Oberflächenvorbehandlung

Oberflächenvorbehandlung

Oberflächenvorbehandlung oder metallische Vorbehandlung bezeichnet in der Oberflächentechnik das chemische oder physikalische Bearbeiten von Metallen, bevor diese lackiert, verklebt oder emailliert werden. Zu den gängigen Verfahren zählen mechanische Vorbehandlungsverfahren (beispielsweise Strahlen), Reinigung und Entfettung, Spülen, sowie der Aufbau anorganischer Konversions- oder Passivierungsschichten. Zu letzteren zählen etwa die Phosphatierung, die Chromatierung, sowie moderne chromatfreie Systeme.[1]

Inhaltsverzeichnis

Vorbehandlungsverfahren

Mechanische Vorbehandlung

Mechanische Vorbehandlungsmethoden dienen dazu, grobe Verunreinigungen wie Rost, Zunder oder ähnliche feste Verunreinigungen zu entfernen. Die mechanische Vorbehandlung kann auch zur Entlackung eingesetzt werden. Die hier beschriebenen Methoden vergrößern zumeist auch die aktive Oberfläche, da die Rauheit vergrößert wird. Typische Verfahren stellen Schleifen, Bürsten und Strahlen (mit metallischen oder mineralischen Strahlmitteln) dar.[2][3]

Reinigung

Die Werkstücke müssen vor der weiteren Verarbeitung entfettet werden. Je nach Material, vorhandenen Verunreinigungen, gefordertem Reinheitsgrad und gesetzlichen Anforderungen an die verwendeten Chemikalien kann die Entfettung mit Lösemitteln oder wässrigen Reinigern erfolgen. Bei der Reinigung mit wässrigen Reinigern ist die Reinigung der Oberfläche häufig mit dem Beizen, sowie dem Aufbau einer neuen, gezielten Oberflächenstruktur, etwa einer Phosphatschicht verbunden.[2][3]

Wässrige Reiniger bestehen üblicherweise aus Buildern, Komplexbildnern und Tensiden. Builder dienen zur Einstellung des pH-Wertes und lösen gleichzeitig Oxidschichten und Verunreinungen ab. Komplexbilder senken die Wasserhärte und verhindern das Ausfällen schwerlöslicher Verbindungen. Tenside verbessern die Benetzung der Oberfläche durch den Reiniger und binden Öle und Fette. Die Reinigung mit Lösemitteln erfolgt meist durch chlorierte Kohlenwasserstoffe (stark rückläufig), Kohlenwasserstoffe und sauerstoffhaltige Kohlenwasserstoffe.[3]

Verfahrenstechnisch erfolgt die Reinigung meist durch Spritzen oder Tauchen. Das Reinigungsergebnis kann bei der Tauchreinigung durch Ultraschall oder Elektrolyse noch verbessert werden.[2]

Aufbringen von Konversionsschichten

An die Entfettung schließt sich das Aufbringen einer Konversionsschicht an. Eine reine Entfettung reicht zwar für eine reine Oberfläche meist aus, Konversionsschichten vergrößern durch ihre Rauigkeit zusätzlich die aktive Oberfläche. Das heißt, die Anbindung des Lackes oder Klebstoffes funktioniert bereits mechanisch besser. Sie kann weiter verbessert werden, indem die aufgebrachte Substanz mit funktionellen Gruppen an der Oberfläche der Konversionsschicht reagiert. Dies ist maßgeblich im Bereich Korrosionsschutz.[2][4]

Typische Verfahren zur Aufbringung von Konversionsschichten sind die Phosphatierung auf Stahl, das Anbeizen auf verzinktem Stahl, die Chromatierung, sowie die Anodisierung auf Aluminium. Aufgrund der zunehmenden gesetzlichen Einschränkungen für chromhaltige Schichten (gilt insbesondere bei der Gelbchromatierung) gewinnen chromfreie Vorbehandlungsmethoden zunehmend an Bedeutung.[2][4]

Ergänzende Verfahrensschritte

Spülung

Nach jedem chemischen Vorbehandlungsschritt kommt dem Spülvorgang entscheidende Bedeutung zu. Meist ist es nötig, ein oder mehrere Spülschritte durchzuführen, um Anhaftungen zu vermeiden. Der jeweils letzte Spülvorgang vor einem neuen Verfahrensschritt wird daher mit deionisiertem Wasser durchgeführt.[2]

Zwischentrocknung

Vor der Applikation des Lackes oder des Klebstoffes muss die Oberfläche des Werkstücks absolut trocken sein. Im Haftwassertrockner werden die Werkstücke getrocknet. Je nach Qualitätsanforderung kann auch das Abblasen mit Druckluft ausreichen.[4]

Einzelnachweise

  1. Karl H. Adams; Oberflächenvorbehandlung, Wiley-VCH; 1999; ISBN 3527297499
  2. a b c d e f Judith Pietschmann; Industrielle Pulverbeschichtung. Grundlagen, Anwendungen, Verfahren. Vieweg Verlag, Wiesbaden; 2003;, ISBN 3-528-03380-0
  3. a b c Hansgeorg Kollek; Reinigen und Vorbehandeln; 1996; Vincentz Verlag; Hannover; ISBN 3878704348
  4. a b c ITW Gema; elektrostatische Pulverbeschichtung; abgefragt am 21. Dezember 2008

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Oberflächenvorbehandlung — Oberflächenvorbehandlung,   Oberflächenvorbereitung, Sammelbezeichnung für Verfahren, die technische Oberflächen auf nachfolgende Fertigungsprozesse (Fügen, Kleben, Schweißen, Löten, Beschichten) vorbereiten sollen. Der Ausgangszustand der… …   Universal-Lexikon

  • Metallische Vorbehandlung — Oberflächenvorbehandlung oder metallische Vorbehandlung bezeichnet in der Oberflächentechnik das chemische oder physikalische Bearbeiten von Metallen, bevor diese lackiert, verklebt oder emailliert werden. Zu den gängigen Verfahren zählen die… …   Deutsch Wikipedia

  • Pulverbeschichten — Schematische Darstellung des Ablaufs in einer Pulverbeschichtungsanlage Das Pulverbeschichten oder die Pulverlackierung ist ein Beschichtungsverfahren, bei dem ein elektrisch leitfähiger Werkstoff mit Pulverlack beschichtet wird. Eine typische… …   Deutsch Wikipedia

  • Bandbeschichtung — Coil Coating, auch Bandbeschichtung oder kontinuierliche Metallbandbeschichtung genannt, ist ein Verfahren zur ein oder beidseitigen Beschichtung von flachen Stahl oder Aluminium Bändern. Das resultierende Material ist ein Verbundwerkstoff aus… …   Deutsch Wikipedia

  • DIN 8593-8 — Bereich Fertigungsverfahren Fügen Regelt Kleben …   Deutsch Wikipedia

  • Feuerverzinken — Kristalline Oberfläche eines noch wenig oxidierten feuerverzinkten Eisengeländers im Straßenverkehr Feuerverzinken ist das Aufbringen eines metallischen Zinküberzugs auf Eisen oder Stahl durch Eintauchen in geschmolzenes Zink (bei… …   Deutsch Wikipedia

  • Kleben — DIN 8593 8 Bereich Fertigungsverfahren Fügen Titel Kleben Kurzbeschreibun …   Deutsch Wikipedia

  • Klebverbindung — DIN 8593 8 Bereich Fertigungsverfahren Fügen Regelt Kleben …   Deutsch Wikipedia

  • Krater (Lack) — Als Krater, früher auch Fischaugen, bezeichnet man eine häufig auftretende Oberflächenstörung bei Lacken. Die Ursachen für die Entstehung von Kratern können bei gleichen Erscheinungsbild unterschiedlich sein. Treten Krater auf in einer… …   Deutsch Wikipedia

  • Lack — Blick in eine Autolackiererei Lack ist ein flüssiger oder auch pulverförmiger Beschichtungsstoff, der dünn auf Gegenstände aufgetragen wird und durch chemische oder physikalische Vorgänge (zum Beispiel Verdampfen des Lösungsmittels) zu einem… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”