- Nie mehr
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„Nie mehr“ ist ein Gedicht von Ulla Hahn. Darin thematisiert die Autorin die Macht der Liebe.
Inhaltsverzeichnis
Bedeutung
Das Gedicht wurde 1988 in Ulla Hahns Lyrikband „Unerhörte Nähe“ veröffentlicht. Inzwischen hat „Nie mehr“ weitere Veröffentlichungen erfahren und bundesweit Eingang in den Deutschunterricht als Beispiel moderner Liebeslyrik gefunden.
Über das Gedicht
„Nie mehr“ besteht aus drei Strophen mit jeweils vier Versen. Es gibt weder ein Reimschema noch ein durchgängiges Metrum.
Völlig gleich sind die beiden ersten Strophen in ihrem Aufbau. Der erste Vers, „Das hab ich nie mehr gewollt“, wiederholt sich im vierten Vers. In den beiden eingerahmten Versen zählt das lyrische Ich die Handlungen auf, deren Wiederholung es nie mehr gewollt, gegen die es sich gewehrt hat. Die Aufzählung in den beiden Strophen erfolgt ohne jegliche Interpunktion. Elemente der Aufzählung werden in beiden Strophen durch Reime miteinander verbunden. Bilder verwendet die Autorin sparsam. Genannt werden Handlungen, die darauf schließen lassen, dass das lyrische Ich verliebt ist und gleichzeitig Zweifel und Bedenken gegenüber ihrem Gefühl hat. In der ersten Strophe: am Fenster stehen, auf einen Anruf warten und keinen Schritt aus dem Haus tun. In der zweiten Strophe: Briefe, die "triefen", schreiben, diese Briefe dann doch nicht abschicken, sie stattdessen zerreißen und sich „linkseitig quälen bis zu den Nägeln“.
An wen das lyrischen Ich sich wendet, lässt die Autorin in den beiden ersten Strophen im Unklaren. Unklar ist auch der Grund, warum das lyrische Ich sich gegen eine Wiederholung der aufgezählten Handlungen wehrt. Nahe gelegt wird die Vermutung, dass das lyrische Ich alles schon einmal durchgemacht und dabei schlechte Erfahrungen in früheren Liebesbeziehungen gemacht hat. Klar wird demgegenüber, dass das lyrische Ich zwar die Absicht verfolgt, die genannten Handlungen nicht mehr auszuführen, es aber trotzdem zu den Handlungen kommt. Es ist innerlich zerrissen zwischen dem Willen, die Handlungen zu unterlassen, und dem aus ihrem Gefühl herrührenden Zwang, die Handlungen zu vollziehen.
Von den beiden ersten Strophen unterscheidet sich die dritte, obwohl sie wie die beiden vorherigen mit demselben Vers beginnt. Doch nun setzt die Autorin durchgängig Punkte und in einer Redewendung - „Soll dich der Teufel holen.“ - wendet sich das lyrische Ich an die Person, die für seine Lage verantwortlich ist. Dieser Person gegenüber will es – so zumindest ist die Redewendung im üblich Sinn zu verstehen - seine ablehnende Haltung beibehalten. Die daran anschließende Ellipse („Herbringen. Schnell.“) wendet die Redewendung jedoch in ihr Gegenteil und zeigt, dass das „Soll dich der Teufel holen“ zur erwünschten Lösung der Probleme wird und das lyrische Ich die Person herbeisehnt. „Mehr hab ich das nie gewollt.“ - heißt der letzte Vers des Gedichtes, eine holprige Abwandlung des Eingangsverses, der deutlich macht, dass das lyrische Ich schließlich gegen seinen Willen handelt und am Ende dem Gefühl nachgibt. Um die Person, der dieses Gefühl gilt, in der Nähe zu haben, ist sogar die Hilfe des Teufels angenehm.
„Nie mehr“ lässt die Liebe als eine Macht erkennen, die über den Willen triumphiert. Sie ist mächtiger als alle Erfahrungen und Einsichten. Zweifel und Bedenken lässt sie nicht gelten.
Literatur
Ulla Hahn: Unerhörte Nähe, Stuttgart 1988
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