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Rudolf Noelte (* 20. März 1921 in Berlin; † 8. November 2002 in Garmisch-Partenkirchen) war ein deutscher Fernseh-, Theater- und Opernregisseur. Er war verheiratet mit der Schauspielerin Cordula Trantow (* 1942).
Inhaltsverzeichnis
Leben
Noelte studierte Theaterwissenschaften, Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte, bevor er zum Theater kam. Mit diesem umfassenden Wissen begann er nach dem Zweiten Weltkrieg als Regie-Assistent am Berliner Hebbel-Theater und inszenierte dort 1948 zum ersten Mal eigenverantwortlich: Wolfgang Borcherts Kriegsheimkehrerdrama Draußen vor der Tür. Zehn Jahre später (1957) führte er auch Regie in der gleichnamigen Verfilmung des NDR mit Paul Edwin Roth (Beckmann), Malte Jaeger und Eva Kotthaus in den Hauptrollen. Die weiteren Jahre nutzte er auch, um von großen Regisseuren wie Jürgen Fehling oder Walter Felsenstein zu lernen, ohne jedoch zum Nachahmer dieser Vorbilder zu werden.
Rudolf Noelte war nie für längere Zeit Intendant eines Theaters. 1959 übernahm er zwar die Leitung der Freien Volksbühne in Berlin, wurde jedoch sechs Monate später bereits wieder entlassen. Er war ein Einzelgänger und konzentriert auf die akribische Vorbereitung seiner Inszenierungen. Proben wurden von ihm fast mathematisch bis ins kleinste Detail vorbereitet; dabei ging es ihm um ein Theater, das der Literatur diente. Auch wenn er eigene Textfassungen der von ihm inszenierten Stücke erstellte, so blieb er dabei immer dem Autor und dessen Intention verpflichtet. Theaterspektakel lehnte er ab. So waren seine bevorzugten Autoren jene, bei denen die psychische Verfassung und die psychologische Motivation der Figuren im Vordergrund standen, die herauszuarbeiten er sich zur Aufgabe machte. So wie bei Carl Sternheim: Noeltes Inszenierung der Kassette mit Theo Lingen in der Hauptrolle, die bis heute als Musterinszenierung des Stückes gilt. Auch seine Inszenierungen der Stücke von Henrik Ibsen, August Strindberg und Eugene O'Neill waren exemplarisch für Noeltes Sichtweise. Mit der Inszenierung der Stücke von Anton P. Tschechow in den 1960er Jahren eröffnete Noelte eine neue Sichtweise auf die Tschechow-Rezeption und läutete damit die Renaissance von dessen Stücken auf den deutschen Bühnen ein.
Noelte setzte die Genauigkeit seiner Sichtweise den Stücken gegenüber mit gleichgroßer Autorität auch bei seinen Schauspielern ein, weshalb er auf Grund seiner minutiösen Inszenierungsarbeit, die keine Nachlässigkeiten duldete, unter Schauspielern häufig als Regisseur gefürchtet war. Dennoch war er gleichermaßen geschätzt und bildete einen Stamm von Schauspielern, mit denen er immer wieder zusammenarbeitete. Schauspieler wie Marianne Hoppe, Therese Giehse und Cordula Trantow arbeiteten häufig mit ihm. In Will Quadflieg fand er als Darsteller einen idealen Widerpart für seine konzeptionellen Vorstellungen.
Auch als Opernregisseur war Noelte immer wieder und mit Erfolg tätig. So inszenierte er u.a. 1973 an der Deutschen Oper Berlin Don Giovanni von Wolfgang Amadeus Mozart (Dirigent Lorin Maazel), 1978 an der Bayerischen Staatsoper in München Jewgenij Onegin von Pjotr Iljitsch Tschaikowski und 1991 - als seine letzte Regiearbeit überhaupt - Mozarts Le nozze di Figaro beim Festival in Aix-en-Provence. Seinen letzten großen Erfolg hatte er 1991 mit seiner Inszenierung von Molières Der Geizige in Zürich. 1999 erhielt er den Bayerischen Theaterpreis.
In den 1990er Jahren erkrankte Noelte an der Alzheimerschen Krankheit und verbrachte die letzten Lebensjahre verarmt in einem Pflegeheim, wo er 2002 an einer Lungenentzündung starb.
Er liegt begraben auf dem III. Städtischen Friedhof Stubenrauchstraße in Berlin-Friedenau, wenige Meter von Marlene Dietrich und Helmut Newton entfernt. Der Grabstein trägt die Inschrift "Familie Noelte".
Zeugnisse
„Den Zustand einer Familie erkennt man an ihren Tischsitten.“
– Rudolf Noelte.
„Sein Thema ist der Mensch in seinem Weh. Die Einsamen, die Verzweifelten. Die Geschlagenen. Immer Wahrhaftigkeit suchend auf der Bühne. Maßlos, schonungslos in seinen Ansprüchen an sich selbst und seine Mitarbeiter.“
– Inge Keller, Schauspielerin
„Das Leiseste erscheint am Ende als das Lauteste.“
– Eric Bentley, Theaterkritiker
Literatur
- Gerlach, Amadeus (Hrsg.): Inszenierungen in Moll. Der Regisseur Rudolf Noelte, 1. Aufl., Edition Hentrich, Berlin 1996, ISBN 3-89468-210-8
- Iden, Peter: Theater als Widerspruch Plädoyer für die zeitgenössische Bühne am Beispiel neuerer Aufführungen d. Regisseure Luc Bondy, Klaus Michael Grüber, Hansgünther Heyme, Uwe Jens Jensen, David Mouchtar-Samorai, Hans Neuenfels, Rudolf Noelte, Claus Peymann, Peter Stein, Dieter Sturm, Ernst Wendt. Kindler, München 1984, ISBN 3-46300-878-5
- Rischbieter, Henning (Hrsg.): Theater im geteilten Deutschland 1945 bis 1990. Propyläen 1999
- Blum, Heiko R.: Götz George. Beruf Schauspieler. Unter Mitarbeit von Sigrid Schmitt. Zur Erinnerung an Theodor Kotulla und Rudolf Noelte. Henschel Verlag, Berlin 2003.
- Quadflieg, Will: Wir spielen immer. Erinnerungen. S. Fischer, Frankfurt a. M. 1976, ISBN 3-10063-101-3,
Weblinks
- Literatur von und über Rudolf Noelte im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Rudolf Noelte in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- [1] Der grosse Schwierige. Zum Tod von Rudolf Noelte. Neue Zürcher Zeitung, 11. November 2002.
- [2] Verschollen für Sekunden. Der Theatermagier, der das Theater verachtete: Zum Tod des Regisseurs Rudolf Noelte. DIE ZEIT 47/2002
- [3] Der Fall Rudolf Noelte. Ein großer Regisseur braucht kein rofier Intendant zu sein. DIE ZEIT, Nr. 05, 29. Januar 1960
Personendaten NAME Noelte, Rudolf KURZBESCHREIBUNG deutscher Regisseur GEBURTSDATUM 20. März 1921 GEBURTSORT Berlin STERBEDATUM 8. November 2002 STERBEORT Garmisch-Partenkirchen
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