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Der Orientierungslauf (kurz OL) ist eine Laufsportart, die aus zwei Komponenten besteht: dem Orientieren und dem Laufen. Beim Orientierungslauf werden mit Hilfe von Karte und Kompass bestimmte Kontrollpunkte (Posten) im Gelände in möglichst kurzer Zeit angelaufen.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung der Sportart Orientierungslauf
Beim Orientierungslauf werden Kontrollpunkte im Gelände in vorgegebener Reihenfolge angelaufen, welche auf einer Karte eingezeichnet sind. Sie müssen in möglichst kurzer Zeit auf einer selbst gewählten, beliebigen Route angelaufen werden. Die Kontrollpunkte werden Posten genannt. Es handelt sich dabei um rot-weiße prismenförmige Schirme, an denen eine mechanische oder elektronische Markierungsvorrichtung (Zange, SI-Station oder EMIT-Station) montiert ist.
Die Herausforderung dieser Sportart ist das selbständige Planen und Finden der schnellsten Route zu den einzelnen Posten. Kein Lauf gleicht dem anderen, weshalb eine große Abwechslung gegeben ist. Aufgrund dieser Abwechslung schaffen auch Spitzenorientierungsläufer meist keinen fehlerfreien Lauf. Die wechselseitige Beziehung erfordert bei dieser Sportart nicht nur läuferische Kondition, sondern auch eine gute Konzentrationsfähigkeit beim Orientieren, weshalb nur eine gute Kombination von beidem zum Erfolg führt.
Orientierungslauf findet hauptsächlich in Wäldern statt, deshalb wird diese Form des Laufsports in ihrem Herkunftsland Schweden auch Skogssport ("Waldsport") genannt. Mittlerweile haben sich jedoch auch Formen entwickelt, bei denen in Parkanlagen, Stadtgebieten oder sonstigen offenen Flächen gelaufen wird.
Die häufigste Wettkampfform ist der Einzel-OL. Daneben finden vereinzelt auch Mannschafts- und Staffelwettkämpfe statt. Beim Einzel-OL gibt es drei verschiedene Disziplinen, die sich vor allem in der Distanz unterscheiden. Für den "Sprint" brauchen Spitzenläufer 15 Minuten. Für die "Mitteldistanz" rechnet man mit Zeiten zwischen 30 und 40 Minuten. Bei der "Langdistanz" können die Eliteläufer zwischen 60 oder gar 90 Minuten unterwegs sein. Die Kilometer und Höhenmeter variieren je nach Gelände sehr stark.
Neben den Elitekategorien gibt es Kinder-, Jugend-, Junioren-, Senioren- und Anfängerkategorien - jeweils für Frauen und Männer bzw. für Mädchen und Knaben getrennt. Je nach Kategorie unterscheiden sich die Anzahl der Posten, die Streckenlänge und die Schwierigkeit der Postenstandorte.
Geschichte
Orientierungslaufen hat seinen Ursprung in Skandinavien, wo es Mitte des 19. Jahrhunderts als Militär-Training durchgeführt wurde. Am 31. Oktober 1897 wurde in Norwegen der erste OL-Wettkampf in Nordmarken, in der Nähe von Oslo, veranstaltet. 8 Läufer gingen auf eine 10,5 km lange Strecke mit drei gesetzten Posten. Der Maßstab der Karte betrug 1:30.000 und der Sieger legte die Strecke in der Zeit von 1:45:07 zurück. Die Sportart wurde mit der Entwicklung von genaueren Kompassen in den 30er Jahren vor allem in Skandinavien immer populärer.
1918 wurde der OL-Sport in Schweden durch den Major Ernst Killander eingeführt.
1928 wurde in Schweden mit dem SK Gothia der erste offizielle Orientierungslaufklub gegründet. 1931 wurde ebenfalls in Schweden die erste nationale Meisterschaft durchgeführt und im selben Jahr fand in Oslo der erste internationale Wettbewerb zwischen Schweden und Norwegen statt. Fünf Jahre darauf (1936) gründete man in Schweden mit dem SOFT (Svenska Orienteringsförbundet) den ersten nationalen OL-Verband. 1945 folgte man in Norwegen und Finnland dem schwedischen Beispiel und gründete den NOF (Norges Orienteringsforbund) bzw. den SSL (Suomen Suunnistusliitto). Im selben Jahr brachte man in Finnland die erste OL-Fachzeitschrift namens Suunnistaja heraus. 1946, ein Jahr nach Gründung der einzelnen Verbände, schlossen sich die 3 Verbände (SOFT, NOF, SSL) und Dänemark zum NORD (Nordisk Orienteringsrat), dem nordischen Orientierungslaufverband, zusammen.
1948 begann man erste Landkarten speziell für den Orientierungslauf zu zeichnen. Die erste Karte in speziellen Farben (1:20.000) wurde von dem Norweger Knut Valstad im Jahr 1950 vollendet ([1]), sie wurde am 30. April 1950 für einen von ihm veranstalteten Wettkampf in Norwegen verwendet.
Im Mai 1961 wurde der Internationale Orientierungslaufverband (International Orienteering Federation, kurz IOF) mit 10 europäischen Staaten ins Leben gerufen. 1962 veranstaltete man die erste OL-Europameisterschaft (EOC) in Norwegen. 1966 fanden die ersten OL-Weltmeisterschaften (WOC) in Finnland statt.
1978 wurden einheitliche IOF-Symbole für Postenbeschreibungen eingeführt und zum ersten Mal in Norwegen bei der WOC benutzt. 1990 veranstaltete man in Schweden zum ersten Mal Junioren-Weltmeisterschaften (JWOC). 1994 wurde vom IOF ein elektronischer Eventkalender erstellt und im selben Jahr wurde im Weltcup zum ersten Mal ein elektronisches Kontrollsystem verwendet. 1995 fand die erste Park World Tour (PWT) statt (SWE, NOR, FIN, CZE). 1998 wurden in Novy Bor (CZE) die ersten Senioren-Weltmeisterschaften (WMOC) durchgeführt.
Heute sind über 67 Landesverbände aus allen Erdteilen (37 Europa, 13 Asien, 7 Südamerika, 3 Afrika, 3 Zentralamerika, 2 Nordamerika, 2 Ozeanien) beim Internationalen OL-Verband (IOF) registriert. Die dominierenden Nationen sind nach wie vor die skandinavischen Länder, aber auch die Schweiz, Frankreich, Großbritannien und Russland haben bereits große Erfolge zu verzeichnen. Außerhalb von Europa ist der Orientierungslaufsport vor allem in Australien, Neuseeland und Brasilien populär.
Ausrüstung
Die Orientierungslaufkarte
Die Karte ist das wichtigste Hilfsmittel eines Orientierungsläufers. Sie ist eine speziell für den Orientierungslauf hergestellte fünffarbige Spezialkarte. Da solche Karten nicht im Handel erhältlich sind, müssen sie von erfahrenen Orientierungsläufern selbst aufgenommen und gezeichnet werden. Orientierungslaufkarten unterscheiden sich durch den Maßstab (1:5000 bis 1:15000) und durch eine viel detailgenauere Darstellung von Objekten und Hindernissen im Gelände von herkömmlichen topografischen Karten und Wanderkarten. Dargestellt werden Bewuchs wie Wald (weiß), Wiese (gelb), Dickicht (je dunkler das Grün, desto schlechter belaufbar), Kulturgrenzen und Geländeformationen wie Hangmulden, Bergrücken und Grabensysteme. Die verschiedenen Geländeformen werden durch Höhenschichtenlinien (siehe dazu: Isohypse) dargestellt. Es werden auch Zeichen für Details verwendet, die man auf keiner anderen Karte findet, dazu gehören Objekte wie Steine, Felsen, Felswände, Hochsitze, Futterkrippen, Grenzsteine und sogar Wurzelstöcke. Diese Zeichen werden von der International Orienteering Federation (IOF) festgelegt und gelten international. Damit ist gewährleistet, dass jede Orientierungslaufkarte denselben Zeichensatz beinhaltet und somit für alle Läufer lesbar ist.
Eine OL-Bahn besteht aus einem Start, der auf der Karte mit einem Dreieck eingezeichnet ist, einer Serie von Kontrollposten (einfache Kreise) und dem Ziel (mit einem Doppelkreis eingezeichnet).
Orientierunglaufkarten werden häufig mit dem dafür speziell zugeschnittenen Grafikprogramm OCAD gezeichnet.
Der Kompass
Jedem Läufer ist es erlaubt als zusätzliche Hilfe einen Kompass einzusetzen, dieser ist (nach der Karte) die zweitwichtigste Hilfe. Es gibt zwei Arten von Kompassen: den Platten-Kompass und den Daumen-Kompass. Da mit dem Daumenkompass ein stetiger Kontakt zur Karte besteht, bevorzugen viele Läufer diese Variante. Der Kompass wird im Allgemeinen für das Einnorden der Karte benötigt. Auf der Karte befinden sich blaue Hilfslinien (Nordlinien), die Richtung Norden zeigen. Indem man den Kompass auf die Karte legt und sich solange dreht, bis die Kompassnadel parallel zu den Nordlinien zeigt, hat man die Karte eingenordet. Damit hat man die genaue Laufrichtung und findet auf direktem Weg die gesuchten Objekte.
Postenbeschreibung
Jeder Läufer erhält vor dem Start eine Postenbeschreibung, ein kleines Stück Papier mit schwarzem Aufdruck. Hierbei handelt es sich um eine genaue Beschreibung aller Postenstandorte im Wald. Angenommen der Postenstandort ist ein Felsen, dann wird angegeben, auf welcher Seite sich der Posten befindet und wie hoch der Felsen ist. Angegeben sind auch die jeweiligen Kontrollnummern der Posten, die Länge der Bahn (in km) und die zurückzulegenden Höhenmeter.
Fortgeschrittene Läufer erhalten die Postenbeschreibung in Form einer Tabelle mit Symbolen nach der IOF-Norm, die auf der ganzen Welt gilt. Für Anfänger gibt es auch ausgeschriebene Exemplare. (Genaue Beschreibung der Postenbeschreibung und der IOF-Symbole)
Es gibt eine eigene Postenbeschreibungshalterung, die am Arm befestigt wird, um während des Laufens ohne den Kartenkontakt zu verlieren, die Postenbeschreibung prüfen zu können.
Kontrollkarte
Ursprünglich verwendete man herkömmliche Kontrollkarten aus wasser- und reißfestem Papier, mit denen man an jedem Posten stempelte. Durch die unterschiedlichen Muster jeder Kontrollzange konnte im Ziel genau kontrolliert werden, ob der jeweilige Läufer auch wirklich (s)eine richtige Bahn gelaufen war.
Diese Form ist heute größtenteils durch die Erfindung des elektronischen Kontrollsystems ersetzt worden. Nur noch bei kleinen, regionalen Veranstaltungen oder bei Trainings wird das alte System angewandt, da es kostengünstiger ist.
Es gibt zwei Formen des elektronischen Kontrollsystems: den SportIdent-Chip (kurz SI) und die EMIT-Karte. In Deutschland, Österreich und der Schweiz, aber auch in Skandinavien wird bevorzugt das SportIdent-System verwendet.
Kleidung
Für den OL gibt es spezielle OL-Geländelaufschuhe mit so genannten Dobb-Spikes an den Sohlen. Dobb-Spikes sind Gumminocken mit 1 bis 2 mm langen Stahlstiften. Diese sind auf glattem Gras oder Laub, auf nassen Holzstämmen oder nackten Felsplatten weitestgehend rutschsicher, schädigen den Waldboden aber erheblich weniger als echte Spikes mit einer Länge von 10 bis 12 mm. Zusätzlich sind diese Schuhe in der Regel sowohl wasserfest als auch relativ schnell trocknend.
Von professionellen Orientierungsläufern werden spezielle OL-Anzüge verwendet, die aus dornenabweisendem Material gefertigt sind. Zum besseren Schutz am Schienbein werden von einigen Läufern Gamaschen oder verstärkte Strümpfe verwendet.
Spezielle Formen
Staffel-Orientierungslauf
Neben dem klassischen Einzel-Orientierungslauf gibt es auch noch Staffel-Orientierungslauf. Hierbei bewältigt eine Staffel, die meist aus drei bis fünf aber auch aus mehreren Läufern besteht (bis zu zehn bei z. B. der Tiomila, bis zu sieben bei der Jukola), verschiedene Strecken nacheinander. Der besondere Reiz an einer Staffel ist der Massenstart der ersten Läufer, die alle gleichzeitig starten. Bei einem klassischen Einzellauf sind die Startabstände der Läufer gleicher Klassen etwa 2-7 Minuten, damit ein Läufer sich nicht an einen anderen Läufer hängen kann, ihm also ohne selbst zu orientieren nachläuft. Dies ist jedoch bei einem Massenstart eines Staffellaufes möglich, wird aber durch einige leicht unterschiedlich gesetzte so genannte Gabelposten erschwert.
Mannschafts-Orientierungslauf
Des Weiteren gibt es auch noch den Mannschafts-OL, wo eine Mannschaft, meist aus 3-4 Läufern, zusammen startet, sich jedoch gleich aufteilt, um eine bestimmte Anzahl von freien Posten anzulaufen. Wichtig ist nur, dass die Mannschaft insgesamt alle Posten angelaufen und jeder Läufer ungefähr dieselbe Zeit für seine Strecke benötigt hat, denn die Zeit, die der letzte Läufer für seine Strecke gebraucht hat, ist für die Wertung interessant. Neben den freien Posten gibt es auch eine Anzahl von Pflichtposten, die jeder Läufer anlaufen muss. Die Herausforderung dieser Disziplin ist es, als Kapitän einer Mannschaft die Posten gerecht auf die Läufer zu verteilen und die Stärken und Schwächen jedes Läufers zu berücksichtigen.
Andere Formen
Weitere spezielle Wettkampfformen sind der Nacht-OL, wo die Schwierigkeit in der durch die Dunkelheit gehinderten Sicht liegt und wo das "genauere orientieren" und nicht das "ungefähre orientieren und dann suchen" eine große Rolle spielt, sowie der Score-OL, bei dem in einer vorgegebenen Zeit möglichst viele Posten (oft unterschiedlicher Wertigkeit) in beliebiger Reihenfolge "gesammelt" werden müssen. Eine extreme Form mit Zeiten von bis zu 24 Stunden ist das aus Australien stammende Rogaining.
Eng verwandt mit dem klassischen Orientierungslauf ist das Orientieren mit dem Mountainbike oder den Langlaufski (siehe dazu: Ski-OL bzw. Mountainbike-Orienteering). Die spezielle Form für Behindertensportler heißt Trail-Orienteering. Es gibt noch unzählige weitere Varianten wie z. B. Orientierungstauchen oder Orientierungsreiten.
Eine eher klassische Form - weil auch laufend im Gelände - ist das Amateurfunkpeilen (ARDF). Hier kommt eine spezielle technische Komponente hinzu. Siehe auch Foxoring.
OL und Umwelt
Die Arena des OL ist die Natur. Orientierungsläuferinnen und -läufer brauchen weder Stadien noch Sporthallen, denn ihre Sportart findet im Freien statt: in Wäldern, auf Weiden und Wiesen, Almen, in Parks und Siedlungen. Die Orientierungsläuferinnen und -läufer verstehen sich als Gäste der Natur, und es ist ihnen ein Anliegen, auf den Reichtum und die Schönheit ihres "Sportstadions" Rücksicht zu nehmen. Einen Orientierungslauf umweltschonend durchzuführen heißt empfindliche Lebensräume zu meiden, Ruhezonen für das Wild auszuscheiden, die Postenstandorte sorgfältig auszuwählen und auf gefährdete Tier- und Pflanzenarten Rücksicht zu nehmen.
Orientierungslauf International
Der Orientierungslauf ist in den Skandinavischen Ländern ein Volkssport. Hervorzuheben sind der 5-Tage Lauf O-Ringen in Schweden und die weltberühmten Staffelwettkämpfe Tiomila in Schweden und Jukola in Finnland, alle drei haben jährlich mehr als 10.000 LäuferInnen am Start. In etwas geringerem Maße ist der Orientierungslauf auch in der Schweiz als Volkssport anzusehen.
OL in der Schweiz
Die Vielfalt an Landschaften macht den Orientierungslauf in der Schweiz besonders attraktiv. Vom Jura über das Mittelland, den Voralpen und Alpen bis im Tessin finden sich die unterschiedlichsten Geländetypen für OL-Wettkämpfe. Vor allem seit den Weltmeistertiteln von Simone Niggli-Luder und der Weltmeisterschaft 2003 in Rapperswil/Jona (CH) wird der Orientierungslauf in der Schweiz immer populärer, es erscheinen regelmäßig Berichte in diversen Medien. Seit einigen Jahren wird zusammen mit dem Hauptsponsor des Schweizerischen Orientierungslauf-Verbandes (SOLV) das sCOOL-Projekt durchgeführt, bei dem Tausende von Schülern die Gelegenheit erhalten, auf dem Schulareal einen einfachen OL zu bestreiten. In der Schweiz gibt es ca. 90 OL-Vereine, welche auf 9 Regionen aufgeteilt sind. Jedes Jahr finden mehrere Dutzend regionale Läufe statt (meist am Sonntag), welche jeweils 200-1000 Teilnehmer verzeichnen. Daneben gibt es ca. 8 nationale Läufe mit jeweils 1000-2000 Teilnehmern. Schließlich finden jedes Jahr eine Schweizer Sprint-, eine Mitteldistanz- und eine Langstrecken-Meisterschaft statt. Die Fuß-OL-Saison beginnt heutzutage schon im Januar mit einzelnen Stadt-OLs und startet dann im März richtig. Von März bis November werden in der Schweiz praktisch jedes Wochenende OL-Wettkämpfe angeboten. Im Juli und August werden zum Schutz der Natur weniger Läufe ausgetragen, dafür findet häufig ein Mehrtage-OL statt. Die letzten Orientierungslauf-Wettkämpfe des Jahres finden im November statt.
OL in Deutschland
Die Situation in Deutschland ist regional sehr unterschiedlich. Das traditionelle Zentrum des Orientierungslaufes befindet sich vor allem in Sachsen.
Organisatorisch gehört die Sparte Orientierungslauf dem Deutschen Turnerbund an. 1976 wechselten die westdeutschen Orientierungsläufer vom Skiverband zum Deutschen Turnerbund (DTB). Der ostdeutsche DOLV (Deutscher Orientierungslauf Verband) trat 1990 dem DTB bei. Bis 1989 waren die ostdeutschen Orientierungsläufer im Deutschen Verband für Wandern, Bergsteigen und Orientierungslauf (DWBO) organisiert. Die Aktivitäten des Orientierungslaufes auf Bundesebene werden vom Technischen Komitee geregelt, auf den Landesebenen gibt es ähnliche Gremien.
Die wichtigsten Wettkampfformen des Fuß-OL sind Einzel-, Staffel- und Mannschaftsläufe. Einzelläufe werden über die Sprint-, Mittel-, Lang- und Ultralangdistanz ausgetragen, meist am Tage, zu speziellen Wettkämpfen aber auch in der Nacht. Um Punkte und Titel wird bei Bundes- und Landesranglistenläufen sowie bei Deutschen und Landesmeisterschaften gelaufen. Insgesamt werden im gesamten Bundesgebiet rund 250 große und kleinere Wettkämpfe pro Jahr veranstaltet. Die größte regelmäßige Veranstaltung mit über 1000 Wettkämpfern ist die Deutsche Meisterschaft über die Langdistanz im Oktober. Beim Jugend- und Juniorenländervergleichskampf messen die besten Nachwuchsläufer der einzelnen Länder ihre Kräfte. Besondere Höhepunkte für Leistung und Spaß sind immer wieder Mehrtageläufe oder auch der Thüringer 24-Stunden-OL.
OL in Österreich
In Österreich hat der Orientierungslauf noch keinen großen Stellenwert, nimmt jedoch zu. Zentren sind vor allem Wien, Steiermark (Graz, Fürstenfeld, Leibnitz), Salzburg (Henndorf), Burgenland (Pinkafeld) und Niederösterreich (Wiener Neustadt). Die größten Mehrtageläufe Österreichs sind das Thermenland-Open, welches in den letzten Jahren auch in Kooperation mit Ungarn und Slowenien durchgeführt wurde und die Chicken Challenge, ein internationaler 3-Tage-Lauf in Salzburg. In den österreichischen Medien wird diese Sportart jedoch kaum erwähnt. Orientierungsläufer mit beträchtlichen internationalen Erfolgen sind bei den Herren Thomas Krejci (TV Fürstenfeld) und Gernot Kerschbaumer (HSV Pinkafeld), letzterer erreichte bei der WM 2005 in Aichi (Japan) den 9. Platz über die Mitteldistanz und hält somit die beste Platzierung eines Österreichers bei Weltmeisterschaften. Bei den Damen ist die erfolgreichste Läuferin Lucie Böhm (ASKÖ Henndorf), sie wurde bei der WM 1997 in Grimstad (Norwegen) Weltmeisterin über die Kurzdistanz und schlug somit die Skandinavier auf ihrem Heimterrain. Bei der WM 1999 in Inverness (Großbritannien) erreichte sie mit dem 2. Platz über die Kurzdistanz die zweite Podestplatzierung für Österreich. Die hoffnungsvollsten Nachwuchsläufer sind Christian Wartbichler, Jugendeuropameister 2006, und Robert Merl, Vize-Jugendeuropameister 2007.
In Österreich werden jährlich 8-11 nationale Ranglistenläufe (Austria-Cup) durchgeführt. Aus den Ergebnissen dieser Läufe wird die österreichische Gesamtrangliste berechnet. Die Saison beginnt zumeist im April mit der österreichischen Ultralang-Meisterschaft. 2008 finden 8 Ranglistenläufe und für die Elite fünf Meisterschaften statt: Sprint, Mittel, Lang, Nacht, Ultralang. Daneben gibt es noch Nachwuchs- bzw. Seniorenmeisterschaften, Mannschafts- und Staffelmeisterschaften. Einmal pro Jahr wird auch eine sogenannte Bundesländerstaffel ausgetragen, bei der die Bundesländer in 5er-Staffeln (alle Altersgruppen) gegeneinander antreten. Diesen Titel holte sich 2008 Wien vor der Steiermark.
Weiters werden auch bedeutende internationale Wettkämpfe von österreichischen Vereinen organisiert und ausgetragen, so zum Beispiel die Senioren-Weltmeisterschaft 2006 in Wiener Neustadt mit über 4000 Teilnehmern aus aller Welt oder die Jugend-Europameisterschaft (EYOC) bzw. Junioren-Weltmeisterschaft (JWOC) im Ski-Orientierungslauf in Henndorf.
Darüber hinaus wird Orientierungslauf als Training und Wettkampf beim Österreichischen Bundesheer durchgeführt. Die kombinierte Anforderung von Orientierungsaufgaben und der konditionellen Belastung stehen in semispezifischem Zusammenhang mit den Einsatzaufgaben des Soldaten. Neben den Kompanie.- und Bataillonsmeisterschaften gibt es Millitärkommandobereichsmeisterschaften (Landesmeisterschaften) und Heersmeisterschaften (Militärische Staatsmeisterschaft). Ein wesentlicher Unterschied zu den zivielen Veranstaltungen liegt in der Laufkarte. Bei den militärischen Veranstaltungen wird überwiegend auf Karten mit dem Maßstab 1:25 000 (Kartenbild der ÖK 1:50 000) gelaufen.
Orientierungslauf als Spitzensport
Der wichtigste Wettkampf im Jahr ist die Orientierungslauf-Weltmeisterschaft (kurz WOC). Seit 1966 wurde die WOC alle zwei Jahre ausgetragen, seit 2003 findet die Orientierungslauf-WM jährlich statt. Bei Weltmeisterschaften gibt es seit 2001 drei Streckenlängen (Sprint, Mitteldistanz, Lang), davor wurde nur je ein Weltmeister bei den Herren bzw. Damen gekürt. Der traditionelle Staffellauf wird von vielen Nationen (vor allem den skandinavischen Ländern) als wichtigster Wettkampf der WM angesehen. Neben der WM gibt es auch eine Europameisterschaft (EOC), bei denen oft stärkere Konkurrenz herrscht als bei Weltmeisterschaften, da mehrere Läufer der Topnationen startberechtigt sind.
Orientierungslauf ist zwar seit 1977 olympische Sportart, wurde aber noch nicht in das Programm der Olympischen Spiele, sondern nur in das der World Games aufgenommen. Es werden auch Studentenweltmeisterschaften (WUOC) und Heeres-Weltmeisterschaften (CISM) ausgetragen. Über das ganze Jahr findet der Orientierungslauf-Weltcup statt, dessen Endwertung sich am Jahresende durch die Ergebnisse der einzelnen World-Ranking-Events zusammensetzt. Populär ist auch die Park-World-Tour (kurz PWT).
Für Nachwuchs-Orientierungsläufer sind die wichtigsten internationalen Bewerbe die Junioren-Weltmeisterschaft (JWOC), die Jugend-Europameisterschaft (EYOC) und der Junioren-Europacup (JEC).
Herausragende OL-Athleten kamen in der Geschichte des Sports vorwiegend aus den skandinavischen Ländern Schweden, Norwegen und Finnland. So z.B. der schwedische Doppelweltmeister Jörgen Mårtensson, die schwedische Doppelweltmeisterin Ulla Lindkvist oder die norwegische Dreifach-Weltmeisterin Annichen Kringstad. Heute wird der OL-Sport vor allem von zwei Namen dominiert: Den französischen Athleten Thierry Gueorgiou und die Topläuferin Simone Niggli aus der Schweiz findet man regelmäßig an der Spitze der Ergebnislisten von Weltmeisterschaften und anderen internationalen Groß-Events.
WM-Statistik
(für detaillierte Informationen siehe: Orientierungslauf-Weltmeisterschaft)
Veranstaltung Zentralort/Land Weltmeister Männer Weltmeister Frauen Staffel Weltmeister WM 1966 Fiskars Age Hadler Ulla Lindkvist Schweden
(Männer & Frauen)WM 1968 Linköping Karl Johansson Ulla Lindkvist Schweden (Männer)
Norwegen (Frauen)WM 1970 Eisenach Stig Berge Ingrid Hadler Norwegen (Männer)
Schweden (Frauen)WM 1972 Jičín Age Hadler Sarolta Monspart Schweden (Männer)
Finnland (Frauen)WM 1974 Silkeborg Bernt Frilen Mona Norgaard Schweden
(Männer & Frauen)WM 1976 Aviemore Egil Johansen Liisa Veijalainen Schweden
(Männer & Frauen)WM 1978 Kongsberg Egil Johansen Anne Berit Eid Norwegen (Männer)
Finnland (Frauen)WM 1979 Tampere Öyvin Thon Outi Borgenström Schweden (Männer)
Finnland (Frauen)WM 1981 Thun Öyvin Thon Annichen Kringstad Norwegen (Männer)
Schweden (Frauen)WM 1983 Zalaegerszeg Morten Berglia Annichen Kringstad Norwegen (Männer)
Schweden (Frauen)WM 1985 Bendigo Kari Sallinen Annichen Kringstad Norwegen (Männer)
Schweden (Frauen)WM 1987 Gérardmer Kent Olsson Arja Hannus Norwegen
(Männer & Frauen)WM 1989 Skaraborg Petter Thoresen Marita Skogum Norwegen (Männer)
Schweden (Frauen)WM 1991 Mariánské Lázně Jörgen Mårtensson (Lang)
Petr Kazak (Kurz)Jana Cieslarova (Kurz)
Katalin Olah (Lang)Schweiz (Männer)
Schweden (Frauen)WM 1993 West Point Allan Mogensen (Lang)
Petter Thoresen (Kurz)Anna Bogren (Kurz)
Marita Skogum (Lang)Schweiz (Männer)
Schweden (Frauen)WM 1995 Detmold Jörgen Mårtensson (Lang)
Juri Omeltschenko (Kurz)Marie-Luce Romanens (Kurz)
Katalin Olah (Lang)Schweiz (Männer)
Finnland (Frauen)WM 1997 Grimstad Petter Thoresen (Lang)
Janne Salmi (Kurz)Lucie Böhm (Kurz)
Hanne Staff (Lang)Dänemark (Männer)
Schweden (Frauen)WM 1999 Inverness Bjørnar Valstad (Lang)
Jörgen Rostrup (Kurz)Yvette Baker (Kurz)
Kirsi Bostrom (Lang)Norwegen
(Männer & Frauen)WM 2001 Tampere Jimmy Birklin (Sprint)
Pasi Ikonen (Kurz)
Jörgen Rostrup (Lang)Vroni König-Salmi (Sprint)
Hanne Staff (Kurz)
Simone Niggli-Luder (Lang)Finnland
(Männer & Frauen)WM 2003 Rapperswil SG Jamie Stevenson (Sprint)
Thierry Gueorgiou (Mittel)
Thomas Bührer (Lang)Simone Niggli-Luder (Sprint)
Simone Niggli-Luder (Mittel)
Simone Niggli-Luder (Lang)Schweden (Herren)
Schweiz (Frauen)WM 2004 Västerås Niclas Jonasson (Sprint)
Thierry Gueorgiou (Mittel)
Bjørnar Valstad (Lang)Simone Niggli-Luder (Sprint)
Hanne Staff (Mittel)
Karolina A. Höjsgaard (Lang)Norwegen (Herren)
Schweden (Frauen)WM 2005 Aichi Emil Wingstedt (Sprint)
Thierry Gueorgiou (Mittel)
Andrei Khramov (Lang)Simone Niggli (Sprint)
Simone Niggli (Mittel)
Simone Niggli (Lang)Norwegen (Herren)
Schweiz (Frauen)WM 2006 Århus Emil Wingstedt (Sprint)
Holger Hott Johansen (Mittel)
Jani Lakanen (Lang)Hanny Allston (Sprint)
Simone Niggli (Mittel)
Simone Niggli (Lang)Russland (Herren)
Finnland (Frauen)WM 2007 Kiew Thierry Gueorgiou (Sprint)
Thierry Gueorgiou (Mittel)
Matthias Merz (Lang)Simone Niggli (Sprint)
Simone Niggli (Mittel)
Minna Kauppi und Heli Jukkola (Lang)Russland (Herren)
Finnland (Frauen)WM 2008 Olomouc Andrey Khramov (Sprint)
Thierry Gueorgiou (Mittel)
Daniel Hubmann (Lang)Anne Margrethe Hausken (Sprint)
Minna Kauppi (Mittel)
Dana Brožková (Lang)Großbritannien (Herren)
Finnland (Frauen)WM 2009 Miskolc WM 2010 Trondheim Weblinks
OL-Verbände
- Internationaler OL-Verband (IOF)
- Deutsches Orientierungslauf-Portal
- Österreichischer Fachverband für Orientierungslauf (ÖFOL)
- Schweizerischer OL-Verband
- Schwedischer OL-Verband
Wissenswertes
- Orientierungslauf - eine aufstrebende Sportart anschaulich erklärt
- World of O - News, Läufer und Kartenarchiv, WoO-TV
- Schweizer OL-Lexikon
- OL-Einführungsmaterialien für Lehrkräfte an Schulen
- Informationen zum Orientierungslauf aus Sicht von Naturschutzämtern
- Orientierungslauf-Wiki
Literatur
- Bratt, Ian: Orientierungslauf, Verlag Pietsch, 2004, ISBN 3-613-50447-2
- Exploring the Nature with Map and Compass (Englisch), SISU Sport Books, ISBN 91-88940-46-2
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