- Nimes
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Nîmes Region Languedoc-Roussillon Département Gard (Präfektur) Arrondissement Nîmes Kanton Chef-lieu von 6 Kantonen Koordinaten 43° 50′ N, 4° 21′ O43.8330555555564.3539Koordinaten: 43° 50′ N, 4° 21′ O Höhe 21 bis 215 m Fläche 161,85 km² Einwohner
– mit Hauptwohnsitz
– Bevölkerungsdichte(2006)
144.092 Einwohner
890 Einw./km²Postleitzahl 30000 und 30900 INSEE-Code 30189 Website www.nimes.fr Nîmes [nim] ist eine Stadt im Süden Frankreichs und Hauptstadt des Département Gard. Ihre Einwohnerzahl beträgt 137.200 (1. Januar 2004).
Nîmes ist eine alte Römerstadt (antiker Name: Nemausus) unweit des Pont du Gard – ein gewaltiger Aquädukt aus dem 1. Jahrhundert n.Chr. Sehenswürdigkeiten der Stadt sind vor allem die zahlreichen Bauten aus der Römerzeit – u.a. das Amphitheater Les Arènes und die Maison Carrée, ein heute noch existenter Tempel aus dieser Zeit – sowie besonders die Kathedrale und der malerische historische Stadtkern.
Der Jeans-Stoff Denim ist nach „de Nîmes“, deutsch „aus Nîmes“, benannt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Nîmes hieß bei den Kelten Nemausos („Heiligtum, Tempel“) und war Hauptstadt der Volcae Arecomici in der Provincia Narbonensis. Die Stadt war sehr bevölkerungsreich und glänzend gebaut und ein Beispiel für die Blüte der gallorömischen Kultur. Aus dieser Zeit stammt der bis heute erhaltene "Große Turm" (Tour Magne), der dann von den Römern, die die Stadt im 1. Jahrhundert v. Chr. in ihre Provinz Gallia Narbonensis eingliederten, zum Teil ihrer 7 km langen Stadtbefestigung gemacht wurde. Die verkehrsgünstig an der Via Domitia gelegene Stadt verfügte über eine bedeutende Münzstätte und hatte damals rund 25.000 Einwohner. Von der damaligen Stellung zeugen erhaltene Baudenkmäler wie das Amphitheater, das Castellum, der Dianatempel, der Aquädukt Pont du Gard nordöstlich der Stadt, das Maison Carrée sowie das Augustus-Tor. Nîmes wurde in der ausgehenden Spätantike Bischofssitz und Anfang des 5. Jahrhunderts von den Westgoten erobert, die Septimanien lange gegen die Franken verteidigen konnten. 725 eroberten die Araber Nîmes und behaupteten es bis zu Pippins Zeiten. Nachdem Nîmes zum fränkischen Reich kam, regierten dort "vicecomites" (Vicomtes), die unter den Herzögen von Septimanien standen. Im 10. Jahrhundert machten sich dieselben unabhängig und führten seitdem den Titel Grafen. Nachdem der König von Aragonien als Lehnsherr an sich gezogen, eroberte es 1226 König Ludwig VIII. von Frankreich, und 1259 trat es Jakob von Aragonien an Ludwig IX. förmlich ab. Im 16. Jahrhundert war Nîmes eine der Hauptstädte der Hugenotten, welche sich trotz aller Verfolgungen und Unterdrückungen in ziemlicher Anzahl dort behaupteten und, auf Betreiben der Marguerite von Navarra, sogar eine protestantische Universität errichteten. Trotz aller Friedensversuche herrscht seitdem ein schroffer Gegensatz zwischen den katholischen und protestantischen Einwohnern, der oft zu blutigen Kämpfen und in den Zeiten der Reaktion, so nach der Aufhebung des Edikts von Nantes und während des Cevennenkrieges, zu Verfolgungen der Protestanten führte, wobei auch die Kathedrale der Stadt mehrfach zerstört wurde. In den Jahren 1791, 1815 und 1830 verübten die royalistischen Bandes Verdets in Nîmes grausame Gewalttaten. Dennoch erlebte die Stadt einen stetigen wirtschaftlichen Aufschwung, insbesondere seit dem Aufkommen der Manufakturproduktion im 18. Jahrhundert, die insbesondere in der Textilproduktion Anwendung fand. Daneben erwies sich der Weinanbau als profitabel, insbesondere, nachdem man mit dem Anschluss an das Eisenbahnnetz und mit dem Bau des Canal du Midi die Erzeugnisse besser absetzen konnte.
Im Zweiten Weltkrieg war die Stadt von 1942 bis 1944 deutsch besetzt, ohne große Kriegsschäden zu erleiden. In Nîmes gab es eine Besonderheit bei der Befreiung von den Deutschen: An der Spitze des Festzuges zur Feier der Befreiung durch die Résistance-Truppen liefen drei Deutsche, die im Maquis, in den Cevennen, an der Seite Frankreichs mit Waffen gekämpft hatten.
Politik
Seit 2001 ist Jean-Paul Fournier (UMP) Bürgermeister der Stadt.
Städtepartnerschaften
- Preston, England, seit 1955
- Verona, Italien, seit 1960
- Braunschweig, Deutschland, seit 1962
- Prag, Tschechien, seit 1967
- Frankfurt (Oder), Deutschland, seit 1976
- Salamanca, Spanien, seit 1979
- Rischon leTzion, Israel, seit 1986
- Meknès, Marokko, seit 2005
Sehenswürdigkeiten
Im Zentrum der Stadt befinden sich die Arenen, die Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. erbaut wurden. Dabei misst das Amphitheater 133 m in der Länge und 101 m in der Breite und bietet Platz für über 20.000 Zuschauer. Die 21 m hohe Fassade besteht aus zwei übereinanderliegenden Reihen aus jeweils 60 Bögen. Auch heute noch wird das Amphitheater für Veranstaltungen genutzt. Insbesondere während der Ferias finden dort dreimal im Jahr unblutige Stierkämpfe statt, die sog. "Courses libres". In den Ferias vor Pfingsten werden allerdings auch allabendlich viele Stiere in der nach spanischem Muster inszenierten Corrida getötet.
Auch das Maison Carrée stammt aus dem 1. Jahrhundert n.Chr. Es wurde in der Antike als Forum genutzt und war Caius und Lucius Caesar gewidmet, dem Enkel bzw. Adoptivsohn des Kaisers Augustus.
Die Porte d'Auguste markiert mit ihren erhalten Bögen die Stelle, an der die Via Domitia von Osten in die Stadt mündete.
Das Carrée d'Art, gegenüber dem Maison Carrée gelegen, wurde vom Architekten Norman Foster entworfen, es enthält eine Bibliothek und ein Museum für Moderne Kunst.
Die Jardins de la Fontaine wurden im 18. Jahrhundert von Maréschal und Dardailhon angelegt. Auch der alte Dianatempel wurde in die französische Parklandschaft integriert. Ebenso der keltische Tour Magne, der eine Höhe von 32 Metern aufweist und als Aussichtsturm dient.
Das Castellum ist ein Bau der Römerzeit, der das Wasser, das über den Pont du Gard in die Stadt geleitet wurde, auffing und weiterleitete. Es hat einen Durchmesser von 5,90 Metern.
Das Musée de Beaux-Arts wurde 1907 erbaut und 1986/1987 von Jean-Michel Wilmotte umgestaltet. Ausgestellt sind französische, niederländische und italienische Gemälde des 16. und 17. Jahrhunderts.
Das Musée de Vieux Nîmes befindet sich im alten, aus dem 17. Jahrhundert stammenden Bischofspalast. Gezeigt wird die Stadtgeschichte seit dem Ende des Mittelalters.
Das Musée des Cultures Taurines wurde im Jahre 2002 eingeweiht und befasst sich mit der regionalen Kultur, insbesondere mit dem Stierkampf.
Das Archäologische Museum befindet sich in der früheren Jesuitenschule und bietet Exponate aus der Frühgeschichte der Stadt.
Verkehr
Nîmes befindet sich an der Autobahn A9 (Orange-Perpignan) und der A54 (Nîmes-Arles). Es besteht ein Eisenbahnanschluss an der Hauptstrecke von Montpellier nach Avignon bzw. Arles, sowie Nebenverbindungen nach Le Grau-du-Roi am Mittelmeer und nach Alès. Der Flughafen Nîmes-Garons befindet sich südlich der Stadt, außerdem gibt es im Osten bei Marguerittes noch einen kleineren Flugplatz.
Söhne und Töchter der Stadt
- Jean Nicot (1530–1604), Diplomat
- Anne-Marguerite Petit DuNoyer (1663–1720 oder 1719), Journalistin
- Charles Joseph Natoire (1700–1777), Maler
- Pierre Michel d’Ixnard (1723–1795), Baumeister des Klassizismus
- Jean-Paul Rabaut Saint-Étienne (1743–1793), Politiker in der Französischen Revolution
- Étienne Ozi (1754-1813), Fagottist und Komponist
- François Pierre Guillaume Guizot, (1787–1874), Politiker und Schriftsteller
- Jules Duprato (1827-1892), Komponist
- Ferdinand Poise (1828-1892), Komponist
- Alphonse Daudet (1840–1897), Schriftsteller
- Paul Soleillet (1842–1886), Abenteurer und Afrikareisender
- Jean Gaston Darboux (1842–1917), Mathematiker
- Émile Doumergue (1844–1937), reformierter Theologe
- Marguerite Long (1874–1966), Pianistin
- Édouard Daladier (1884–1970), Politiker
- Jean Carrière (1932–2005), Schriftsteller
- Vernon Dobtcheff (* 1934), Schauspieler
- Bernadette Lafont (* 1938), Theater- und Filmschauspielerin
- Jean-François Remésy (* 1964), Profigolfer
- Alexandre Delmar (* 1975), Schriftsteller
Literatur
- Gilles Martin-Raget und Jacques Maigne: De garrigues en Costières. Paysages de Nîmes Mêtropole. Arles (Actes Sud) 2005, ISBN 27427-56922.
- Ralf Nestmeyer: Languedoc-Roussillon. Michael-Müller-Verlag, Erlangen 2006, ISBN 3899532147.
Weblinks
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