Obergrafschaft (Katzenelnbogen)

Obergrafschaft (Katzenelnbogen)
Wappen von Eberhard IV. von Katzenelnbogen

Als Obergrafschaft Katzenelnbogen wird der Teil der Grafschaft Katzenelnbogen bezeichnet der, geografisch abgegrenzt von der Untergrafschaft Katzenelnbogen, südlich des Mains um Darmstadt, an der Bergstraße und im Odenwald liegt.[1]

Verwaltungssitze in der Obergrafschaft waren Rüsselsheim, Dornberg, Darmstadt, Reinheim, Lichtenberg, Zwingenberg und Auerbach.

Inhaltsverzeichnis

Siedlungsgeschichte

Der südhessische Raum war schon früh besiedelt. Die zahlreichen Ausgrabungsfunde reichen bis in die Zeit der Ackerbau und Viehzucht treibenden Band- und Schnurkeramiker (ca. 2500 bis 1500 vor Christus) zurück.

siehe Hauptartikel Siedlungsgeschichte in Südhessen

Geschichte

Die von Katzenelnbogen, deren Stammsitz auf der Burg Katzenelnbogen in dem Gebiet der Untergrafschaft lag, gewannen durch Lehen, Erbschaft, Heirat und Kauf immer mehr Einfluss südlich des Mains. 1138 wird Heinrich II. von Katzenelnbogen von König Konrad III. zum Grafen erhoben und begründete das Grafengeschlecht.
Durch Heirat der Hildegard von Henneberg kamen Teile der Bergstraße um 1135, als Lehen von Kurmainz, an Heinrich II von Katzenelnbogen. Zwingenberg und Auerbach mit Hochstädten bilden eine Exklave umgeben von Kurmainz im Süden und Westen, den Herren von Bickenbach im Norden und den Grafen von Erbach im Osten.

Graf Diether III. (Graf von 1190-1214) heiratet mit Bertha von Lichtenberg nach Lichtenberg im Odenwald. Sein Sohn Diether IV. nennt sich 1228 noch Graf von Lichtenberg. Diether IV beginnt mit dem Bau einer Unterburg in Zwingenberg und einer Hochburg, dem Auerbacher Schloss über Auerbach, zum Schutz der Besitzungen an der Bergstraße.

1222 werden Besitzrechte der Katzenelnbogener, die sicherlich ins 12. Jahrhundert zurückreichen und die sie als Würzburger Lehen besaßen, um Darmstadt, Bessungen und Gerau erstmals bezeugt. Mitte des 13. Jahrhunderts errichten sie bei dem eher dörflichen Darmstadt eine Wasserburg. Zur Verteidigung siedelten sich südlich der Burg nach und nach Ritter an, wobei die ursprüngliche, bäuerliche Bevölkerung östlich der Burg lebte.

1249 erhält Diether V., für treue Dienste, vom staufischen Gegenkönig Wilhelm von Holland die Pfalz Trebur mit großem Reichsbesitz.

1260 findet eine Teilung der Grafschaft zwischen den Brüdern Diether V. und Eberhard I. statt.

Diether V. ist Begründer der Älteren Linie und hat seinen Besitz vermehrt in der Untergrafschaft.
Eberhard I. ist Begründer der Jüngeren Linie und hat seinen Besitz vermehrt in der Obergrafschaft.

Zwingenberg erhält 1274 unter Graf Diether V. durch König Rudolf von Habsburg Stadt- und Marktrechte und wird damit die älteste Stadt an der Bergstraße.

König Rudolf bekundet 1276, dass er künftig keinen Fürsten, Grafen oder Edlen mehr gegen den Willen der Burgmannen zu Oppenheim zum Burgmann bestellen wolle, nachdem die Burg der Übertragung eines Burglehens auf den Grafen Eberhard I. von Katzenelnbogen zugestimmt hatte.

Kaiser Heinrich VII. verleiht 1312 seinem Getreuen Graf Diether VI. von Katzenelnbogen (ältere Linie) als zuverlässigem Anhänger des Reiches für die ihm und dem Reiche in Italien erwiesenen treuen Dienste die Gnade, dass seine Burg Lichtenberg mit dem darunter gelegenen Orte Bieberau samt allen Einwohnern auf Grund seiner kaiserlichen Autorität die Rechte von Stadt und Bürgern zu Oppenheim genießen sollen. Er verleiht ferner dem Ort Bieberau einen am Dienstag abzuhaltenden Wochenmarkt, dessen Besucher unter seinem Schutze und dem der Marktfreiheit stehen. Der Kaiser gestattet dem Grafen ferner, in Lichtenberg-Bieberau zwölf Juden zu halten.

1318 findet in der Obergrafschaft eine weitere Teilung zwischen Eberhard II. und Berthold III. statt.
1354 wird durch das Aussterben der Nachkommen von Berthold III. die Obergrafschaft unter Diether VIII. wieder vereint.

Am 23. Juli 1330 erhält Wilhelm I. (ältere Linie) von Kaiser Ludwig dem Bayer die Stadtrechte für Darmstadt. Mit dem damit verbundenen Marktrecht wuchs die Bedeutung der bis dahin eher unscheinbaren Siedlung rasant an und die gesamte Wirtschaft im Umkreis richtete sich auf den Darmstädter Markt aus. Die Stadtrechte für Zwingenberg werden erneut bestätigt.

Am 18. Oktober 1356 erschüttert ein riesiges Erdbeben den Oberrheingraben. Zahlreiche Städte, Dörfer und Burgen werden davon betroffen, vieles stürzt ein. Hierbei ist auch auf dem Auerbacher Schloss der große, dicke Bergfried eingestürzt und auf einige Gebäude gefallen. In der Folgezeit (ab 1370) wird das Auerbacher Schloss, durch gewaltige Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen (erste Bastion in Deutschland), zu einer der modernsten Burganlagen seiner Zeit ausgebaut.

1399 erbauen die Grafen Johann IV. und Eberhard V. bauen gegen den Widerstand von Frankfurt am Main und Mainz die Festung Rüsselsheim.

1402 werden durch den Tod von Eberhard V. (Ältere Linie) und der Heirat dessen Tochter Anna von Katzenelnbogen mit Johann IV. (Jüngere Linie) im Jahre 1385, Ober- und Untergrafschaft wieder unter einem Grafen von Katzenelnbogen zusammengeführt.

1431 erhalten die Katzenelnbogener unter Johann IV. den Rheinzoll von Gernsheim.

1479 stirbt das Grafengeschlecht von Katzenelnbogen mit Pilipp I. in der männlichen Linie aus und die Grafschaft kommt als Erbe dessen Tochter Anna an den Landgrafen Heinrich III. von Hessen und damit an die Landgrafschaft Hessen.

Die Obergrafschaft war der Kern der später entstandenen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt.

Einzelnachweise

  1. WebSite Karte der Grafschaft Katzenelnbogen

Literatur

  • Karl Wilfried Hamel: Auerbacher Schloß - Feste Urberg - die bedeutendste Burganlage der Obergrafschaft Katzenelnbogen. AAA-Verlag, Bensheim-Auerbach 1997, ISBN 3-9803139-0-5

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