Novell DOS

Novell DOS
DR-DOS
Entwickler DRDOS, Inc. (ursprünglich Digital Research)
Version 7.03
(1999)
Abstammung CP/M-86
  \ CP/M-Plus / Concurrent CP/M
 \ Concurrent DOS
  \ DOS-Plus
   \ DR DOS
Kernel monolitisch (Assembler)
Chronik DOS-Plus bis 2.01
DR DOS 3.31 bis 6.01
Novell DOS 7
OpenDOS 7.01
DR-DOS 7.02 bis 8.1
Architekturen IBM PC (x86 ab 8086/8088)
Lizenz proprietär
Sonstiges Enhanced DR-DOS 7.01.08 (April 2008)
Website www.drdos.com

DR DOS [diːˈɑːɹ dɑːs] (Digital Research Disk Operating System) ist ein zu MS-DOS kompatibles DOS-Betriebssystem. Es wurde von der Firma Digital Research aus dem Betriebssystem CP/M-86 weiterentwickelt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Unter Digital Research (bis 1993)

Ende der 1970er Jahre hatte sich das Betriebssystem CP/M der Firma Digital Research als Standardbetriebssystem für die damals verbreiteten 8-Bit-Rechner etabliert. IBM hatte die Entwicklung des Personal Computers lange Zeit als Projekt ohne Perspektive angesehen und folglich vernachlässigt und den Markt anderen Anbietern überlassen. Anfang der 80er Jahre jedoch entschloss man sich, mit einem eigenen Personal Computer, dem IBM-PC auf den Markt zu treten. Im Gegensatz zu den etablierten Systemen handelte es sich aber nicht um ein 8-Bit-System auf der Basis des Z80 von Zilog, sondern um ein 16-Bit-System auf Basis der neuen x86-Prozessorfamilie von Intel. Aus unklaren Gründen lizenzierte IBM nicht das für die neue Prozessorgeneration angepasste CP/M-86 von Digital Research, sondern das von Microsoft aufgekaufte und in PC-DOS (auch: IBM-DOS) umbenannte SCP QDOS. QDOS war wiederum eine Kopie von CP/M für die x86-Prozessoren, die benutzt wurde, bevor CP/M-86 verfügbar war. Obwohl Digital Research erreichen konnte, dass mit IBM-PCs optional auch CP/M-86 bestellt werden konnte, war damit der Siegeszug von Microsoft eingeleitet. PC-DOS wurde später von Microsoft auch separat als MS-DOS verkauft und lizenziert und als solches auch mit IBM-kompatiblen PCs anderer Hersteller gebündelt.

Aufgrund der neuen Konkurrenzsituation und der üblichen Namensgebung des PC-Betriebssystems wurde CP/M-86 zuerst in Concurrent CP/M, dann in Concurrent DOS, später in DOS-Plus und schließlich in DR DOS umbenannt. Während dieser verschiedenen Versionen wurde aus dem ähnlichen, aber zu MS-DOS nicht kompatiblen CP/M-86 allmählich DR DOS, das für Kompatibilität zu MS-DOS ausgelegt war und CP/M-Programme nicht mehr ohne Schwierigkeiten benutzen konnte.

Digital Research war nun in der Situation, sein Betriebssystem hauptsächlich direkt an den Endkunden bringen zu müssen, oftmals obwohl dieser schon ein Betriebssystem mit seinem Rechner erworben hatte, denn wegen der restriktiven Lizenzpolitik für MS-DOS lieferten nur wenige OEM ihre Rechner mit DR DOS aus, in Deutschland ist dafür hauptsächlich Vobis bekannt.

Um unter diesen Umständen bestehen zu können, war DR DOS der zeitgleich verkauften MS-DOS-Version nicht nur namentlich meist um eine Versionsnummer voraus, sondern enthielt auch Techniken, die in MS-DOS erst wesentlich später oder nie Einzug erhielten: Bereits DR DOS 3.41, das parallel zu MS-DOS 3.3 verkauft wurde, bot beispielsweise Unterstützung für Festplatten mit mehr als 32 MB sowie eine Hilfefunktion für die enthaltenen Befehle und Programme. DR DOS 5 enthielt die grafische Oberfläche ViewMAX und erweiterte Hilfefunktionen. Mit DR DOS 6 brachte Digital Research eine Festplattenkompression, die eine doppelt so große Nutzkapazität der Festplatte versprach, sowie das komplette Handbuch als Hypertext-Online-Hilfe. Zudem konnte DR DOS den damals knappen Hauptspeicher effizienter verwalten und so mehr von dem kostbaren Speicher in den ersten 640 KB für Programme freihalten.

Trotz dieser Eigenschaften konnte sich DR DOS nie endgültig durchsetzen; nicht zuletzt hatte auch Microsoft einen erheblichen Anteil am Scheitern: So wurden zum Beispiel Kunden irritiert, indem Microsoft in seiner Kritik an DR DOS 6 auf die Gefahren von Festplattenkompression hinwies, obwohl diese Technik dann mit DoubleSpace (später: DriveSpace) in MS-DOS 6.x ebenfalls eingeführt wurde. In Windows 3.1 baute Microsoft Funktionen, die den Betrieb unter DR DOS unnötig erschwerten und somit ebenfalls potenzielle Käufer vom Kauf abhielten, obwohl schon beim Verkaufsstart von Windows 3.1 das benötigte DR-DOS-Update zur Verfügung stand. Die Behauptung von Microsoft, dass Windows 95 nicht auf alternativen DOS-Versionen laufen könne, tat ihr Übriges.

Unter Novell (1993–1996)

Novell, das Digital Research bereits während der Zeit von DR DOS 6 gekauft hatte, entwickelte noch eine Version Novell DOS 7, die echtes Multitasking, worunter man sogar Windows 3.x ausführen konnte, und Netzwerkfähigkeit enthielt, das Ende von DR DOS war damit aber nicht mehr aufzuhalten. Novell verkaufte schließlich alle Rechte an DR DOS und CP/M an Caldera.

Unter Caldera (1997–1999)

Caldera vertrieb die für private Anwendung kostenlosen Versionen Caldera OpenDOS 7.01, Caldera DR-DOS 7.02 und Caldera DR-DOS 7.03, diese enthielten aber keine wesentlichen Neuerungen und waren teilweise sogar hinter dem Stand von Novell DOS 7 mit den letzten Updates zurück. Des Weiteren veröffentlichte Caldera alle Quellcodes zu OpenDOS 7.01, außerdem auch die zu CP/M und GEM.
Bemerkenswerter an der DR-DOS-Ära Caldera ist hingegen der Rechtsstreit, den Caldera gegen Microsoft angestrengt hatte:
Da Caldera alle Rechte übernommen hatte, konnte man auch bezüglich der Vorkommnisse um Windows 3.x und Windows 95 aus der Zeit von Digital Research und Novell Klage erheben. Caldera gelang es angeblich auch, durch minimale Änderungen Windows 95 unter DR DOS zum Laufen zu bringen. Veröffentlichungen zufolge sei das Benutzen von Windows 95 in anderen DOS-Betriebssystemen allein durch ein spezielles TSR-Programm möglich; dieses Programm sollte daraufhin bald für DR-DOS-Benutzer erscheinen. Aus nicht erklärten Gründen erfolgte diese Erscheinung nicht. Caldera bewies demnach aber, dass Windows 95 aus den zwei unabhängigen Produkten MS-DOS 7.00 (später 7.10) und Windows 4.0 bestand, so dass die Zwangsbündelung eine Wettbewerbsbehinderung anderer DOS-Anbieter darstellte. Die gerichtliche Auseinandersetzung endete schließlich in einem Vergleich. In diesem Vergleich zahlte Microsoft Anfang 2000 (etwa acht Jahre später) angeblich 275 Millionen Dollar an Caldera.

Unter Lineo/DeviceLogics/DRDOS Inc. (ab 1999)

DR DOS ging dann an die aus Caldera ausgegliederte Firma Lineo, fiel mit Lineos Ende wieder zurück an die Canopy Group und wurde 2002 von DeviceLogics (DRDOS, Inc.) übernommen[1]. Unter Lineo und DeviceLogics wurde DR DOS nicht mehr kostenlos abgegeben, sondern als System für eingebettete Systeme und ähnliches verkauft. Im März 2004 wurde die Version 8 von DR-DOS veröffentlicht, die beschränkte Unterstützung für FAT32 brachte. Die im September 2005 durch DRDOS Inc. veröffentlichte Version 8.1 wurde wegen Copyrightproblemen (es wurden fremde Programme mitgeliefert, u. a. vom FreeDOS-Projekt, und enthielt gestohlenen Code aus Udo Kuhnts Enhanced DR-DOS) wieder vom Markt genommen[2]. Später verschwand auch DR-DOS 8.0, seitdem ist auf der Seite von DRDOS Inc. nur mehr DR-DOS 7.03 erhältlich.

Eine Rolle spielte DR-DOS Version 7 hauptsächlich auf Wiederherstellungsdisketten und -CD-ROMs diverser Datenrettungs- und -sicherungsprogramme, wie Norton Ghost, DriveImage, Partition Magic und andere Programme, die eine Startdiskette benötigten. Wegen mangelhafter Unterstützung aktueller Festplattencontroller (SATA, SoftRAID,..) verliert es aber auch hier zugunsten von Windows PE oder Linux an Bedeutung.

Enhanced DR-DOS (seit Juli 2002)

Um ein privates Fanprojekt handelt es sich beim „DR-DOS/OpenDOS Enhancement Project“, oder auch „Enhanced DR-DOS“ (kurz: EDR-DOS). Der Autor, Udo Kuhnt, entwickelte das quelloffene OpenDOS 7.01 seit 2003 weiter. Von ihm stammen LBA- und FAT32-Unterstützung für Festplatten mit mehr als 8 GB (binär) Kapazität und weitere Fehlerkorrekturen und Erweiterungen. Die Updates beziehen sich aber fast ausschließlich auf den Kernel (IBMBIO.COM, IBMDOS.COM und COMMAND.COM), während für Dienstprogramme zunehmend auf die modernen (und teilweise für EDR-DOS angepassten) Versionen aus FreeDOS verwiesen wird. Daher kann Enhanced DR-DOS nicht als vollwertiges DOS-Betriebssystem angesehen werden, sondern vielmehr als alternativen Kernel für ein bestehendes OpenDOS/DR-DOS oder für FreeDOS.

Versionsgeschichte

DR DOS wurde bis Version 6.01 ohne Bindestrich geschrieben. Nach dem Verkauf des Betriebssystems von Digital Research an Novell verschwindet das „DR“ aus dem Namen, bis es von Caldera erneut als OpenDOS/DR-DOS 7.02, diesmal mit Bindestrich, veröffentlicht wird. Alle Versionen von OpenDOS 7.01 bis DR-DOS 7.03 waren frei erhältlich (Freeware). Des Weiteren existieren die OEM-Versionen DR-DOS 7.04 und DR-DOS 7.05, die als Startdisketten von diversen Datenrettungs- und Festplattendienstprogrammen zum Einsatz kamen. Die inoffiziellen Verbesserungen von Udo Kuhnt – siehe Enhanced DR-DOS – sind allein auf den Betriebssystemkern bezogen und nehmen als Basis die von Caldera veröffentlichten Quellen (Open Source) von OpenDOS 7.01.

Version Datum Beschreibung / Änderungen
DOS-Plus 1.0 1985
DOS-Plus 2.01 August 1986
DR DOS 3.31 Mai 1988 DR DOS 3.31 war die erste DOS-Version von Digital Research, die zu MS-DOS von Microsoft kompatibel war.
DR DOS 3.41 Januar 1989
DR DOS 5.0 Mai 1990 Beinhaltet die graphische Bedienoberfläche ViewMAX.
DR DOS 6.0 März 1992 Die letzte von Digital Research veröffentlichte Aktualisierung ist DR DOS 6.01 vom April 1992.
Novell DOS 7.0 Januar 1994 Die letzte von Novell veröffentlichte Aktualisierung ist Novell DOS 7 Update 15/2 vom Januar 1996. Novell DOS 7 ist API-kompatibel zu MS-DOS Version 6.0.
OpenDOS 7.01 Februar 1997 Dies stellt die erste veröffentlichte Version nach dem Verkauf an Caldera dar. Obwohl die Versionsnummer höher ist als die letzte Version von Novell wurden nicht alle bereits verfügbaren Aktualisierungen von Novell DOS 7 eingearbeitet, so dass OpenDOS 7.01 in etwa Novell DOS 7 Update 11 entspricht.
Von dieser Version wurden die Betriebssystem-Kernkomponenten IBMBIO.COM, IBMDOS.COM und COMMAND.COM als Quellcode veröffentlicht, die jedoch für kommerzielle Zwecke nur für einen Zeitraum von 90 Tagen getestet werden dürfen. Im nicht-kommerziellen Bereich darf OpenDOS 7.01 für einen unbegrenzten Zeitraum genutzt werden.[3]
DR-DOS 7.02 September 1997 In dieser wieder ohne Quellcode veröffentlichten Version hat Caldera die meisten der letzten Novell-Updates eingearbeitet. Bei den Beta-Versionen war noch von „Caldera OpenDOS 7.02“ die Rede, veröffentlicht wurde schließlich „Caldera DR-OpenDOS 7.02“, was jedoch gleich darauf in „Caldera DR-DOS 7.02“ geändert wurde.
DR-DOS 7.03 März 1999 Die letzte von der Caldera-Tochter Lineo veröffentlichte Version, die nun wieder von DRDOS, Inc. vertrieben wird.
DR-DOS 7.01.01 Juli 2002 Udo Kuhnt veröffentlicht seinen ersten Patch für den von Caldera freigegebenen Quellcode des OpenDOS-7.01-Kernel.
DR-DOS 8.0 März 2004 Von DeviceLogics veröffentlichte Version, die inzwischen zurückgezogen wurde. DR-DOS 8.0 war speziell für den Einsatz in eingebetteten Systemen angepasst.
Enhanced DR-DOS 7.01.07 März 2005 Die von Udo Kuhnt erarbeiteten Verbesserungen werden nunmehr als „Enhanced DR-DOS“ veröffentlicht. Das Projekt passt DR-DOS 7 an die Gegebenheiten der Zeit an (z. B. FAT32-Unterstützung), benötigt jedoch die originalen OpenDOS-Programme (Freeware) oder Programme aus dem FreeDOS-Projekt (unterschiedliche Lizenzen) um als vollständiges DOS zu gelten. Teilweise finden speziell angepasste quelloffene FreeDOS-Programme den Weg zu „Enhanced DR-DOS“ (derzeit SYS, FORMAT und XCOPY).
DR-DOS 8.1 Oktober 2005 Diese von DRDOS, Inc. veröffentlichte Version verletzte offenkundig das Copyright der von Udo Kuhnt erarbeiteten Verbesserungen am OpenDOS-7.01-Kernel sowie die Lizenzen diverser Programme aus dem FreeDOS-Projekt und musste kurz nach Erscheinen wieder zurückgezogen werden[4]. Nachdem kurz darauf auch DR-DOS 8.0 vom Markt genommen wurde ist seither die letzte offiziell verfügbare Version DR-DOS 7.03 aus dem Jahr 1999.

Eine übersichtliche Zeitleiste findet sich auf den Seiten des FreeDOS-Projekts[5][6].

Web-Literatur

Siehe auch

Weitere zu MS-DOS kompatible Betriebssysteme:

  • DCP – „Disk Control Program“, ein in der DDR verbreiteter MS-DOS-Clone
  • FreeDOS – völlig neu geschriebene, unter der GPL veröffentlichte freie DOS-Version
  • MS-DOS – aus QDOS entwickeltes DOS-Betriebssystem von Microsoft, das zum Standard für den PC wurde
  • PC-DOS – MS-DOS-Variante von IBM (bis Version 5.0 von Microsoft mitentwickelt)
  • PTS DOS – in Russland entwickelter und dort weit verbreiteter, weitestgehend in Assembler geschriebener DOS-Clone

Weblinks

Einzelnachweise

  1. heise online: „DR-DOS lebt“ vom 20. November 2002
  2. heise online: „Streit um Open-Source-Programme in DR-DOS 8.1“ vom 25. Oktober 2005
  3. Die Lizenz von OpenDOS 7.01 liegt dem freigegebenen Quellcode, in der Datei LICENSE.TXT, bei.
  4. freedos.org: DRDOS INC. INCLUDES FREEDOS AND OTHER SOFTWARE IN DR-DOS 8.1 FOR $45 vom 25. Oktober 2005 (Textdatei, englisch)
  5. freedos.org: 25+ YEARS OF DOS HISTORY vom 3. September 2006 (Textdatei, englisch)
  6. freedos.org: 25 YEARS OF DR DOS HISTORY vom 18. September 2000 (Textdatei, englisch)

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