Oleg Antonowitsch Gordiewski

Oleg Antonowitsch Gordiewski
Oleg Gordijewski mit Ronald Reagan

Oleg Antonowitsch Gordijewski (russisch Олег Антонович Гордиевский; * 10. Oktober 1938 in Moskau) ist ein ehemaliger KGB-Oberst und der höchstrangige öffentlich bekannte Überläufer des KGB in den Westen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gordijewski trat 1963 in das KGB ein und war unter anderem in der russischen Botschaft in Dänemark tätig. Er wurde 1974 vom britischen Geheimdienst MI6 angeworben und agierte fortan als Doppelagent.

Gordijewskis Wert für westliche Geheimdienste wurde beträchtlich, als er 1982 stellvertretender Resident des KGB in London wurde. 1983 informierte er den MI6 über die sowjetische Fehlinterpretation des NATO-Manövers "Able Archer 83" als potentiellen atomaren Erstschlag gegen die Sowjetunion.[1] Gordijewskis Informationen führten direkt dazu, dass das Manöver nicht bis ins letzte Detail ausgespielt wurde, um die Sowjetunion nicht weiter zu provozieren und eine echte atomare Eskalation zu verhindern. Gordijewskis Rolle während dieser Krise wird ihm in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien bis heute sehr hoch angerechnet. Außerdem belieferte er den Westen mit wichtigen Informationen über den Aufstieg von Michail Gorbatschow, bevor offiziell feststand, dass Gorbatschow 1985 zum neuen Generalsekretär der KPdSU ernannt werden würde.

Im Mai 1985 wurde Gordijewski plötzlich nach Moskau zurückberufen und von seiner Organisation verhört. Nachdem man ihm seinen Verrat nicht nachweisen konnte, wurde er im Juni wieder auf freien Fuß gesetzt. Er meldete dem MI6 in Moskau über seine gefährliche Situation und es begann im Juli eine vom britischen Geheimdienst im voraus vorbereitete ausgeklügelte Fluchtoperation Oleg Gordijewskis und seiner Familie. Nach der Flucht durch Finnland und Norwegen kam Gordijewski im September 1985 schließlich in England an. Seine Familie war währenddessen in den Urlaub nach Aserbaidschan gefahren. Sie konnten erst 1991 zu ihm nach England folgen, nachdem sogar die britische Premierministerin Margaret Thatcher konkret bei Gorbatschow darum gebeten hatte.[2] Der Fall ging damals weltweit durch die Presse.

Gordijewski genießt in Großbritannien ein großes öffentliches Ansehen und ist dort regelmäßig als Gast oder Moderator in Fernsehsendungen zu sehen. Er wurde von der Queen im Jahr 2007 mit dem höchsten Grad (CMG) des Order of St. Michael and St. George geehrt.[3] Des weiteren wurde er 2005 zum Ehrendoktor der Universität von Buckingham ernannt.[4]

Er veröffentlichte zusammen mit dem Autor Christopher Andrew zahlreiche Bücher über das KGB in denen er über bis dahin geheime Operationen des Geheimdienstes berichtet.

Im November 2006 beschuldigte er den russischen Geheimdienst FSB des Mordes an Alexander Litwinenko.[5][6]

Am 2. November 2007 wurde Oleg Gordijewski in eine Klinik eingeliefert und war für 34 Stunden bewusstlos. Nach diesem Vorfall war er zunächst teilweise gelähmt und es blieb außerdem eine Taubheit in den Fingern. Gordijewski behauptete, dass jemand ihn vergiften wollte.[7]

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Oleg Gordijewski, Christopher Andrew: KGB. Die Geschichte seiner Auslandsoperationen von Lenin bis Gorbatschow. Bertelsmann, München 1991, ISBN 3-570-06264-3.

Weblinks

  • cia.gov/library Beschreibung der Hintergründe Gordijewskis in einem Buch des „Center for the study of intelligence“ der CIA (englisch)
  • timeout.com Längeres Interview mit Gordijewski (englisch)
  • peoples.ru Dossier (russisch)

Einzelnachweise

  1. http://www.cnn.com/SPECIALS/cold.war/episodes/22/spotlight/
  2. http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9D0CE0D61531F932A0575BC0A967958260
  3. http://www.focus.de/panorama/welt/england_aid_136377.html
  4. http://www.buckingham.ac.uk/news/newsarchive2005/gordievsky.html
  5. http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/678/92586/
  6. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,495225,00.html
  7. http://www.dailymail.co.uk/news/article-557508/Police-probe-new-KGB-poison-attack-defector-Gordievsky-unconscious-Surrey-home.html

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