Oktogonkirche

Oktogonkirche

Ein Oktogon ist in der Architektur ein Zentralbau oder -raum mit einem Grundriss in Form eines regelmäßigen Achtecks.

Antike und frühmittelalterliche Gebäude

Grundriss des Felsendoms

Der zweifach achsensymmetrische Grundriss wurde bei säkular-repräsentativen Bauten wie auch bei Sakralbauten wegen der symbolischen Bedeutung der Zahl Acht gewählt. Sie steht meist für Vollkommenheit und göttliche Perfektion. Achteckige Bauten haben vier Symmetrieachsen. Die Acht steht im Christentum auch für die Auferstehung Jesu Christi und die Teilhabe an Christus in der Taufe. Häufig sind daher Baptisterien und Taufbecken in Achteckform.

In frühmittelalterlichen Kirchengebäuden ist das Oktogon als eigenständiger Zentralbau zu finden. Es wird angenommen, dass die oktogonale Form von Sakralbauten aus der byzantinischen Architektur über Bauten wie die Kirche San Vitale in Ravenna (6. Jh.) nach Südeuropa kam. (Das ältere Baptisterium des Lateran aus dem frühen 4. Jh. war wohl zur Bauzeit noch nicht achteckig.) Karl der Große, der die Kirche von Ravenna kannte, wählte im 8. Jh. diese Form für die Aachener Pfalzkapelle. Diese wiederum war im Rahmen der Karlsverehrung Vorbild weiterer frühmittelalterlicher Kirchen im Heiligen Römischen Reich, etwa der Mettlacher Grabkirche (um 990) oder der Abteikirche Ottmarsheim (1020-1030) Während die Form der Basilika, ab der Ottonik auch mit kreuzförmigem Grundriss, immer beliebter wurde, wurden die Zentralbauten und damit auch das Oktogon an den Rand gedrängt, meist als Tauf- oder Grabkapelle.

In der Romanik und Gotik finden sich Oktogone als Turmgeschosse. Der Achtort wurde wohl als Proportionsschlüssel dabei verwendet.

Liste bekannter Oktogonalbauten:

Oktogon des Aachener Doms

Gut erhaltene mittelalterliche Oktogonkirchen im deutschsprachigen Raum sind auch die Dorfkirche Ludorf (12./13. Jh.), St. Sigismund in Oberwittighausen (um 1150), St. Achatius in Grünsfeldhausen (um 1200), St. Ulrich in Standorf (1220).

Barocke Oktogone

Außerdem findet man in der Barockzeit häufig auf mittelalterlichen Turmgeschossen aufgesetzte, mit einem Zeltdach abgeschlossene Oktogone, die die Schallöffnungen für die Glockenstühle und mitunter Turmuhren haben.

Amerikanische Oktogonhäuser

Plan für ein Oktogonhaus von O. S. Fowler

Mitte des 19. Jh. wurde das Oktogon in den USA in der bürgerlichen Architektur kurzzeitig populär. Von den Architekten William Thornton und Thomas Jefferson stammen achtseitige Modellbauten (siehe en:Octagon house).

Popularisiert wurde die Form von dem Phrenologen Orson Squire Fowler, der die Achteckform als ökonomischste Bauweise und ideale Wohnumgebung für den Menschen ansah. In den USA, vor allem an der Ostküste und im Mittleren Westen, existieren heute noch rund 500 dieser modischen Wohngebäude aus dem 19. Jh.


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