Notfunkbetrieb

Notfunkbetrieb

Als Notfunk (oder auch Katastrophenfunk) bezeichnet man den Funkbetrieb, mit dem Funkamateure im Rahmen ihrer Kommunikationsmöglichkeiten in Not- und Katastrophensituationen Hilfe leisten. Funkamateure unterstützen dann Hilfsorganisationen und andere Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, oder leiten empfangene Notrufe an diese weiter.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Der Amateurfunkdienst ist ein internationaler Funkdienst gemäß der Vollzugsordnung für den Funkdienst (VO Funk).

Das Gesetz über den Amateurfunk – Amateurfunkgesetz – AfuG 1997 § 2 Abs. 2, sagt aus: „Im Sinne dieses Gesetzes ist Amateurfunkdienst ein Funkdienst, der von Funkamateuren untereinander, zu experimentellen und technisch-wissenschaftlichen Studien, zur eigenen Weiterbildung, zur Völkerverständigung und zur Unterstützung von Hilfsaktionen in Not- und Katastrophenfällen wahrgenommen wird; der Amateurfunkdienst schließt die Benutzung von Weltraumfunkstellen ein. Der Amateurfunkdienst und der Amateurfunkdienst über Satelliten sind keine Sicherheitsfunkdienste, …“[1]

Von jeher haben Funkamateure weltweit ihre Gerätschaften und ihr Wissen für Hilfeleistungen zur Verfügung gestellt. Für Notrufe, bei Naturkatastrophen, in Entwicklungsländern, bei Kriegen, dringend benötigten Medikamenten, Seenotfällen, etc. Egal bei welcher Krisenlage, Funkamateure sind bei einem Ausfall der kommerziellen Telekommunikationsnetze weltweit oft die ersten, die wieder Kontakt zur Außenwelt herstellen können.

Um z. B. eine interkontinentale Funkverbindung auf Kurzwelle aufzubauen reichen neben den nötigen Kenntnissen über die Ausbreitungsbedingungen, einige Meter Draht als Antenne notfalls zwischen Trümmern und Bäumen gespannt, eine (Auto-)Batterie bzw. Solarzelle, und ein (selbstgebautes) Funkgerät mit rund 1–5 W Sendeleistung und eine Morsetaste bzw. Mikrofon aus. Bei rund zwei Millionen Funkamateuren weltweit, die dank der Zeitverschiebung rund um die Uhr aktiv sind, erreicht man immer jemand.

Viele Funkamateure nehmen regelmäßig an internationalen Wettbewerben (Fielddays) teil, wo es darum geht, unabhängig vom Stromnetz mit portablen Antennen von der grünen Wiese aus innerhalb von 24 Stunden so viele internationale Funkverbindungen wie möglich, mit größtmöglicher Distanz zu tätigen.

Funkamateure tragen auch ohne offizielle Anforderung in Krisensituationen dazu bei, Kommunikationsnetze zu errichten und zu betreiben.

Genau wie jeder andere sind auch Funkamateure zur Hilfeleistung verpflichtet, dazu gehört auch das Absetzen bzw. die Weiterleitung von (empfangenen) Notrufen.

Aus dem Grundgesetz z. B. Artikel 14 Abs. 2 „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen“. [2] oder z. B. den Feuerschutzgesetzen der Länder (Güterabwägung, Verhältnismäßigkeit der Mittel), geht eindeutig hervor, dass jeder (auch Funkamateure) verpflichtet ist Gefahrenmeldungen unverzüglich weiterzuleiten (§ 35 Meldepflicht) und jederzeit zur Hilfe bei der Schadensabwehr herangezogen werden kann, entweder indem persönliche Hilfe, oder Eigentum in Anspruch genommen wird (§ 27 Inanspruchnahme und Handlungspflichten von Personen). Im deutschen Amateurfunkgesetz gibt es keinerlei Hinweise auf diese Zugriffsmöglichkeit auf einen Funkamateur von Seiten des Staates, was oft zu Missverständnissen führt.

Hochwasser, Erdbeben, Stürme, Großfeuer und andere schwere Katastrophen zerstören und beschädigen fast immer Telekommunikationseinrichtungen. Dabei ist es irrelevant, ob die Technik neu oder alt ist. Ohne die entsprechende Infrastruktur und ohne Strom- und Telefonleitungen funktioniert sie nicht mehr. Besonders hier zeigt sich die Stärke des Amateurfunks. Funkamateure betreiben ihre Station unabhängig von einer Infrastruktur. Sie verfügen regional und länderübergreifend über zahlreiche Kontakte und leisten damit eine der wichtigsten Beiträge bei der Unterstützung von Behörden und Hilfsorganisationen in der Notfallkommunikation.

Ein großer Vorteil des Amateurfunkdienstes sind hierbei weltweit zugewiesene Frequenzbereiche. Somit ist eine unkomplizierte, grenzüberschreitende Kommunikation jederzeit möglich, während es bei der Zusammenarbeit verschiedener Hilfskräfte wie z. B. BOS, Bundeswehr, örtliche Energieversorger, etc. schon bei regionalen/ nationalen Großschadenslagen immer wieder an den unterschiedlichen Funkdiensten und Frequenzen scheitert.

Geschichte

Neben der technischen Entwicklung der letzten Jahrzehnte hat sich auch der Notfunk der Funkamateure und seine Bedeutung gewandelt. Funkamateure betrieben bereits mobile Funkanlagen vom Auto aus, während die meisten noch nicht einmal ein Autoradio besaßen. Sie gehörten damals zu den Privilegierten die mobil kommunizieren konnten, lange bevor es CB-Funk oder gar Mobilfunknetze gab.

Spätestens seit den späten 1990er Jahren ist es durch den besseren Netzausbau der D- und E-Netze sowie den Kosteneinbruch auf dem Mobilfunkmarkt heute für jedermann selbstverständlich, ein Mobiltelefon bei sich zu tragen und sich in der Sicherheit zu wiegen, jederzeit einen Notruf absetzen zu können. Die Feststationen in den Mobilfunknetzen sind überwiegend nur kurzzeitig gegen Ausfall der Netzstromversorgung gesichert. Die verbleibenden Basisstationen sind dann schnell überlastet, Handys sind deshalb bei einem längeren Stromausfall nutzlos. Funkamateure können auch dann Notrufe mit ihren mobilen und portablen Geräten weiterleiten.

Auch heute noch haben CB-Funk und Amateurfunk zum Absetzen von Notrufen den Vorteil gegenüber Mobiltelefonen, dass sie auf Frequenzen mit besseren Ausbreitungsbedingungen arbeiten und somit auch Verbindungen unter Umständen herstellen können, wenn Mobiltelefone keine Basisstation mehr erreichen können.

Jahrzehntelang nutzten Hilfsorganisationen und Entwicklungshelfer den internationalen Amateurfunkdienst zur zuverlässigen Nachrichtenübertragung. Bei den Hilfsorganisationen setzt man bei internationalen Einsätzen heute auf Satellitentelefone. Ebenfalls nutzen aber auch Korrespondenten der internationalen Presse diese Systeme, sodass teilweise die Hilfsorganisationen auch bei internationalen Hilfseinsätzen wieder auf Funkamateure als Rückfallebene zurückkommen.

Notfunkfrequenzen

Ausgewiesene und durch internationales Recht verbindlich vereinbarte Notruffrequenzen wie bei den Sicherheitsfunkdiensten (Flugfunkdienst und Seefunkdienst), die ständig von den für Suche und Rettung zuständigen Organisationen abgehört werden, existieren im Amateurfunkdienst nicht. Grundsätzlich ist jede Funkfrequenz, auf der ein Notruf empfangen wird, von den anderen Frequenznutzern für den sich anschließenden Notverkehr freizuhalten. Analog gilt auch im Amateurfunkdienst, dass Notfunkfrequenzen von anderen Stationen freigehalten werden.

International sind folgende Notfunkfrequenzen im Amateurfunkdienst empfohlen (Notfunkfrequenzen nach IARU Empfehlung vom 1. Januar 2006):

Kurzwelle (KW)

  • 80 m 3760 kHz alle Betriebsarten – Aktivitätszentrum Region 1 Notfunk
  • 40 m 7110 kHz alle Betriebsarten – Aktivitätszentrum Region 1 Notfunk
  • 20 m 14300 kHz alle Betriebsarten – Aktivitätszentrum weltweiter Notfunk
  • 17 m 18160 kHz alle Betriebsarten – Aktivitätszentrum weltweiter Notfunk
  • 15 m 21360 kHz alle Betriebsarten – Aktivitätszentrum weltweiter Notfunk

Ultrakurzwelle (UKW)

  • 2 m 144.260 MHz USB
  • 2 m 145.500 MHz FM (S20) – (mobil) Anruf
  • 2 m 145.525 MHz FM (S21)
  • 2 m 145.550 MHz FM (S22)
  • 70 cm 433.500 MHz FM – Anruf International


Zusätzlich hat man in Deutschland, Österreich und der Schweiz noch die folgenden Frequenzen empfohlen:

  • 160 m 1873 kHz LSB (Deutschland, Österreich, Schweiz)
  • 80 m 3643 kHz LSB (Deutschland, Österreich, Schweiz)
  • 40 m 7085 kHz LSB (Deutschland, Österreich, Schweiz)
  • 30 m 10138 kHz USB (Deutschland, Österreich, Schweiz)
  • 20 m 14180 kHz USB (Deutschland, Österreich, Schweiz)
  • 10 m 28238 kHz USB (Deutschland)
  • 70 cm 434.000 MHz FM (Deutschland, Österreich, Schweiz)

Technik

Funkamateuren steht eine Fülle von technischen Möglichkeiten zur Krisenkommunikation zur Verfügung. Dabei handelt es sich immer um unverschlüsselte PMP (Point to Multipoint/ Punkt zu Mehrpunkt) Verbindungen. Der Vorteil ist, dass ausgesendete Nachrichten immer eine Gruppe von Empfängern erreichen – vergleichbar mit einer Telefon-Konferenzschaltung mit beliebig vielen Teilnehmern. Funkdisziplin ist daher sehr wichtig.

Frequenzen

Ultrakurzwelle UKW:

  • direkt – lokale Verbindungen
  • Amateurfunkrelais bzw. Transponder – regionale Verbindungen
  • Amateurfunksatelliten - interkontinentale Verbindungen

Kurzwelle KW: Hier sind weltweite Verbindungen mit geringer Sendeleistung möglich, vorausgesetzt der Störpegel ist nicht zu groß. Verursacht werden die Störungen unter anderem durch PLC, Breitbandkabel, Plasmabildschirme, unzureichend Funkentstörte technische Anlagen wie Motoren, etc.

  • deutschlandweite Funkverbindungen
  • europaweite Funkverbindungen
  • weltweite Funkverbindungen

Betriebsarten

Sprechfunk

Digitale Betriebsarten

  • Morsen CW, ist eine digitale Betriebsart, die jederzeit ohne Hilfsmittel wie z. B. einem PC möglich ist.
  • Packet Radio, deutschlandweit betreiben Funkamateure ein engmaschiges Paket-Radio-Netz, ein privates Amateurfunk Datenfunknetz über viele Knotenpunkte und Richtfunkstrecken unabhängig vom Internet.
  • APRS ist eine spezielle Paket-Radio-Anwendung um Positionsdaten, Wetterdaten und Kurztexte zu übertragen.
  • D-STAR Digitalfunk, Sprache und Daten
  • Funkruf, digital (POCSAG 70 cm Band), oder analog (mit 5-Tonfolge-Ruf meist im 2 m Afu-Band)

Bildübertragung

  • SSTV (Slow Scan TV): Übertragung von Standbildern, meist in Verbindung mit einem PC

Beispiele für Notfunkaktionen der Funkamateure

In Notfällen, z. B. bei Schnee-Katastrophen oder Überflutungen, boten Funkamateure oft die letzte Möglichkeit, die Kommunikation aufrechtzuerhalten, wenn andere Kommunikationsmittel ausfielen.

2. Juni 1928 – Nobile Nordpolexpedition

Bei einer Nordpolexpedition ist der italienische Polarforscher Umberto Nobile mit dem Luftschiff Italia auf dem Rückweg vom Nordpol in einen Schneesturm geraten und nördlich von Spitzbergen abgestürzt. Einige Überlebende treiben auf einer Eisscholle. Der russische Funkamateur Nikolai Reinhold Schmidt empfängt mit einem selbst gebastelten Kurzwellenempfänger einen SOS- Ruf der Überlebenden. Eine weltweite Rettungsaktion wird eingeleitet. Hierzu gibt es ein Hörspiel SOS … rao rao … Foyn – „Krassin“ rettet „Italia“. Der Spielfilm „Das rote Zelt“ (1968), u. a. mit Claudia Cardinale, Hardy Krüger, und Mario Adorf als Funker der Nobile-Expedition stellt die Geschehnisse ausführlich dar.

16. Februar 1962 – Sturmflut in Hamburg

Während der Hamburger Sturmflut 1962 hatten Polizei, Rettungs- und Hilfsdienste ihre eigenen Frequenzbereiche und waren nicht in der Lage, direkt miteinander zu kommunizieren. Funkamateure mit ihren durchstimmbaren Geräten konnten hier einfach aushelfen.

28. Dezember 1978 – Schneekatastrophe in Norddeutschland

Bei der Schneekatastrophe in Schleswig Holstein am 31. Dezember 1978, als es zum Ausfall von Strom- und Telefonnetzen kam und sich herausstellte, dass Hilfsorganisationen, Stromversorger, Bundeswehr und die damalige Bundespost aufgrund unterschiedlicher Funksysteme und Frequenzen nicht miteinander kommunizieren konnten. Funkamateure sprangen damals mit ihren zum Teil selbstgebauten Geräten in die Bresche und leiteten Nachrichten weiter, besetzten Leitstellen, Werkstattwagen, Hubschrauber und Panzer und ermöglichten die Koordinierung der Einsatzkräfte.

Juli 1983 – Überschwemmung in Blumenau

Die Stadt Blumenau war über einen Monat lang überschwemmt. Ständig neue Regenfälle sorgten dafür, dass der Pegel des Flusses Itajaí immer wieder anstieg. In der hochwassererfahrenen Stadt rechnete niemand mit einem Höchststand von 15,3 Metern. Ortsteile, die zuerst als hoch genug und sicher galten, wurden überflutet. Strom- und Telefonnetz brachen zusammen, es gab kein Trinkwasser und keine Lebensmittel. Funkamateure bauten ein Notfunknetz auf und stellten die Kommunikation sicher, dadurch wurde eine Koordinierung der Hilfsmaßnahmen erst möglich. Die starke Strömung und mitgerissene Bäume, Häuser und Autos machten Evakuierungsmaßnahmen mit Booten unmöglich, Hubschrauber waren das einzige Transportmittel.

Diese Überschwemmung der Stadt Blumenau, Santa Catarina in Brasilien und der Notfunk der Funkamateure wird im Buch „Ein Tal ruft um Hilfe“ dokumentiert.

28. August 1988 – Flugzeugabsturz in Ramstein

Als nach dem Unglück bei der Flugschau in Ramstein das Telefonnetz zusammenbrach, setzten Funkamateure über mobile und portable Stationen Notrufe ab, leiteten Nachrichten weiter, organisierten dringend benötigte Blutkonserven und überbrachten Angehörigen Nachrichten von Überlebenden.

7. Dezember 1988 – Erdbeben in Armenien

Das nördliche Armenien wird morgens um 11:41 Uhr von einem schweren Erdbeben erschüttert, Wert 6,8 auf der Momenten-Magnituden-Skala. Die Stadt Spitak mit 60.000 Einwohnern wird dem Erdboden gleichgemacht, 25.000 Menschen sterben. Andere Städte und Dörfer sind ebenfalls schwer betroffen. Sowjetische Funkamateure nehmen sofort Notfunkverbindungen in andere Teile des Landes auf. Das Technische Hilfswerk THW entsendet eine Spezialeinheit darunter auch ein Funkamateur, der Verbindungen zur Einsatzleitung und nach Deutschland aufnimmt. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) installiert in Armenien ein umfangreiches Kurzwellenfunknetz mit drei ortsfesten Stationen (Eriwan, Stepanavan und Leninakan) und stattet mehrere Einsatzfahrzeuge mit mobilen Kurzwellenanlagen aus. Über diese Anlagen wird über einen Zeitraum von fast sechs Monaten die Verbindung zur Kurzwellenstation des DRK in Meckenheim-Merl – vorwiegend in der Betriebsart AMTOR – gehalten. Der Betrieb wird über die komplette Zeit durch DRK-Kurzwellenfunker, die häufig auch Funkamateure sind, aufrechterhalten.

23. Februar 1999 – Lawinenunglück in Galtür

Beim Lawinenunglück in Galtür im österreichischen Tirol brach das Handy- und Telefonnetz zusammen. Die Zufahrt nach Galtür war wegen Lawinengefahr gesperrt. Viele Urlauber waren dort mit den Dorfbewohnern eingeschlossen. Um die Verbindung nach außen sicherstellen zu können, wurde am Abend eine Funkschiene über Amateurfunk hergestellt, zunächst über 80 m, etwas später auch über das Zugspitzrelais auf 70 cm, über drei Tage lief der Notfunkverkehr über das Zugspitzrelais.

11. September 2001 – Anschläge auf das World Trade Center

Nach Überlastung und Ausfall von Telefon und Internet infolge des Terroranschlags am 11. September 2001 wurde u. a. auch der Siemens-Standort in Iselin, New Jersey abgeschnitten. Der deutsche Krisenstab bei Siemens erhielt Informationen über eine Amateurfunkstation von Siemens-Mitarbeitern in Deutschland, von wo aus eine Funkverbindung u. a. zur New Yorker Niederlassung aufgebaut wurde.

14. August 2002 – Elbehochwasser Deutschland

Bei Evakuierungen im Bereich Bitterfeld wird der Betreuungszug vom DRK Bernburg angefordert. Mit im Team sind 6 Funkamateure, die ihre privaten Funkgeräte mit in den Einsatz bringen. Der BOS-Funk war komplett überlastet und die Handynetze nicht brauchbar. Zwischen den 4 Evakuierungsstellen, die z. T. mehrere Kilometer auseinander liegen, wird die Kommunikation fast ausschließlich über das Amateurfunkrelais DB0WOF in Wolfen durchgeführt.

26. Dezember 2004 – Seebeben im Indischen Ozean

Bei der Flutwelle, die dem Erdbeben folgte, stellten Funkamateure, die gerade zu einer DXpedition in dem Gebiet waren, ihre Funkgeräte zur Verfügung. Mit Hilfe herkömmlicher Autobatterien und einfacher Dipolantennen wurden Funkstationen errichtet und eine direkte Verbindung zum Katastrophenstab eingerichtet. Während der ersten beiden Tage nach dem Beben war der Amateurfunk die einzige Möglichkeit, Freunde und Angehörige auf dem indischen Festland zu informieren.

23. August 2005 – Hurrikan Katrina

Die Funkamateure, die sich in dem Salvation Army Team Emergency Radio Network (SATERN) und im West Gulf ARES Emergency Net zusammengeschlossen haben, stellten mit ihren Amateurfunkstellen zusätzliche Kommunikationswege zur Verfügung, um zügigen Informationsfluss zu ermöglichen. Tagsüber wurden die Frequenzen 7,285 und 14,265 MHz und abends die Frequenzen 3,873 und 14,265 MHz benutzt. Die sonst üblichen UKW-Frequenzen waren wegen des großflächigen Stromausfalls nicht zu gebrauchen, da die Reichweite nicht ausreicht und die Relaisstationen dem Stromausfall zum Opfer gefallen waren. So blieb nur, auf die Kurzwelle auszuweichen. Bis zu tausend Funkamateure waren täglich an diesen Funknetzen beteiligt und stellten kontinuierlichen Betrieb (24 h, 7 Tage) sicher.

Organisierte Hilfe der Funkamateure

Einige Funkamateure haben sich zusammengeschlossen um Hilfe über den Amateurfunk zu organisieren. Einige Beispiele sind:

Übungen und Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen

Neben lokalen Aktivitäten findet zweimal im Jahr eine weltweite Notfunkübung der IARU statt, Global Simulated Emergency Test (Global SET) jeweils im Mai und November. Außerdem gibt es im Juni und September einen weltweiten IARU Fieldday. Bei dieser speziellen Form des Wettbewerbs geht es darum, ohne festen Stromanschluß, mit portablen Stationen und Antennen von der Wiese bzw. vom Feld aus zu funken.

Darüber hinaus gibt es internationale Notfunkübungen über Amateurfunksatelliten "Satellite Simulated Emergency Test - SSET" mit dem Ziel Sprache und Daten (APRS/ E-Mail) über Amateurfunksatelliten zu versenden und den Empfang zu bestätigen. Es gibt außerdem Planungen für einen geostationären Amateurfunk Satelliten für Notfunk "AMSAT EmComm!"

Ein weiteres internationales Projekt ist Young Helpers on the Air – YHOTA jeweils am zweiten Maiwochenende und am letzten Samstag im September, ein internationales Treffen der Jugendgruppen der Hilfsorganisationen und Schulsanitätsdienste auf den Amateurfunkbändern.

Viele Funkamateure unter den BOS-Angehörigen haben sich in der Interessengemeinschaft Funkamateure in Hilfsorganisationen (IG-FiH) zusammengeschlossen. Hier findet man auch viele Amateurfunk-Clubstationen der BOS.

In einigen Orten gibt es Notfunkgruppen des DARC bzw. des VFDB sowie der oben aufgeführten Vereine, die bei Übungen regelmäßig mit den BOS zusammenarbeiten. Früher waren diese Notfunkgruppen im Rahmen des ZS Katastrophenschutzes weit verbreitet, wurden aber nach der Wiedervereinigung und dem Ende des Kalten Krieges in den 1990er Jahren aufgelöst.

Rotes Kreuz

Das Rote Kreuz betreibt ein weltweites Kurzwellenfunknetz mit der Hauptfunkstelle in Versoix (Nähe Genf) in der Schweiz (Rufzeichen HBC88) sowie zur internen Kommunikation nationaler Gesellschaften. Die dem Roten Kreuz zugewiesenen Frequenzen liegen meist den Amateurbändern unmittelbar benachbart. Als Betriebsart wird häufig AMTOR bzw. PACTOR benutzt.

In Deutschland waren im Rahmen des DRK-Hilfszuges über (West-)Deutschland verteilt Kurzwellfunkstationen bei den DRK-Landesverbänden eingerichtet, die vor Ort von der Kommunikationsgruppe der jeweiligen Hilfszugabteilung betrieben wurden. Die Funkstelle des DRK-Bundesverbandes (DEK88) befand sich jahrzehntelang in Meckenheim-Merl bei Bonn, dem Standort der ehemaligen Bundesschule des DRK. Mit der endgültigen Schließung des Standortes 2006 wurde die Station ins DRK-Generalsekretariat nach Berlin verlegt. Nach Auflösung des DRK-Hilfszuges betreiben einige Landesverbände die Kurzwellenstation in eigener Regie weiter. Sowohl die Funkstellen des Internationalen Roten Kreuzes als auch des DRK sind nicht (mehr) ständig besetzt und werden nur im Bedarfsfall betrieben.


Rufzeichen und Standorte des DRK-Kurzwellenfunknetzes (ggf. nicht mehr aktuell, weil aufgelöst):

  • DEK23 Berlin, LV Berliner Rotes Kreuz
    • DEKA2310 dto. mobil
  • DEK24 Münster, LV Westfalen-Lippe
    • DEKA2410 dto. mobil
  • DEK25 Stuttgart, LV Baden-Württemberg
    • DEKA2510 dto. mobil
  • DEK26 Düsseldorf, LV Nordrhein
    • DEKA2610 dto. mobil
  • DEK27 Hannover, LV Niedersachsen
    • DEKA2710 dto. mobil
  • DEK28 Frankfurt, LV Hessen
    • DEKA2810 dto. mobil
  • DEK29 Mainz, LV Rheinland-Pfalz
    • DEKA2910 dto. mobil
  • DEK30 Quickborn, LV Schleswig-Holstein
    • DEKA3010 dto. mobil
  • DEK31 München, Bayerisches Rotes Kreuz
    • DEKA3110 dto. mobil
  • DEK32 Moers, LV Nordrhein
    • DEKA3210 dto. mobil
  • DEK33 Hamburg, LV Hamburg
    • DEKA3310 dto. mobil
  • DEK34 Bremen, LV Bremen
    • DEKA3410 dto. mobil
  • DEK35 Saarbrücken, LV Saarland
    • DEKA3510 dto. mobil
  • DEK36 Freiburg, LV Badisches Rotes Kreuz
    • DEKA3610 dto. mobil
  • DEK37 Oldenburg, LV Oldenburg
    • DEKA3710 dto. mobil
  • DEK88 Berlin, Bundesverband
  • DEK99 DRK-Sammelruf


Internationale Rufzeichen

  • HBC88 IKRK Hauptfunkstelle Versoix
  • HB8GVA IKRK Genf
  • PGA88 Niederländisches Rotes Kreuz, Heemstede
  • OEH31 Österreichisches Rotes Kreuz, LV Niederösterreich, Tulln
    • OEH3101 dto. mobil


Amateurfunkgruppen/-stationen des Roten Kreuzes

  • Deutschland
    • DK0NOT/DN0TEL Notfunk-Deutschland e. V. Kooperationspartner des DRK-LV Hessen
    • DL0RK DRK Bonn / DARC G23
    • DL0RKP DRK Peine
    • DB0DRK DRK Burgdorf
    • DK0RK DRK-Landesverband Westfalen-Lippe
    • DL0RZ DRK-Landesverband Berlin
    • DA0DRK Bereitschaft Morsbach
    • DD0DRK DRK-Fernmeldbereitschaft Landesverband Sachsen-Anhalt, IG Not- und Katastrophenfunk (Chief OP: DL5DRK)
    • DR0K/DB0JRK Jugendrotkreuz Fürth
    • DL0DRK Fernmeldegemeinschaft des DRK Dortmund*
    • DR1K Wasserwacht Bayern
  • Österreich
    • OE3XRK ÖRK Niederösterreich
    • OE7XRK ÖRK Tirol
    • OE9XRK ÖRK Vorarlberg

Literatur

  • Antonio B. Barreto und Alda S. Niemeyer: Ein Tal ruft um Hilfe. Debras Verlag 2004 ISBN 978-3-937150-00-0 Dokumentation der Überschwemmung in Blumenau von 1983
  • Stan Gülich (SM7WT): Thanks to Amateur Radio (englisch). Lunds Offset 1994 Bezug über Debras Verlag
  • Reinhard Klein-Arendt:"Not- und Katastrophenfunk auf Kurzwelle Hilfsorganisationen und ihre Frequenzen vth Verlag 11/2006, ISBN 978-3-88180-655-8

Einzelnachweise

  1. AfuG 1997
  2. Grundgesetz, Art. 14

Weblinks


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