- Oldenbourg Wissenschaftsverlag
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Der Verlag R. Oldenbourg, gegründet im Jahr 1858 von Rudolf Oldenbourg (1811–1903), befand sich bis 2004 im Besitz der Familie Oldenbourg. Seither gehört er zum Cornelsen Verlag.
Zu den Oldenbourg Verlagen gehören der Oldenbourg Wissenschaftsverlag, der Oldenbourg Schulbuchverlag und Bayerischer Schulbuchverlag (bsv), der Akademie Verlag sowie der Oldenbourg Industrieverlag/Vulkan Verlag.
Bedeutende Namen kann das Haus zu seinen Autoren zählen, unter anderem den Historiker Heinrich von Sybel, den Literaturnobelpreisträger Paul Heyse, den Chemiker und Hygieniker Max von Pettenkofer und den Raumfahrtpionier Hermann Oberth.
Inhaltsverzeichnis
Verlagsgeschichte
Verlagsgebiet Technik
Den Aufschwung und die Begeisterung für Technik und Ingenieurkunst nutzte Rudolf Oldenbourg und gründete im Jahr 1858 in München seinen Verlag mit der technischen Zeitschrift "Journal für Gasbeleuchtung und verwandte Beleuchtungsarten". Die erste Nummer der Zeitschrift, die eine der ersten technischen Fachzeitschriften in Deutschland war, wurde am 8. Juli 1858 ausgegeben. Heute erscheint die Zeitschrift unter anderem Titel und ist auch nach 150 Jahren noch die führende Publikation ihres Fachgebietes. Im Jahr 1860 erschien mit dem "Handbuch für Steinkohlegasbeleuchtung" (Schilling) das erste Buch des Verlages. Das von Pettenkofer begründete "Archiv für Hygiene" begann 1883 zu erscheinen und 1897 wurde der "Kalender für Gesundheitstechniker" zum ersten Mal publiziert. Im Herbst 2008 erscheint die 74. Ausgabe erstmals auch als DVD-Version unter dem heutigen Titel "Taschenbuch für Heizung und Klimatechnik". 1906 erschien das erste der "Illustrierten Technischen Wörterbücher", welchem weitere 15 Bände folgten. 1923 verlangte die Veröffentlichung von Oberths "Die Rakete zu den Planetenräumen" sowohl vom Autor als auch vom Verleger viel Mut in einer Zeit, als die Erforschung des Weltraumes von der Wissenschaft als Kindertraum belächelt wird. Das Buch legte jedoch den Grundstein für die moderne Weltraumforschung und viele Wissenschaftler traten mit dem Autor in Kontakt. Ein weiteres verlegerisches Wagnis war die Veröffentlichung des Werkes "Die Erreichbarkeit der Himmelskörper" von Walter Hohmann im Jahr 1925. Doch der Verlag wurde belohnt, denn bis heute wird das Buch in den USA, in Russland und in Deutschland immer wieder nachgedruckt. Mit der Benennung eines Mondkraters nach Hohmann wurde das Werk 1970 weltweit gewürdigt. Im Jahr 1988 kaufte Oldenbourg den 1928 gegründeten Vulkan Verlag. In seinem Portfolio befanden diverse Zeitschriften, die zur Erweiterung des Programms beitrugen. 1999 entstand der Oldenbourg Industrieverlag durch Ausgliederung aus dem R. Oldenbourg Verlag und ist heute zusammen mit dem Vulkan Verlag ein Teil des Oldenbourg Verlags. Heute sind der Oldenbourg Industrieverlag und der Vulkan Verlag wirtschaftlich erfolgreiche Anbieter von Fachinformationen für netzgebundene Industrien und das Ingenieurwesen. Das Technik-Programm umfasst ca. 320 lieferbare Buchtitel und 15 Zeitschriften der Fachgebiete Umwelttechnik, Versorgungstechnik, Haustechnik, Automatisierungstechnik und der industriellen Nutzung von Energie.
Verlagsgebiet Wissenschaft
Mit Heinrich von Sybel als Herausgeber begründete Rudolf Oldenbourg 1859 die "Historische Zeitschrift". Sie erschien zunächst bei Cotta, seit 1869 im R. Oldenbourg Verlag. Im Jahr 1864 wurde der erste Band der "Geschichte der Wissenschaften in Deutschland" veröffentlicht, dessen letzter, der 24. Band im Jahr 1912 publiziert wurde. Seit 1871 gab Paul Heyse gemeinsam mit H. Kurz und L. Laister unter anderem die Reihen "Deutscher Novellenschatz" (1871–1875, 24 Bände), "Neuer Deutscher Novellenschatz" (1884–1887, 24 Bände) sowie "Novellenschatz des Auslandes" (1877–1884, 14 Bände) heraus. 1934 wurde der erste von 20 Bänden der "Geschichte der Völker und Staaten" und 1953 der erste Band vom "Abriss der Weltgeschichte" verlegt; In 4 Bänden wurde bis 1968 Ritters "Staatskunst und Kriegshandwerk" veröffentlicht. Nach zahlreichen Publikationen und Neuerscheinungen wurden 1971 der Öffentlichkeit die berühmten Feynman-Vorlesungen über Physik in einer zweisprachigen Ausgabe (deutsch-englisch), später in der deutschsprachigen Ausgabe angeboten. Die umfassend redigierte "Definitive Edition" ist 2007 erschienen. 1978 folgte schließlich Biergans "Einkommensteuer und Steuerbilanz" als erstes Werk des seither kräftig gewachsenen Verlagsgebietes Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und 1980 wurde "Grundzüge der Betriebswirtschaftslehre" von Henner Schierenbeck veröffentlicht, das heute als Standardwerk gehandelt wird. 1983 übernahm Oldenbourg von der Akademischen Verlagsgesellschaft einige Buchwerke und wissenschaftliche Zeitschriften, darunter so traditionsreiche Blätter wie "Zeitschrift für Physikalische Chemie" (gegr. 1887) und "Zeitschrift für Kristallographie" (gegr. 1877). 1996 wurde das Oldenbourg-Verlagsprogramm durch den Kauf des Harald Boldt-Verlags, Boppard um zahlreiche Titel erweitert. Im Jahr 1997 kaufte der Oldenbourg Verlag das geisteswissenschaftliche Verlagsprogramm vom Akademie Verlag und führte den Verlag am Standort Berlin fort. Das Programm des Akademie-Verlags umfasste rund 1.000 lieferbare Titel und Zeitschriften. Im Bereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften wurde 2007 mit economag.de das erste kostenfreie, monatlich erscheinende und zitierfähige Wissenschaftsmagazin für Betriebs- und Volkswirtschaftslehre eingeführt. Das Programm des Oldenbourg Wissenschaftsverlages umfasst heute rund 3.500 lieferbare Titel, darunter Monographien, Editionen, Lehr- und Handbücher sowie 32 Zeitschriften verschiedenster Fachgebiete.
Verlagsgebiet Schulbuch
1873 übernahm der Oldenbourg Verlag von Pustet die Pacht von Verlagsrechten des Königlich-Bayerischen Zentral-Schulbücher-Verlags und konnte dann zwei Jahre später das erste Rechenbuch sowie die erste Sprach- und Rechtschreiblehre im Verlagsprogramm vorweisen. Dieses neu begründete Gebiet des Schulbuchs innerhalb des Verlags konnte 1904 durch den Kauf der restlichen Verlagsrechte des früheren staatlichen Schulbuchverlags weiter ausgebaut werden. 1923 erschien erste Auflage von Hans Brückls Werk "Mein Buch zum Anschauen Zeichnen Schreiben Lesen und Zählen", das sich zu einer außerordentlich erfolgreichen Lesefibel entwickelte. Diesem Erfolg folgte 1962 der erste Teil der erfolgreichen Grundschulfibel "Fibelkinder" mit Illustrationen von Ali Mitgutsch. 1987 erschien die erste Ausgabe des Grundschullehrbuchs "Mimi die Lesemaus", eines der erfolgreichsten Grundschullehrwerke am Markt. Nach der Wende 1990 wurde das Buch auch in den neuen Ländern lernmittelfrei zugelassen und war somit die erste Fibel, die in allen Ländern der Bundesrepublik eingesetzt wurde. 1991 wurde das Buch „Findefix“, mittlerweile Marktführer bei den Grundschulwörterbüchern, herausgegeben, welches als einziges Schulbuch von der Stiftung Buchkunst in die Liste der schönsten Bücher des Jahres aufgenommen wurde. 1994 folgte mit dem "Stowasser – Lateinisch-Deutsches Schulwörterbuch" ein weiteres Standardwerk, welches als Lizenzausgabe mit der Umschlaggestaltung von Friedensreich Hundertwasser angeboten wurde. Nach der Übernahme des Schulbuchprogramms des Ehrenwirth-Verlags konnte der Oldenbourg Verlag mit dem Kauf des Bayerischen Schulbuch Verlags, der 1946 als Staatsverlag gegründet wurde, vom Bayerischen Staat sein Schulbuchsegment um zahlreiche Titel erweitern. 2005 übernahm Oldenbourg das Programm des Pädagogischen Zeitschriftenverlags Berlin und 2007 die Zeitschrift "klein&groß" vom Beltz Verlag Weinheim. Heute umfasst das Programm des Oldenbourg Schulbuchverlages und des Bayerischen Schulbuch Verlages rund 2.500 lieferbare Titel und 12 pädagogische Zeitschriften – für alle allgemein bildenden Schulen und Schulstufen, für alle Länder der Bundesrepublik Deutschland sowie die Schweiz und Österreich.
150-jähriges Verlagsjubiläum
Mit einem großen Festakt hat der Oldenbourg Verlag sein 150-jähriges Bestehen am 3. Juni 2008 im Deutschen Museum in München gefeiert. Mehr als 200 Gäste aus Wissenschaft und Forschung, Politik und Wirtschaft, Vertreter führender Fachverbände, Autoren/Herausgeber der Verlagsgebiete Technik, Wissenschaft und Schulbuch, Partner und Mitarbeiter des Hauses Oldenbourg feierten eine lange Tradition. Anlässlich dieses Jubiläums widmet das Deutsche Museum dem Oldenbourg Verlag eine dreimonatige interaktive Ausstellung, die in der Bibliothek des Museums zu besichtigen ist. Die Geschichte des Oldenbourg Verlags von seiner Gründung bis heute wurde in der reich bebilderten Festschrift zu dem 150-jährigen Firmenbestehen präsentiert. Dieses Werk, das die Entwicklung des Schulbuchverlags sowie des technischen und geisteswissenschaftlichen Verlags von den Anfängen im 19. Jahrhundert bis hin zum modernen Medienunternehmen der Gegenwart wurde von dem Buchwissenschaftler Prof. Dr. Reinhard Wittmann verfasst.
Auswahl von Printmedien des Oldenbourg-Verlags
Oldenbourg Industrieverlag/ Vulkan-Verlag:
- 3R International
- atp – Automatisierungstechnische Praxis
- atp – Automation Technology in Practice
- Dichtungstechnik
- eb – Elektrische Bahnen
- Elektrowärme International
- Gas
- Gaswärme International
- GWF-Gas/Erdgas
- GWF-Wasser/Abwasser
- Heat Processing
- gi – Gesundheitsingenieur
- Industriearmaturen
- Industriepumpen + Kompressoren
- Recht und Steuern im Gas- und Wasserfach
Oldenbourg Wissenschaftsverlag:
- Analysis
- at - Automatisierungstechnik
- Bohemia
- Danubiana Carpathica
- economag.de
- Historische Bibliographie Online
- Historische Zeitschrift
- i-com
- it - Information Technology
- Militärgeschichtliche Zeitschrift (MGZ)
- MIÖG – Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung
- Oldenbourg Grundriss der Geschichte
- Radiochimica Acta
- Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte Soziologische Revue
- Statistics & Decisions
- Südostdeutsches Archiv Südosteuropa
- Südost-Forschungen
- tm - Technisches Messen
- Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte
- Zeitschrift für Kristallographie
- Zeitschrift für Physikalische Chemie
Literatur
- Tilmann Wesolowski: Technik verlegen - Wissenschaft machen? Verlegerischer Einfluss auf die Entwicklung der Technikwissenschaften am Beispiel des Verlags R. Oldenbourg. In: TECHNIKGESCHICHTE, 1 (2009), S. 37-63.
Weblinks
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