- Odenwälder Weininsel
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Das Weinbaugebiet Hessische Bergstraße in Hessen, am Westhang des Odenwaldes zur Oberrheinischen Tiefebene hin gelegen, umfasst die Weinbaubereiche Region Starkenburg und die Odenwälder Weininsel, den Bereich Umstadt, bei Groß-Umstadt. Mit etwa 440 ha Anbaufläche ist es eines der kleinsten Weinbaugebiete Deutschlands.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Das Weinbaugebiet befindet sich am Westhang des Odenwaldes. Es erstreckt sich vom Norden von Seeheim-Jugenheim und Alsbach mit wenigen Weinbergen bis zur Hessisch–Baden-Württembergischen Landesgrenze südlich von Heppenheim. Die größten Anbauflächen befinden sich zwischen Zwingenberg und Heppenheim. Im Norden ist bei Groß-Umstadt noch eine größere Anbaufläche, die Odenwälder Weininsel, welche geografisch eigentlich nicht zur Hessischen Bergstraße gehört. Im Süden schließt sich der Weinbaubereich Badische Bergstraße des Weinbaugebietes Baden an.
Das bekannte milde Klima der Bergstraße, die auch als Riviera Deutschlands bezeichnet wird, ist für den Weinbau besonders förderlich. Hinzu kommen die für die Reben günstigen Böden. Das Gelände ist stark zerklüftet und hat viele Steillagen. Diese anspruchsvollen Lagen, zudem in einer Gegend mit im Bundesvergleich relativ hohen Lebenshaltungskosten, macht die Bearbeitung der Weingärten mühsam und kostenintensiv.[1]
Geschichtliches
Als eigenständiges Weinbaugebiet existiert die Hessische Bergstraße erst seit 1971. Zuvor gehörte es zum Weinbaugebiet Badische Bergstraße. Ein neues Weingesetz machte damals Umstrukturierungsmaßnahmen in Baden notwendig. Baden beanspruchte den Teil der Bergstraße, der innerhalb seiner Landesgrenzen liegt. Dies betrifft den Bereich südlich von Heppenheim. Der nördliche Teil der Bergstraße, eben die Hessische Bergstraße, sollte ursprünglich dem Rheingau zugeschlagen werden. Da dies aber weder geographisch, noch verwaltungstechnisch sinnvoll erschien, entstand das damals kleinste Weinbaugebiet Deutschlands.
Mit dem Weinbau begannen vermutlich die Römer vor etwa 2.000 Jahren an der Strata montana (Bergstraße). Urkundlich wird der Weinbau erstmals im 8. Jahrhundert im Lorscher Codex (Codex Laureshamensis) erwähnt.[2]
Fläche und Ertrag
Die Anbaufläche beträgt etwa 405 Hektar (= 4,1 km2). Damit ist die Hessische Bergstraße eines der kleinsten Weinbaugebiete Deutschlands. Auf dieser Anbaufläche werden durchschnittlich 31.589 Hektoliter Wein produziert. Dies entspricht einem Ertrag von 71,8 hl/ha..[3] Der Ertrag entspricht etwa 0,3 % der deutschen Weinproduktion. Der Wein wird überwiegend per Selbstvermarktung an Endverbraucher im Anbaugebiet vertrieben.[4] Die relativ kleine Anbaufläche wird durch eine verhältnismäßig große Anzahl von Winzern betrieben. Über 600 Winzer sind in der Bergsträßer Winzer eG in Heppenheim oder in der Odenwälder Winzergenossenschaft in Groß-Umstadt zusammengeschlossen. Es gibt eine Vielzahl kleiner Weinberge mit vielen Feierabend- oder Hobbywinzern.
Lagen und Rebsorten
Das Weinbaugebiet ist in zwei Bereiche unterteilt: Umstadt (großlagenfrei) und Region Starkenburg mit den drei Großlagen: Auerbacher Rott, Bensheimer Wolfsmagen und Heppenheimer Schloßberg und seit 2005 insgesamt 23 Einzellagen.[5][3]
Die Lagen teilen sich wie folgt auf:
- Seeheimer Mundklingen (großlagenfrei)
- Großlage Auerbacher Rott mit den Einzellagen Alsbacher Schöntal, Zwingenberger Alte Burg, Zwingenberger Steingeröll, Auerbacher Höllberg, Schönberger Herrnwingert, Auerbacher Fürstenlager,
- Großlage Bensheimer Wolfsmagen mit den Einzellagen Bensheimer Kirchberg, Bensheimer Kalkgasse, Bensheimer Streichling, Bensheimer Hemsberg, Bensheimer Paulus
- Großlage Heppenheimer Schloßberg mit den Einzellagen Heppenheimer Centgericht (17 ha), Heppenheimer Stemmler (105 ha), Heppenheimer Steinkopf (35,9 ha), Heppenheimer Maiberg und Heppenheimer Eckweg (115,6 ha). Bis 2005 gab es noch die 19,6 ha große Einzellage Heppenheimer Guldenzoll, im Süden von Heppenheim, in der Nähe der Landesgrenze gelegen. Sie wurde der Lage Heppenheimer Eckweg einverleibt.[6]
Die Hessische Bergstraße ist bekannt für ihre herausragenden Rieslinge.[1] Mit etwa 53 % stellt der Riesling auch die mit Abstand häufigste Rebsorte an der Bergstraße dar. Es folgen mit 10,1 % Müller-Thurgau und 8,3 % Grauburgunder. Die Weißweine haben zusammen einen Anteil von knapp 88 %. Rotweine sind zwar mit den verbleibenden 12 % deutlich in der Minderheit, aber ihr Anteil steigt stetig an. Hier werden vor allem die Sorten Spätburgunder, Dornfelder und St. Laurent angebautBereich Umstadt
Im Bereich Umstadt sind die großlagenfreien Einzellagen Roßdorfer Roßberg, Umstädter Stachelberg, Umstädter Steingerück und Umstädter Herrnberg. Ferner sind die Brensbacher Heilige Tanne und der Dietzenbacher Wingertsberg definiert, werden jedoch nicht bewirtschaftet.
Unter anderem werden angebaut Riesling (29%), aus welchen in manchen Jahren sogar Trockenbeerauslesequalitäten gewonnen werden, Müller-Thurgau (15%), welcher durch den Lössboden eine ungewöhnlich hohe Qualität erreicht, Silvaner (10%), Kerner (5%), und weitere wie Scheurebe, Weißer Burgunder, Chardonnay, Ehrenfelser, Gewürztraminer und Grauer Burgunder.
Häufig werden aus verschiedenen Rebsorten Auslese- und Spätlese- Qualitäten angebaut, in vielen Jahren gar Beerenauslesen, Trockenbeerauslesen und Eisweine.
Bei den Rotweinen dominieren Spätburgunder und Dornfelder, ferner werden angebaut Portugieser, Regent, Acolon, Domina und weitere.
Heppenheimer Centgericht
Die Weinlage Heppenheimer Centgericht ist nach der ehemaligen Gerichtsstätte am Heppenheimer Landberg benannt. Dort war früher der Standort des Hessischen Rebmuttergartens. 1927 wurde dieser zur Erzeugung von reblausresistenten Unterlagsreben für die Herstellung von Pfropfreben errichtet. Die Rebfläche beträgt ca. 17 ha, wovon Riesling und Ruländer (Grauburgunder) etwa 70 % Anteil haben. Den Rest teilen sich Gewürztraminer und Spätburgunder. Die Lage zeichnet sich durch klimatisch begünstigte Südwest- bis West-Hänge aus. Die Reben gedeihen auf leichten und teilweise sandigen Lehmböden. Dem Wein wird eine fruchtige, blumige feine und nachhaltige Note nachgesagt.
Heppenheimer Stemmler
1480 wurde er als Stemmeler, zuvor als Stennühel (Steinhügel) erwähnt. Die Rebfläche beträgt ca. 105 ha, die eine weit ausgedehnte Süd-, Süd-West- und Westlage rund um die Bergkuppe der Hubenhecke bilden. Auch hier dominiert der Rieslinganbau. Daneben finden sich Ruländer, Silvaner, Weißburgunder und Spätburgunder. Die Reben wachsen teilweise auf granithaltigem Untergrund mit Löß- und Lehmböden. Am Fuß des Hanges befindet sich auch Flugsand. Die Lage ist bekannt für herzhafte, kräftige und vorwiegend trocken ausgebaute Weine.
Bedeutende Erzeuger
Die Hessischen Staatsweingüter stellen an der Bergstraße das einzige VDP Weingut und bewirtschaftet mit insgesamt 32,6 ha allein 7,5% der Rebfläche. Zu den DLG-empfohlenen Weingütern dort zählen die Bergsträßer Winzer eG, die Odenwälder Winzergenossenschaft und als Privatbetrieb das Weingut Simon-Bürkle in Zwingenberg.
Weinköniginnen
Das Weinbaugebiet Hessische Bergstraße wählt jedes Jahr eine Weinkönigin (Gebietsweinkönigin), die Weinkönigin der Hessischen Bergstraße. Sie soll bei der Vermarktung der lokalen Weine helfen.
Name Amtszeit Wohnort Weinkönigin Nr. Christel Emmerich 1977–1978 Groß-Umstadt ?[7] Petra Gärtner 2000–2001 Zwingenberg 48[8] Kerstin Götzinger 2001–2002 Zell 49[7] Lisa Edling 2002–2003 Roßdorf 50[9] Sabine Krug 2003–2004 Bensheim 51[10] Regina Schuster 2003–2004 Hambach 52[11] Nadine Guthier 2004–2005 Bensheim 53[12] Christina Koob 2005–2006 Heppenheim 54[13] Kathrin Wind 2007–2008 Laudenbach 55[13] Susanne Bürkle 2008–2009 Zwingenberg 56[14] Petra Gärtner war von 2001–2002 53. Deutsche Weinkönigin.[15]
Veranstaltungen
In Bensheim und Groß-Umstadt finden einmal im Jahr Winzerfeste statt, in Zwingenberg der Weinmarkt. In Heppenheim wird der Bergsträßer Weinmarkt veranstaltet. Am 1. Mai eines jeden Jahres wird die Weinlagenwanderung ausgerichtet. Sie führt durch die Weinlagen von Zwingenberg bis nach Heppenheim und kann in beide Richtungen bestritten werden. Unterwegs sind Versorgungsstationen der lokalen Winzer aufgebaut. Die Weinlagenwanderung wird seit 1987 ausgerichtet.[16] Die Teilnehmerzahlen liegen im Bereich von etwa 30.000.[17]
Einzelnachweise
- ↑ a b wein.de, Hessische Bergstraße, abgerufen am 16. Januar 2007
- ↑ wein-ziele.de, Hessische Bergstraße, abgerufen am 16. Januar 2007
- ↑ a b Universität Avignon, Hessische Bergstraße, abgerufen am 16. Januar 2007
- ↑ deutschland-vinothek.de, Hessische Bergstrasse, abgerufen amm 16. Januar 2007
- ↑ Weinführer, Die Bergstraße
- ↑ Der Guldenzoll ist ein Auslaufmodell – Die kleine Weinberglage in Heppenheims Süden wird dem Eckweg einverleibt, in Bergsträßer Anzeiger, vom 20.März 2004
- ↑ a b Lisa Edling aus Roßdorf ist die 50. Bergsträßer Weinkönigin, in "Bergsträßer Anzeiger, vom 8. Juli 2002
- ↑ Weinkönigin wirbt in Berlin, in Mannheimer Morgen, vom 19. Januar 2001
- ↑ Böller begrüßten die neue Weinkönigin, in Bergsträßer Anzeiger, vom 8. September 2003
- ↑ Ein Faible für Wein und Et. Frankfurt, in Bergsträßer Anzeiger, vom 13. September 2003]
- ↑ Neue Königin heißt Nadine Guthier, in Mannheimer Morgen, vom 5. September 2005
- ↑ Christina Koob zur Weinkönigin gekrönt, in Bergsträßer Anzeiger, vom 3. Juli 2006
- ↑ a b Kathrin Wind wird neue Bergsträßer Gebietsweinkönigin, in Bergsträßer Anzeiger, vom 24. August 2007
- ↑ M. Renker: Charmant, intelligent und selbstbewusst., in Bergsträßer Anzeiger, vom 7. Juni 2008
- ↑ Bergsträßerin zur 53. Weinkönigin gekürt. in Morgenweb.de, vom 19. Januar 2001
- ↑ Nicht zu schwül und nicht zu heiß, in Bergsträßer Anzeiger, vom 2. Mai 2007
- ↑ Wasser marsch und Wein ohne Ende, in Mannheimer Morgen, vom 2. Mai 2005
Weblinks
- Internetpräsenz des Weinbauverbandes Hessische Bergstraße
- Alte Weinlagen des Gebiets Hessische Bergstraße
Weinbaugebiete für Qualitätswein in DeutschlandAhr | Baden | Franken | Hessische Bergstraße | Mittelrhein | Mosel | Nahe | Pfalz | Rheingau | Rheinhessen | Saale-Unstrut | Sachsen | Württemberg
49.7166666666678.6166666666667Koordinaten: 49° 43′ 0″ N, 8° 37′ 0″ O
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