Nordkoreanische Volkarmee

Nordkoreanische Volkarmee
Koreanische Schreibweise
Hangeul: 조선인민군
Hanja: 朝鮮人民軍
Revidiert: Joseon inmingun
McCune-R.: Chosŏn inmingun
Koreanische Volksarmee (KVA)
Militärische Stärke nach Personen
Wehrfähigkeitsalter 17 bis 54 [1]
Oberbefehlshaber Kim Jong Il
Aktive Soldaten 1.200.000
Reservisten 4.700.000
Anteil der Soldaten an der Gesamtbevölkerung 4,5 %
Wehretat
Ausgaben ca. 5.000.000.000 US-$
Anteil am BSP > 25%

Koreanische Volksarmee (KVA) ist die offizielle Bezeichnung für die Streitkräfte der Demokratischen Volksrepublik Korea, kurz Nordkoreas.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Laut der nordkoreanischen Geschichtsschreibung wurde die Volksarmee am 25. März 1932 von Kim Il-sung als Antijapanische Partisanenvolksarmee gegründet. 1934 wurde sie in Koreanische Revolutionäre Volksarmee umbenannt. Abgesehen von einem Überfall auf eine japanische Polizeistation, die in der nordkoreanischen Literatur zu einer Schlacht hochstilisiert ist, ist sie während der Zeit, als Korea eine Provinz Japans war, nicht in Erscheinung getreten. Unmittelbar nach der Gründung der Volksrepublik wurde sie wie in allen Satellitenstaaten der Sowjetunion zielbewusst und in großem Umfang militärisch aufgerüstet. Bereits 1948, als sie erstmals öffentlich in Erscheinung trat, umfasste sie etwa 200.000 Soldaten. Ausbilder und Waffen kamen aus der Sowjetunion. Seit Gründung des nordkoreanischen Staates trägt sie den Namen Koreanische Volksarmee (KVA).

Hauptartikel Koreakrieg

Da der Süden kaum gerüstet war, erschien Kim Il-sung die Gelegenheit günstig, diesen am 25. Juni 1950 zu überfallen und das Land unter seiner Herrschaft zu vereinigen. Mit der Speerspitze von 240 Panzern und unterstützt von 210 Flugzeugen überrannte die KVA die schwachen südkoreanischen Kräfte; nach 3 Tagen war Seoul gefallen und nach 40 Tagen der gesamte Süden bis auf das Gebiet südlich des Naktong-Flusses in Gyeongsangnam-do in der Hand der Nordkoreaner. Der Gegenschlag der UNO mit der Landung amerikanischer Truppen bei Incheon und der dann bis 1953 währende Krieg kostete die KVA Hunderttausende von Leben. Der Krieg endete in einem Patt.

Mit sowjetischer und chinesischer Hilfe wurde die fast völlig zerstörte Industrie Nordkoreas mit Betonung auf der Schwerindustrie wieder aufgebaut und begann sofort mit der Herstellung von Waffen, Munition und Ausrüstung für die KVA.

Stärke und Ausrüstung

Nordkoreanischer Soldat auf Wache

Nordkorea unterhält mit rund 1,2 Millionen aktiven Soldaten eine der zahlenmäßig größten Armeen der Welt. Neben China, Indien, den USA und Russland ist es damit das einzige Land der Erde, das ständig mehr als 1 Million Soldaten im Frieden unterhält. Im relativen Verhältnis zur Größe des Landes und zur Bevölkerungszahl ist Nordkorea somit das mit weitem Abstand meist militarisierte Land der Welt, in dem auf einen Soldaten nur rund 20 Zivilisten kommen (zum Vergleich: in Indien sind es 865, in den USA 220 und in Deutschland 330). Mehr als 25% des Bruttoinlandsproduktes fließen direkt dem Militär zu, auch das ist mit großem Abstand der höchste Anteil weltweit (in den NATO-Staaten sind es im Durchschnitt rund 2,5 % des BIP). Weiter verstärkt wird diese Militarisierung der Gesellschaft durch eine enorme Zahl an paramilitärischen Gruppen und Reservistenorganisationen, die insgesamt 4,7 Millionen Frauen und Männer umfassen. Allein die offizielle Reserve der KVA ist in 23 Divisionen und 6 Brigaden gegliedert.

Laut einem Bericht des südkoreanischen Verteidigungsministeriums hat Nordkorea seine Truppen im Februar 2009 auf 1,2 Millionen aktive Soldaten aufgestockt. Zudem sei die Zahl der "Spezialeinheiten" (am besten ausgebildete Truppen; als Speerspitze gedacht) auf 180.000 Soldaten verdoppelt worden.[2]

Trotz ihrer enormen zahlenmäßigen Stärke gehört die KVA zu den rückständigsten und am schlechtesten ausgerüsteten Armeen der Welt. Der Grund dafür liegt in der außergewöhnlich desolaten wirtschaftlichen Lage des Landes, das ohne ausländische Hilfe kaum in der Lage wäre, die Grundversorgung seiner Bevölkerung sicherzustellen. Insbesondere der Import von Rüstungsgütern ist durch internationale Embargos so gut wie unmöglich geworden. Die Ausrüstung der Koreanischen Volksarmee basiert zum größten Teil auf russischen und chinesischen Produkten, die weiterentwickelt bzw. als Grundlage eigener Entwürfe verwendet wurden. Die Hauptwaffensysteme Nordkoreas (Panzer, Flugzeuge und Artillerie) befinden sich in wesentlichen Teilen technisch etwa auf dem Stand der 1960-er und 1970-er Jahre. Das wenige moderne Gerät befindet sich aufgrund der stark eingeschränkten Importe und äußerst knapper Devisen oft in einem sehr mangelhaften Zustand.

Nuklearprogramm

Nordkorea verfolgt ein ambitioniertes Programm zur Entwicklung eigener Nuklearwaffen, das in einem Atombombentest am 9. Oktober 2006 gipfelte. Obwohl dieser offiziell als erfolgreich bezeichnet wurde, lassen die geringe freigewordene Strahlung und die relativ schwache unterirdische Detonation eher auf ein Scheitern des Versuches schließen.[3] Das Atombombenprogramm und die damit verbundene Entwicklung eigener Trägerraketen wird von der Führung Nordkoreas als essentieller Schutz gegen einen möglichen US-amerikanischen Angriff angesehen, da eine erfolgreiche Verteidigung mit den konventionellen Streitkräften als unwahrscheinlich eingeschätzt wird.

Am 5. April 2009 hatte Nordkorea – trotz weltweiten Protests – eine Interkontinentalrakete vom Typ Taepodong-2 gestartet und damit nach eigenen Angaben einen Fernmeldesatelliten ins All befördert. Im Vorfeld des Starts hatte Japan angekündigt, die Rakete im Fall eines Kontrollverlusts über seinem Hoheitsgebiet abzuschießen. Nordkoreanische Militärs hatten daraufhin gedroht, einen derartigen Abschuss als kriegerischen Akt zu betrachten. Westliche Staaten gehen davon aus, dass der Raketenstart nur vordergründig zivilen Charakter hatte und tatsächlich einen militärischen Zweck zur Erprobung des störanfälligen nordkoreanischen Raketentyps erfüllt hatte. Der Raketenstart widerspricht einer nach dem Atombombentest 2006 verabschiedeten UN-Resolution.[4]

Wirtschaftliche Aspekte

Da Nordkorea gemäß seiner stalinistischen Staatskonzeption den Schwerpunkt seiner Wirtschaft auf die Stahl- und Schwerindustrie gelegt hat, ist die überproportionale Größe der KVA als überlebenswichtig für ein wenigstens rudimentäres Funktionieren der Wirtschaft zu betrachten. Würde die Armee als bedeutendster Abnehmer der Produkte der Stahlindustrie wegfallen oder radikal verkleinert werden, würde der ohnehin schwache Absatzmarkt des Hauptindustriezweiges in Nordkorea völlig zusammenbrechen. Eine wesentliche Verkleinerung der Streitkräfte wäre folglich nicht durchführbar und ist daher auch kaum zu erwarten. Gleichzeitig verhindert diese Tatsache aber auch die nötige Modernisierung der KVA. Offiziell wird die zahlenmäßige Stärke der Armee mit angeblichen Aggressionen des Auslands und der Doktrin "Quantität gegen Qualität" begründet.

Feindbild und militärische Doktrin

Als Hauptgegner Nordkoreas wird neben Südkorea und dessen Bündnispartner USA vor allem Japan wahrgenommen, dessen Kolonialpolitik in Korea während des Zweiten Weltkriegs bis heute für politischen Zündstoff sorgt. Die Staatsideologie des Juche, einer stark auf Autarkie angelegten sozialistische Staatstheorie, ist Grundelement der politischen Indoktrination der KVA. Die aufgrund der schlechten Versorgung und veralteten Ausrüstung äußerst harte Ausbildung in den Streitkräften soll bei den Soldaten eine hohe Opferbereitschaft hervorrufen; die Dienstzeit dauert je nach Truppengattung zwischen drei und zehn Jahren. Die KVA unterliegt einer außerordentlich harten Disziplin und verlangt von den Soldaten aller Grade unbedingten Gehorsam.

Modernisierungsbestrebungen

2001 bekundete Kim Jong-Il bei seinem Russlandbesuch, der u.a. die Rüstungsbetriebe umfasste, Interesse am Kauf von Waffensystemen mit einer Anzahlung von 200 Mio. US-Dollar. Besonderes Interesse wurde für Kampfflugzeuge vom Typ Su-27SK, Su-30MK, MiG-29SMT, Su-25/39, Kampfhubschrauber Mi-35, Luftabwehrkomplexe SA-12 (S-300V) und SA-15 (Tor-M1) sowie für die Modernisierung vorhandener Waffensysteme gezeigt. Zudem versuchte man, eine ganze Fabrik für MiG-23 in Russland zu erwerben. Ebenfalls sollten Kampfpanzer T-72M1 oder T-90, Schützenpanzerwagen BTR-80 und BMP-3 gekauft werden. Alle diese modernen Waffensysteme wollte man offenbar für die Spezialeinheiten bzw. Eliteregimenter beschaffen, die im Kriegsfall zum Einsatz entweder an vorderster Front oder zum Schutz der Hauptstadt Pjöngjang vorgesehen sind. Moskau lehnte die Geschäfte ab. Mit dem Waffenembargo 2006 sind weitere Großanschaffungen gegenstandslos geworden. Nordkorea wird gezwungen sein, seine Armee in Zukunft stark abzurüsten, um zumindest die Ersatzteilversorgung der modernsten Systeme durch Lagerbestände sichern zu können. Dies wird in einem weiteren Rückgang der Schlagkraft resultieren, da die zahlenmäßige Stärke aufgrund der oben ausgeführten wirtschaftlichen Gründe erhalten werden muss.

Teilstreitkräfte

Heer

Das Heer umfasst gegenwärtig etwa 950.000 Soldaten, die in 40 Divisionen und etwa 40 Brigaden gegliedert sind, davon sind 20 Brigaden als Spezialverbände für Luftlande- und amphibische Operationen im Rücken des Feindes vorgesehen. Das Heer verfügt über rund 3.600 größtenteils veraltete Panzer (T-54 und T-55), nach russischen Angaben befinden sich sogar noch T-34-Panzer aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs im aktiven Dienst.

Als Kim Jong-Il 2001 in Russland war, besichtigte er das Werk Transmesh, das unter anderem den T-90 baut. Es wurde 2002 ein Panzer nahe Pjöngjang bei Tests gesichtet, unter der Bezeichnung M-2002.[5]

Bestätigt wurde, dass Nordkorea den Amphibienpanzer PT-76 zum PT-85 weiterentwickelt hat, doch dessen Einführung gestaltet sich wegen des desolaten Zustands der Rüstungsbetriebe als schwierig. Experten schätzen, das seit Mitte der 90er Jahre nur 20 Serienfahrzeuge geliefert wurden.

Einen überproportional großen Teil des Heeres nimmt die Rohr- und Raketenartillerie ein; Nordkorea verfügt über etwa 4.700 Panzerhaubitzen und Selbstfahrlafetten sowie etwa 20.000 Geschütze und Raketen- und Granatwerfer.

Luftwaffe

Die 86.000 Mann starken Luftstreitkräfte verfügen Schätzungen zufolge über etwa 650 Kampfflugzeuge. 35 MiG-29 sind vorhanden, darunter etwa zehn der Serie 9.13. Des Weiteren gibt es 46 MiG-23ML, etwa 160 MiG-21PF und PFM, 30 MiG-21bis, etwa 130 F-7 und rund 110 MiG-19 oder deren chinesisches Derivat F-6. Außerdem gibt es rund 50 Frontbomber Iljuschin Il-28 und H-5, 30 Jagdbomber Su-7BMK und 35 Schlachtflugzeuge Su-25K.

Die Flugabwehr reicht von stationären S-75 Wolga und deren chinesischen Nachbauten HQ-2 (SA-2) über S-125 Newa (SA-3), einige wenige S-200 Wega (SA-5) bis hin zu mobilen Komplexen S-135 Krug (SA-4), 9K12 Kub (SA-6). Es gibt einen großen Anteil an tragbaren Flugabwehrsystemen, die von der Strela-2 bis hin zu sämtlichen Versionen der Igla reichen.

Fluggerät

Flugabwehrsysteme

Militärflugplätze

  • Changjin (mit unterirdischer Kaverne)
  • Chunghwa
  • Hwangju (mit unterirdischer Kaverne)
  • Hwangsuwon-ni
  • Hyesan
  • Hyon-ni (mit unterirdischer Kaverne)
  • Kaech'on (mit unterirdischer Kaverne)
  • Kanch'on
  • Kilchu
  • Koksan (mit unterirdischer Kaverne)
  • Kowon
  • Kwail/Pungchon (mit unterirdischer Kaverne)
  • Mirim
  • Onchon (mit unterirdischer Kaverne)
  • Orang
  • Pakhon
  • Panghyon/Naamsi
  • Pukch'ang (mit unterirdischer Kaverne)
  • Pyongyang Sunan International Airport (mit unterirdischer Kaverne)
  • Samjangkol
  • Samjiyon
  • Sondok
  • Sunchon (mit unterirdischer Kaverne)
  • Taechon (mit unterirdischer Kaverne)
  • Taetan
  • Toksan (mit unterirdischer Kaverne)
  • Uiju (mit unterirdischer Kaverne)
  • Wonsan (mit unterirdischer Kaverne, welche als Autobahntunnel getarnt ist)

Marine

Die Marine mit ihren 46.000 Mann verfügt als kleinste Teilstreitkraft über eine Fregatte der Soho- und zwei der Najin-Klasse als größte Schiffseinheiten. Bei ihnen handelt es sich um nordkoreanische Eigenkonstruktionen, über die nicht viel in Erfahrung zu bringen ist. Man rechnet mit einer Größe von etwa 1.500 bis 2.000 ts und einer vor allem aus Artillerie und leichten Schnellfeuerwaffen bestehenden Bewaffnung, ergänzt durch veraltete Raketensysteme zur See- und Luftzielbekämpfung. Ferner sind 140 Raketen- und Torpedoschnellboote zum küstennahen Einsatz, ergänzt durch etwa 75 leicht bewaffnete Patrouillenboote, als Rückgrat der Marine vorhanden. 26 dieselelektrische U-Boote der russischen Romeo- und Whiskey-Klasse sind offiziell im Dienst, auch hier dürfte das Problem der Ersatzteilgewinnung die Zahl der tatsächlich einsatzbereiten Boote deutlich reduzieren. Ergänzt wird die U-Boot-Waffe durch eine unbekannte Zahl an Kleinst-U-Booten, die vor allem zur Absetzung von Spionage- und Aufklärungstrupps in Südkorea dienen. Solche primitiven, aber in der Erfüllung ihrer Aufgabe durchaus wirksamen Boote sind bereits des Öfteren durch Unfälle oder technische Defekte in die Hand der südkoreanischen Marine gefallen.

Die Marine verfügt auch über eine bemerkenswert starke amphibische Komponente von ca. 270 Landungsschiffen (davon etwa 130 Luftkissenboote), was ebenfalls die offensive Kampfdoktrin Nordkoreas unterstreicht. Zur Unterstützung amphibischer Operationen sind 23 kleine Minenleger sowie etwa 100 kleine Küstenbeschießungsboote vorhanden.

Siehe auch

Literatur

  • W.A.Mazulenko: Die Koreanische Volksarmee, Berlin: Deutscher Militärverlag, 1962, ohne ISBN
  • Olaf Groehler: Der Koreakrieg 1950 bis 1953, Berlin: Militärverlag der DDR, 1980, ohne ISBN
  • James M.Minnich: The North Korean People's Army, Annapolis: Naval Institute Press, 2005, ISBN 1-59114-525-2

Weblinks

Einzelnachweise

  1. " Background Note: North Korea", US Department of State, Bureau of East Asian and Pacific Affairs, August 2008.
  2. http://www.sueddeutsche.de/politik/675/459318/text/
  3. http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6009096,00.html
  4. http://www.tagesschau.de/ausland/nordkorea156.html
  5. Quelle: globalsecurity

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