Neue Sorge (Königsberg)

Neue Sorge (Königsberg)

Neue Sorge war ein Stadtteil von Königsberg (Preußen). Er lag innerhalb des Stadtwalles, nördlich des Sackheim, östlich des Schlossteichs und westlich von Kalthof.

Inhaltsverzeichnis

Name

Der Name ist prußisch abzuleiten und verweist auf einen Wachtposten: "sargs" (Wächter, Behüter, Pförtner, Schließer, Sicherung). 1405 ist im Samland ein Dorf Sorgin belegt, dessen genaue Lage heute jedoch umstritten ist.

Dem Volksmund nach soll sie "ihren Namen daher erhalten haben, daß der damalige preußische Statthalter, Fürst Bogislaus Radzivil, als man ihn ersuchte, diesem neuen Stadttheil einen Namen zu geben, „wieder eine neue Sorge!" ausgerufen haben soll." [1]

Geschichte

Die drei Königsberger Städte waren von Freiheiten umgeben. Die Neue Sorge gehörte neben der Burgfreiheit, dem Tragheim, dem Roßgarten und dem Sackheim zum Schloss. Hauptstraße war die Neue-Sorge- oder Gumbinnerstraße, später Königsstraße, die zum Gumbinner Tor oder Königstor führte. Nördlich wurde der Stadtteil durch die Kalthöferstraße begrenzt. Das Gerichtssiegel stammt aus dem Jahr 1662 und zeigt eine Hand aus den Wolken, die ein Winkelmaß zwischen zwei offenen Augen hält. Unter dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm erhielten hier Hofbediente Ländereien geschenkt, die bereits Häuser mit besonderen Privilegien besaßen. Das geschenkte Land konnten sie selbst nutzen oder auch gegen Zins anderen überlassen. Die Neue Sorge bestand also überwiegend aus Adelshäusern, den sogenannten "Adligen Gründen". Sie unterstanden nicht der Gerichtsbarkeit des Oberburggrafen.

"Auf der Neuensorge liegen: die französisch=reformirte zwischen 1733 und 1736 erbaute Kirche, wozu Friedrich Willhelm der Erste 12000 Thaler gab. Das Gebäude ist für seinen Umfang zu niedrig. Die Thüre hat ein sehr starkes, mit sehr massiven Säulen gestütztes Fronton. Das Hauptfronton am Dache darüber ist hingegen sehr schwach, und über der Hauptthüre ist ein großes halbzirkelförmiges Fenster angebracht. Ohnweit der Kirche liegt der deutsch=reformirte Kirchhof, den 1623 Georg Willhelm den Reformirten schenkte, da ihnen die Lutheraner bei den Beerdigungen manche Schwierigkeiten machten; und das Geschenk dieses Kirchhofs veranlaßte manchen Streit mit den Ständen. Der kleine Jägerhof oder das Jagdzeughaus dient zur Wohnung einiger Forstbedienten und Aufbewahrung der Jagdgeräthe. Das Königliche Haus dient zur ecole militaire und zur Wohnung der Lehrer bei der Kunstschule. Auf der Neuensorge liegt das vor Kurzem errichtete Zimmermannsche Stift, in der Kalthöfschen Straße das französisch=reformirte und von Bronikowskische Stift. Die Häuser des Herrn Grafen Dohna aus Schlodien find in Betreff der Privilegien den Dohnaschcn Gründen in der Junkergasse gleich, und es wird darin auch die Brauerei getrieben. Die gräflich Dönhof=Wolfsdorfschen Häuser haben gleiche Privilegien, sich aber der eignen Jurisdiction begeben, und das Haus des Herrn Grafen von Schlichen auf Gerdauen, vormals des Herrn Landhofmeister Grafen von Gröben, besitzt gleichfalls eigne Gerichtsbarkeit. Zu den besten Häusern auf der Neuensorge gehören: das regelmäßig gebaute Haus des Herrn Grafen von Schulenburg; das gräflich Eulenburgsche, das von Bolschwingsche Haus mit drei Risaliten, das gut eingerichtete Gerlachsche und das Höpfnersche Haus, das von Kurowstische Haus in der Willhelmsstraße und das Haus des Negotianten Schnell und das Dornsche Haus." [2]

Später lagen in diesem Stadtteil das Landratsamt, die Kunst- und Gewerbeschule, die "Deutsche Ressource", ein Gymnasium, ein Ober-Lyzeum, die "Ostpreußische Feuersocietät" sowie Polizeiunterkünfte. Südlich der Königstraße zum Sackheim hin befanden sich: Ober-Realschule, Lyzeum, Französisch-reformierter Kirchhof, St. Elisabeth-Krankenhaus, Landeshaus, Städtisches Waisenhaus.

Sakralbauten

  • Lutherische Kirche. Baubeginn 1640; wegen Streit mit den Katholiken, die sich darüber beschwerten, dass ihnen die Kirche zu nahe gelegen sei, konnte der Bau erst 1648 vollendet werden.
  • Französisch-reformierte Kirche, zwischen 1733 und 1736 erbaut

Literatur

  • Baczko, Ludwig von: Versuch einer Geschichte und Beschreibung von Königsberg, Königsberg 1804
  • Blažiene, Grasilda: Hydronymia Europaea, Sonderband II, Die baltischen Ortsnamen im Samland, Wolfgang Schmid Hrsg., Steiner Verlag Stuttgart 2000
  • Gause, Fritz: Königsberg in Preußen, Rautenberg Leer 1987
  • Gerullis, Georg: Die altpreußischen Ortsnamen, Berlin, Leipzig 1922
  • Schroetter, Frey Herrn von: Karte von Ost-Preussen nebst Preussisch Litthauen und West-Preusssen nebst Netzedistrict 1796-1802, Historisch-Geographischer Atlas des Preußenlandes, Franz Steiner Verlag Wiesbaden

Einzelnachweise

  1. Baczko, Ludwig von: Versuch einer Geschichte und Beschreibung von Königsberg, Königsberg 1804, S.32
  2. Baczko, Ludwig von: Versuch einer Geschichte und Beschreibung von Königsberg, Königsberg 1804, S.149

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Neue Sorge — ist der Name von: einem ehemaligen Stadtteil in Königsberg in Preußen, jetzt Kaliningrad bezeichnet, siehe Neue Sorge (Königsberg) einem Ortsteil der Kleinstadt Lindau in Sachsen Anhalt (Deutschland). ein 1831 in Altenburg in Thüringen… …   Deutsch Wikipedia

  • Sorge (Begriffsklärung) — Sorge bezeichnet: eine Befürchtung bzw. das auf die Stillung eigener oder fremder Bedürfnisse gerichtete Handeln, siehe Sorge die rechtliche Verantwortungsbeziehung im Eltern Kind Verhältnis, siehe Elterliche Sorge Sorge ist der Ortsname für:… …   Deutsch Wikipedia

  • Königsberg — Königsberg, 1) K. in Preußen (poln. Krolewiec, lat. Regiomontanum; hierzu der Stadtplan, mit Registerblatt), Festung und Hauptstadt der preuß. Provinz Ostpreußen und des gleichnamigen Regierungsbezirks, Krönungs und dritte Residenzstadt der… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Sorge — 1. Allzeit mit sorgen. – Latendorf II, 5. Kaiser Rudolf s Symbol. 2. Allzeit mit sorgen, Abend vnd Morgen. – Petri, II, 8. 3. Als offt dich sorg vnd noth angath, so pflege alter leute rhat. Lat.: Vtere consilio, vir amice, senum tibi mando. (Loci …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Liste der Lokalitäten in Königsberg — Eine Liste von Stadtteilen und Plätzen und Lokalitäten im Stadtkreis Königsberg. Inhaltsverzeichnis 1 A 2 B 3 C 4 D 5 E 6 F 7 …   Deutsch Wikipedia

  • Roßgarten (Königsberg) — Roßgarten (auch Alter Roßgarten, Neue Huben oder Neun Huben) war ein Stadtteil von Königsberg (Preußen). Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Name 3 Geschichte 4 Sakralbauten …   Deutsch Wikipedia

  • Löbenicht — Der Löbenicht (oder auch Löbnicht) war einer der drei ursprünglichen Siedlungskerne der Stadt Königsberg, östlich der Altstadt gelegen. Zu ihm gehörten 1785 der Anger des Steegen und an Vorstädten der Roßgarten, die Neue Sorge, der Sackheim und… …   Deutsch Wikipedia

  • Königstor (Kaliningrad) — Das Königstor in Kaliningrad Das Königstor in Kaliningrad, früher Königsberg, ist eines von ehemals sechs Stadttoren und Teil der Fortifikationsanlagen in Königsberg, die im 19. Jahrhundert in Königsberg errichtet wurden. Es lag im Stadtteil Neue …   Deutsch Wikipedia

  • Preußen [2] — Preußen (Gesch.). Das eigentliche Königreich P. (Ost u. Westpreußen), wurde in der ältesten geschichtlichen Zeit, im 4. Jahrh. n.Chr., diesseits der Weichsel von den germanischen Gothonen, jenseit von den slawischen Venetä (Wenden) bewohnt; an… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Preußen [3] — Preußen (Preußischer Staat, hierzu Karte »Preußen«), der wichtigste Staat im Deutschen Reich, besteht seit 1866 im wesentlichen aus einem zusammenhängenden Gebiet, das freilich eine Anzahl von kleinern Staaten (beide Mecklenburg, die Freien… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”