Niederkainaer Gräberfeld

Niederkainaer Gräberfeld
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Lage des Stadtteils Niederkaina in Bautzen (anklickbare Karte)
Das Gutshaus in Niederkaina

Niederkaina, obersorbisch Delnja Kina, ist ein Dorf in Ostsachsen und seit 1994 Ortsteil von Bautzen. Es ist im östlichen Stadtgebiet auf 165 m ü. NN am Albrechtsbach gelegen.

Der Ortsteil besteht aus den Siedlungen Niederkaina und Basankwitz und hat 524 Einwohner[1]. Besonders bekannt ist Niederkaina durch das hier gefundene prähistorische Gräberfeld, welches der bronze- und eisenzeitlichen Lausitzer Kultur zugeordnet wird.

Basankwitz war bis 1936 eine eigenständige Gemeinde und wurde dann nach Niederkaina eingemeindet. Die Gemeinde Niederkaina wurde zum 1. Januar 1994 nach Bautzen eingegliedert[2].

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das prähistorische Gräberfeld auf dem Schafberg

Schon Anfang des 19. Jahrhunderts wurden beim Sandabbau erste archäologische Funde sichergestellt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden verschiedene Ausgrabungen vom Stadtmuseum Bautzen organisiert. Um das gefundene Gräberfeld vor der drohenden Vernichtung durch den Sandabbau zu retten wurden zwischen 1948 und 1972 vom Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden verschiedene Rettungsgrabungen durchgeführt.

Im Gräberfeld auf dem Schafberg fanden sich Grabfunde vom Neolithikum bis zur Eisenzeit. Mit mehr als 2000 Bestattungen und einem Hauptbelegungszeitraum von etwa 2000 Jahren gehört es zu den besonders wichtigen und großen Fundstellen Deutschlands.

Seit der Besiedlung der Oberlausitz im Mesolithikum (70006000 v. Chr.) nahm der Schafberg eine zentrale Stellung als Bestattungsort in der neu entstehenden Kulturlandschaft ein. Aus dieser Zeit sind allerdings verhältnismäßig wenig Funde belegt. Spätestens in der Jungsteinzeit (Schnurkeramik 25002000 v. Chr.) wurde ein ausgedehnter Friedhof mit Körperbestattungen angelegt. Bis etwa 600 v. Chr. wurde die Stätte mit wechselnder Intensität kontinuierlich für Bestattungen genutzt. Danach sind für mehrere Jahrhunderte keine Grabfunde an dieser Stelle bzw. auch keine Besiedlung in der Oberlausitz nachweisbar.

Mit mehr als 20.000 Fundstücken gilt der Fundort Niederkaina als einer der Hauptschlüssel für das Verständnis prähistorischer Kulturen im östlichen Mitteleuropa, vor allem der Lausitzer Kultur, die im heutigen Ostdeutschland, in Polen, in Tschechien und in der Slowakei verbreitet war. Über 600 Urnengräber gehören in den bronzezeitlichen Abschnitt der Lausitzer Kultur. Mit etwa 1200 Urnengräbern ist die Billendorfer Stufe (früheisenzeitlicher Abschnitt der Lausitzer Kultur) am umfangreichsten vertreten. Anhand von Importen werden hier ab zirka 1050 v. Chr. enge Beziehungen nach Böhmen und Mähren sichtbar, die über mehrere Jahrhunderte hinweg gepflegt wurden.

Im Bereich des ehemaligen Gräberfeldes befinden sich heute eine Kiesgrube und eine Mülldeponie.

In jüngerer Zeit wurden vom Landesamt für Archäologie Sachsen umfangreiche vielbändige Veröffentlichungen zum Gräberfeld am Schafberg erstellt.

Gedenktafel in Niederkaina

Zweiter Weltkrieg

Am 19. April 1945 wurde Niederkaina von sowjetischen Truppen erobert[3]. Drei Tage später ereignete sich hier im zeitlichen Umfeld der Schlacht um Bautzen eines von vielen Kriegsverbrechen auf beiden Seiten, bei dem etwa 300 Soldaten einer Volkssturmkompanie in einer von einem sowjetischen SMERSCH-Sonderkommando angezündeten Scheune verbrannten. Daran erinnert heute eine Gedenktafel im Ort.

Quellen

  1. Stand: 1. Januar 2007
  2. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Gebietsänderungen ab 1. Januar 1994 bis 31. Dezember 1994
  3. Bautzener Tageblatt vom 2. Mai 1945, Bericht über die Kämpfe um Bautzen

Weblinks


51.19166666666714.4777777777787Koordinaten: 51° 12′ N, 14° 29′ O


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