OSB-Platte

OSB-Platte
OSB-Produktion, unmittelbar vor der Presse

Grobspanplatten, auch OSB-Platten (für englisch: oriented strand (bzw. structural) board – Platte aus ausgerichteten Spänen) sind Mehrschichtplatten, die aus langen, schlanken Spänen (strands) hergestellt werden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der OSB-Platte

Die OSB-Platte war ursprünglich ein Restprodukt der Furnier- und Sperrholzindustrie in den USA, das preisliche Vorteile aufwies.

Herstellung

Die Herstellung der OSB-Platten erfolgt in großen Anlagen, die wie folgt aufgebaut sind:

  • Spanaufbereitung: Aus dem entrindeten Rundholz werden in Längsrichtung durch rotierende Messer die Strands herausgeschnitten.
  • Trocknung: Die natürliche Feuchtigkeit der Späne wird bei hohen Temperaturen reduziert. Dies ist notwendig, um die Späne danach mit ausreichend Klebstoff benetzen zu können. Außerdem darf während des Pressvorgangs nicht zu viel Feuchtigkeit in den Spänen vorhanden sein, da sonst der entstehende Dampfdruck die Rohplatte zum Platzen bringen könnte.
  • Beleimung: Der Klebstoff wird fein verteilt auf die Späne aufgebracht.
  • Streuung: Die etwa 100–200 mm langen, 10–50 mm breiten und 0,6–1,5 mm dicken Späne werden im Wurfverfahren längs und quer orientiert so gestreut, dass sie kreuzweise in drei Schichten angeordnet werden.
  • Presse: Unter hohem Druck und Temperatur (Pressentemperatur 200 °C bis 250 °C) werden die Strands größtenteils auf kontinuierlichen Pressen hergestellt.

Zur Verklebung werden PF-Klebstoffe (USA), MUPF-Klebstoffe (Melamin-Harnstoff-Phenol-Formaldehyd) und PMDI-Klebstoffe verwendet, wobei vor allem aus qualitativen Gründen der Anteil an PMDI überwiegt. Sehr häufig wird in der Mittelschicht PMDI eingesetzt und in den Deckschichten MUF- bzw. MUPF-Klebstoffe.

Eigenschaften

Die Biegefestigkeit ist durch die langen und schlanken Späne höher als bei normalen Flachpressplatten (Spanplatte). Aufgrund des hohen Kleberanteils weist die OSB-Platte einen hohen Dampfdiffusionswiderstand auf. Die Spänestruktur verleiht der OSB-Platte ihr charakteristisches Aussehen, was sie nicht nur für die „unsichtbare“ Verwendung, sondern auch für dekorative Anwendungsgebiete nutzbar macht. Zu beachten ist diesbezüglich die Auswirkung der Formaldehydausdünstung auf die Raumluftqualität. Die Rohdichte beträgt je nach Verwendungszweck der Platten etwa 600–700 kg/m³ und unterliegt produktionsbedingten Schwankungen.

Verwendung

Sie werden als Bauplatten beim Rohbau, im Innenausbau und Möbelbau sowie für Verpackung (Kisten) und als Schalung für Beton verwendet. 95 % der OSB-Platten werden in den USA hergestellt und 90 % auch dort vorwiegend im Hausbau verwendet. OSB-Platten sollten nicht über einer Fußbodenheizung verlegt werden, weil die Gefahr des Plattenverzuges durch einseitiges Austrocknen der Platten sehr hoch ist. Neuere Entwicklungen von einigen Herstellern erlauben auch die Montage über Fußbodenheizungen.

Qualitäten

Die Norm EN 300 definiert entsprechend ihren mechanischen Eigenschaften und der relativen Feuchtebeständigkeit folgende Klassen:

  • OSB/1: Platten für den Innenausbau (einschließlich Möbel) zur Verwendung im Trockenbereich.
  • OSB/2: Platten für tragende Zwecke zur Verwendung im Trockenbereich.
  • OSB/3: Platten für tragende Zwecke zur Verwendung im Feuchtebereich.
  • OSB/4: Hochbelastbare Platten für tragende Zwecke zur Verwendung im Feuchtebereich.

Eine weitere Möglichkeit, für OSB-Platten den Einsatz im Baubereich zu ermöglichen, ist die Überwachung im Rahmen einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung des DIBt (Kurzform Z-9.1-XXX). Hierbei werden die technischen Anforderungen an die Platten in einem herstellerspezifischen Zulassungsdokument zusammengefasst, das Grundlage für die weitere Produktionsüberwachung ist.

Außerhalb den zugelassenen und normierten Plattentypen werden bauaufsichtlich nicht zugelassene OSB-Platten in den Handel gebracht und beispielsweise unter dem Begriff „Kompaktholz“ verkauft.

In der harmonisierten Norm (EN 13986) für OSB werden folgende zwei Formaldehyd-Klassen (Bestimmung entsprechend EN 120 „Perforatormethode“, ENV 717-1 „Flaschenmethode“ und EN 717-2 „Gas-Analyse Methode“) angeführt:

  • Klasse E1 ≤ 8 mg/100 g
  • Klasse E2 > 8 bis 30 mg/100 g

In Deutschland sind Holzwerkstoffe der Emissionsklasse E2 nicht zugelassen.

Literatur

  • H.-J. Deppe K. Ernst: Taschenbuch der Spanplattentechnik, 4. überarbeitete und erweiterte Auflage, DRW-Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2000, ISBN 3-87181-349-4

Weblinks

Siehe auch


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