Kinderklinik Lindenhof

Kinderklinik Lindenhof
Hofansicht des Haupthauses der Kinderklinik, 2009

Die Kinderklinik Lindenhof ist ein Bestandteil der Sana Kliniken im Berliner Bezirk Lichtenberg. Sie ist aus einer Knaben-Zwangserziehungs-Anstalt aus dem Ende des 19. Jahrhunderts hervorgegangen. In der DDR-Zeit war das Kinderkrankenhaus Lindenhof eine selbstständige und bedeutende medizinische Einrichtung für Kinder im Ostteil von Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Namensgebung

Lageplan der Gebäude im „Lindenhof“

Die mit Lindenhof bezeichneten Bauten bestehen aus neun denkmalgeschützten Gebäuden und drei neueren Häusern, die aus den 1960er- und 1970er-Jahren stammen. Sie befinden sich auf einem Areal zwischen dem Gleis einer früheren Industriebahn vor dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde im Osten, dem landwirtschaftlichen Gelände des Krankenhauses Elisabeth Herzberge (KEH) im Norden und dem Straßenbahnhof Lichtenberg im Westen an der Gotlindestraße 2-20 Ecke Kriemhildstraße. Die Gebäude stehen in einer rund 57.000 m² großen Parkanlage. Im östlichen Bereich der Kinderklinik befindet sich hinter gärtnerischen Parzellen ein Wasserschutzgebiet.

Der Name Lindenhof, von den Jungen selbst gewählt, ersetzte ab 1918 den früheren Namen der Knaben-Erziehungsanstalt. Der Magistrat von Berlin als Eigentümer der Einrichtung änderte die offizielle Bezeichnung 1919 in „Fürsorgeanstalt Lindenhof“. [1] Er wurde von den auf dem Gelände zahlreich angepflanzten Bäumen abgeleitet.

Geschichte

Die Gemeinde Lichtenberg besaß gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit dem „Rummelsburger Arbeitshaus“ ein Gebäude, in dem verwahrloste und kriminell gewordene Jungen untergebracht und erzogen wurden. Mit der schnellen Zunahme der Wohnbevölkerung des aufstrebenden Industrieortes nahm die Kriminalität ebenfalls rasant zu und das Arbeitshaus war bald überbelegt. In dieser Situation beauftragte die Gemeindeverwaltung den Stadtbaurat Hermann Blankenstein, der schon einige Krankenhaus- und Fabrikbauten errichtet hatte, mit der Projektierung eines Knaben-Erziehungsheimes. Dieses sollte auf einem Gelände des früheren Rittergutes entstehen, das beim Bau des KEH übrig geblieben war. Am 10. Juni 1896 wurde das neue Heim für 200 Insassen eröffnet. Den schwerfälligen Namen Zwangs-Erziehungsanstalt in Lichtenberg verkürzten die Einwohner der Gemeinde bald in „Die Lichte“. Als wesentliches Mittel der Umerziehung diente in dieser Zeit vor allem militärischer Drill in Verbindung mit praktischer Arbeit. Die Abschaffung des Deutschen Kaiserreiches führte dann zu einem Umdenken in der Erziehung, eine humanistisch-progressive Pädagogik löste den preußischen Drill ab. Gleichzeitig wurde der Name der Anstalt in Lindenhof geändert. In der nationalsozialistischen Zeit wurde die Erziehungsanstalt 1941 nach außerhalb der Berliner Stadtgrenzen in die Nähe von Ludwigsfelde nach Struveshof verlegt. In die Gebäude des Lindenhof zogen dafür die Kinderabteilungen aus dem Oskar-Ziethen-Krankenhaus ein. Ein Bombentreffer am Ende des Zweiten Weltkriegs führte zu größeren Gebäudeschäden. Die damals 120 Kinder wurden aber weiterbehandelt und konnten das Kriegsende hier erleben.

Die sowjetische Stadtkommandantur ordnete am 24. September 1946 die Entwicklung dieser medizinischen Einrichtung zum „größten Kinderkrankenhaus im sowjetischen Sektor“ an.[1]

Im Zeitraum 1947 bis 1951 konnten alle Schäden beseitigt und weitere Gebäude auf dem Gelände errichtet werden. Das Kinderkrankenhaus Lindenhof (KKL) bot nun Behandlungsmöglichkeiten für 284 junge Patienten in 9 verschiedenen Stationen.[2] In den Jahren bis 1989 erfolgte eine kontinuierliche bauliche Erweiterung, verbunden mit einer immer besseren medizinischen Behandlung und Diagnostik. Die Einrichtung wurde verwaltungstechnisch selbstständig, arbeitete jedoch weiterhin eng mit dem Oskar-Ziethen-Krankenhaus (OZK) zusammen.

Haupteingang zum Kinderkrankenhaus, 1987

In den 1980er-Jahren galt die Kinderklinik als (Ost-)Berlins größte Einrichtung dieser Art. In zwei Fachambulanzen sowie auf elf Stationen wurden die Kinder und Jugendlichen vor allem aus den damaligen Stadtbezirken Lichtenberg, Köpenick, Marzahn und Hellersdorf medizinisch betreut.

Die Abt. Neonatologie im Lindenhof, 1989

Nach der Wende schloss zum Ende Dezember 1991 die Poliklinik und das KKL fusionierte 1992 wieder mit dem OZK. Anstelle der Poliklinik etablierte sich ein Sozial-Pädagogisches Zentrum (SPZ; kurz Sozialpädiatrie genannt), dessen Spezialisten Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 18 Jahren mit nachhaltigen Störungen der Entwicklung und/ oder Behinderungen ambulant behandeln.[3] Mit der Privatisierung des Krankenhauses durch den Sana-Verbund ging der Lindenhof als Kinderabteilung in das Sana-Klinikum über. Als im Jahr 2002 die Erweiterungsbauten des OZK am Hauptstandort begonnen wurden, hatten die Bezirksverantwortlichen an eine Aufgabe des Standortes Lindenhof gedacht, was jedoch verworfen wurde.[4] [5] Die Einrichtung beschäftigt etwa 250 Personen, sie heißt nun „Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Lindenhof des Sana Klinikums Lichtenberg“. Sie besitzt 110 Betten, eine gesonderte Tagesklinik, eine Kinder-Rettungsstelle und zahlreiche medizinische Spezialabteilungen.[6] Seit Juli 2005 verfügt die Klinik auch über ein zertifiziertes Schlaflabor für Kinder.[7] Anfang März 2009 beschloss der Senat von Berlin auf Antrag der BVV Lichtenberg ein Stadt-Sanierungsgebiet, das auch das Gelände des Lindenhof umfasst. Die Kindereinrichtung soll nun (doch) ab dem Jahr 2011 in das OZK in der Fanningerstraße verlegt werden.[8]

Die Architektur

Gebäudeschmuckelement (Buchbinder)

Der Architekt entwarf zwei- bzw. dreigeschossige Bauwerke aus gelben und roten Klinkerverblendfassaden mit Walmdächern. Er setzte einige sparsame Schmuckelemente ein wie einen Mittelrisalit mit Säulenportal, ein neogotisches Uhrentürmchen (hofseitig) und Reliefs, die hier von den Knaben erlernte Tätigkeiten symbolisieren. Die Häuser bilden eine U-förmige zusammenhängende Bebauung, die sich um einen größeren Hof gruppieren. Nach der Beseitigung der Kriegsschäden wurde das Uhrentürmchen auf dem Haupthaus nicht wieder aufgesetzt. Dafür erfolgten Anbauten und teilweise Stockwerkserhöhungen, die mit farblich passendem Putz gestaltet wurden. Der Haupteingang wurde auf die frühere Rückseite verlegt und ermöglichte so die schnelle Zufahrt mit Rettungswagen. In den 1970er Jahren ließ die Verwaltung auf dem Gelände ein gesondertes Gebäude für die Unterbringung von Angehörigen der Kinder errichten.

Gästeunterkunftshaus

Ein Flachbau dient als Pförtnerhäuschen, Wirtschaftsbauten wie eine Wäscherei, eine Küche, ein Heizwerk, ein Verwaltungsgebäude vervollständigen die Anlage, sie befinden sich in einem baulichen Abstand zum Hauptgebäude.

Medizinische Leiter des Kinderkrankenhauses ab 1933

von-bis Name Lebensdaten
1933-1938 Alfred Nitschke 1898-1960
1938-1946 Leonid Doxiades 1889-1969
1947-1975 Martin Hochbaum 1910-1990
1976-1987 Manfred Breunung * 1936
1987-1989 Michael Böttcher
1989-31. 8. 2007 Volker Hesse * 1942 [9]
ab 1. 9. 2007 Volker Stephan

Quelle: [1]

Veranstaltungen

Im Jahr 2001 führte das Kinderkrankenhaus einen Tag der offenen Tür durch, zu dem Vertreter des DRK, des Zivilschutzes und des THW eingeladen waren. Auf dem Freigelände konnten die jungen Besucher die Arbeitsweise der Hilfsorganisationen und die Rettungstechnik kennenlernen.[10]


Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Homepage der Charité mit Informationen zur Kinderklinik in Lichtenberg; abgerufen am 10. März 2009
  2. Jan Feustel: Spaziergänge in Lichtenberg, Band 75 der „Berlinischen Reminiszenzen“, Haude und Spener Berlin, 1996, Seite 46, ISBN 3-7759-0409-3
  3. Informationen des SPZ zur Arbeit im „Lindenhof“; abgerufen am 10. März 20099
  4. Marlies Emmerich: Kinderklinik Lindenhof bleibt bestehen Doppelhochhaus aufpoliert 62 Wohnungen geplant, Beitrag in der Berliner Zeitung vom 12. November 1994; abgerufen am 10. März 2009
  5. Lindenhof-Kinderklinik soll umziehen, Artikel in der Berliner Morgenpost vom 31. Juli 2003; abgerufen am 10. März 2009
  6. Homepage der Sana-Kliniken mit Informationen zur Kinderklinik
  7. Zertifikat für Schlaflabor der Kinderklinik Lindenhof, Artikel in der Berliner Morgenpost vom 23. Juli 2005; abgerufen am 10. März 2009
  8. Presseinformation der BVV Lichtenberg vom 4. März 2009 über das neue Sanierungsgebiet; abgerufen am 10. März 2009
  9. Info der Humboldt-Universität zu einigen dort beschäftigten Lehrkräften; abgerufen am 10. März 2009
  10. private Homepage mit den Fotos vom Kinderfest 2001; abgerufen am 10. März 2009
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