OibE

OibE

Offiziere im besonderen Einsatz, auch OibE abgekürzt, waren seit den 1960er Jahren hauptamtliche Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (MfS) in den Bereichen Abwehr und Aufklärung, die meist in für die Auslandsaufklärung nutzbaren oder für sicherheitsrelevant erachteten Positionen im Staatsapparat (z. B. Außen - und Außenhandelsministerium, Apparat des Ministerrats, Ministerium des Innern), in Institutionen, Betrieben (z. B. Außenhandelsbetrieben)und Organisationen eingesetzt wurden. Der größte Teil der durch veröffentlichte Listen bekannt gewordenen OibE ist der HVA zuzurechnen (hierzu sind auch die OibE der Abt. XI - Chiffreure - und der Abt. N - Funker - zu zählen, die bei ihren Auslandseinsätzen den Residenten der HVA unterstellt waren).

Inhaltsverzeichnis

Das Dienstverhältnis

Das Dienstverhältnis wurde dabei strikt legendiert (Doppeldienstverhältnis). Dabei war jedem OibE bewusst, dass sein eigentlicher Dienstherr das MfS bleibt, während die offizielle Funktion nur zur Abdeckung der operativen Arbeit dient. Interessenkonflikte z. B. mit dem Vorgesetzten in der offiziellen Funktion und dessen Erwartungen an offizielle Arbeitsergebnisse waren deshalb an der Tagesordnung, wie auch innere Konflikte beim OiBE selbst, wenn die Abdecktätigkeit interessant und mit öffentlich anerkanntem Prestige verbunden war, z. B. im diplomatischen Dienst. Zum regulären Gehalt aus ihrer offiziellen Abdecktätigkeit, das dem Führungsoffzier durch Beleg nachzuweisen war, erhielten Offiziere im besonderen Einsatz einen Gehaltsausgleich von ihrer MfS-Dienststelle, so dass in der Summe ein Gehalt zur Auszahlung kam, das ihrem Dienstgrad und ihrer Dienststellung im MfS entsprach. Überzahlungen über dieses Gehalt hinaus waren entgegen anderslautenden Publikationen zu dieser Frage nicht zulässig. Ohnehin war das MfS-Gehalt in jedem Fall höher als das Gehalt in der Abdeckfunktion, selbst wenn diese mit leitender bzw. verantwortlicher Tätigkeit verbunden war. Es kam durchaus vor, dass der tatsächliche Rang des Mitarbeiters nicht dem der legendierten Position entsprach (soweit ein solcher Vergleich möglich ist, z. B. bei Gegenüberstellung des diplomatischen Rangs oder einer anderen zivilen offiziellen Abdeckfunktion mit dem militärischen Dienstgrad bzw. der Dienststellung). Dennoch war auch in solchen Fällen das MfS-Gehalt stets höher.

Der Begriff

Der Begriff und die Angehörigkeit als OibE war bis zur Wende 1989 in der DDR weitgehend unbekannt. Ihre Anzahl wird auf ca. 3000 geschätzt. Die Arbeit mit den OibE wurde in der OibE-Ordnung vom 17. März 1986 geregelt.

Bekannte OibEs

Einer der prominentesten bekannt gewordenen OibE war der Devisenbeschaffer Oberst Alexander Schalck-Golodkowski als Staatssekretär, stellvertretender Minister und Leiter des Bereichs Kommerzielle Koordinierung im Ministerium für Außenhandel. Dessen Beispiel ist andererseits für die übliche Praxis untypisch, wie auch das des Staatssekretärs Harry Möbis, der als Leiter der Inspektion beim Ministerrat einen Bereich leitete, welcher als abgedecktes Funktionalorgan des MfS auch Außenstehenden weitgehend bekannt war, und dem die offiziell dem MfS zuarbeitenden Sicherheitsbeauftragten in Ministerien und Betrieben (zum großen Teil OibE) nachgeordnet waren. Üblicherweise vermied es das MfS, OibE in exponierten offiziellen Funktionen zu installieren, die mit hoher Verantwortung und direkter Rechenschaftspflicht gegenüber den zuständigen Partei - und Staatsorganen verbunden waren, sondern bevorzugte die nachgeordneten Ebenen.

Literatur

  • Jens Gieseke: Die DDR-Staatssicherheit: Schild und Schwert der Partei, Bonn: Bundeszentrale für Politische Bildung, 2000, ISBN 3-89331-402-4

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