Näherin

Näherin
Schneiderhandwerk um 1568
Briefmarke 1986
Türschild einer Schneidermeisterin 2005

Schneider bzw. Schneiderin ist ein handwerklicher Lehrberuf der Textilverarbeitung. Die Aufgabe des Schneiders ist es , Textilien zu Bekleidung zu verarbeiten. Die Handwerkzeuge des Schneiders sind seit alters her Nadel, Faden, Schere und Bügeleisen, seit dem 19. Jahrhundert zunehmend auch die Nähmaschine.

Inhaltsverzeichnis

Berufsbild

Als Ausbildungsberuf wird zwischen Damenschneider/in und Herrenschneider/in unterschieden, je nachdem, für welches Geschlecht bevorzugt Kleidung hergestellt wird, der hauptsächliche Unterschied liegt im Zuschnitt der Kleidungsstücke. Im 19. Jahrhundert wurden in der Herrenschneiderei Schnittsysteme entwickelt, die eine genaue Paßform und einen korrekten Sitz ergaben, während die Damenschneiderei eher "modellierte" Kleidungsstücke bevorzugte, die mit Falten, Weite und Stoffzügen arbeiteten um bevorzugt "schöne" Effekte zu erzielen. Der Damenschneiderberuf ist relativ neu und hat sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts als eigenständiges Handwerk etabliert, in älteren Zunftordnungen wird zur Meisterprüfung neben Näh- und Bügelproben, Anfertigung von Hosen, Schauben usw. auch die Fertigung eines "Frauenstückes" gefordert. Heutzutage werden bei der Herstellung der Konfektion „von der Stange“, also jeglicher nicht individuellen Oberbekleidung, die wichtigen Fertigungstätigkeiten des Schneiderberufs größtenteils von Billiglohnländern (z.B. China) übernommen. Die Verarbeitung von Stoffen zu Kleidungsstücken ist nur begrenzt zu automatisieren und immer personalintensiv. Deswegen entstanden kreative Berufszweige wie Modeschneider und Modedesigner aus dem Zuschneider einem Abschnitt der Berufsausbildung, der ursprünglich in dem Rahmen der Ausbildung zum Meister, zwischen Gesellen (die nähten, dressierten und bügelten) und Meister, der Kleidung entwarf, Schnitte errechnete (aufstellte) zuschnitt und verkaufte, angesiedelt war. Es gibt aber immer noch, aber nur noch selten das Kunsthandwerk des Maßschneiders mit eigenem Atelier, wo der Kunde sich neben anderem ein individuell gefertigtes Kostüm, Kleid oder Anzug nach Maß fertigen lassen kann. Daneben gibt es spezialisierte Lederschneider, die Pelzverarbeiter nennen sich Kürschner.

Nicht mit der Herstellung betraut ist der Änderungsschneider (ursprünglich Flickschneider), in Deutschland ein Ausbildungsberuf seit dem 1. August 2005, der bezeichnungsgemäß Änderungen und Ausbesserungen an fertiger Oberbekleidung vornimmt.

Geschichte

Bis zum 12. Jahrhundert wurde Kleidung meist in Klöstern oder von der Familie selbst hergestellt, daher kam der Beruf des Schneiders erst Mitte des 12. Jahrhunderts auf.

In Frankreich unterschied man zu dieser Zeit die Berufe Schneider und Näher (Nähknecht). Der französische Schneider war im Unterschied zum Kleidermacher nicht in einer Zunft organisiert und hatte daher weniger Ansehen und Aufträge. Aus diesem Grunde wurde in Frankreich der Beruf häufig von Juden, denen der Zugang zu den Zünften verwehrt war, ausgeübt. Dieser Zustand hielt an bis zur Abschaffung der Zünfte in Frankreich nach der französischen Revolution 1789. Die Nähknechte waren vielfach eher körperlich schmächtige, oft behinderte Menschen und für körperlich schwere Arbeiten ungeeignet. Sie trugen viel zum schlechten Image des mit unterschlagenen Beinen auf dem Tisch hockenden "Schneiders" bei. Mit dem Aufkommen der Nähmaschinen ab etwa 1830, verschwand dieser Hilfsberuf schnell, überlebte zeitweise noch im Zuarbeiter der Gesellen.

Der älteste und längste Streik der Handwerksgeschichte war der Bann der Schneidergesellen ab 1098, die als Reaktion auf die Schließung ihrer Trinkstube, 10 Jahre lang bei ihren Wanderungen die Stadt Konstanz mieden, bis deren Magistrat die Trinkstube der Schneidergesellen wieder erlaubte.


Literatur

  • Ruth Sprenger: Die hohe Kunst der Herrenkleidermacher. Tradition und Selbstverständnis eines Meisterhandwerks. Böhlau Verlag, Wien 2009. ISBN 978-3-205-77757-1

Siehe auch


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