- Neue Tacoma-Narrows-Brücke
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Die Tacoma-Narrows-Brücke (englisch Tacoma Narrows Bridge), ist eine Hängebrücke im US-Bundesstaat Washington. Sie führt die autobahnähnlich ausgebaute Staatsstraße 16 von Tacoma über die Tacoma Narrows, einen Seitenarm des Puget Sounds, nach Gig Harbor und erschließt so die nur im Südwesten mit dem Festland verbundene Kitsap-Halbinsel mit dem Hauptort Bremerton von Südosten her. Die Brücke besteht aus zwei parallelen Bauwerken, von denen jedes den Verkehr einer Fahrtrichtung aufnimmt. Vor der im Juli 2007 erfolgten Inbetriebnahme der zweiten Brücke floss der gesamte Verkehr über das 1950 fertiggestellte Bauwerk.
Die erste Tacoma-Narrows-Brücke wurde an gleicher Stelle bereits 1938–1940 ebenfalls als Hängebrücke erbaut und stürzte nach nur vier Monaten Betriebszeit am 7. November 1940 aufgrund winderregter Schwingungen spektakulär ein.
Die Brücke von 1940
Mit einer Mittelspannweite von 853 Metern besaß die erste Tacoma-Narrows-Brücke zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung die drittgrößte Spannweite einer Hängebrücke weltweit. Sie wurde am 1. Juli 1940 nach 19 Monaten Bauzeit eröffnet.
Die Brücke war von dem Ingenieur Leon Moisseiff entworfen worden. Moisseiff sah eine äußerst schlanke Konstruktion des Fahrbahnträgers als Stahl-Vollwandträger vor – extrem niedrig und mit nur zwei Fahrbahnen und zwei Fußwegen auch sehr schmal. Diese Entwicklung hatte Fritz Leonhardt mit der Planung der Rodenkirchener Brücke in Köln angestoßen. Bis dahin waren Hängebrücken immer mit wesentlich höheren und steiferen Fachwerkträgern ausgeführt worden. Das neue Konzept war noch vor Baubeginn an der Rodenkirchener Brücke von Othmar Ammann für die Bronx-Whitestone-Brücke in New York City übernommen und weitergeführt worden, an der auch Moisseiff mitgearbeitet hatte. Moisseiff ging diesen Weg bei der Tacoma-Narrows-Brücke noch weiter.
Vergleich der ersten Hängebrücken mit Vollwandträgern Spannweite l Tragwerkshöhe h Tragwerksbreite b Schlankheit h/l Schlankheit b/l Tacoma-Narrows-Brücke 853 m 2,4 m 11,9 m 1:350 1:72 Bronx-Whitestone-Brücke 701 m 3,4 m 22,6 m 1:209 1:31 Rodenkirchener Brücke 378 m 3,3 m 22,6 m 1:114 1:17 Diese Schlankheit führte zu einer sehr niedrigen Steifigkeit und einem sehr niedrigen Gewicht. Zusammen mit einer aerodynamisch ungünstigen Form des Trägers machte das die Brücke sehr windempfindlich. Schon bei leichtem Wind bildete sich hinter dem Träger eine Kármánsche Wirbelstraße, deren Wirbel sich mit annähernd der Eigenfrequenz der Brücke ablösten, so dass die Brücke in Resonanz geriet. Bald erhielt sie wegen ihres Auf- und Abschwingens den Spitznamen „Galloping Gertie“ und wurde zum Touristenmagneten. Manche Autofahrer kamen extra zum „Achterbahnfahren“, andere nahmen lieber weiter den zeitaufwändigen Umweg über Olympia im Südwesten in Kauf, den die Brücke eigentlich ersparen sollte.
Am 7. November 1940 kam aus südwestlicher Richtung, quer zur Brücke, Starkwind auf. Dadurch geriet die Brücke in einen anderen Schwingungsmodus und führte jetzt erstmals Torsionsschwingungen aus. Bei diesem Modus handelte es sich um eine so genannte selbsterregte Schwingung, die anders als die Resonanzschwingung keine Anregung mit einer bestimmten Frequenz erfordert. Der sich verwindende Fahrbahnträger konnte so durch seine ändernde Stellung im Wind diesem immer weiter Energie zur Verstärkung der Schwingung entnehmen, völlig unabhängig von der Frequenz einer Kármánschen Wirbelstraße, die nun bereits um den Faktor fünf über der der Fahrbahnschwingung gelegen hätte. Nach einer dreiviertel Stunde rissen bei einer Windgeschwindigkeit von 67 km/h (Windstärke 8) die Seile und die Fahrbahn stürzte mit zwei noch eilig verlassenen Autos und einem Cockerspaniel in die Tacoma Narrows. Menschen kamen bei dem Unglück nicht zu Tode, die zuletzt auf der Brücke befindlichen erlitten allerdings teilweise erhebliche Prellungen und Schürfungen. Das Ereignis wurde von Ingenieuren der University of Washington gefilmt, die die Brücke aufgrund der Schwingungen bereits längere Zeit systematisch beobachteten. Als Ergebnis dieser Untersuchungen war bereits für die folgenden Tage die Ausstattung des Fahrbahnträgers mit Windabweisern aus Stahlblech vorgesehen gewesen.
Nach dem Einsturz
Die Bronx-Whitestone-Brücke wurde nach dem Einsturz der Tacoma-Narrows-Brücke mit zusätzlichen Gitterträgern verstärkt, das geschah allerdings mehr aus psychologischen Gründen. Die Überreste der abgestürzten Fahrbahn liegen auch heute noch an Ort und Stelle unter Wasser; sie wurden 1992 unter Denkmalschutz gestellt. Die Tacoma-Narrows-Brücke wurde mit neuen Pylonen auf den Fundamenten der alten Brücke neu gebaut, diesmal mit einem konventionellen Fachwerkträger. Zehn Jahre nach dem Einsturz wurde die neue Brücke am 14. Oktober 1950 wiedereröffnet.
Die Bauweise mit Fachwerkträgern sollte sich weltweit sehr lange halten. Obwohl es möglich gewesen wäre, auch bei großen Hängebrücken richtig ausgelegte Vollwand- oder Kastenträger zu verwenden, wurde erst 1966 mit der Severn-Brücke in England eine solche Brücke mit Kastenträger fertiggestellt.
Der Film des Einsturzes wird häufig als Anschauungsmaterial für die aerodynamischen und schwingungstechnischen Vorgänge verwendet. Es ist der einzige bekannte Film eines Hängebrückeneinsturzes. Als kulturgeschichtlich bedeutsames Filmdokument wurde dieser Film, der in vielen weiteren Bearbeitungen vorliegt, so für die zeitgenössische amerikanische Wochenschau, im Jahr 1998 in das National Film Registry der USA aufgenommen.
Bedeutendste Folge der Katastrophe war, dass seither neben der Statik auch die Dynamik bei der Konstruktion von Brücken berücksichtigt wird und dass sämtliche größeren Brücken als Modell im Windkanal getestet werden.
Weblinks
- Seiten des Washington State Department of Transportation zur Tacoma-Narrows-Brücke
- Wochenschau-Film des Einsturzes
- Bilder des Einsturzes (engl.)
- Hintergrundinformation und Filmmaterial
- Zusammenfassung aller schwingungstechnischen Erkenntnisse zur Tacoma-Narrows-Brücke (engl.)
47.266388888889-122.54972222222Koordinaten: 47° 15′ 59″ N, 122° 32′ 59″ W
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