- Oberlausitzer Landvogt
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Das Amt des Landvogtes war im Mittelalter das bedeutendste landesherrliche Amt der Oberlausitz.
Das Amt des Landvogtes entstand in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts während der Herrschaft der Askanier durch die Vereinigung und Erweiterung der Befugnisse der Burggrafen und Landrichter aus der böhmischen Zeit.
Der Landvogt war als Stellvertreter des Landesherren der höchste Beamte. Er entschied in Lehenssachen, stand dem obersten Gericht vor und war militärischer Oberbefehlshaber. Ursprünglich stand die gesamte Obergerichtsbarkeit dem Landvogt zu. Er hielt ein Landgericht oder das sogenannte Vogtsthing ab. Dabei konnte Recht über den Adel, die Bauern und die Bürger gesprochen werden, die Geistlichkeit war ausgenommen. Nach und nach erlangten die Städte des Oberlausitzer Sechsstädtebundes eine teilweise Obergerichtsbarkeit, zuerst über die eigenen Bürger und dann über die Bauern im Weichbild der Stadt. Die grundlegenden Befugnisse der Landvögte blieben bis nach dem Dreißigjährigen Krieg erhalten, wobei die Verwaltungspraxis ständigen Veränderungen unterworfen war.
Der Historiker Hermann Knothe bezeichnete schon 1877 in seinem Werk „Urkundliche Grundlagen zu einer Rechtsgeschichte der Oberlausitz“ den Landvogt neben den Landständen, der allgemeinen Landesversammlung, dem Gericht von Land und Städten und der landesherrlichen Burg (Ortenburg) als einen der konstituierenden Faktoren der oberlausitzischen Landesverfassung. Sitz des Oberlausitzer Landvogtes war die Ortenburg in Bautzen.
Landvögte stellten:
- die brandenburgischen Askanier im 13. Jahrhundert;
- von 1319 bis 1635 das Königreich Böhmen (Luxemburger, Jagiellonen, zuletzt Habsburger);
- seit dem Prager Frieden am 30. Mai 1635 das Kurfürstentum Sachsen.
Ende des 15. Jahrhundert hatte sich das Markgrafentum in der Oberlausitz gefestigt. Damit kam es häufig zu Konflikten zwischen dem ständischen Landtag mit den beiden stimmberechtigten Ständen der Städte und des Landadels, der De-facto-Inhaber der Gesetzgebungskompetenz war, und dem höchsten königlichen Beamten, der vor 1635 in der Regel aus dem böhmischen Kronadel stammte. Nur einen einzigen einheimischen Landvogt (Christoph von Dohna) hat es bis zum Prager Frieden gegeben; dieser aber war korrupt und erfüllte die Erwartungen der Stände nicht.
Nach 1635 kam die Oberlausitz an das Kurfürstentum Sachsen. Das Amt verlor seine einstige Bedeutung und wurde bald zu einem schieren Titel. Gelegentlich erhielt diesen der jeweilige Kurprinz (Thronfolger). Formal gab es ihn bis 1806, als das Königreich Sachsen entstand, seit 1777 wurde er jedoch nicht mehr besetzt.
Unter Markgraf Otto IV. vom Brandenburg wurde 1268 die Oberlausitz in die Länder Budissin (Bautzen) und Görlitz geteilt; diese Teilung bestand bis 1329. Infolge dieser Landesteilung erhielt Görlitz neben Bautzen zwischenzeitlich einen eigenen Landvogt. Zwischen 1339 und 1377 wurden beide Landvogteien wieder vereinigt. Eine erneute Trennung erfolgte ab 1377 mit der Errichtung des Herzogtums Görlitz unter Johann von Görlitz, das nach dessen frühzeitigem Tode wieder erlosch.
Inhaltsverzeichnis
Landvögte von Bautzen
- um 1272 Theodor von Wusterbach
- um 1276 Konrad de Nithere
- um 1280 Ulrich Schoff
- 1282 Heinrich von Wartenberg
- 1283 Thietmar de Bork
- 1284 Otto von Pulsnicz
- 1286 Reinhold von Gaußig
- 1299 Witigo von Kamenz
- 1317 Christian von Gersdorff
- bis 1339 Otto von Bergow
- 1339 - 1346 Hans von Warganowitz
- 1346 - 1350 Botho von Turgow
- 1350 Beneš von Chusnik
- 1355 - 1366 Thimo von Colditz
- 1365–1368 Bolko II., Herzog von Schweidnitz-Jauer
- 1369 - 1389 Beneš von Dubá
- 1389 - 1396 Czaslaus von Penzig
- 1396 - 1404 Hincze Pflugk von Rabenstein
- 1404 - 1406 Bolko III. Herzog von Münsterberg
- 1406 - 1410 Otto von Kittlitz
- 1411 - 1413 Nikolaus von Rechenberg
- 1413 - 1420 Hynek Hlawatsch Berka von Dubá
- 1420 - 1423 Heinrich X. Rumpold Herzog von Glogau
- 1423 - 1424 Apel von Vitzthum auf Apolda
- 1424 Hans von Polenz
- 1425 - 1448 Albrecht von Kolditz
- 1448 - 1454 Hans von Kolditz
- 1454 - 1457 Heinrich IV. von Rosenberg
- 1457 - 1459 Zdenek von Sternberg
- 1459 - 1464 Johann von Wartenberg
- 1465 - 1467 Benesch von Kolowrat
- 1467 - 1470 Jaroslav von Sternberg
- 1471 - 1475 Friedrich I. Herzog von Liegnitz und Brieg
- 1475 - 1480 Stefan Zapolya
- 1480 - 1481 Johann von Waradein, Bischof
- 1481 - 1490 Georg von Stein
- 1490 - 1504 Sigismund von Wartenberg auf Tetschen
- 1504 - 1506 Sigismund
- 1507 - 1511 Sigismund von Wartenberg auf Tetschen
- 1511 - 1515 Christoph von Wartenberg
- 1515 - 1517 Albrecht von Sternberg
- 1517 - 1520 Wilhelm II. von Ileburg
- 1520 - 1526 Karl I., Herzog von Münsterberg-Oels
- 1527 - 1549 Zdislav Berka von Dubá
- 1549 - 1560 Christoph von Dohna
- 1561 - 1572 Joachim von Schlick
- 1572 - 1594 Hans von Schleinitz
- 1594 - 1595 Hans Dietrich von Žerotín
- 1596 - 1611 Abraham von Dohna
- 1612 - 1620 Karl Hannibal von Dohna
- 1620 - 1621 Joachim Andreas von Schlick
- 1621 - 1633 Karl Hannibal von Dohna
- 1637 - 1639 Dietrich Berka von Dubá
- 1644 - 1672 Kurt Reinicke von Callenberg
- 1672 - 1680 Johann Georg, Kurprinz von Sachsen
- 1691 - 1702 Nicolaus von Gersdorff
- 1703 - 1733 Friedrich August, Kurprinz von Sachsen
- 1736 - 1763 Friedrich Christian, Kurprinz von Sachsen
- 1764 - 1777 Hieronymus Friedrich von Stammer
Landvögte von Görlitz
- 1285 Johann von Sonnenwalde
- 1301 Christian von Gersdorff
- 1305 Petskes de Loshow
- 1307 Christian von Gersdorff
- 1308 Petskes de Loshow
- 1309 Lothar von Schreibersdorf
- 1309 - 1317 Christian von Gersdorff
- 1334 Otto von Dohna
- 1388 Anselm von Ronow
Siehe auch
Literatur
- Fröde, Tino: Collectanea Lusatica. Sammlung Lausitzer Schriften und Akten, Findbuch, Olbersdorf 1997
- Gerhard Seifert: Die staatsrechtliche Stellung der Landvögte im ehemaligen Markgrafentume Oberlausitz und ihre Obliegenheiten. Diss. Leipzig 1926.
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