OZK

OZK
Hauptgebäude und altes Pförtnerhäuschen des OZK in der Hubertusstraße im März 2008

Das Oskar-Ziethen-Krankenhaus (OZK) in Berlin-Lichtenberg ist eine medizinische Einrichtung zur Regelversorgung, die 1910 bis 1914 zur Erlangung der Stadtrechte gebaut wurde; die Gebäude aus der Erstbebauungszeit stehen unter Denkmalschutz. Seit 2005 gehört das Krankenhaus zum Sana-Verbund.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Seit 1900 hatte die Landgemeinde Lichtenberg bereits mehrfach die Stadtrechte für sich beantragt; damit verbunden war das Vorhandensein städtischer Einrichtungen wie ein Amtsgericht, Polizeistation, ein Krankenhaus. Für den Bau des erforderlichen Krankenhauses kaufte man ein 34 Hektar großes Gelände des Zimmerermeisters und Amtmanns Waldemar Atzpodien, das zwischen der Frankfurter Allee, der Siegfriedstraße, der Fanningerstraße und der Atzpodienstraße lag.

Die Planung des Krankenhauses übertrug der Gemeinderat den Architekten Carl Mohr [1] und Paul Weidner aus Berlin-Charlottenburg. Nach den damaligen modernen Gesichtspunkten zur Anlage von Krankenhäusern wurden auf dem ansteigenden hügeligen Gelände mehrere einzeln stehende Klinikgebäude sowie ein eigenes Heizkraftwerk und ein reines Versorgungsgebäude projektiert. Am 3. Juli 1911 erfolgte die Grundsteinlegung und unter Leitung des Stadtbaurats Johannes Uhlig wurden die Bauarbeiten ausgeführt. Bereits im Oktober 1914 konnte das Lichtenberger Krankenhaus mit 450 Betten für Patienten seine Arbeit aufnehmen. Als Baukosten entstanden 2,1 Millionen Mark, die die Stadtkasse erheblich belasteten (Lichtenberg war inzwischen zur Stadt geworden).

"Privatstation"

Eine Station war für Privatpatienten vorgesehen, wie eine Kartusche über einem Hausdurchgang zeigt.

Alle Gebäude sind mit grauem Kratzputz versehen und enthalten nur sehr sparsam eingesetzten Fassadenschmuck.

Die Entwicklung des Städtischen Krankenhauses Lichtenberg

Von der Eröffnung bis 1933

Hofseite des Hauptgebäudes mit begrüntem Innenhof

Die Straße, die von der Frankfurter Allee abgeht und zu den früheren Feldern am Schwarzen Weg (später Gotlindestraße) führt, trug bereits seit 1896 den Namen Hubertusstraße. [2] Nun durchquerte diese Straße das Gelände dieser medizinischen Einrichtung, die deshalb auch Hubertus-Krankenhaus genannt wurde. Eine feste Mauer umgab das Areal, das je einen Zugang von der Hubertusstraße und von der Fanningerstraße besaß. Folgende Gebäude bzw. Einrichtungen waren vorhanden: Isolierstationen in kleinen zweigeschossigen villenähnlichen Häusern, eine Geburtsklinik, Operationssäle, ein eigenes Gebäude für Behandlungen von Privatpatienten, Wirtschaftstrakt, Heizhaus, Leichenhalle. Der Haupttrakt war ein U-förmiger Bau mit palastähnlichen Baumerkmalen in neobarocken Formen mit Mittelbetonung (die erste Bauausführung beinhaltete noch Dachgiebel und ein Mitteltürmchen), flache Pilaster, die über die beiden Untergeschosse reichen, ein umlaufendes Gesims über der zweiten Etage, Mansarddächer. - Das "U" öffnete sich nach Süden hin, zur Frankfurter Allee. Eine gepflegte Grünanlage mit Bänken lädt Patienten und Besucher noch heute zu einem kleinen Spaziergang. 1920 wurde in der Entbindungsstation dieses Krankenhauses die erste kommunale Schwangerenberatungsstelle Berlins eingerichtet.

Das Lichtenberger Krankenhaus wurde am 20. Januar 1933 nach dem ein Jahr zuvor verstorbenen ersten Oberbürgermeister der Stadt Lichtenberg, Oskar Ziethen, benannt.

Das Krankenhaus in der NS-Zeit bis 1945

Die neue Lichtenberger Bezirksverwaltung begann ab März 1933 mit umfangreichem personellen Ersatz wichtiger Ämter. Dezernent für das Gesundheitsamt und damit zuständig für alle städtischen Einrichtungen wurde Paul Harpe, Mitglied der NSDAP. Dieser verfügte eine „Säuberung“ der Ärzteschaft durch Entlassung aller Mediziner jüdischen Glaubens oder mit jüdischer Verwandtschaft, unabhängig ihrer bisherigen Verdienste. Auch medizinisches Personal, das als nicht „führertreu“ eingeschätzt wurde, musste gehen. So wurden innerhalb kurzer Zeit 12 von 15 leitenden Ärzten in Lichtenberg entlassen. Das führte zu katastrophalen Folgen in den Klinikeinrichtungen, weil kaum neue Fachärzte zur Verfügung standen. Im OZK wurden bis Ende 1934 der ärztliche Direktor, die Leiter der Entbindungsabteilung, der Röntgenabteilung, der Pathologie sowie zahlreiche Angestellte, Schwestern und auch Arbeiter entlassen. Die Betreuung der Kranken konnte nur notdürftig durchgeführt werden.

Ab 1934 wurde im OZK zur Durchsetzung des Rassengesetzes („Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“) eine Sonderabteilung für Erbpathologie eingerichtet, die als eine Grundlage für die späteren Euthanasie-Aktionen diente. Der Leiter dieser Abteilung wechselte 1942 zur Heil- und Pflegeanstalt Herzberge, sein Verbleib ist nicht bekannt. Die genaue Tätigkeit dieser Sonderabteilung konnte bisher nicht aufgeklärt werden, da alle Ergebnisse streng unter Verschluss standen. Weitere Anpassungsmaßnahmen an die Politik im Geist des Nationalsozialismus waren operative Sterilisationen, der Zwangs-Beitritt der Krankenschwestern zur 1939 gegründeten „Schwesternschaft der Reichshauptstadt Berlin“ und damit ihrer Eingliederung in die „nationalsozialistische Gemeinschaft“.

Organisatorische Änderungen erfolgten durch die Zuordnung der Hilfskrankenhäuser Lindenhof in der Gotlindestraße und ehemaliges Cecilien-Lyceum in der Rathausstraße zum bisherigen Stammsitz, die endgültige Fertigstellung der Entbindungsanstalt in der Atzpodienstraße und damit die Einrichtung einer Kinder-Infektionsstation, der Übertragung der Kinderorthopädie von der Charité an das OZK, die Eröffnung einer Blutspendezentrale im Jahr 1940 sowie einer Frauenmilch-Sammelstelle ebenfalls 1940.

Die Aufrechterhaltung des Krankenhausbetriebes bei steigender Bettenzahl bedingte Erweiterungsbaumaßnahmen am Kesselhaus, an der Wäscherei und der Hauptküche. Gleichzeitig wurde 1939 ein General-Sanierungsplan erstellt, dessen Kernstücke der Neubau einer Röntgen- und Bäderabteilung und der Umbau der bestehenden Kinderkrankeneinrichtung waren. Die veranschlagten Kosten betrugen 3,655 Mio. RM.[3]

Als dann der Zweite Weltkrieg begann, konnte keine der geplanten Maßnahmen verwirklicht werden. Stattdessen mussten nun Schutzräume eingerichtet, ein Bunker gebaut und eine „Luftschutzfeuerwehr“ gegründet werden. Für die Aufnahme von Verwundeten waren Reservebetten vorzuhalten und regelmäßig wurden Luftschutzübungen durchgeführt. Die Einberufungen zum Wehrdienst und Kriegsdienstverpflichtungen des medizinischen Personals führten zu enormer Personalknappheit, die durch die Überstellung von „Kriegsaushilfsangestellten“ durch die Arbeitsämter und den Einsatz von Schülerinnen und Praktikanten ausgeglichen werden sollte. Der Einsatz von Fremdarbeitern ist für das OZK nicht nachgewiesen. 1941 wurde der gesamte Bereich Kinderklinik aus dem OZK in den Bereich Lindenhof ausgelagert, ab Juli 1942 kamen als weitere Behelfskrankenhäuser für das OZK die Schulen Marktstraße 2-3 und Marktstraße 10-11 hinzu, die bis 1943 betriebsbereit waren. Der Kriegsverlauf führte dazu, dass komplette Ausweichkrankenhäuser samt Ausstattung und Begleitpersonal festgelegt wurden. Für das OZK diente ein Krankenhaus in Blankensee bei Teltow als Ausweicheinrichtung, wohin am 11. August 1943 erste Patienten verlegt wurden. Die Unterbringung war aber nicht von Dauer, bis Ende 1944 waren alle Kranken wieder nach Lichtenberg zurückgekehrt und die Einrichtung in Blankensee wurde aufgelöst.

Massengrab für die Bombenopfer

Ab Januar 1944 wurde Lichtenberg mehrfach das Ziel von Bombenabwürfen, am 8. Mai wurde dabei die Kochküche des OZK vernichtet. Weitere Bombardements zwischen Februar und April 1945 führten zu starken Zerstörungen im gesamten Krankenhausgelände, in den letzten Monaten des Krieges starben hier 200 Menschen, die in einem Gemeinschaftsgrab auf dem Hof des Hauptgebäudes begraben wurden. Eine bronzene Gedenkplatte mit den Namen aller Opfer befindet sich in einem Gebüsch dieses Hofes. Die Zerstörungen aller Gebäude des OZK wurden auf rund 65 Prozent geschätzt. In den verbliebenen überfüllten Stationen warteten erkrankte Einwohner, erschöpfte Flüchtlinge und Verletzte auf medizinische Hilfe. Die meisten leitenden Ärzte hatten die Einrichtung verlassen.

Das Oskar-Ziethen-Krankenhaus bis 1990

Nach 1945 veranlasste die sowjetische Verwaltung eine schnelle Reparatur der Krankenhausgebäude, denn sie wurden dringend zur medizinischen Versorgung von Kranken benötigt: zu den Kriegsverletzungen und den „normalen“ Krankheiten kamen nun noch Typhus, Ruhr und Tuberkulose hinzu. Karitative Einrichtungen aus dem Ausland halfen mit der Bereitstellung von Verbandsmaterial, Medikamenten und Fachpersonal.

In einem Gebäude des OZK nahm die Abteilung Gesundheitsdienst des neu gebildeten Lichtenberger Bezirksamtes seine Tätigkeit, die mit dem Personenstandswesen der Patienten zusammenhing, auf. [4] Nach 1949 trug diese amtliche Stelle die Bezeichnung "Magistrat von Groß-Berlin, Abteilung Arbeit und Gesundheitswesen, Städtisches Oskar-Ziethen-Krankenhaus". [5]

Änderungen nach 1990

Das traditionsreiche Krankenhaus gelangte 1990 in den Besitz der Stadt Berlin, die für Erweiterungsbauten zwei Architektenwettbewerbe ausschrieb (1990, 1992). Die entstandenen Pläne wurden jedoch nicht umgesetzt. – Stattdessen bekam das Krankenhaus 1992 einen gewerblichen Träger, den Paritätischen Unternehmensverbund, was in dem geänderten Namen Paritätisches Krankenhaus Lichtenberg zum Ausdruck gebracht wurde. (Den Namen Oskar Ziethen hatte es jedoch nicht offiziell abgelegt.) Medizinisch gehörte es nun zum Clinotel-Krankenhausverbund. Nun wurden das zu DDR-Zeiten errichtete Gebäude der Rettungsstelle in der Fanningerstraße abgerissen und Baugruben ausgehoben, doch alle Baumaßnahmen ruhten dann einige Jahre, wohl weil es finanzielle Probleme gab. Eine umgestürzte Tafel auf dem Rohbau zeigt noch im Jahre 2008 Angaben zu den damaligen bauausführenden Firmen und eine Lagedarstellung. - Zunächst baute man jedoch auf der Südseite des Geländes ein Verwaltungsgebäude (MedizinZentrum), einen geschwungenen Bau, der auch einen neuen Zugang sowie eine neue Zufahrt zu den medizinischen Einrichtungen des Krankenhauses erhielt (der Zugang von der Fanningerstraße war gesperrt). [6]

Am Rohbau noch vorhandene Tafel zu den 1996 geplanten Neubauten des Krankenhauses an der Fanningerstraße:
schwarze Teile
Das um 2002 gebaute MedizinZentrum an der Frankfurter Allee

Unabhängig von allen Problemen wurde das 90-jährige Bestehen des Krankenhauses im Jahre 2004 mit einem Festakt begangen, der in der Berliner Presse entsprechende Beachtung fand. [7]

Die BVV Lichtenberg lobte 2003 einen weiteren Architektenwettbewerb für die Neubauten in der Fanningerstraße aus. Gleichzeitig suchte man zusammen mit dem Paritätischen Wohlfahrtsverband einen neuen Betreiber für das Krankenhaus und entschied sich im Februar 2005 für die Münchner Sana-Gruppe, die an der Einrichtung mit rund 75 Prozent beteiligt wurde. Seitdem gehört das Krankenhaus in Lichtenberg zur Sana Kliniken Berlin-Brandenburg GmbH.

Lageplan des OZK im Jahre 2008
A - Rettungsstelle, Intensivmedizin, Innere, Unfall, Chirurgie, Endoskopie, C - Pathologie, Abschiedsraum, D - Diagnostik, Innere, Labore, E - Allg. Chirurgie, F - Frauenklinik, Kardiologie, Akutgeriatrie, Neonatalogie, H - Pflegedirektorin, K - Geschäftsführung, Klinikumsleitung, L - Betriebsrestaurant, N - Sozialdienst, Psychologie, Diätberatung, Z - "MedizinZentrum" mit Ambulanzen/Poliklinik und "Privatclasse-Station"

Das Krankenhaus in Lichtenberg als Sana-Klinikum

Am alten Standort konnte jetzt nach den letzten Projektentwürfen die neue Rettungsstelle errichtet werden; die Baugrube neben der Frauenklinik bekam ein Kellergeschoss und eine Betondecke darauf. Die Kellerräume werden derzeitig zur Lagerung von Baumaterialien genutzt, der angefangene Bau ruht.

Der am 26. Oktober 2007 fertiggestellte und feierlich eingeweihte große Neubau ist mit vier Geschossen und einer Fläche von rund 9.500 m² zum zentralen Hauptgebäude des Krankenhauses geworden. Er beherbergt nun die neue Rettungsstelle, die Patientenaufnahme, die Sterilgutversorgung, die Radiologie und die Endoskopie. Das Haus verfügt über 204 eigene Betten und fünf Operationssäle; der Bau wurde mit 42 Millionen Euro öffentlich gefördert, insgesamt sollten zwei Neubauten 64 Millionen Euro kosten. [8] [9]

Als medizinischer Partner des Krankenhauses wurde die Berliner Charité gewonnen, für welche das Oskar-Ziethen-Krankenhaus, zusammen mit der Kinderklinik, nun auch Akademisches Lehrkrankenhaus der Charité ist.

Das neue Hauptgebäude am späten Abend, 2008

Einzelne Häuser wurden außen und innen inzwischen saniert beziehungsweise umgebaut und erhielten modernste medizinische Ausstattungen. Die architektonische Umgestaltung aller Häuser auf dem Klinikgelände einschließlich der Fertigstellung des zweiten neuen Gebäudes soll im Jahre 2011 abgeschlossen sein. [10]

Folgende Fachbereiche gibt es in diesem Krankenhaus: allgemeine Rettungsstelle, Innere Medizin (mit Gastroenterologie/Akutgeriatrie und Kardiologie), Chirurgie, Orthopädie, Gynäkologie, Diagnostikabteilungen, Intensivstation sowie die Kinder- und Jugendheilkunde (am Standort Gotlindestraße/Lindenhof) (Stand März 2008).

Statistische Angaben

Jahr Anzahl
Betten
Ärzte Pflege-
personal
Gesamtbehandlungen
- stationär -
Bemerkungen Quelle
1914 450 [11]
1949 692 Chirurgie, Inneres, Frauenklinik, Geburtshilfe, Augenabt., HNO, Orthopädie; Ambulanz dito
1957/59 70 377 17.145 dito
1970 73 10.925 dito
1980 13.927 dito
1990 12.332 dito
2003 21.000 [12]
2005 580 [13]
2007 611 144 478 19.385 [14]

Einzelnachweise

  1. Info zum Architekten Carl Mohr bei Luise-Berlin
  2. Namenserläuterung bei Luise-Berlin
  3. Das Oskar-Ziethen-Kankenhaus, ... Seiten 158/59
  4. Angela M. Arnold, Gabriele von Griesheim: Trümmer, Bahnen und Bezirke – Berlin 1945 bis 1955, Seite 23, Eigenverlag, Berlin, 2002, ISBN 3-00-009839-9
  5. aus einem privaten Kranken-Entlassungsschein 1952
  6. Archiv für Krankenhausbauten an der TU Berlin
  7. "Berliner Morgenpost" vom 26. Oktober 2004
  8. "Sana-Journal", Ausgabe 3 vom Dezember 2007, Seite 6
  9. Homepage der Gruppe "world-architects", die den Wettbewerb gewonnen hatte und ein Gebäude baute
  10. Infobrief des Sana Klinikums Lichtenberg Modernste Medizin hat ein neues Zuhause, vom Oktober 2007
  11. Das Oskar-Ziethen-Krankenhaus Berlin-Lichtenberg (Michael Laschke), Leipziger Universitätsverlag 2003, ISBN 3-935693-98-2
  12. "Berliner Morgenpost" vom 26. Oktober 2004
  13. Homepage des PUV
  14. Homepage einer Klinik-Datenbank (incl. Kinderkrankenhaus Lindenhof)

Quellen und Literatur

  • Das Oskar-Ziethen-Krankenhaus Berlin-Lichtenberg (Michael Laschke), Leipziger Universitätsverlag 2003, ISBN 3-935693-98-2
  • Spaziergänge in Lichtenberg (Jan Feustel), Verlag Haude und Spener 1996, Seiten 31-33, ISBN 3-7759-0409-3

Weblinks

52.514213.4957Koordinaten: 52° 30′ 51″ N, 13° 29′ 42″ O


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