- Arsentrioxid
-
Dieser Artikel behandelt die Substanz, die auch Weißarsenik genannt wird. Gelber Arsenik ist Arsen(III)-sulfid (Orpiment), roter Arsenik Arsen(II)-sulfid (Realgar). - Arsentrioxid
- Arsenik
- Arsenigsäureanhydrid
- Diarsentrioxid
- ↑ a b c d e f Sicherheitsdatenblatt (alfa-aesar)
- ↑ Eintrag zu CAS-Nr. 1327-53-3 im European chemical Substances Information System ESIS
- ↑ Holleman-Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie, S. 675, 91.-100. Auflage, 1985
- ↑ G. Brauer (Hrsg.), Handbook of Preparative Inorganic Chemistry 2nd ed., vol. 1, Academic Press 1963, S. 600-1.
- ↑ EPAR: Trisenox, ausführliche Beschreibung (PDF)
- Arsentrioxid, Eintrag in International Chemical Safety Cards (ICSC) - Deutsche Version
- Vorlesung Uni-Kiel
Strukturformel | ||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Keine Strukturformel vorhanden | ||||||||||||||
Allgemeines | ||||||||||||||
Name | Arsen(III)-oxid | |||||||||||||
Andere Namen |
|
|||||||||||||
Summenformel | As2O3 | |||||||||||||
CAS-Nummer | 1327-53-3 | |||||||||||||
ATC-Code |
L01XX27 |
|||||||||||||
Kurzbeschreibung | farblos-weiße Substanz (Pulver oder Stücke) | |||||||||||||
Fertigpräparate |
Trisenox® |
|||||||||||||
Eigenschaften | ||||||||||||||
Molare Masse | 197,84 g/mol | |||||||||||||
Aggregatzustand |
fest |
|||||||||||||
Dichte |
3,74 g/cm3[1] |
|||||||||||||
Schmelzpunkt |
312,3 °C[1] |
|||||||||||||
Siedepunkt |
465 °C [1] |
|||||||||||||
Löslichkeit |
37 g/l in Wasser[1] |
|||||||||||||
Sicherheitshinweise | ||||||||||||||
|
||||||||||||||
MAK |
nicht festgelegt, da cancerogen[1] |
|||||||||||||
LD50 | ||||||||||||||
Thermodynamische Eigenschaften | ||||||||||||||
ΔHf0 |
−657,41 kJ·mol−1[3] |
|||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Arsen(III)-oxid, As2O3, auch Diarsentrioxid, Arsenik oder (ungenau) Arsentrioxid ist das Anhydrid der in freiem Zustand nicht vorkommenden arsenigen Säure (H3AsO3). Technisch ist es die wichtigste chemische Verbindung des Arsens.
Inhaltsverzeichnis |
Geschichte
Arsenik ist seit langem als Mordgift berüchtigt. Seit der Spätantike war es das mit Abstand am meisten verwendete Gift. Die Bezeichnung „Erbschaftspulver“ für Arsenik deutet ebenso auf die gezielte Verwendung als Gift hin.
In alten lateinischen Texten wird ein Mordanschlag auf einen Fürsten, wenn man Blutvergießen vermeiden wollte, als coniuratio pulveraria, d. h. „eine Verschwörung mit Giftpulver“, bezeichnet (siehe Johannes Fecht, Historia colloquii Emmendingensis, S. 372, Rostock 1694). Ein solcher Anschlag wurde 1590 auf Markgraf Jakob III. verübt.
Jahrhundertelang ließ sich Arsenik chemisch nicht nachweisen. Wenn der Mörder die seit dem 16. Jahrhundert bekannte, richtige Dosis verwendete, war ihm der Mord kaum zu beweisen. Noch um 1840 waren 90 bis 95 Prozent aller Giftmorde auf den Einsatz von Arsenik zurückzuführen. Nach Einführung der Marshschen Probe 1836 nahmen die Mordanschläge mit Arsenik allmählich ab.
In der römischen Antike wurde Arsenik auch als Mittel zur Depilation von Schamhaar benutzt.
Vorkommen
Arsentrioxid entsteht bei der Verbrennung von elementarem Arsen an der Luft. In mineralischer Form kommt Arsenik als kubischer Arsenolith (Arsenikblüte) sowie als monokliner Claudetit vor.
Gewinnung und Darstellung
Technisch gewinnt man Arsentrioxid durch das Rösten arsenhaltiger Erze in so genannten Gifthütten.
Das Arsentrioxid entweicht dabei als flüchtiger Hüttenrauch. In langen Kanälen (Giftfängen) verdichtet sich das Gas zu einem weißen Pulver. Die Reinigung des Rohproduktes erfolgt durch Sublimation. Je nach Kondensationstemperatur erhält man ein weißes Pulver, das als Giftmehl bezeichnet wird, oder das farblose, glasartige Arsenikglas.
Die Herstellung von reinem Arsentrioxid aus dem Rohprodukt gelingt mit der Umsetzung zum Chlorid und dessen weiterer Hydrolyse.[4]
Eigenschaften
Arsentrioxid ist pulverförmig, weißlich und wird wie Kochsalz farblos, wenn es feucht wird. Es ist geruchsfrei. Die Standardbildungsenthalpie (ΔfH0l) hat einen Wert von - 657,41 kJ/mol.
Verwendung
Arsentrioxid wird zur Herstellung von Giften für Nagetiere und Insekten ebenso genutzt wie für die Konservierung von Fellen und Häuten. In der Glasherstellung nutzt man es zum Läutern und Entfärben der Schmelze.
Daneben ist Arsentrioxid bereits seit der Antike als wirksames Mittel bei Blutkrankheiten und Syphilis bekannt. In Europa hat es heute den Status eines Orphan-Arzneimittels und wird zur Behandlung der akuten Promyelozytenleukämie (APL), einer Unterform der akuten myeloischen Leukämie, eingesetzt.[5]
Weiterhin wird es hochpotenziert als Arsenicum album in der Homöopathie verwendet.
Arsentrioxid ist eine Urtitersubstanz nach Arzneibuch.
Sicherheitshinweise
Toxizität
Arsentrioxid ist ein starkes Gift und eindeutig krebserregend. Beim Menschen vermag es bösartige Geschwüre zu verursachen. Oral aufgenommen können bereits weniger als 0,1 g tödlich sein. Akute Vergiftungen äußern sich nach wenigen Stunden durch massive Durchfälle und Erbrechen. Starke Schmerzen kommen hinzu, zunächst im Magen-Darm-Bereich, später, nach einer Scheinbesserung, treten in den Extremitäten Krämpfe auf. Die körperliche Schwäche nimmt beständig zu, Bewusstseinstrübungen, Sehstörungen und langsames Erkalten bereits einen Tag vor Eintritt des Todes werden registriert. Bei der Obduktion findet man u. a. erbsen- bis bohnengroße Magenerosionen an der Magenhinterwand, wo die Giftkristalle an der Schleimhaut haften geblieben waren.
Um Unfällen vorzubeugen, ist beim Hantieren mit dieser Verbindung unter einem Abzug zu arbeiten. Als Gegenmaßnahme bei Vergiftungen ist der Mund auszuspülen, Erbrechen auszulösen (nicht bei bewusstlosen Personen) und sofort ein Arzt zu benachrichtigen. In Unfallsituationen sollte ein gasdichter Ganzkörperanzug getragen werden.
Trotz der hohen Giftigkeit wurde Arsenik im 19. Jahrhundert von Arsenikessern auch als Stimulans gebraucht. Die sich dabei herausbildende Toleranz beruht nicht auf einer Gewöhnung des Körpers an Arsentrioxid, sondern allein auf der verminderten Resorption durch die Magenschleimhaut.
Nachweis
Das in Arsentrioxid enthaltene Arsen lässt sich mit Hilfe der Marshschen Probe nachweisen.
Quellen
Weblinks
im Grossen vollständigen Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste (Zedler)
Bitte beachte den Hinweis zu Gesundheitsthemen! |
Wikimedia Foundation.