- Neue Pinakothek München
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Die Neue Pinakothek im Kunstareal München ist ein Kunstmuseum, das speziell Malereien und Skulpturen aus dem 18. und 19. Jahrhundert zeigt. Die Bestände sind Teil der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Gegenüber der Neuen Pinakothek befindet sich die Alte Pinakothek mit Werken bis zum beginnenden 18. Jahrhundert. Als drittes Museum komplettiert die Pinakothek der Moderne das Kunstareal mit Werken des 20./21. Jahrhunderts.
Geschichte
Die Galerie wurde von Ludwig I. gegründet, der damit nach dem von ihm ebenfalls veranlassten Bau der Alten Pinakothek seine seit 1809 entstandene Privatsammlung von zeitgenössischen Kunstwerken der Öffentlichkeit zugänglich machen wollte. Die Neue Pinakothek, eröffnet am 25. Oktober 1853, war damit außerdem die erste Sammlung "moderner" Kunst weltweit. Die hier erstmals gezogene Trennlinie zwischen Alt und Neu, die für die Zeit kurz vor 1800 angesetzt wurde, wurde für deutsche Galerien wegweisend.
Vorerst lag, bedingt durch Ludwigs Vorlieben, das Hauptgewicht der Ausstellung auf der Münchner Schule (Bildende Kunst) und der Deutschen Romantik. Der besondere Schwerpunkt lag auf den Malern der süddeutschen Schulen und Akademien. Allerdings verfolgte Ludwig I. auch dynastische Ziele mit der Errichtung des Museums, denn einst wurden die Gemälde Carl Rottmanns, die das von Ludwigs Sohn Otto regierte Griechenland in heroisierenden Landschaften darstellen, im Hauptsaal ausgestellt. Nach dem Tode Ludwigs kamen nach und nach weitere bedeutende Werke hinzu, allerdings verharrte München lange in vertrauten Wegen.
Dies änderte sich erst wieder ab 1909 mit der unter der Aufsicht des damaligen Generaldirektors der Münchner Staatsgemäldesammlungen, Hugo von Tschudi erfolgten „Tschudi-Spende“. Er richtete sein Augenmerk verstärkt auf die bis dahin eher vernachlässigten modernen französischen Künstler. Ihm verdankt die Neue Pinakothek ihre eindrucksvolle Impressionistensammlung. 1938 wurde allerdings Vincent van Goghs „Selbstbildnis“ als „entartet“ beschlagnahmt und ein Jahr später verkauft. Für die Abgrenzung zur Staatsgalerie Moderner Kunst mit der Zeit um 1900 wurde im wesentlichen die Frage entscheidend, ob ein Werk die Innovationen von Henri Matisse und den Expressionisten schon voraussetzte. Folgerichtig befindet sich seit der Wiedereröffnung der Neuen Pinakothek ein durch die Tschudi Spende erworbenes Bild von Matisse (Stilleben mit Geranien, 1910) bereits in der Pinakothek der Moderne, während sich eine frühe eher noch traditionelle Skulptur Picassos (Der Narr, 1905) noch in der Neuen Pinakothek befindet.
Die Sammlung der Neuen Pinakothek wuchs bis heute durch Stiftungen und Käufe wichtiger Werke beständig an, so dass sie heute weltweit zu den wichtigsten Ausstellungen der Kunst des späten 18. Jahrhunderts und des 19. Jahrhunderts zählt.
Das Gebäude
Nachdem einige andere Bauplätze verworfen worden waren, entstand das Galeriegebäude im Auftrag Ludwigs I. gegenüber der Alten Pinakothek. Die Pläne stammten von Friedrich von Gärtner und August von Voit. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude der Neuen Pinakothek vollständig zerstört und bald darauf abgetragen. Die Bestände wurden seit 1947 im Haus der Kunst ausgestellt.
1967 gewann Architekt Alexander Freiherr von Branca den Ideenwettbewerb für einen Neubau. Am 16. Juli 1975 erfolgte die Grundsteinlegung. Am 28. März 1981 wurde der postmoderne Neubau eröffnet. Während der sandsteinverkleidete Bau mit seinen Erkern, Fluchttreppen und Rundbogenfenstern selbst umstritten ist, finden die vorzüglichen Oberlichtsäle allgemein Anerkennung. Im Westflügel befindet sich das Doerner Institut.
Die Sammlung
Die Neue Pinakothek zeigt aus ihrem Bestand von über 3.000 Gemälden und 300 Skulpturen ständig eine Auswahl von mehr als 400 Werken.
Internationale Kunst des späten 18. Jahrhunderts
Die Sammlung umfasst unter anderen Werke von Anton Graff (Heinrich XIII, Graf Reuß, 1775), Francisco de Goya (Die Landpartie, 1776; Don José Queraltó als spanischer Armeearzt, 1802), Angelika Kauffmann (Selbstbildnis, 1784), Jacques-Louis David (Bildnis der Anne-Marie-Louise Thélusson, Comtesse de Sorcy, 1790), Johann Heinrich Füssli (Satan und Tod, von der Sünde getrennt, 1792/1802), Johann Friedrich August Tischbein (Nicolas Châtelain im Garten, 1791)
Englische Malerei des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts
Fast alle bedeutsamen Maler Englands des 18. und frühen 19. Jahrhunderts sind in der Neuen Pinakothek ausgestellt, so Thomas Gainsborough (Landschaft mit Hirt und Herde, 1784; Mrs. Thomas Hibbert, 1786), William Hogarth (Richard Mounteney), George Stubbs (Hühnerhund, ca. 1760), Joshua Reynolds (Captain Philemon Pownall, 1769), Thomas Lawrence (Die beiden Söhne des 1. Earl Talbot, ca. 1792), George Romney (Catherine Clements, 1788), Richard Wilson (Blick von Syon House über die Themse bei Richmond Gardens, ca. 1765), Henry Raeburn (Mrs. J. Campbell of Kilberry, 1802), David Wilkie (Testamentseröffnung, 1820), John Constable (Blick von East Bergholt auf Dedham Vale, 1825), und William Turner (Ostende, 1844)
Deutsche Künstler des Klassizismus in Rom und Nazarener
wie Jakob Philipp Hackert (Lago d'Averno, 1807), Josef Anton Koch (Heroische Landschaft mit Regenbogen, 1815), Ludwig Richter (Der Watzmann, 1824), Friedrich Overbeck (Italia und Germania, 1828), Friedrich Wilhelm von Schadow (Bildnis einer jungen Römerin, 1818), Heinrich Maria von Hess (Marchesa Marianna Florenzi, 1824) und Peter von Cornelius (Die drei Marien am Grab, ca. 1822)
Deutsche Romantik
mit Werken von Caspar David Friedrich (Gartenlaube, 1818), Johan Christian Dahl (Morgen nach einer Sturmnacht, 1819), Karl Friedrich Schinkel (Dom über einer Stadt, ca. 1830), Carl Blechen (Bau der Teufelsbrücke, 1830) und anderen
Biedermeier
vertreten zum Beispiel durch Domenico Quaglio (Die alte Reitschule mit dem Café Tambosi in München, 1822), Franz Xaver Winterhalter (Graf Jenison-Walworth, 1837), Ferdinand Georg Waldmüller (Junge Bäuerin mit drei Kindern im Fenster, 1840), Moritz von Schwind (Eine Symphonie, 1852), Carl Spitzweg (Der Institutsspaziergang, ca. 1855)
Französischer Realismus und Französische Romantik
mit Théodore Géricault (Auffahrende Artillerie, ca. 1814), Eugène Delacroix (Clorinde befreit Olindo und Sophronia, ca. 1855), Jean-François Millet (Bauer beim Pfropfen eines Baumes, 1855), Honoré Daumier (Das Drama, 1860), Gustave Courbet (Landschaft bei Maizières, 1865) und anderen.
Historien- und Gesellschaftsmalerei
mit Werken beispielsweise von Wilhelm von Kaulbach (Ludwig I umgeben von Künstlern und Gelehrten, 1848), Karl Theodor von Piloty (Seni vor der Leiche Wallensteins, 1855), Franz von Defregger (Das letzte Aufgebot, 1872) und Hans Makart (Die Falknerin, ca. 1880).
Malerei der Deutschrömer
insbesondere von Arnold Böcklin (Im Spiel der Wellen, 1883), Anselm Feuerbach (Nanna, 1861) und Hans Thoma (Taunuslandschaft, 1890) sowie Hans von Marées (Selbstbildnis, 1883), von dem die Neue Pinakothek Dank der Schenkung von Fiedler (1891) zahlreiche Werke besitzt, die durch das Benutzen schlechter Farben trotz konservatorischer Bemühungen vom langsamen Verlöschen bedroht sind.
Deutscher Realismus
wie Wilhelm Leibl (Bildnis der Frau Gedon, 1868), Franz von Lenbach (Dorfstraße von Aresing) und Adolph Menzel (Wohnzimmer mit Menzels Schwester, 1847)
Deutsche Impressionisten
insbesondere mit Max Liebermann (Badende Jungen, 1898), Lovis Corinth (Eduard Graf von Keyserling, 1901), Fritz von Uhde (Schwerer Gang, 1890), Maria Slavona und Max Slevogt (Feierstunde, 1900)
Französische Impressionisten
mit Werken von Pierre-Auguste Renoir (Bildnis einer jungen Frau, 1876) (Die Gärten von Montmartre mit Blick auf Sacré-Coeur im Bau, 1896), Édouard Manet (Frühstück im Atelier, 1868; Die Barke, 1874), Claude Monet (Seinebrücke von Argenteuil, 1874; Seerosen, ca. 1915), Paul Cézanne (Der Bahndurchstich, ca. 1870; Stillleben mit Kommode, ca. 1883), Paul Gauguin (Die Geburt - Te tamari no atua, 1896), Camille Pissarro (Straße in Upper Norwood 1871), Edgar Degas (Die Büglerin, ca. 1869), Alfred Sisley (Der Weg nach Hampton Court, 1874), Georges-Pierre Seurat und Vincent van Gogh (Der Weber, 1884; Sonnenblumen, 1888; Blick auf Arles, 1889).
Symbolismus, Jugendstil und beginnendes 20. Jahrhundert
vertreten unter anderen durch Gustav Klimt (Margaret Stonborough-Wittgenstein 1905), Giovanni Segantini (Das Pflügen, 1887/1890), Fernand Khnopff (Ich schließe mich selbst ein, 1891), Paul Signac (S. Maria della Salute, 1905), Maurice Denis (Gallische Herdengöttin, 1906), Henri de Toulouse-Lautrec (Der junge Routy auf Schloss Céleyran, 1882), James Ensor (Stilleben im Atelier, 1889), Ferdinand Hodler (Die Lebensmüden, 1892), Franz von Stuck (Die Sünde, 1893), Edouard Vuillard (Szene im Café, 1903), Edvard Munch (Frau im roten Kleid (Straße in Aasgaardstrand), 1902), Pierre Bonnard (Dame vor dem Spiegel, 1905) und Egon Schiele (Agonie, 1912). Bilder aus dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts sind bereits auch in der Pinakothek der Moderne ausgestellt.
Skulpturen
Ausgestellt sind auch Skulpturen des 19. und frühen 20.Jahrhunderts, unter anderem von Bertel Thorvaldsen (Adonis, 1802/1832), Antonio Canova (Paris Statue, 1807-16), Rudolf Schadow (Die Sandalenbinderin, 1813/1817), Auguste Rodin (Kauernde, 1880/82), Max Klinger (Elsa Asenijeff, ca. 1900), Aristide Maillol (Flora, 1910), Pablo Picasso (Der Narr, 1905).
Weblinks
- www.pinakothek.de/neue-pinakothek
- Informationen über Neue Pinakothek bei euromuse.net
- Beschreibung und Rekonstruktion
Museen und Sammlungen im Kunstareal MünchenAlte Pinakothek | Neue Pinakothek | Pinakothek der Moderne | Städtische Galerie im Lenbachhaus mit Kunstbau | Türkentor | Museum Brandhorst | Glyptothek | Staatliche Antikensammlungen | Staatliche Graphische Sammlung | Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke | Staatliches Museum Ägyptischer Kunst (ab 2010)
Institute und Forschungseinrichtungen
Doerner Institut | Palais Pinakothek im Palais Dürckheim48.14972222222211.571111111111Koordinaten: 48° 8′ 59″ N, 11° 34′ 16″ O
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