie der österreichischen Zeitungen 1621–1945, N–Z, Verlag K. G. Saur, München 2003, ISBN 3-598-23384-1, S. 34f
  9. "Patriot" als "Kollaborateur" - Beitrag von ORF am 19. April 2009 abgerufen am 19. April 2009
  10. "Ex-"Presse"-Chef im Dienste der CIA: Otto Schulmeister agierte für den Geheimdienst" - Coverstory von profil Ausgabe 17 vom 20. April 2009 abgerufen am 19. April 2009
  11. http://diepresse.com/amsonntag
  12. http://diepresse.com/unternehmen/pressenews/453722/index.do
  13. Österreichische Media-Analyse: Jahresberichte 2001, 2006 und 2007 ( www.media-analyse.at )

Weblinks


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