- Artillerie (Wehrmacht)
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Die Artillerietruppe war eine Truppengattung des Heeres der ehemaligen deutschen Wehrmacht, die die artilleristischen Kräfte des Heeres zusammenfasste.
Zum Einsatz kam die Artillerietruppe hauptsächlich während des Zweiten Weltkriegs von 1939 bis 1945.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Überblick
- 2 Schießende Artillerie
- 3 Beobachtende Artillerie
- 4 Zugmaschinen
- 5 Abkürzungen
- 6 Anmerkungen
- 7 Literatur
- 8 siehe auch
- 9 Weblinks
Überblick
1939/40 umfasste die Artillerie der Wehrmacht nach Mobilmachung fast eine halbe Million Mann:[1]
Offiziere Beamte Unteroffiziere Mannschaften Gesamt Friedensstärke 11.430 1.165 43.036 275.735 331.366 Ersatzheer 2.670 389 10.509 105.238 118.806 Kriegsheer 14.100 1.554 53.545 380.973 450.172 Die Produktion von Geschützen ab Kaliber 7,5 cm betrug:
1940 1941 1942 1943 1944 6.100 7.200 12.000 27.250 41.500 Die Waffenfarbe der Artillerietruppe in der deutschen Wehrmacht war Hochrot.
Schießende Artillerie
Rohrartillerie
Feldartillerie
Dokumentatarfilme über die deutsche Feldartillerie (engl.) [1] [2] [3]
Eine Batterie der Feldartillerie[2] bestand typischerweise aus
- dem Batterie-Trupp mit dem Batteriechef im Rang Hauptmann, einem Leutnant als Beobachtungsoffizier und dem Rechentrupp,
- der Nachrichtenstaffel für Einrichtung und Betrieb der taktischen Fernmeldenetze (Fernsprech-/Feldkabelbautrupp, Funktrupps),
- der Geschützstaffel mit vier Feldhaubitzen (A-, B-, C- und D-Geschütz), geführt von einem Leutnant als Batterieoffizier und einem Oberwachtmeister[3], zwei Geschützzügen mit je zwei Geschützgruppen, dem Fliegerabwehrtrupp mit Fla-MG, dem Rechentrupp, einem Melder und einem Sanitäter,
- der Munitionsstaffel,
- dem Gefechtstross unter dem Batterie-Wachtmeister mit dem Schirrmeister, dem Waffen- und Geräte-Unteroffizier, einem Feldküchentrupp und dem Gepäcktross mit Rechnungsführer, Schuhmacher, Schneider und Sattler.
Erkundung des Einsatzraums
Nach Erhalt des Einsatzbefehls durch seine Abteilung[4] nahm der Batteriechef Verbindung zum Kommandeur des ihm zugewiesenen Kampftruppenverbandes – meist einem Infanterie-Bataillon – auf, übernahm dort die Aufgabe des Artillerie-Verbindungsoffiziers und traf die notwendigen Absprachen, um anschließend seinen Unterführern die notwendigen Erkundungs- und Einsatzaufträge für zu erteilen.
Der Vorgeschobene Beobachter (VB) auf der Batterie-Beobachtungs-Stelle (B-Stelle) galt als Auge der Artillerie. Die Erkundung der B-Stelle übernahm der Batterie-Chef daher meist selbst in enger Anlehnung an die zu unterstützende Kampftruppe. Wichtig war eine beherrschende Sicht über die Hauptkampflinie sowie in die Tiefe des feindlichen Stellungsraums sowie gute Tarnung, um nicht selbst entdeckt zu werden.
Die Feuerstellung wurde durch den Batterieoffizier mit einem seiner Zugführer erkundet. Dabei galten folgende Vorgaben:
- Möglichst ebene, etwa 100-150 m breite Stellung,[5]
- Anmarschweg und Stellung der direkten Feindeinsicht entzogen, möglichst Hinterhanglage,
- unregelmäßig gestaffelte Aufstellung der Geschütze,
- freies Schussfeld von ca. 500 m in Grundrichtung.
Zu erkunden waren außerdem:
- Die Nah-B-Stelle zur Bekämpfung durchgebrochener Feindkräfte,
- die Alarmstellung für die infanteristische Nahverteidigung durch die Kanoniere,
- Stellung der Fliegerabwehr-MGs flankierend zu den Geschützen,
- Munitionsablageplatz ca. 200 m hinter der Feuerstellung mit gedeckten Wegen für die reibungslose Anschlussversorgung,
- Wechselfeuerstellung,
- Stellung des Arbeitsgeschützes, ca. 300 von der Hauptfeuerstellung entfernt.
In Sichtbereich der Geschütze wurde der Richtkreis aufgebaut und nach Lage und Richtung für das spätere Einrichten der Geschütze vermessen. Die Positionen der einzelnen Geschütze wurden durch das Erkundungskommando mit in Grundrichtung ausgerichteten Geschützflaggen markiert.
Der Hauptwachtmeister erkundete mit dem Munitionsstaffelführer die Protzenstellung für die Abstellung der Zug- und Versorgungsfahrzeuge oder -pferde, den Batterietross und den Aufbau der Feldküche.
Herstellen der Wirkungsbereitschaft
Rasche Herstellung der Wirkungsbereitschaft galt als entscheidend: „Die sicherste Grundlage des Erfolges ist der Vorsprung in der Gefechtsbereitschaft. Die Artillerie muss schneller feuerbereit sein als die feindliche“[6]
Bis zur Eröffnung des Feuerkampfes galt aus Tarnungsgründen meist Funkverbot.
Unmittelbar nach der Erkundung begann daher der Fernsprechtrupp mit dem Aufbau der überlebenswichtigen Feldkabelverbindung zwischen B-Stelle und Batterie, zum Gefechtsstand der Infanterie und dem Abteilungsgefechtstand der Artillerie.
Der VB-Trupp
- nahm Verbindung zum örtlichen Führer der Kampftruppe auf,
- bezog gedeckt die befohlene B-Stelle,
- baute das Scherenfernrohr auf und richtete es ein,
- tarnte die Stellung,
- stellte die Fernmeldebereitschaft her,
- und nahm die Geländeorientierung vor.
- Dabei erfasste er markantesten Geländepunkte auf der mit einem Koordinaten-Gitter versehenen Schießkarte (1:25.000 oder 1:50.000),
- fertigte eine Beobachtungs-Skizze an,
- meldete die nicht eingesehenen Räume an die Abteilung zur weiteren Beurteilung, für welche Geländeabschnitte zusätzliche Maßnahmen zur Überwachung befohlen werden mussten
- und erkundete eine oder mehrere Wechsel-B-Stellen.
Zur Zielortung und Leitung des Feuerkampfes verfügte der VB über
- Schießkarte 1:50.000
- Schießbesteck (metallener Schießhaken mit Winkelmesser in Strich und Entfernungslineal),
- Fernglas mit Stricheinteilung, Scherenfernrohr und binokularen Entfernungsmesser[7]
- Kompass
- Stoppuhr
- Signalpistole
- Feldfernsprecher und Funkgerät
- Handwaffen (Maschinenpistole, Karabiner, später Sturmgewehr 44 und Panzerfaust) zur Nahverteidigung
Die Geschützstaffel bezog nun die erkundete Feuerstellung:
- Die Geschütze wurden von den Abholern des Erkundungstrupps in Empfang genommen, an den markierten Positionen „abgeprotzt“ und im Mannschaftszug in Stellung gebracht,
- durch die Geschützmannschaften grob in Grundrichtung ausgerichtet
- und durch die Ladekanoniere (K3, K4) mit Hilfe der Erdsporne festgelegt.
- Die Richtkanoniere (K1, K2) richteten Rohr und Richtanlage mit der Libelle zunächst ebenerdig aus,
- dann richtete der K1 das Rundblickfernrohr auf den Richtkreis,
- die Ladekanoniere (K3, K4) klappten die Erdsporne der Geschütze ab,
- dann eilte der Ladekanonier (K3) zum Richtkreis, um von dort die für sein Geschütz gemessenen Richtungswerte (Teilring, Geländewinkel (Libelle) und Erhöhung) zu notieren,
- während der zweite Ladekanonier (K4) die rot-weiß markierten Richtungsstangen für die spätere Festlegung des Geschützes auspflockte
- und Rohrwischer und Ladeansetzer bereitlegte.
- Die Munitionskanoniere (K5, K6) entluden die Munitionsprotzen
- und legten ca. 10-20 m hinter dem Geschütz die Treibladungen sowie die Granaten und Zünder bereit. Danach verließen die Protzen die Geschützstaffel und bezogen die Protzenstellung.
- Der Geschützführer überprüfte die Einrichtung des Geschützes und meldete die Wirkungsbereitschaft.
- Anschließend ließ er Geschütz und Marschspuren tarnen.
Sobald das erste Geschütz eingerichtet und die Fernmeldeverbindung aufgebaut war, meldete der Batterieoffizier „Wirkungsbereitschaft“.
Führung des Feuerkampfes
Der Operationsplan der Artillerie war der Feuerplan; typische Gefechtsaufträge an die Artillerie waren im Rahmen des Feuerplans:
- das Überwachen von Geländeabschnitten durch Beobachtung und Feuer,
- das allgemeine Bekämpfen erkannter Feindziele,
- das Abriegeln vorstoßender feindlicher Angriffsverbände,
- in Absprache mit der Kampftruppe über einen vorgegebenen Zeitraum das Niederhalten feindlicher Kräfte
- oder das Blenden
- oder Ausschalten feindlicher Beobachtung-Stellen mit Brisanz- und/oder Nebelgranaten,
- das Zerschlagen von feindlichen Feuerstellungen, Truppenansammlungen oder Angriffsbereitstellungen,
- das Zerstören von Bunkern, Feldbefestigungen oder anderen Punktzielen,
- das Stören von Transport- und Nachschublinien durch unregelmäßige Feuerüberfälle.
Nach Freigabe des Feuerplans mit Vorgaben für Feueraufträge, Zielpunkte und Sperrfeuer durch Abteilungskommandeur oder Batteriechef begann der VB nun das Einschießen der Batterie. Er ortete dabei die Einschießpunkte oder Feindziele nach Lage, Höhe und Beobachtungsrichtung und übermittelte die Daten als Feuerbefehl an die Geschützstellung. Der Feuerbefehl enthielt: Beobachtungsrichtung (Sehstreifen), Koordinaten (Planzeiger), Zielhöhe, Zielbeschreibung, Munitionseinsatz (in Schuss oder Gruppen), Munitionsart (meist Spreng-, Brand-, Nebelgranaten), Zünderart (Aufschlag- oder Zeit-/Doppelzünder), Feuerart (Einzelschuss, Feuerschlag oder Salve), Beispiel eines Feuerbefehls: „Sehstreifen 16-4-5, Planzeiger 5-4-0-5-9-2, Höhe 165, Zielpunkt Wegekreuzung, 1 Schuss, Feuerbereitschaft und Flugzeit melden!“
Bei wichtigen Zielen konnte der VB nicht nur das Feuer seiner Batterie, sondern auch Feuerzusammenfassungen der Abteilung oder des Regiments abrufen. Munitions- und Zündereinsatz wählte er nach taktischem Ermessen. Geschossen wurde meist mit Aufschlag-, seltener mit Zeitzündern. Sollte Minenwirkung gegen Bunker und Feldbefestigungen erzielt werden, ließ der VB „Aufschlagzünder mit Verzögerung“ schießen; hierbei gelangte die Granate erst Sekundenbruchteile nach dem Aufschlag zur Detonation. Besonders wirkungsvoll gegen ungepanzerte Ziele war das bei flacher Flugbahn und hartem (gefrorenen) Boden erzielen von "Abprallern" durch Verzögerungszünder; die Detonation der Sprenggranate kurz über dem Boden verursachte eine verheerende Sprengkraft und Splitterwirkung. Bei Nacht mit großer Erhöhung wurden zudem Leuchtgranaten verschossen, deren brennende Magnesiumladung am Fallschirm langsam über dem Gefechtsfeld herabschwebte und das Gelände zur genauen Zielortung und Bekämpfung ausleuchtete.
In der Feuerstellung ermittelten die Rechner[8]die tatsächliche Schussentfernung und -richtung und setzten diese mit Hilfe von Schusstafel und Barbara-Meldung als Feuerleitstelle in Feuerkommandos für die Geschütze um: den „Teilring“ - d.h. die Richtung der Waffe, den Erhöhungs- oder Aufsatzwinkel, die Libelle (den Geländewinkel), die Zahl der Treibladungen, Geschossart, Zünder und Zünderstellung.
Auf den Alarmruf „Feuerkommando“ eilten die Kanoniere nun an die Geschütze, richteten die Geschütze entsprechend dem durchgegebenen Feuerkommando aus, schraubten die befohlenen Zünder auf, luden Geschoss mit Kartusche und Treibladung und signalisierten die Feuerbereitschaft.
In der B-Stelle kommandierte der VB durch Rückwärtszählen das Abfeuern, maß mit der Stoppuhr die Sekunden bis zum errechneten Aufschlagszeitpunkt, ortete den Aufschlag und meldete erforderliche Korrekturen wurde z.B. an die Feuerleitstelle, wobei er durch Weit- und Kurzschüsse den Zielpunkt immer enger "eingabelte", bis das Feuer im Ziel lag. Hierbei galt das ein-, zwei, vier- oder achtfache von 100 m als "Gabelmaß". Lag der Schuss hinter dem Ziel und die Abweichung ca. 80 Meter links, so lautete das Korrekturkommando: "80 rechts, 400 abbrechen, Schuss, kommen!" Lag nun der Schuss vor dem Ziel, kommandierte er "200 zulegen, Schuss, kommen!" Lag der Schuss nun wieder kurz, so kommandierte er "100 zulegen, Schuss, kommen!" Nun war das Ziel eingegabelt, und mit der letzten Korrektur wurde das Ziel mit der Feuereinheit - z. B. der Batterie - bekämpft: "Ganze Batterie 50 zulegen, Feuerschlag, feuern!"
Je sicherer die Schießgrundlagen, desto größer war die Wirkung durch zielgenaue und überraschende Feuerüberfälle, aber auch die Sicherheit der eigenen Truppe vor Kurschüssen. Voraussetzung dafür war die eng aufeinander abgestimmte Zusammenarbeit aller Teileinheiten der Batterie:
- die genaue Zielortung und sichere Korrekturen des VB,
- die exakte Vermessung der Feuerstellung durch das Erkundungskommando,
- die korrekte Berechnung von Erhöhung und Seitenrichtung unter Einbeziehung der ballistischen Einflüsse mittels Wettermeldung und Schusstafel durch die Feuerleitrechner,
- die präzise Einrichtung der Geschütze durch die Kanoniere.
Für die Führung des Feuerkampfes waren außerdem die Fernmeldeverbindungen von entscheidender Bedeutung. Riss die Verbindung ab, so hieß es "Störungssucher raus!" - und die Fernsprechsoldaten mussten oft auch unter heftigem Feindfeuer die Kabelbeschädigungen suchen und flicken.
Befahl der VB nach erfolgter Zielbekämpfung „Feuerpause“, so schwenkten die Richtkanoniere ihre Geschütze wieder auf die allgemeine Grundrichtung oder die ggfs. ermittelten Sperrfeuerwerte. Bei Alarm konnte dann ohne aufwändiges nachrichten sofortiges Wirkungsfeuer ausgelöst werden.
Der VB beobachtete das Gefechtsfeld weiter, hielt dabei ständige Verbindung zur örtlichen Kampftruppe, gab Lage- und Zielmeldungen an den Chef und den Abteilungsgefechtsstand weiter und übermittelte nach Freigabe des Feuers auf weitere Feindziele seine Feuerkommandos an die Batterie. Bei überraschenden Feindangriffen konnte die Kampftruppe auch selbst per Signalpatrone das sofortige Sperrfeuer der Batterie auslösen, wobei der VB schnellstmöglich die Führung des Feuerkampfes übernahm.
Im Ausnahmefall wurden vorab einzelne Geschütze bis zur HKL vorgezogen, falls Punktziele im direkten Schuss zu bekämpfen waren. Für diese Einsätze wurden jedoch normalerweise die „Hausartillerie“ der Infanterie - Infanteriegeschütze, Pak, Panzer und Granatwerfer - herangezogen.
Die Feuerstellungen der Artillerie bildeten bei Feindeinbrüchen häufig die letzte Auffangstellung. Die Kanoniere eröffneten dann unter dem Befehl des Batterieoffiziers den Feuerkampf im direkten Richten und bekämpften mit Sprenggeschossen feindliche Infanterie oder mit Hohlladungsgeschossen feindliche Panzer. War der Feuerkampf mit den Geschützen auf kürzeste Entfernung nicht mehr möglich, so verteidigten die Kanoniere mt MG, MPi, Karabinern und Panzerfaust infanteristisch die Stellung.
Waffensysteme
10,5 cm lFH 16 am Atlantikwall
Anzumerken ist, dass neben den aufgeführten Geschützen noch zahlreiche weitere Beute-Geschütze zum Einsatz kamen.[9]Kaliber/Typ Reichweite V0 Zugmaschine Einführung Bemerkung 7,62 cm F.K. 269 (r) L/51 13.600 m 680 1941 russisches Beutegeschütz "Ratsch-Bumm" 10 cm s.F.K. 18 19.000 m 835 1940 10,5 cm le.F.H.16 9.225 m 395 meist bespannt 1916 entwickelt im 1. Weltkrieg, Standardgeschütz der Divisionsartillerie bis zur Ablösung durch le.F.H. 18 10,5 cm le.F.H.18 10.675 m 470 bespannt oder Raupenschlepper Ost (RSO) 1935 Standardgeschütz der Divisionsartillerie 10 cm le.F.H. 30(t) 10.600 m 430 1938 tschechisches Beutegeschütz 10 cm le.F.H. 14/19(p) 9.800 m 398 1938 polnisches Beutegeschütz 10,5 cm le.F.H. 324(f) 10.700 m 465 1940 französisches Beutegeschütz 12,2 cm le.F.H. 388(r) 8.960 m 365 1941 russisches Beutegeschütz 15 cm s.F.H. 13 8.675 m 385 bespannt bzw. Sd.Kfz. 7 1914 Standardgeschütz der schweren Abteilung der Divisionsartillerie bis zur Ablösung durch s.F.H. 18 15 cm s.F.H. 18 13.325 m 620 bespannt bzw. Sd.Kfz. 7 1935 Standardgeschütz der schweren Abteilung der Divisionsartillerie 15 cm s.F.H. 15(t) 11.500 m 508 1938 tschechisches Beutegeschütz 15,2 cm Kanonenhaubitze 433/1(r) 16.000 m 655 1941 russisches Beutegeschütz Sturm- und Panzerartillerie
Die Notwendigkeit, im beweglich geführten Gefecht vor allem der Panzertruppe zu folgen, war bereits vor Kriegsausbruch deutlich geworden. Zum einen sollten gepanzerte Begleitgeschütze, rasch setzte sich der Begriff „Sturmgeschütze“ oder „Sturmartillerie“ durch, den Panzern unmittelbar im Angriff folgen, zum anderen sollte auch die Feldartillerie auf Selbstfahrlafetten umgesetzt den Angriffsverbänden unmittelbare Feuerunterstützung geben können.
Sturmartillerie
Das StuG III blieb bis Kriegsende die Standardwaffe der Sturmartillerie, StuG III beim Vormarsch in Russland 1941
Ab 1943 wurden italienische Sturmgeschütze des Typs Semovente als StuG M42(i) von der Wehrmacht übernommen
Sturmgeschütze im Vorgehen mit Infanterie NS-Propagandafilm [4]
Bereits 1936 forderte der Inspekteur der Artillerie eine „Begleitartillerie unter Panzer für Infanterie- und Panzerabwehr“. 1937 entstand der Prototyp eines dafür entworfenen Kasematt-Panzers (Sd.Kfz. 142) mit 7,5 cm KwK L/24, des späteren Sturmgeschützes. Nach erfolgreicher Fronterprobung im Westfeldzug entstanden rasch die ersten Sturmgeschützabteilungen; die bis 1943 ausschließlich aus Freiwilligen rekrutiert wurden.
Nach weiteren Kampfwertsteigerungen – verlängertes Rohr, Panzerschürzen, Beton-Zusatzpanzerung, Funkausrüstung - erwiesen sich die Sturmgeschütze als besonders erfolgreich; 1944 erhielten auch die Infanterie-Divisionen eigene Sturmgeschützbatterien; bis zu diesem Jahr hatten Sturmgeschütze bereits 20.000 Feindpanzer vernichtet.
Panzerartillerie
PzH Wespe im Feuerkampf (Filmausschnitt) [5]
Die Bildung der Panzerartillerie vollzog sich zunächst behelfsmäßig. Nicht mehr den Frontbedingungen entsprechende Panzer wie die PzKw 38(t), PzKw I und PzKw II, aber auch französische Beutepanzer der Typen Lorraine, Somua oder Renault wurden zu „Gerätewagen“ abgerüstet und dann als Selbstfahrlafetten mit Infanteriegeschützen (s.I.G.33), Pak (7,5 cm oder 7,62 (r)) oder Feldhaubitzen (10,5 cm) bestückt. Ergebnis war eine Vielfalt verschiedener Ausführungen, am bekanntesten die Typen Marder I-III, die vorwiegend als Panzerjäger eingesetzt wurden, bis diese Aufgabe durch reine Jagdpanzer mit geschlossenem Kampfraum abgelöst wurden (Jagdpanzer V „Jagdpanther“, Jagdpanzer 38(t) „Hetzer“, Jagdpanzer „Ferdinand“/„Elefant“, Jagdpanzer VI „Jagdtiger“.
Erste eigentliche Panzerhaubitzen, ebenfalls mit offenen Kampfraum, waren
- die PzH „Wespe“ auf Gw II, bestückt mit der leichten 10,5 cm Feldhaubitze; eingesetzt in Batterien zu sechs Geschützen
- und die PzH „Hummel“ auf Gw IV mit der 15 cm schweren Feldhaubitze.
Die Panzerhaubitzen bewährten sich besonders bei den Abwehrschlachten von Welikije Luki im November 1942 und bei Charkow im August 1943.
Waffensysteme
Typ Kaliber Gw Einführung Bemerkung Sturmgeschütz III (Sd.Kfz. 142, 142/1 StuG III) 7,5 cm PzKw III 1940 ab Ausf. F (1942) mit Langrohr Sturmhaubitze 42 (Sd.Kfz. 142/1 StuH 42) 10,5 cm PzKw III 1943 Sturmpanzer IV „Brummbär“ (Sd.Kfz. 166) 15 cm PzKw IV 1943 Sturmgeschütz IV (Sd.Kfz. 163 StuG IV) 7,5 cm PzKw IV 1943 Sturmtiger 38 cm PzKw VI 1943 schwerstes Sturmgeschütz welches in den Einsatz gelangte StuG M42(i) 7,5 cm PzKw M13/40 1943 von den Italienern übernommene Semovente 75/18 Panzerhaubitze Wespe (Sd.Kfz. 124) 10,5 cm le.F.H.18 PzKw II 1943 Panzerhaubitze Hummel (Sd.Kfz. 165) 15 cm s.F.H.18/1 PzKw IV 1943 12,8-cm-Selbstfahrlafette L/61 "Sturer Emil"(Sd.Kfz. 165) 12,8 cm Fahrgestell VK 3001(H) 1943 nur 2 gebaut Gebirgsartillerie
Gebirgshaubitze im Dachsteingebirge, 1941
Gebirgsartillerie im Kaukasus
Gebirgsgeschütz der Waffen-SS
Gebirgsartillerist mit Muli
Die Situation im Gebirge stellte besondere Bedingungen an den artilleristischen Einsatz. Extreme Geländeverhältnisse und rasch umschlagende Wetterbedingungen erschwerten das plangenaue Schießen durch Herstellen sicherer Schießgrundlagen und verlangten besonderes artilleristisches Können. Der VB der Gebirgsjäger konnte in zerklüftetem Gelände nicht das Ziel mit Weit- und Kurzschüssen „eingabeln“, sondern musste sich von einer Seite kommend an das Ziel „heranschießen“. Höher liegende Ziele oder Hinterhangziele konnten oft nur im Steilfeuer beschossen werden; die Gebirgsgeschütze waren daher auch auf das Feuern in der oberen Winkelgruppe (>45° Erhöhung) ausgelegt.
Ein weiteres Problem stellten Transport und Versorgung in steilem und unwegsamem Gelände dar. Die Geschütze waren daher in Traglasten zerlegbar und wurden zusammen mit Munition und Ausrüstung durch Pferde- und Maultier-Tragkolonnen in die Feuerstellung transportiert.
Waffensysteme
Kaliber/Typ Reichweite V0 Zugmaschine Einführung Bemerkung 7,5 cm Gebirgskanone 15 L/15, 6.650 m 382 Tragtiere 1938 vom österreichen Heer übernommen 7,5 cm leichtes Gebirgs-Infanteriegeschütz 18 L/11,8 3.550 m 220 Tragtiere 1939 Begleit-Geschütze der Gebirgsjäger-Bataillone 7,5 cm Gebirgsgeschütz 36 L/19,3 9.250 m 475 einachsige Karette, bespannt, oder Tragtiere 1940/41 Standardwaffe der Gebirgsartillerie 7,5 cm Gebirgskanone 238(f) 9.000 m 375 Tragtiere 1940 französisches Beutegeschütz 7,62 cm Gebirgskanone 307(r) 10.100 m 500 Tragtiere 1941 russisches Beutegeschütz 10 cm Gebirgshaubitze 16/19(t) 10.900 m 464 Tragtiere 1938 im Einsatz bei der Waffen-SS 6,5 cm Gebirgskanone 26(i) 6.500 m 350 Tragtiere 1943 italienisches Beutegeschütz 10 cm Gebirgshaubitze 316(i) 9.280 m 405 Tragtiere 1943 italienisches Beutegeschütz 10 cm Gebirgshaubitze 16/19(t) 10.900 m 464 Tragtiere 1943 tschechisches Beutegeschütz Fallschirmartillerie
Für die Artillerie der Fallschirmjägertruppe galten besondere Anforderungen. Deren Geschütze mussten in mehrere Lasten verteilt durch die Kanoniere transportiert und vor Ort mit wenigen Handgriffen, auch in wenig geeignetem und unebenem Gelände, montiert und eingesetzt werden können. Daher griff man neben den bewährten Granatwerfern auch auf den Einsatz rückstoßfreier Geschütze („Leichtgeschütze“) zurück, die beim Abfeuern standfester waren und zudem wesentlich geringeres Gewicht hatten. Allerdings erzeugten die austretenden Pulvergase im Feuerkampf hinter dem Geschütz deutlich sichtbare Staub- und Detonationswolken, was die Stellung rasch verraten konnte.
Neben den Fallschirmjägern nutzten auch die Gebirgstruppen die Leichtgeschütze.
Waffensysteme
Typ Reichweite V0 Transportmittel Einführung Bemerkung 7,5 cm LG 40 L/15,5 6.500 m 345 1940 aus Leichtmetall, Gewicht 175 kg 10,5 cm L.G. 40 8.000 m 340 10,5 cm LG 42 8.000 m 340 aus Leichtmetall Schwere Artillerie
als Beutegeschütz wurde auch die sowjetische 15,2 cm Haubitze verwendet
Schwere Artillerie beschießt Leningrad (NS-Propoagandafilm der Wochenschau, 1943) [6]
Neben den Artillerie-Regimentern auf Divisionsebene verfügten die Artilleriekommandeure der Korps über schwere Artillerie-Regimenter für den „Allgemeinen Feuerkampf“ gegen Ziele in der Tiefe des Raums, oft im Zusammenwirken mit Aufklärungsfliegern und Artillerie-Beobachtungsabteilungen, da hierzu die Augenbeobachtung der VBs nicht weit genug in den gegnerischen Raum reichte. Für den Allgemeinen Feuerkampf wurden weitreichende Geschütze mit einem Kaliber von mindestens 15 cm eingesetzt. In Ausnahmefällen wurden einzelne Abteilungen auch zur „Feuerverstärkung“ der Divisionsartillerie an besonders bedrohten Frontabschnitten eingesetzt. Auch die IV. schwere Abteilung bei Artillerie-Regimentern der Waffen-SS-Divisionen verfügte zum Teil über diese Geschütze.
Schwere Geschütze wie die 17 cm Kanone in Mörser-Lafette oder der 21 cm Mörser waren in selbständigen Abteilungen zu je drei Batterien mit jeweils drei Geschützen zusammengefasst und den Korps oder Armeen unterstellt. 1944 erfolgte nach sowjetischem Vorbild die Aufstellung einer Artillerie-Division, die jedoch nicht mehr geschlossen zum Einsatz kam.
Waffensysteme
Kaliber/Typ Reichweite V0 Zugmaschine Einführung Bemerkung 12,8 cm s.F.K. 81/2 französische Beutelafetten der »Canon de 155 GPF-T« mit Kreuzlafette 14,5 cm s.F.K. 405(f) 18.900 m 785 1940 15-cm-Cannona-da-149/40 von Ansaldo 15 cm S.K. C 28 23.500 m 875 1940 15 cm s.F.K. 16 22.000 m 757 1. Weltkrieg später durch 15 cm Kanone 18 ersetzt 15 cm s.F.K. 18 24.825 m 890 Transport in zwei Lasten 1938 15 cm s.F.K. 39 25.420 m 890 1939 Exportversion für die Türkei 15 cm s.F.K. 408(i) 23.700 m 795 1943 Canon-1916-St. Chamond 15 cm s.F.K. 403(j) 23.800 m 760 1941 von der Firma Skoda für Jugoslawien gebaut, z.T. als Küstenartillerie verwendet 15,2 cm s.F.K. 15/16(t) 20.700 m 690 1938 z.T. als Küstenartillerie verwendet oder beim Afrika-Korps eingesetzt 15,5 cm s.F.K. 420(f) 21.300 m 730 1940 französisches Beutegeschütz 15,5 cm s.F.K. 416(f) 17.500 m 665 1940 französisches Beutegeschütz, fast baugleich mit 15,5 cm Kanone 416(f) 15,5 cm s.F.K. 425(f) 13.600 m 560 1940 französisches Beutegeschütz aus dem 1. Weltkrieg 17 cm s.F.K. 18 in Mörserlafette 29.600 m 925 18 to Zugmaschine FAMO SdKfz 9 Standardgeschütz der schweren Heeres-Artillerie-Abteilungen 21 cm Langer Mörser 11.100 m 393 1916 21 cm Kanone 38 33.900 m 905 zwei Lasten zu insgesamt 34.825 kg 1941 21 cm Mörser 18 16.700 m 565 18 to Zugmaschine FAMO SdKfz 9 1939 ersetzte den lange 21 cm Mörser 1916 als Standardgeschütz der schweren Heeres-Artillerie-Abteilungen 24 cm Kanone 32.000 850 drei Lasten mit zusammen 57.200 kg 1937 sArtAbt. 84 24 cm Kanone 3 37.000 m 970 in sechs Lasten mit zusammen fast 86.000 kg zerlegbar 1939 sArtAbt 83 24 cm Kanone (t) 29.875 m 799 1938 tschechisches Beutegeschütz, Einführung 1916 30,5 cm Mörser (t) 16.700 m 1938 tschechisches Beutegeschütz 42 cm Mörser „Gamma“ 14.200 m 220 Bahntransport 54 cm Mörser 60 cm schwerer Mörser auf Sf (Ger. 40/41) 6.800 m Vollketten-Selbstfahrlafette Eisenbahn-Artillerie
Eisenbahngeschütz Dora im Feuerkampf (Filmaufnahme) [7]
Zur schweren Artillerie gehörte ebenfalls die Eisenbahnartillerie, die überwiegend für die Belagerung fester Plätze (Leningrad, Kiew, Sewastopol) herangezogen wurde und z.T. direkt dem OKH unterstellt war. 1938 war die Aufstellung der drei Eisenbahn-Batterien 710, 712 und 713 mit jeweils zwei Geschützen geplant.
In den Einsatz gelangten: 1941 (Ostfront):
- Eisenbahn-Artillerie-Batterie 701(2 Geschütze), 2./Eisenbahn-Artillerie-Abteilung 725 (1 Geschütz, Heeresgruppe Süd)
- Eisenbahn-Artillerie-Batterien 710, 712, 713, 765 (je 2 Geschütze, Heeresgruppe Mitte)
1944 (Atlantikwall, Italien):
- Eisenbahn-Artillerie-Batterien 686, 688, 710, 712, 713, 749 und 765
Waffensysteme
Kaliber/Typ Reichweite V0 Zugmaschine Einführung Bemerkung 15 cm Kanone (E) 22.500 m 805 8-18 Eisenbahn-Artillerie-Batterie 655 17 cm Kanone (E) 26.100 m 860 Eisenbahn-Artillerie-Batterien 717, 718 20 cm Kanone (E) 36.400 m 925 8 21 cm K 12 (E) 115.000 m 2 1939/40 Eisenbahn-Artillerie-Batterie 701 24 cm Theodor-Kanone (E) 26.750 m 810 3 24 cm Bruno-Theodor-Kanone (E) 6 Eisenbahn-Artillerie-Batterien 664, 674, 721 und 722 28 cm kurze Bruno-Theodor-Kanone (E) 29.500 m 829 8 28 cm lange Bruno-Theodor-Kanone (E) 28.500 m 856 3 28 cm schwere Bruno-Theodor-Kanone (E) 29.400 m 845 28 cm neue Bruno-Theodor-Kanone (E) 46.600 m 985 3 28 cm Kanone T 7(E) 86.500 m 1.130 3 Weiterentwicklung des Prototyps T 10 (E) 28 cm Kanone T 7(E), 5 V (E) 86.500 m 1.130 3 Weiterentwicklung des Prototyps T 10 (E) 28 cm Kanone Kanone 5 gl (E) 127.500 m 1.420 3 1944 Weiterentwicklung für weitreichendes "Peenemünder Pfeil-Geschoß PPG" 38 cm Kanone Kanone Siegfried (E) 55.000 m 805 6 1942 Eisenbahn-Artillerie-Batterien 698 und 686 80 cm Kanone “Dora” (E) 37.000 m 820 1 1942 4.400 Mann einschließlich Bau- und Sicherungstruppen Panzerzüge gehörten nicht zur Artillerie, sondern waren der Pioniertruppe zugeordnet.
Küstenartillerie
Propagandafilme: Küstenartillerie am Atlantikwall [8] [9]
In Ergänzung zu den 840 Batterien der Marine-Küstenartillerie, die zur Sicherung gegen alliierte Landungsoperationen vor allem entlang der Artlantikküste von Lappland bis Südfrankreich stationiert waren, wurden durch die Artillerietruppe etwa 4.000 Geschütze an den Küsten aufgestellt, verteilt auf 144 Küsten-Artillerieabteilungen, 296 Batterien und 47 Festungs-Abteilungen. Die ortsfeste Stationierung erforderte zusätzliche Sicherung durch Flak gegen Luftangriffe und Installation von Vernebelungsanlagen; gegen Angriffe von Landseite waren die Küsten-Batterien allerdings nahezu wehrlos.
Verwendet wurde eine Vielzahl unterschiedlicher Geschütztypen, darunter zahlreiche Beute- und Schiffsgeschütze, zum Teil in festungsartigen Bunkereinrichtungen und Kasematten.
Raketenartillerie
Nebelwerfertruppe
Montage eines schweren Wurfrahmens 40 an Sd.Kfz. 251 der 24. Panzer-Division und Beladen mit Wurfkörpern, Woronesch, Sommer 1942
Abfeuern eines Raketenwerfers (schweres Wurfgerät 41) mit 28-cm-Wurf-Körper-Spreng gegen Aufständische in Warschau 1944
Deutsche Propagandafilme: Feuerschlag einer Nebelwerferbatterie [10] [11]
Die Nebelwerfer als Vorläufer der Raketenartillerie bildeten eine weitere Verstärkungskomponente der Armee- oder Korpsartillerie. Ursprünglich waren die Werfer als „Rauchspurgeräte“ zum Verschießen von Nebel- und Kampfstoffmunition geplant. Der Name „Nebelwerfer“ wurde als Tarnbezeichnung für die Raketenwerfer beibehalten. Deren besonderer Gefechtswert ergab sich aus der hohen Feuergeschwindigkeit, der überfallartigen, flächendeckenden Wirkung und der Zerstörungswucht durch die Mischung von Spreng- und Brandmunition. Eine Salve einer Batterie von 15 cm Nebelwerfern deckte eine Zielfläche von 350 m Breite und mehreren hundert Metern Tiefe ab, in der jede Feindbewegung augenblicklich gelähmt wurde.
Dagegen war die Schussweite begrenzt und setzte die Werfer damit der Gefahr direkten Feindfeuers aus. Zudem musste die aus sechs Werfern bestehende Batterie nach jeder Salve einen Stellungswechsel durchführen, da die Rauchspur der Raketentreibsätze die Flugbahn und die Feuerstellung verrieten. Erst ab Herbst 1942 wurde ein Treibsatz unter Verwendung von Diglykol eingeführt, der keine verräterischen Rauchfahnen beim Abschuss hinterließ.
Ab 1944 kam es zum Einsatz gepanzerter Werferfahrzeuge. Hierzu wurden zehn Rohre des 15-cm-Nebelwerfers 41 mit einem Drehturm auf einen gepanzerten 3 to Halbketten-LKW vom Typ Maultier als Panzerwerfer eingesetzt.
Waffensysteme
Kaliber/Typ Reichweite V0 Zugmaschine Lafette Bemerkung 15 cm Nebelwerfer 41 5.500 m 340 1940 Spreizlafette der 3,7-cm-Pak 35/36 6 Rohre pro Werfer, von den alliierten Soldaten als "Moaning Minnie" bezeichnet 21 cm Nebelwerfer 42 7.850 m 320 1942 Spreizlafette der 3,7-cm-Pak 35/36 Bündel von fünf Rohren 28 cm schweres Wurfgerät 40 1.925 m 145 1940 Verschuss aus hölzernen, ab 1941 Stahl-Packkisten 30 cm Nebelwerfer 42 4.550 m 230 1943 Verschuss aus Packkisten, aus schwerem Wurfgerät oder aus schweren Wurfrahmen 40; Landserbezeichnung "Stuka zu Fuß" oder "Heulende Kuh" 30 cm Raketenwerfer 56 1944 Lafette der 5-cm-Pak 38 als Einheitswerfer für alle Munitionsarten 8 cm Vielfachwerfer “Himmler-Orgel“ 6.000 m 335 1944 Gw Somua 303(f) bei SS-Vielfachwerfer-Batterien 521 und 522 Beobachtende Artillerie
Neben den VB zur unmittelbaren Feuerunterstützung der Kampftruppe verfügte die Artillerietruppe für den „Allgemeinen Feuerkampf“ der schweren Artillerieverbände gegen Feindziele, vornehmlich die feindliche Artillerie, auch über Beobachtungsabteilungen mit Vermessungs- Lichtmess-, Schallmess- und Ballon-Batterien.
Bis 1942 wurden noch wie im Ersten Weltkrieg Feldluftschiffer Fesselballons zur Artilleriebeobachtung eingesetzt. Danach wurden nur noch Nahaufklärungsflugzeuge wie Fi 156 Storch, FW 189 Uhu und HS 126 für die Luftbeobachtung eingesetzt.
Arbeiteten die Ballon-Batterien mit Luftbeobachtern, die ähnlich wie die VB Feindziele per Augernbeobachtung orteten und meldeten, so setzten Schall- und Lichtmess-Batterien aufwändige technische Verfahren zur Zielortung ein.
Schallmesstruppe
Beim Schallmessverfahren wurde parallel mit an verteilten Geländepunkten aufgestellten Mikrofonen die Abschussdetonation feindlicher Geschütze aufgezeichnet und zeitlich präzise abgeglichen. Nah an der HKL eingesetzte Vorwarner alarmierten die Messstellen, welche daraufhin mit Mikrophonen den Knall aufnahmen. Aus den verschiedenen Messzeitpunkten ließ sich anhand der Schallgeschwindigkeit die gegnerische Feuerstellung ermitteln und als Zielmeldung an die Feldartillerie weitergeben.
Lichtmesstruppe
Ähnlich war das Prinzip der Lichtmessung, das bereits 1915 entwickelt worden war. Jede Lichtmessbatterie verfügte über fünf Beobachtungsgruppen, die an der HKL verteilt den Detonationsblitz feuernder Feindgeschütze anpeilten und auf die Karte übertrugen. Aus dem Gesamtbild ergab sich nun ein graphisches Fehlermehreck, in dessen Mitte die feindliche Batterie geortet und dann zerschlagen oder niedergehalten werden konnte.[10]
Wetter- und Kartendienst
Neben der Aufklärungskomponente verfügten die Beobachtungsabteilungen auch über einen Wetter-Zug, der alle zwei bis drei Stunden die Wetterdaten, bezeichnet als „Barbara-Meldung“, benannt nach der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Artilleristen, an die Artillerieverbände übermittelte, damit die aktuellen „Besonderen- und Witterungseinflüsse“ in den Feuerleitstellen bei der Berechnung der Feuerkommandos berücksichtigt werden konnten. Außerdem versorgte der Karten-Zug die Artillerieverbände mit dem notwendigen Kartenmaterial.
Zugmaschinen
Der Großteil der Artillerieverbände war pferdebespannt, dennoch kam der Motorisierung im beweglich geführten Gefecht zunehmende Bedeutung zu. Die wichtigsten Zugfahrzeuge waren:
- Krupp Protze (Sd.Kfz. 69)
- Raupenschlepper Ost (RSO)
- Opel/Ford Maultier (Sd.Kfz. 3a/3b)
- 1 to Zugmaschine (Sd.Kfz. 10/4)
- 3 to Zugmaschine (Sd.Kfz. 11)
- 5 to Zugmaschine (Sd.Kfz. 6)
- 8 to Zugmaschine (Sd.Kfz. 7)
- 18 to Zugmaschine FAMO (Sd.Kfz. 9)
Abkürzungen
B-Stelle Beobachtungsstelle FK Feldkanone Flak Flugzeugabwehrkanone GebH Gebirgshaubitze Gw Gerätewagen lFH leichte Feldhaubitze KwK Kampfwagen-Kanone K1-6 Kanoniere 1-6 der Geschützgruppe LG Leichtgeschütz OKH Oberkommando des Heeres Pak Panzerabwehrkanone PzKw Panzerkraftwagen (Kampfpanzer) PzH Panzerhaubitze Sf Selbstfahrlafette SK Schnelladekanone sFH schwere Feldhaubitze Sd.Kfz. Sonder-Kraftfahrzeug StuG Sturmgeschütz StuH Sturmhaubitze sIG schweres Infanterie-Geschütz VB Vorgeschobener Beobachter V0 Mündungsgeschwindigkeit in Metern pro Sekunde. Eine hohe V0 steigert Treffgenauigkeit und Durchschlagskraft. Anmerkungen
- ↑ Zahlenangaben entnommen aus: Engelmann, Joachim/Scheibert, Host: Deutsche Artillerie 1934-1945, Limburg 1974
- ↑ Beispiel einer Batterie mit leFH 10,5 cm mot KStN 434 vom 1.10.1939
- ↑ Der Wachtmeister entsprach in der Artillerie dem Dienstgrad Feldwebel
- ↑ das Artillerie-Regiment einer Infanterie-Division der Wehrmacht verfügte über drei Abteilungen, jede Abteilung über drei Batterien
- ↑ bei schweren Batterien 130–180 m
- ↑ HDv 200/5 „Die Führung der Artillerie“
- ↑ Die taktische Entfernungsmessung erfolgte über die MKS-Formel
- ↑ zu Beginn des Krieges waren die Rechner z.T. noch in der B-Stelle eingesetzt, erst im Laufe des Krieges erfolgte zunehmend die Einrichtung von Feuerleitstellen in der Feuerstellungen
- ↑ vgl. Lexikon der Wehrmacht
- ↑ Landesarchiv Baden-Württemberg
Literatur
- Engelmann, Joachim/Scheibert, Host: Deutsche Artillerie 1934-1945, Limburg 1974
- HDv 200/5 „Die Führung der Artillerie“
siehe auch
Weblinks
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