Neuer Garten

Neuer Garten

Der Neue Garten ist ein 102,5 ha großes Parkgelände, das im Norden Potsdams an den Heiligen See und den Jungfernsee grenzt. Friedrich Wilhelm II. ließ ab 1787 auf diesem Areal einen neuen Garten anlegen, daher der Name.

Inhaltsverzeichnis

Der Garten

Grünes Haus

Bereits in seiner Kronprinzenzeit erwarb Friedrich Wilhelm II. das Grundstück eines Kaufmanns am Heiligen See, das durch Ankauf angrenzender Obst- und Weingärten im Laufe der Zeit vergrößert wurde. Ein Jahr nach seinem Regierungsantritt begannen die Arbeiten an der Anlage. Der Park sollte dem Zeitgeist entsprechend ein gartenarchitektonisch modernes Bild wiedergeben und sich von den überholten Formen des alten barocken Zier- und Nutzgartens Sanssouci, Friedrichs des Großen, abheben.

Durch Reisen in das kleine Fürstentum Anhalt-Dessau waren dem König die Wörlitzer Anlagen bekannt. Dieser früheste und größte Landschaftsgarten nach englischem Muster auf dem europäischen Kontinent entsprach seinem Ideal in der Gartengestaltung. Für die Umsetzung dieses Ideals wurde der Wörlitzer Gärtner Johann August Eyserbeck verpflichtet.

Im Unterschied zum weitläufigen englischen Landschaftsgarten des 19. Jahrhunderts, dessen Hauptelemente Baum, Wiese und Wasser waren, gliederte sich der Garten nach englischem Vorbild Ende des 18. Jahrhunderts durch relativ abgeschlossene Gartenpartien, geschmückt durch kleine Gartenarchitekturen. Der freien Natur nachgebildet, betonte man in der Gestaltung den landschaftlichen Charakter. Die Bäume und Pflanzen sollten ungeschnitten in freier Wuchsform natürlich erscheinen.

Auch das ländliche Leben wurde wiederentdeckt. Weidende Kühe gehörten zum Bild des Neuen Gartens, deren Milch in der am nördlichsten Zipfel des Parks gelegenen Meierei zu Butter und Käse verarbeitet wurde. Bereits vorhandene und in die Planung einbezogene Gartenhäuser sind noch heute vorhanden. Sie werden nach ihrer Farbgebung Weißes, Braunes, Rotes und Grünes Haus genannt.

1816 kam Peter Joseph Lenné, in diesem Jahr noch Gartengeselle, nach Potsdam. Er bekam die Aufgabe, den inzwischen verwilderten Garten umzugestalten. Unter Beibehaltung einiger Einzelpartien schuf er einen englischen Landschaftspark mit weiten Gartenräumen, Wiesenflächen und breiten Wegen, vor allem aber Sichtachsen zur Pfaueninsel, Glienicke, Babelsberg und Sacrow.

Die Bauten im Neuen Garten

Das Marmorpalais

Mit der Anlage eines neuen Gartens in Potsdam ließ sich Friedrich Wilhelm zur selben Zeit, in den Jahren 1787–1792, ein neues Schloss errichten. Nach Plänen Carl von Gontards und Carl Gotthard Langhans', der vor allem für den Innenausbau verantwortlich war, entstand das Marmorpalais, ein Werk im Stil des Frühklassizismus. Mit diesem Gebäude hielt die im übrigen Europa längst verbreitete Stilrichtung auch in Berlin-Brandenburg Einzug und leitete den künstlerischen Epochenwechsel ein.

Friedrich Wilhelm II. gehörte einer Loge der Freimaurer und dem eher mystisch orientierten Geheimbund der Rosenkreuzer an. In einigen Gebäuden des Neuen Gartens spiegeln sich Bedeutungsinhalte der Freimaurerei wieder. So wurde die Schlossküche als halbversunkener Tempel, der Eiskeller als Pyramide und die Bibliothek gotisch gebaut. Die Architektur stand in keinem Zusammenhang mit der eigentlichen Zweckbestimmung. Carl Gotthard Langhans und Andreas Ludwig Krüger schufen diese aus einer anderen Zeit entnommenen Zweckbauten.

Eiskeller in Form einer Pyramide

Der Eiskeller, 1791/92 als Pyramide nördlich in der Sichtachse des Marmorpalais errichtet, diente zum Frischhalten der Lebensmittel. Im Winter wurde dem nahen Heiligen See Eis entnommen und in der untersten Etage des circa 5 Meter in den Boden gehenden Kellers gelagert.

Am Südende des Neuen Gartens steht die Gotische Bibliothek. Der kleine, zweistöckige Pavillon beherbergte die Büchersammlung Friedrich Wilhelms II. Im unteren Bereich befanden sich die französischen Werke, im oberen die deutsche Literatur. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Friedrich dem Großen, der alles Französische bevorzugte, förderte Friedrich Wilhelm II. die deutsche Kunst. An preußischen Theatern durften nun Stücke von Friedrich Schiller und Gotthold Ephraim Lessing aufgeführt werden.

Ägyptisches Portal an der Orangerie

Die Orangerie (1791/93) mit dem Ägyptischen Portal an der Ostseite wird von einer Sphinx bewacht. In Wandnischen des halbrunden Eingangsbereichs stehen zwei schwarz gefärbte Statuen ägyptischer Götter aus der Werkstatt des Bildhauers Johann Gottfried Schadow. Im Mittelteil des langgestreckten Gebäudes befindet sich der holzgetäfelte Palmensaal. Hier fanden öffentliche Konzerte statt, bei denen der musische König selbst Cello spielte. Nach Osten und Westen schließen sich die Pflanzenhallen an.

Friedrich Wilhelm II. ließ sein Refugium entlang der Westseite mit einer hohen Mauer umgeben. Den Haupteingang zum Park im Südwesten flankieren zwei Torhäuser im holländischen Baustil. In ihnen befanden sich unter anderem Ställe und Remisen. An der schnurgerade weiterführenden Allee zum Marmorpalais reihen sich rote Backsteinhäuser, ebenfalls in holländischen Bauformen. Dieses sogenannte Holländische Etablissement diente als Wohnstätte für Bedienstete, aber auch als reizvolle Kulisse vom Heiligen See aus.

Eine Crystall- und Muschelgrotte am nördlichen Ende des Neuen Gartens entstand 1791/92 nach Entwurfszeichnungen Andreas Ludwig Krügers. Der Aufenthaltsort für warme Sommertage sollte nach außen wie von der Natur erschaffen wirken. Die drei Kabinette im Innern wurden mit Spiegeln, farbigen Glasarbeiten und Muscheln ausgeschmückt. An eine in der Nähe errichtete kleine Küche erinnert nur noch ein Mauerring. Das runde Waldhäuschen war mit Schilfrohr gedeckt und mit Eichenrinde verkleidet.

Schlossküche in Form einer Tempelruine

Die Schlossküche (1788/90) in Form einer künstlichen Ruine, unterhalb der Freitreppe des Marmorpalais gelegen und mit diesem durch einen unterirdischen Gang verbunden, zeigt nur ihre Vorderfront zum See. Es scheint, als sei sie ein von Erdmassen verschütteter halbversunkener Tempel.

Der Obelisk (1793/94) wurde aus blaugrauem Marmor nach einem Entwurf von Carl Gotthard Langhans errichtet. Die vier Reliefmedaillons wurden von den Gebrüdern Wohler und Johann Gottfried Schadow gearbeitet und stellen Männerköpfe in verschiedenen Lebensaltern dar. Diese sollen die vier Jahreszeiten symbolisieren.

Die Themistoklesherme (1798) wurde nach einem antiken Original aus weißem Marmor gefertigt. Sie zeigt die Büste des griechischen Feldherrn Themistokles.

Über hundert Jahre später, am Ende der Regierungszeit Kaiser Wilhelms II., entstand im Neuen Garten der letzte Schlossbau der Hohenzollern. In den Jahren 1913 bis 1917 wurde Schloss Cecilienhof für Kronprinz Wilhelm und seine Gemahlin Cecilie im Norden des Parks errichtet. Es diente der Familie des Kronprinzen bis Anfang 1945 als Wohnschloss.

Zusammenfassende Übersicht der Gebäude

Schloss Cecilienhof
Gotische Bibliothek

Unter König Friedrich Wilhelm II. entstanden in den Jahren 1787-1793 im Neuen Garten:

Unter Kaiser Wilhelm II., in den Jahren 1914 bis 1917, für Kronprinz Wilhelm:

Literatur

  • Gert Streidt, Klaus Frahm: Potsdam. Die Schlösser und Gärten der Hohenzollern. Könemann Verlagsgesellschaft mbH. Köln 1996, ISBN 3-89508-238-4

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