- Non vitae, sed scholae discimus
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Non vitae, sed scholae discimus („Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir“) ist ein Seneca-Zitat (epistulae morales ad Lucilium 106, 12), in dem er seine Kritik an den römischen Philosophenschulen seiner Zeit äußert.
Die bekanntere verdrehte Version, Non scholae, sed vitae discimus („Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir“), wird verwendet, um aus berufenem Munde zu belegen, dass das, was man in der Schule lernt, wichtig fürs Leben sei. Letztlich stellt das Zitat sogar eine Forderung an die Schule dar: Nicht für die Schule, sondern für das Leben soll gelernt werden.
Semantisch ähneln sich beide Aussagen: Während die bekanntere, neue Version als Aufforderung zu verstehen ist (und somit eher als „Non scholae, sed vitae discamus“ wiedergegeben werden sollte) ist die ursprüngliche Version Senecas die Beschreibung eines negativen Zustands, also Kritik an der Philosophenschule. Beide Zitate erheben den Anspruch, dass für das Leben gelernt werden soll, nicht für die Schule. Kurz stichwortartig zusammengefasst:
- Non scholae, sed vitae discimus: Nicht für die Schule, sondern fürs Leben sollen wir lernen. (Aufforderung)
- Non vitae, sed scholae discimus: Leider lernen wir nicht fürs Leben, sondern für die Schule. (Zustand)
Zusammenhang bei Seneca:
- „Kinderspiele sind es, die wir da spielen. An überflüssigen Problemen stumpft sich die Schärfe und Feinheit des Denkens ab; derlei Erörterungen helfen uns ja nicht, richtig zu leben, sondern allenfalls, gelehrt zu reden. Lebensweisheit liegt offener zu Tage als Schulweisheit; ja sagen wir’s doch gerade heraus: Es wäre besser, wir könnten unserer gelehrten Schulbildung einen gesunden Menschenverstand abgewinnen. Aber wir verschwenden ja, wie alle unsere übrigen Güter an überflüssigen Luxus, so unser höchstes Gut, die Philosophie, an überflüssige Fragen. Wie an der unmäßigen Sucht nach allem anderen, so leiden wir an einer unmäßigen Sucht auch nach Gelehrsamkeit: Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir.“[1]
Literatur
- Klaus Bartels: Veni Vidi Vici. Geflügelte Worte aus dem Griechischen und Lateinischen. 11., durchgehend erneuerte und erweiterte Aufl. von Zabern, Mainz am Rhein 2006, ISBN 3-8053-3553-9, S. 110 (= Kulturgeschichte der antiken Welt Bd. 102).
Anmerkungen
- ↑ Zitiert nach Klaus Bartels, Veni Vidi Vici, S. 110.
Kategorien:- Lateinische Phrase
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