Offizierstellvertreter

Offizierstellvertreter
Dienstgradabzeichen eines österreichischen Offizierstellvertreter

Offiziersstellvertreter (OStv) ist ein Dienstgrad der höheren Unteroffiziere (Stabsunteroffiziere) im Österreichischen Bundesheer. Als Abzeichen werden getragen zwei weiße Streifen, zusätzlich drei sechsstrahlige weiße Edelweiß. Offiziersstellvertreter werden als Zugskommandant verwendet. Der Dienstgrad ist der höchste von Zeitsoldaten erreichbare Unteroffiziersgrad. Ihm entspricht bei der deutschen Bundeswehr etwa der Dienstgrad Oberstabsfeldwebel.

Im Heer des Deutschen Kaiserreichs war die Position indes eine Dienststellung, kein Dienstgrad, und fiel 1920 endgültig weg. Die Schreibweise in Deutschland war ohne Fugenzeichen, also mit nur einem "s": Offizierstellvertreter [OffzStv] (siehe unten).

Siehe: Dienstgrade in Österreichs Bundesheer

Inhaltsverzeichnis

Österreich-Ungarn (bis 1918)

Der Posten des Offiziersstellvertreters wurde 1915 in der österreichisch-ungarischen k.u.k. Armee eingeführt, damals noch als Dienststellung. Die Offiziersstellvertreter sollten die hohen Verluste an Subalternoffizieren im Ersten Weltkrieg ersetzen. Dazu befördert wurden Stabsunteroffiziere (Stabsfeldwebel, Stabswachtmeister), die ihren Dienstgrad zuvor mindestens einen Monat innegehabt hatten. Gemeinsam mit den Stabsunteroffizieren bildete der Offizierstellvertreter die Dienstgradgruppe der Höheren Unteroffiziere.

Von dem Offiziersstellvertreter zu unterscheiden ist der Kadett-Offiziersstellvertreter (veraltet: Cadet(en)-Officiers-Stellvertreter). Dieser Offiziersanwärterdienstgrad rangierte unmittelbar hinter den Subalternoffizieren und kennzeichnete jene Abgänger der Kadettenschulen, die ihre Ausbildung mit "sehr gut" bestanden hatten. Nach 1891 gingen - von wenigen Ausnahmen abgesehen - sämtliche Absolventen als Kadett-Offiziersstellvertreter zur Truppe.

Uniform und Dienstgradabzeichen

Rangabzeichen ("Distinktion") war eine goldfarbene Borte an den Kragenenden, darauf der Leutnantsstern. Dienstabzeichen war seit 1871 die an einem Leibriemen getragenen Kartentasche (beide aus geschwärztem Leder).

Die blanke Offiziersseitenwaffe schmückte das gelb-schwarze Portepee der Unteroffiziere, jedoch in Seidenausführung. Als Kopfbedeckung war zum Kasernen- und Felddienst sowie zum Ausgang die Kappe der Offiziere erlaubt, mit den Verzierungen (Rose bzw. "Kokarde", Schlingenspange und Kordel) aus kaisergelber, schwarz geritzter Seide (statt aus Goldgespinst). Zur Parade sowie an Sonn- und Feiertagen war der Tschako (Fußtruppen, Artillerie, Husaren) bzw. der Helm (Ulanen, Dragoner) der Feldwebel und Wachtmeister vorgeschrieben, mit der mittig längs geteilten, kaisergelben Distinktionsborte aus Schafwolle (ab 1908 aus Seide). Eine Ausnahme bildete der bortenlose Dragonerhelm: Die unterschiedslose Ausführung für Kadett-Offiziersstellvertreter und Wachtmeister kennzeichnete eine dreifache Riffelung des seitlich nach unten abgeknickten oberen Helmkammrands ("Kammschiene").

1908 wurde der Dienstgrad in Fähnrich umbenannt. Zählte der Kadett-Offiziersstellvertreter noch zu den Unteroffizieren, galt der Fähnrich nun als "Offizier des Soldatenstandes".

Siehe: Dienstgradabzeichen des österreichisch-ungarischen Heeres bis 1918, Dienstgradabzeichen der österreichisch-ungarischen Offiziersanwärter 1867-1918 (engl.)

Deutsches Kaiserreich und Weimarer Republik

Im deutschen Heer der Kaiserzeit war die Dienststellung des Offizierstellvertreters (Schreibweise mit einem "s") bereits 1887 geschaffen worden. Der Offizierstellvertreter rangierte vor dem Etatmäßigen Feldwebel und hinter dem Leutnant bzw. Feldwebelleutnant. Dazu befördert werden konnten aktive Vizefeldwebel und Feldwebel nach mindestens vier Jahren tadelsfreier Führung, Soldaten des Beurlaubtenstandes nach acht Jahren. Im Ersten Weltkrieg wurden zwei Planstellen pro Kompanie eingerichtet.

Im sogenannten Friedensheer und in der Vorläufigen Reichswehr bildeten 1919 die Offizierstellvertreter für kurze Zeit eine eigene Rangklasse, ähnlich den Deckoffizieren, zwischen den Unteroffizieren und Offizieren - gemeinsam mit den Unterärzten, Unterveterinären, Musikmeistern und Obermusikmeistern. Mit der Umbenennung in Oberfeldwebel Anfang 1920 erfolgte die Ausgliederung der Offizierstellvertreter aus der oben genannten Rangklasse und die Quasi-Rückstufung in die Dienstgradgruppe der Unteroffiziere mit Portepee.

Uniform und Dienstgradabzeichen

Bis Januar 1919 trugen die Offizierstellvertreter die Uniform des Vizefeldwebels der "Alten Armee", die Achselklappen jedoch zusätzlich mit metallfarbener Unteroffizierstresse seitlich und oben eingefasst. Von Januar bis Mai 1919 legten die Offizierstellvertreter die neuen Dienstgradabzeichen des Friedensheeres an: vier waagerechte Stoffstreifen aus hellblauen Tuch am linken Unterarm. Im Mai 1919 wurden den Unteroffizieren der Vorläufigen Reichswehr silberfarbene Winkel verordnet, die mit der Spitze nach unten auf beiden Ärmeln zu tragen waren. Den Offizierstellvertreter zeichneten vier Winkel aus, wobei die Spitze des untersten in einer einfachen Schlaufe endete.

Siehe auch: Dienstgrade im Heer des Deutschen Kaiserreichs


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Offizierstellvertreter — Offizierstellvertreter, im deutschen Heere während des mobilen Verhältnisses in Offizierstellen verwendete Unteroffiziere …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Offizierstellvertreter — Offizierstellvertreter, durch besondere Abzeichen ausgezeichnete Unteroffiziere, die im Mobilmachungsfalle in Offizierstellen Dienst tun. Über O. im österr. Heere s. Kadett …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Offizierstellvertreter — Offizierstellvertreter,   im Ersten Weltkrieg im deutschen Heer ein dauernd in einer Offizierstelle verwendeter älterer Unteroffizier, in Österreich noch heute ein Unteroffizierdienstgrad.   …   Universal-Lexikon

  • Offiziersstellvertreter — Dienstgradabzeichen eines österreichischen Offizierstellvertreter Offiziersstellvertreter (OStv) ist ein Dienstgrad der höheren Unteroffiziere (Stabsunteroffiziere) im Österreichischen Bundesheer. Als Abzeichen werden zwei weiße Streifen und drei …   Deutsch Wikipedia

  • Bundesheer (Deutsches Reich) — Stander des Deutschen Kaisers als Oberster Kriegsherr Deutsches Heer …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsches Heer (Kaiserreich) — Stander des Deutschen Kaisers als Oberster Kriegsherr Deutsches Heer …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsches Reichsheer — Stander des Deutschen Kaisers als Oberster Kriegsherr Deutsches Heer …   Deutsch Wikipedia

  • Militärmusik — Musikkorps der norwegischen Garde Der Begriff Militärmusik umfasst alle Aspekte musikalischer Darbietungen von Soldaten. Neben der oft ausschließlich damit assoziierten Marschmusik umfasst Militärmusik aber auch feierliche Musik mit durchaus auch …   Deutsch Wikipedia

  • Altemeier — Friedrich Altemeier (* 4. Juni 1886 in Niederbecksen (heute Bad Oeynhausen; † 18. September 1968) war einer der erfolgreichsten Jagdflieger der deutschen Fliegertruppe im Ersten Weltkrieg und Träger des Goldenen Militär Verdienst Kreuzes.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Fliegerasse Deutschlands im Ersten Weltkrieg — In der Liste deutscher Jagdflieger im Ersten Weltkrieg sind Jagdpiloten der deutschen Luftstreitkräfte im von 1914 bis 1918 dauernden Ersten Weltkrieg aufgeführt, die mehr als 20 Abschüsse erzielt hatten.[1] Inhaltsverzeichnis 1 Übersicht 2… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”