- Oberleitungsbus Idar-Oberstein
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Den Nahverkehr in Idar-Oberstein bedienen heute mehrere Omnibuslinien der Verkehrsgesellschaft Idar-Oberstein GmbH (VIO GmbH); er wurde bis 1969 jahrzehntelang mit elektrischen Fahrzeugen betrieben.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die größte Stadt des Landkreises Birkenfeld in Rheinland-Pfalz besitzt einen Bahnhof an der Nahetalbahn Bingen–Saarbrücken, der im Stadtteil Oberstein am südwestlichen Rand der Stadt liegt. Diese zieht sich im engen Tal des Idarbaches aufwärts bis zum Stadtteil Idar, der mit Oberstein seit 1932 zu einer Stadt verbunden ist. Wegen der teilweise erheblichen Entfernungen zum Bahnhof wurde schon früh nach einem innerstädtischen Verkehrsmittel gesucht.
Straßenbahn
Am 7. November 1899 gründete die Elektrizitäts-AG, vormals Schuckert & Cie in Köln, die Oberstein-Idarer Elektrizitäts-AG. Diese errichtete ein E-Werk und eröffnete am 18. Oktober 1900 eine meterspurige elektrische Straßenbahn, welche die beiden Nachbarstädte miteinander verband. Vom Bahnhof führte die eingleisige Strecke in östliche Richtung über die Nahe in das Zentrum von Oberstein. Hier war auf der Hauptstraße eine Spitzkehre angelegt, in der die Straßenbahntriebwagen oder –züge die Richtung wechseln konnten.
Die Strecke bog nun nach Norden ab in das Tal des Idarbaches und wies am Ende der Hauptstraße an der Haltestelle Stadtwerke eine Ausweiche auf. Dann führte sie vorbei am Depot durch die Hauptstraße von Idar bis zum Endpunkt am Alexanderplatz (Alte Gewerbehalle), wo sich ebenfalls eine Ausweiche befand. Die Strecke war insgesamt 3,8 Kilometer lang. Für den Personenverkehr standen zunächst vier, ab 1907 sieben Triebwagen zur Verfügung, ferner zwei bis drei Beiwagen.
Obus
Als über die Verlängerung der Straßenbahn in den vier Kilometer weiter nördlich gelegenen Ort Tiefenstein diskutiert wurde, entschied sich die Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk AG, die seit 1926 alleiniger Aktionär der Elektrizitätsgesellschaft geworden war, für das damals modernste elektrische Verkehrsmittel, den Oberleitungsbus (Obus). So wurde am 21. Februar 1932 eine vier Kilometer lange Obus-Linie von Idar nach Tiefenstein eröffnet. Da die Fahrzeuge im Straßenbahndepot untergestellt wurden, legte man eine entsprechende Oberleitung von Idar zur Wagenhalle parallel zur Straßenbahnfahrleitung.
Nach über fünfzigjährigem Betrieb stand um 1955 eine Erneuerung der Straßenbahn an. Außerdem gab es in den engen Straßen der Stadt immer wieder Schwierigkeiten mit dem übrigen Straßenverkehr. Damals entschied man sich, den gesamten Straßenbahnbetrieb durch Obusse zu ersetzen, die nun vom Bahnhof bis Tiefenstein durchfahren konnten. Auch die Spitzkehre in Oberstein wurde dadurch überflüssig. So ersetzte man ab 29. Juli 1956 den Schienenverkehr durch die Verlängerung der elektrischen Omnibuslinie. Der Fahrzeugbestand wurde von zwei auf acht Obusse erweitert.
Das auf manchen älteren Fotos gut erkennbare Kraftfahrzeugkennzeichen der Obusse - O III - war in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts das Kennzeichen für den Kreis Birkenfeld, der damals als Teil des Fürstentums Birkenfeld zum Land Oldenburg gehörte.
Nach weniger als sieben Jahren verkürzte die Elektrizitäts-Gesellschaft die Obus-Strecke um etwa die Hälfte. Ab 1. Mai 1963 fuhren die Obusse nur noch vom Bahnhof bis nach Idar – also etwa so wie die frühere Straßenbahn. Auch diese Strecke wurde am 11. Mai 1969 stillgelegt. Damit endete nach fast 70 Jahren der elektrische Nahverkehr in einer Kleinstadt, die lange Zeit als vorbildlich für umweltfreundliche Verkehrsmittel galt. Der Obus-Betrieb in Idar-Oberstein gehörte zu den ersten Betrieben dieser Art in Deutschland.
Omnibus
Als Ersatz für die Oberleitungsbusse wurden Omnibusse mit Verbrennungsmotoren eingeführt. Durch die Unabhängigkeit der Linienführung konnten nun auch weitere Stadtteile an das Netz des ÖPNV angebunden werden, die bisher nicht beteiligt waren. Der Stadtbusverkehr ging von der Oberstein-Idarer Elektrizitäts-AG auf die am 1. Juli 2002 gegründete Verkehrsgesellschaft Idar-Oberstein GmbH (VIO) über, die eine Tochter der Firma Rhenus Veniro ist. Im Regionalverkehr ist die Omnibusverkehr Rhein-Nahe (ORN) tätig, welche zu DB Stadtverkehr gehört.
Heutige Buslinien:
Linie Linienführung Takt Unternehmen 301 Bahnhof – Idar – Tiefenstein 30/60 Minuten VIO 302 Bahnhof – Obere Lay – Idar 30/60 Minuten VIO 303 Bahnhof – Algenrodt-Idar 60 Minuten VIO 304 Bahnhof – Göttschied 30/60 Minuten VIO 305 Bahnhof – Finsterheck/Hohl 30/60 Minuten VIO 306 Bahnhof – Struth/Neuweg (– Friedhof Almerich) 30/60 Minuten VIO 307 Schulzentrum/Mikadohalle – Regulshausen (im Schülerverkehr nach Göttschied) einzelne Fahrten VIO 309 Bahnhof / Idar Marktplatz / Stadttheater / M+R-Buchhandel – Stadtgebiet (Anrufsammeltaxi) einzelne Abendfahrten VIO Regiolinie 320 Bahnhof – Ruschberg – Baumholder 60/120 Minuten Takt ORN Regiolinie 330 Bahnhof – Oberbrombach – Birkenfeld – Neubrücke 60/120 Minuten Takt ORN 332 Bahnhof – Schwollen – Birkenfeld einzelne Fahrten ORN 342 Bahnhof – Dickesbach – Sien einzelne Fahrten ORN 343 Bahnhof – Kempfeld – Morbach ZOB einzelne Fahrten ORN 345 Bahnhof – Kempfeld – Rhaunen Markt einzelne Fahrten ORN 346 Bahnhof – Herrstein – Wickenrodt einzelne Fahrten ORN 348 Bahnhof – Gerach – Hintertiefenbach einzelne Fahrten ORN 351 Bahnhof – Mörschied – Rhaunen Markt – Flughafen Frankfurt/Hahn ZOB einzelne Fahrten ORN 362 Bahnhof – Nahbollenbach – Weierbach – Kirn Bahnhof einzelne Fahrten ORN Literatur
- Dieter Höltge: Deutsche Straßen- und Stadtbahnen, Band 4: Rheinland-Pfalz/Saarland, Gifhorn 1981, ISBN 3-921237-60-2
- Wolfgang R. Reimann und Eckehard Frenz: Die Bahnen des RWE, Gräfelfing 1975
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