Neuungarn

Neuungarn
Ungarisches Wappen
Details


Das ungarische Wappen ist zweigeteilt, heraldisch rechts das alte Wappen Ungarns (Altungarn), heraldisch links das neue Wappen (Neuungarn). Vermutlich ist das neue Wappen aber älter.

Hinweis: Die heraldisch rechte Hälfte liegt für den Betrachter auf der linken Seite

Inhaltsverzeichnis

Bestandteile

Neuungarn: Das Doppelkreuz

Das „neue“ Wappen, das eigentlich das ältere ist, zeigt ein silbernes (weißes) Doppelkreuz (Patriarchenkreuz) auf drei grünen Hügeln und einer Krone stehend mit rotem Hintergrund. Das Doppelkreuz im Wappen stammt aus dem 9. Jahrhundert, die drei Berge (Tátra, Fátra, Mátra) aus dem frühen 14. Jahrhundert, die Krone unter dem Kreuz wurde am Anfang des 17. Jahrhunderts hinzugefügt. Das Doppelkreuz hat zur Zeit Papst Sylvesters II. der erste christliche König Ungarns, Stephan der Heilige im Jahr 1000 am 27. März in die königlichen Abzeichen integriert. Das Kreuz stand für die apostolische Würde des ungarischen Königs.

Das „neue“ Wappen stand im Mittelalter zeitweise für das Neutraer Fürstentum beziehungsweise für nördliche Teile des Königreichs Ungarn (seit dem 18./19. Jahrhundert als Oberungarn bekannt), gleichbedeutend etwa mit dem Gebiet der heutigen Slowakei. Das ist einer der Gründe, warum es offiziell seit 1848 als Wappen der Slowakei (damals zunächst des Slowakischen Nationalrats) dient. Einziger Unterschied zum neuen Wappen ist das Fehlen der Krone und die Verwendung der slawischen Farben blau - weiß - rot statt der ungarischen grün - weiß - rot.

Altungarn: Die Querstreifen

Das „alte“ Wappen zeigt jeweils vier rote und vier silberne (weiße) Querstreifen. Seine Entstehung und Bedeutung sind umstritten. Allem Anschein nach entstand es als Symbol der ungarischen Herrscher des südlichen Grenzherzogtums Ungarns, das am Ende des 11. Jahrhunderts in Kroatien und Dalmatien geschaffen wurde. Als erster hat es der Grenzherzog Emmerich von Árpád, der spätere ungarische König (1196–1204), verwendet und dann sein Nachfolger in Kroatien, Andreas, der ebenfalls später König von Ungarn war (1205–1235). Nach anderer Ansicht ist das Wappen erst 1198 entstanden, als Emmerich die Prinzessin Konstanzia von Aragón heiratete und dabei sein eigenes Wappen durch eine Abänderung des Wappens des Aragón-Geschlechts (dem heutigen Wappen Spaniens) schuf. Es gibt weiterhin die Meinung, dass das „alte“ Wappen eine bestimmte Bedeutung hatte. Die häufigsten Deutungen sind:

  • es war ein Symbol der Árpáden (Gegenargument: Es wurde nicht vererbt)
  • es war ein Symbol der Vereinigung aller Länder des Ungarischen Königreichs
  • die vier Streifen symbolisierten die vier Hauptflüsse des Königreichs (Donau, Theiß, Drau und Save)

Gekrönt ist das Wappen von der Stephanskrone, der ungarischen Königskrone.

Geschichte

Die Teile des Wappens des ungarischen Königreiches
Das Wappen des Königreiches Ungarn 1867
Das Wappen des Königreiches Ungarn 1867
Stephanskrone (darüber)
Dalmatien Kroatien
Slawonien Siebenbürgen
Bosnien (seit 1915) Fiume
Ungarisches Wappen (Mitte)

Als erstes Wappen des Königs im eigentlichen Sinne wurde um 1189 das „neue“ Wappen von Béla III. bei einem Kreuzzug verwendet, damals noch ohne die drei Berge. Seine Nachfolger Emmerich (1196–1204) und Andreas II. (1205–1235) verwendeten das „alte“ Wappen. Als das Land unter Béla IV. (1235–1270) 1262 vorübergehend in zwei Teile aufgeteilt wurde, war das „neue“ Wappen das Symbol des nordwestlichen Teils und das „alte“ Wappen das des anderen Teils unter der Oberhoheit Stephans V. Der letzte König aus dem Geschlecht der Árpáden, Andreas III. (1290–1301), verwendete wieder das Doppelkreuz. In der Zeit der Thronkämpfe nach dem Aussterben der Árpáden führte der böhmische König Ladislaus V. (1305–1306) sowie sein Nachfolger Otto von Bayern (1305–1307), die nur Nord-West-Ungarn (etwa das Gebiet des heutigen West-Ungarns, des Burgenlandes) und der West-Slowakei beherrschten, das „neue“ Wappen, und zwar bereits einschließlich der drei Berge. Karl Robert von Anjou (1307–1342) hingegen verwendete ein zweigeteiltes Wappen bestehend aus dem Symbol der Anjou-Familie sowie aus dem „alten“ Wappen (Streifen) des ehemaligen Königs Stephan V. (siehe oben), dessen Tochter Maria er heiratete.

Ab dem späten 14. Jahrhundert wurde das „neue“ Wappen sowohl als Symbol für Oberungarn (partes Danubii septentrionales, partes regni superiores, das Gebiet der heutigen Slowakei und des nordöstlichen Ungarn) verwendet, als auch ein Symbol der ungarischen Könige. Als Symbol für Oberungarn wurde es dabei eher zusammen mit den drei Bergen verwendet, als das Symbol der ungarischen Könige hingegen eher ohne die drei Berge. So war das Staatssymbol von Ludwig dem Großen (1342–1382) ein viergeteiltes Wappen, das unter anderem aus dem Symbol von Karl von Anjou (das seinerseits das „alte“ Wappen enthielt) als dem Symbol für die südlichen Teile Ungarns (partes regni inferiores) und daneben aus dem „neuen“ Wappen als dem Symbol für Oberungarn zusammengesetzt ist. Ein gutes Beispiel für die Doppelbedeutung des Doppelkreuzes ist das große Siegel des Königs Sigismund von Luxemburg (1387–1437). Dieses enthält zwar in der Mitte das „neue“ Wappen, ist jedoch von im Kreis platzierten Wappen der von Sigismund beherrschten Gebiete umgeben, unter denen sich unter anderem das „alte“ Wappen als das Symbol für Pannonien und das „neue“ Wappen ein zweites Mal als das Symbol für Oberungarn befindet.

Seit die Habsburger 1526 die Könige dessen geworden sind, was vom Königreich Ungarn nach den türkischen Eroberungen übrig geblieben ist, wurde das heutige ungarische Symbol verwendet. Die kleine Krone unter dem Kreuz kam erst im 17. Jahrhundert hinzu.

Zeitweise gab es ein großes Staatswappen, das, wie das König Sigismunds, die Symbole anderer Landesteile beinhaltete und in der Mitte das heutige Wappen trug.

Das Wappen Österreich-Ungarns von 1915 bis 1918

Dieses Wappen ersetzte Lajos Kossuth während der Revolution 1848/1849 durch das heutige Wappen, jedoch ohne die Krone, um die Unabhängigkeit Ungarns zu symbolisieren. Außerdem hatte das Kossuth-Wappen eine besondere, oben und auf den Seiten nach innen gewölbte Form. Nach der Niederschlagung des Aufstands wurde das große Wappen wieder eingeführt - es bildete später, zusammen mit einem mit dem kaiserlich österreichischen Doppeladler, das Wappen der Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie; es wurde nach dem Ersten Weltkrieg endgültig abgeschafft. Kurze Zeit galt wieder das Wappen Kossuths, ab Ende 1919 galt wieder das heutige, aus dem 16./17. Jahrhundert stammende Wappen, mit der Stephanskrone und zwei seitlich schwebenden Engeln erweitert.

Dieses Wappen galt nicht ohne Unterbrechungen: Im Zweiten Weltkrieg wurden Nazisymbole hinzugefügt, 1946–1949 galt das Kossuth-Wappen. Anschließend gab es im sozialistischen Ungarn zunächst bis 1956 das sogenannte Rákosi Wappen, das Hammer und Ähre (als Symbol für Arbeiter und Bauern), eingerahmt wiederum von Getreideähren, beleuchtet vom kommunistischen roten Stern darstellt. Dieses Wappen war auf der der damaligen Flagge Ungarns abgebildet, für die kurze Zeit des ungarischen Volksaufstandes im Jahr 1956 wurde es wieder entfernt. In dieser Zeit galt wiederum das Kossuth-Wappen, bis der Volksaufstand noch im selben Jahr niedergeschlagen wurde. Danach ließ die ungarische Regierung wieder ein neues Wappen entwerfen. Im neuen Kádár-Wappen wurde im Gegensatz zum alten Rákosi-Wappen die Ähre und der Hammer durch ein staatsfarbenes gebogenes (ähnlich dem Kossuth-Wappen) Wappen ersetzt und die seitlichen Ähren nun von einem roten bzw. rot-weiß-grünen Band umlaufen. Im Sommer 1990 gab es im ungarischen Parlament teils heftige Diskussionen über das neue „nicht-kommunistische“ Wappen Ungarns. Viele Abgeordnete sprachen sich für das Kossuth-Wappen, also das nach innen gebogene ohne Stephanskrone aus, doch schließlich setzte sich das heutige Wappen bei der Abstimmung durch.

Kossuth-Wappen Wappen zur Zeit des Sozialismus

Das Wappen Ungarns 1945-1949
Das Wappen Ungarns ab 1949
Das Wappen Ungarns ab 1949
Das Wappen Ungarns nach dem ungarischen Volksaufstand 1956 bis zum Jahr 1990
Das Wappen Ungarns nach dem ungarischen Volksaufstand 1956 bis zum Jahr 1990

Siehe auch


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