Niuafo'ou

Niuafo'ou
Karte von Tonga, Niuafoʻou am nördlichen Rand
Satellitenaufnahme von Niuafoʻou

Niuafoʻou (dt. Niuafoou) oder Tin Can Island ist eine zum Königreich Tonga gehörende Vulkaninsel im südlichen Pazifik, die geografisch zur Niua-Gruppe gezählt wird. Der Archipel wurde am 11. Mai 1616 von Willem Cornelisz Schouten für Europa entdeckt. Niuafoou erhielt den heute nicht mehr gebräuchlichen Namen Kokosinsel.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Niuafoou besteht aus einem einzigen bis zu 250 m hohen Schildvulkan, der unmittelbar aus dem Meer aufragt und nicht von einem Korallenriff geschützt wird.

In der Caldera in der Inselmitte liegt der ausgedehnte, malerische Kratersee Vai Lahi (Großer See). Er hat einen Durchmesser von 4,5 Kilometern und nimmt mit 13,6 km² fast ein Drittel der gesamten Inselfläche von 49 km² ein. Eine deutsch-polnische Expedition von 1968 führte u.a. eine genaue Vermessung und eine chemische Analyse des Wassers durch. Nach den Echolotmessungen ist der Vai Lahi bis zu 121 m tief und enthält, je nach Wasserstand, rund 0,98 km3 Wasser. Aus dem See erheben sich vier mit tropischer Vegetation dicht bedeckte Inseln: Motu Lahi, Motu Si´i, Motu Molemole und die nur bei niedrigem Wasserstand sichtbare Motu A´ali. Motu Molemole hat einen eigenen kleinen Kratersee. In derselben Caldera, vom Vai Lahi nur durch eine schmale Landbrücke getrennt, liegt der wesentlich kleinere und bis zu 31 m tiefe See Vai Si´i mit einer Oberfläche von 0,81 km². Die Kraterseen haben keine Verbindung zum Meer, keinen Abfluss und werden nur von Regenwasser gespeist. Das führt dazu, dass sich das Wasser stetig mit gelösten Inhaltsstoffen aus dem verwitterten Vulkangestein anreichert. Das Seewasser ist nur leicht salzig, aber hoch alkalisch und eignet sich damit nicht zur Trinkwasserversorgung. In beiden Seen gibt es hydrothermale Quellen.[1].

Für die Entstehung des Kratersees ist nach einer Legende der Einwohner ein Dämon von Samoa verantwortlich. Er stahl nachts die Bergspitze von Niafoou, an dieser Stelle blieb der tiefe Krater zurück. Der Haifischgott Seketoa der Nachbarinsel Niuatoputapu bemerkte das und sandte seine Gehilfen, die „matapules“ aus, um den Dämon zu verfolgen. Die Gehilfen krähten laut wie die Hähne, sodass der Dämon glaubte, es sei bereits Morgen und er habe seine Macht verloren. Er ließ den Berg ins Meer fallen und daraus bildete sich die Insel Tafahi.

Im Krater brütet das auf Niafoou endemische Pritchardhuhn (Megapodius pritchardii), das stark gefährdet ist. Der deutsche Biologe Dieter Rinke hat einige Brutpaare auf Fonualei, eine ebenfalls zum Königreich Tonga gehörende unbewohnte Insel, angesiedelt. Dort haben sie sich inzwischen vermehrt.[2]

Der Vulkan war in historischer Zeit häufig aktiv. Größere Eruptionen sind aus den Jahren 1853 (zerstörte das Dorf Ahau), 1929 (zerstörte das Dorf Futu), 1943 und 1946 bekannt. Bei der Eruption 1946 mussten sämtliche Einwohner evakuiert werden. Sie kehrten erst 1958 auf die Insel zurück. Die letzte bekannte vulkanische Aktivität war 1985. Die Eruptionen haben das Landschaftsbild geprägt. Im Westen und Süden befinden sich ausgedehnte, teils wüste Lavafelder, die bei den jüngsten Eruptionen entstanden sind. Ansonsten ist die Insel dicht mit tropischem Grün und fruchtbaren Anbauflächen bedeckt.

Klima

Das Klima ist tropisch schwül mit meist ergiebigen, jedoch nur kurz andauernden Regenfällen. Die durchschnittliche Jahresregenmenge beträgt 2180 mm, die regenreichsten Monate sind Januar, Februar und März. Ausgeprägte Jahreszeiten gibt es nicht. Die Temperatur ist relativ gleich bleibend, fällt nicht unter 20 °C und beträgt selten mehr als 30 °C. Niuafoou liegt im Hurrikan-Gürtel des Südpazifiks. 1998 zog der Hurrikan „Ron“ über die Insel und richtete erhebliche Schäden an, 74 Häuser wurden zerstört.[3] Schwere Zerstörungen verursachte auch der Hurrikan "Waka" am 30. Dezember 2001.[4]

Infrastruktur

Die 650 Einwohner (nach einer Volkszählung von 2002)[5] leben in fünf Dörfern in der Küstenregion. Bei der Zählung von 1996 waren es noch 735. Die Einwohnerzahl dürfte inzwischen wiederum abgenommen haben, da die – auch innerhalb des Königreiches Tonga - isolierten Niuas unter Auswanderung besonders der jungen Leute leiden.

Die Insel ist durch eine Ringstraße erschlossen, die die Dörfer miteinander verbindet, es gibt jedoch nur wenige Autos. Das Hauptverkehrsmittel sind Pferde. Größtes Dorf ist Angaha im Norden, unweit des Flugplatzes. Weitere Dörfer sind Fataulua, Mua, Tongamamao und Petani.

Die Einwohner sind überwiegend Selbstversorger. Hauptnahrungsmittel sind Yams, Taro, Brotfrucht, Schweinefleisch, Hühner und Fische, sowie alle Arten von tropischen Früchten. In geringem Umfang wird Kopra für den Export produziert und, je nach Bedarf, von einem Lagerhaus in Futu aus verschifft.

Die Insel hat keinen Hafen, nur eine Betonrampe als Verladestelle für kleine Boote in der Nähe des Dorfes Futu an der Westküste. Der Name Tin Can Island (Blechbüchseninsel) hat seinen Ursprung darin, dass man bis vor einigen Jahrzehnten die Post in verschlossenen Blechbehältern zustellte, die von vorbeifahrenden Schiffen abgeworfen und von mutigen Schwimmern im Meer aufgesammelt wurden. Seit der Eröffnung des Flugplatzes 1983 wird die Post mit dem Flugzeug zugestellt und das seit über 100 Jahren praktizierte, weltweit einzigartige System der Postzustellung endete. Obwohl zum Königreich Tonga gehörend, besitzt die Insel seit 1983 die eigene Posthoheit und kann eigene Briefmarken herausgeben, die bei Sammlern weltweit sehr begehrt sind.

Das kleine Flugfeld „Queen Lavinia Airport“ (IATA-Code NTT) mit seiner 1065 m langen Landebahn befindet sich im Norden der Insel und wird zur Zeit einmal in der Woche mit kleinen Propellermaschinen von Tongatapu/Tonga aus mit einer Zwischenlandung auf Vavau angeflogen.

Der Tourismus ist nur spärlich entwickelt, eine touristische Infrastruktur mit Restaurants und Hotels gibt es nicht, lediglich zwei oder drei bescheiden ausgestattete Privatunterkünfte (Guesthouses). Niuafoou hat keinen Badestrand, lediglich einige, nur wenige Quadratmeter große Ansammlungen von schwarzem, vulkanischen Sand.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jósef Kazmierczak und Stephan Kempe: Genuine modern analogues of Precambrian stromatolites from caldera lakes of Niafoou Island, Tonga in Naturwissenschaften, Band 93, 2006, S. 119-126
  2. Berliner Morgenpost vom 22.6.2003 [1]
  3. http://cidi.org/disaster/98a/0014.html
  4. http://iys.cidi.org/disaster/02a/ixl77.html
  5. [2]

-15.603333333333-175.636944444447Koordinaten: 15° 36′ S, 175° 38′ W


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