Niuafoʻou

Niuafoʻou
Niuafoʻou
Satellitenaufnahme von Niuafoʻou
Satellitenaufnahme von Niuafoʻou
Gewässer Pazifischer Ozean
Inselgruppe Niuas
Geographische Lage 15° 36′ 12″ S, 175° 38′ 13″ W-15.603333333333-175.63694444444250Koordinaten: 15° 36′ 12″ S, 175° 38′ 13″ W
Lage von Niuafoʻou
Fläche 52,3 km²
Höchste Erhebung 250 m
Einwohner 646 (2006)
12 Einw./km²
Hauptort Esia
Karte von Niuafoʻou
Karte von Niuafoʻou

Niuafoʻou (deutsch Niuafoou) oder Tin Can Island ist eine zum Königreich Tonga gehörende Vulkaninsel im südlichen Pazifik, die geografisch zur Niua-Gruppe gezählt wird. Der Archipel wurde am 11. Mai 1616 von Willem Cornelisz Schouten für Europa entdeckt. Niuafoou erhielt den heute nicht mehr gebräuchlichen Namen „Kokosinsel“.

Inhaltsverzeichnis

Name

Der Name Tin Can Island (Blechbüchseninsel) hat seinen Ursprung darin, dass eine sichere Landung von Booten an der felsigen Küste kaum möglich ist. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde deshalb Post in Blechdosen eingelötet und von Schwimmern vorbei fahrenden Schiffen zum Weitertransport übergeben oder von dort übernommen. Das war wegen der in den Gewässern vorkommenden Haie extrem gefährlich, wurde aber bis zur Eröffnung des Flugplatzes 1983 praktiziert. Die philatelistischen Belege dieses weltweit einzigartigen Systems der Postzustellung sind begehrte Sammelobjekte.[1]

Geographie

Geologie

Niuafoʻou besteht aus einem einzigen bis zu 250 m hohen Schildvulkan, der unmittelbar aus dem Meer aufragt und nicht von einem Korallenriff umgeben ist.

In der Caldera in der Inselmitte liegt der ausgedehnte, malerische Kratersee Vai Lahi („Großer See“). Er hat einen Durchmesser von 4,5 Kilometern und nimmt mit 13,6 km² fast ein Drittel der gesamten Inselfläche von 52,3 km² ein. Eine deutsch-polnische Expedition führte 1968 u.a. eine genaue Vermessung und eine chemische Analyse des Wassers durch. Nach den Echolotmessungen ist der Vai Lahi bis zu 121 m tief und enthält, je nach Wasserstand, rund 0,98 km³ Wasser, was eine Durchschnittstiefe von 72 Metern ergibt.

Aus dem See erheben sich vier dicht mit tropischer Vegetation bedeckte Inseln: Motu Lahi, Motu Si´i, Motu Molemole und die nur bei niedrigem Wasserstand sichtbare Motu A´ali. Motu Molemole hat einen eigenen kleinen Kratersee. In derselben Caldera, vom Vai Lahi nur durch eine schmale Landbrücke getrennt, liegt der wesentlich kleinere und bis zu 31 m tiefe See Vai Si´i mit einer Oberfläche von 0,81 km². Die Kraterseen haben keine Verbindung zum Meer, keinen Abfluss und werden nur von Regenwasser gespeist. Das führt dazu, dass sich das Wasser stetig mit gelösten Inhaltsstoffen aus dem verwitterten Vulkangestein anreichert. Das Seewasser ist nur leicht salzig, aber hoch alkalisch und eignet sich daher nicht zur Trinkwasserversorgung. In beiden Seen gibt es hydrothermale Quellen.[2].

Der Vulkan war in historischer Zeit häufig aktiv. Größere Eruptionen sind aus den Jahren 1853 (zerstörte das Dorf Ahau), 1929 (zerstörte das Dorf Futu), 1943 und 1946 bekannt. Bei der Eruption 1946 mussten sämtliche Einwohner nach 'Eua evakuiert werden. Sie gründeten dort im südlichen Bereich dieser Insel Siedlungen, die den gleichen Namen wie ihre verlassenen Heimatdörfer trugen. Erst 1958 kehrten einige Auswanderer auf die Insel zurück. Die vulkanischen Aktivitäten, die letzte fand 1985 statt, haben das Landschaftsbild geprägt. Im Westen und Süden befinden sich ausgedehnte, teils wüste Lavafelder, die bei den jüngsten Eruptionen entstanden sind. Ansonsten ist die Insel dicht mit tropischem Grün und fruchtbaren Anbauflächen bedeckt.

Entstehungslegende

Für die Entstehung des Kratersees ist nach einer Legende der Einwohner ein Dämon von Samoa verantwortlich. Er stahl nachts die Bergspitze von Niuafoʻou, an dieser Stelle blieb der tiefe Krater zurück. Der Haifischgott Seketoa der Nachbarinsel Niuatoputapu bemerkte das und sandte die „Matapules“, seine Gehilfen, aus, um den Dämon zu verfolgen. Die Gehilfen krähten laut wie die Hähne, sodass der Dämon glaubte, es sei bereits Morgen und er habe seine Macht verloren. Er ließ den Berg ins Meer fallen und daraus bildete sich die Insel Tafahi.

Zoologie

Im Krater brütet das auf Niafoou endemische Pritchardhuhn (Megapodius pritchardii), das stark gefährdet ist. Der deutsche Biologe Dieter Rinke hat einige Brutpaare auf Fonualei, eine ebenfalls zum Königreich Tonga gehörende unbewohnte Insel, angesiedelt. Dort haben sie sich inzwischen vermehrt.[3]

Klima

Das Klima ist tropisch schwül mit meist ergiebigen, jedoch nur kurz andauernden Regenfällen. Die durchschnittliche Jahresregenmenge beträgt 2180 mm, die regenreichsten Monate sind Januar bis März. Ausgeprägte Jahreszeiten gibt es nicht. Die Temperatur ist relativ gleich bleibend, fällt nicht unter 20 °C und beträgt selten mehr als 30 °C. Niuafoou liegt im Hurrikan-Gürtel des Südpazifiks. 1998 zog der Hurrikan „Ron“ über die Insel und richtete erhebliche Schäden an, 74 Häuser wurden zerstört.[4] Schwere Zerstörungen verursachte auch der Hurrikan "Waka" am 30. Dezember 2001.[5]

Bevölkerung

Die – nach der Volkszählung von 2006[6] – 646 Einwohner, leben in acht Dörfern in der Küstenregion. Bei der Zählung von 1996 waren es noch 735. Die Einwohnerzahl dürfte inzwischen wiederum abgenommen haben, da die jungen Leute von der auch innerhalb des Königreiches Tonga isoliert gelegenen Insel abwandern. In den Siedlungen auf ʻEua hingegen gab es bei der letzten Volkszählung 2257 Einwohner, die von Niuafoʻou stammen.

Die Insulaner sind überwiegend Selbstversorger. Hauptnahrungsmittel sind Yams, Taro, Brotfrucht, Schweinefleisch, Hühner und Fische, sowie alle Arten von tropischen Früchten. In geringem Umfang wird Kopra für den Export produziert und, je nach Bedarf, von einem Lagerhaus in Futu aus verschifft.

Infrastruktur

Die Insel ist durch eine Ringstraße erschlossen, die die Dörfer untereinander verbindet, es gibt jedoch nur wenige Autos. Das Hauptverkehrsmittel sind Pferde. Größtes Dorf ist Esia im Norden, unweit des Flugplatzes. Weitere Dörfer sind Fataulua, Mua, Tongamamao und Petani.

Die Insel hat keinen Hafen, lediglich eine Betonrampe als Verladestelle für kleine Boote in der Nähe des Dorfes Futu an der Westküste.

Das kleine Flugfeld „Queen Lavinia Airport“ (IATA-Code NTT) mit seiner 1065 m langen Landebahn befindet sich im Norden der Insel und wird zurzeit einmal pro Woche mit kleinen Propellermaschinen von Tongatapu/Tonga aus, mit einer Zwischenlandung auf Vavau, angeflogen.

Wirtschaft

Der Tourismus ist nur spärlich entwickelt, eine touristische Infrastruktur mit Restaurants und Hotels gibt es nicht, nur zwei oder drei bescheiden ausgestattete Privatunterkünfte (Guesthouses). Niuafoou hat keinen Badestrand, lediglich einige, nur wenige Quadratmeter große Ansammlungen von schwarzem, vulkanischem Sand.

Obwohl zum Königreich Tonga gehörend, besitzt die Insel seit 1983 die eigene Posthoheit und kann eigene Briefmarken herausgeben, die weltweit vor allem an Sammler verkauft werden.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. NN: Post aus der Blechbüchse. In: Postfrisch. Das Philatelie-Journal. November/Dezember 2010, S. 26f.
  2. Jósef Kazmierczak und Stephan Kempe: Genuine modern analogues of Precambrian stromatolites from caldera lakes of Niafoou Island, Tonga in Naturwissenschaften, Band 93, 2006, S. 119-126
  3. Berliner Morgenpost vom 22. Juni 2003 [1]
  4. http://cidi.org/disaster/98a/0014.html
  5. http://iys.cidi.org/disaster/02a/ixl77.html
  6. [2]

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