- Operation Badr
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Jom-Kippur-Krieg Teil von: Nahostkonflikt
Die Golanhöhen nach dem Jom-Kippur-KriegDatum 6. Oktober 1973–26. Oktober 1973 Ort Naher Osten Casus belli Rückgewinnung der im Sechstagekrieg verlorenen Gebiete Ägyptens und Syriens Ausgang Resolution 338 des UN-Sicherheitsrates Folgen Ölkrise Konfliktparteien Israel Ägypten
Irak
SyrienBefehlshaber Moshe Dajan
David Elazar
Israel Tal
Haim Bar-Lev
Shmuel Gonen
Yitzhak Hofi
Benjamin Peled
Benjamin Telem
Abraham Adan
Ariel Sharon
Rafael Eitan
Moshe PeledSaad El Shazly
Mustafa Tlass
General Shakkour
Naji Jamil
Hafiz al-Assad
Ahmad Ismail Ali
Hosni Mubarak
Mohammed Aly Fahmy
Anwar Sadat
Abdel Ghani el-Gammasy
Abdul Munim Wassel
Abd-Al-Minaam Khaleel
Abu ZikryTruppenstärke 415.000 Soldaten
2.300 Panzer
3.000 gepanzerte Fahrzeuge
945 Artillerieeinheiten
561 Kampfflugzeuge
84 Helikopter
38 KriegsschiffeÄgypten: 800.000 Soldaten, 1.700 Panzer, 2.400 gepanzerte Fahrzeuge, 1.120 Artillerieeinheiten, 400 Kampfflugzeuge, 140 Helikopter, 104 Kriegsschiffe
Syrien: 150.000 Soldaten, 1.400 Panzer, 800–900 gepanzerte Fahrzeuge, 600 Artillerieeinheiten, 350 Kampfflugzeuge, 36 Helikopter, 21 Kriegsschiffe
Irak: 60.000 Soldaten, 700 Panzer, 500 gepanzerte Fahrzeuge, 200 Artillerieeinheiten, 73 KampfflugzeugeVerluste 2.656 Tote
7.250 verwundete
Über 340 Kriegsgefangene
400 zerstörte Panzer
600 beschädigte Panzer
Unbekannte Anzahl eroberter Panzer
102 Kampfflugzeuge8.528*–15.000** Tote
19.540*–35.000** verwundete
2.250 zerstörte oder beschädigte Panzer
432 Kampfflugzeuge* Westliche Schätzung
** Israelische SchätzungDer Jom-Kippur-Krieg war 1973 nach dem Israelischen Unabhängigkeitskrieg (1948), der Sueskrise (1956) und dem Sechstagekrieg von 1967 der vierte arabisch-israelische Krieg im Rahmen des Nahostkonflikts. Auf arabischer Seite wird der Krieg auch 'Ramadan-Krieg' genannt, da er in den islamischen Fastenmonat Ramadan fiel. Gleichzeitig heißt er auch 'Oktoberkrieg' (in Ägypten Harb Uktūbar, in Syrien Harb Tischrīn).
Der Krieg begann mit einem Überraschungsangriff Ägyptens und Syriens am 6. Oktober 1973, dem höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur, auf dem Sinai und den Golan-Höhen, die sechs Jahre zuvor von Israel im Zuge des Sechstagekrieges erobert worden waren.
Nur während der ersten 24 bis 48 Stunden rückten die Streitkräfte Ägyptens und Syriens vor, danach wendete sich der Verlauf des Krieges zugunsten der Israelis, die zunächst ihre Truppen mobilisieren mussten. Nach der zweiten Kriegswoche waren die Syrer vollständig aus den Golanhöhen abgedrängt worden. Im Sinai waren die Israelischen Streitkräfte zwischen zwei einmarschierenden ägyptischen Armeen durchgebrochen, hatten den Sueskanal (die alte Waffenstillstandslinie) überschritten und eine ganze ägyptische Armee abgeschnitten, bevor der UN-Waffenstillstand am 24. Oktober 1973 in Kraft trat.
Der Krieg hatte weitreichende Folgen für viele Staaten. Die arabische Welt, die durch die vollständige Niederlage der ägyptisch-syrisch-jordanischen Allianz des Sechstagekriegs gedemütigt war, konnte aus den anfänglichen Erfolgen des Krieges psychologische Vorteile ziehen. Diese psychologische Bestätigung war die Voraussetzung für die Friedensverhandlungen, die folgen sollten. Sie machte auch Liberalisierungen wie die ägyptische Infitah-Politik möglich. Der israelisch-ägyptische Friedensvertrag, der fünfeinhalb Jahre nach dem Kriege folgte, führte zu normalen Beziehungen zwischen Ägypten und Israel – zum ersten Mal erkannte ein arabischer Staat Israel an.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund
Gründe
Dieser Krieg war Teil des Nahostkonfliktes, eines Konflikts, der zu mehreren Zusammenstößen und Kriegen geführt hatte. Während des Sechstagekrieges hatten die Israelis den Sinai bis zum Sueskanal erobert, welcher die Waffenstillstandslinie wurde. Israel hatte auch etwa die Hälfte der Golanhöhen von Syrien erobert.
In den Nachkriegsjahren errichtete Israel sowohl im Sinai, als auch in den Golanhöhen militärische Befestigungsanlagen. Im Jahre 1971 gab Israel 500 Millionen US-Dollar für die Befestigungsanlagen am Sueskanal aus – eine Befestigungskette mit riesigen Erdwällen, die als die Bar-Lew-Linie bekannt wurde (benannt nach dem israelischen General Chaim Bar-Lew). Nach dem überwältigenden Sieg im Sechstagekrieg und einem zumindest nicht verlorenen Abnutzungskrieg war die israelische Regierung allerdings zu stark von den eigenen Möglichkeiten überzeugt.
Ägypten und Syrien strebten eine Rückgewinnung der 1967 verlorenen Gebiete an. Die israelische Seite sah aufgrund der guten militärischen Ausgangslage nach dem Sechstagekrieg keinen unmittelbaren Grund, in Verhandlungen über die Gebiete einzutreten. Im September 1970 starb der ägyptische Staatspräsident Gamal Abdel Nasser. Sein Nachfolger wurde Anwar as-Sadat, der sich entschloss, Israel zu bekämpfen um die Gebiete zurückzubekommen. Nach dem Scheitern der Jarring-Mission hoffte Sadat, selbst durch eine minimale Niederlage Israels den status quo verändern zu können und damit Verhandlungen zu erreichen. Der syrische Präsident Hafiz al-Assad hatte hingegen andere Motive und war einzig an der militärischen Zurückgewinnung der Golan-Höhen interessiert. Seit dem Sechstagekrieg hatte Assad enorme Anstrengungen unternommen, Syrien zu einer dominanten militärischen Macht in der arabischen Welt zu machen. Assad war überzeugt davon, zusammen mit Ägypten die Israelischen Streitkräfte besiegen zu können, und damit die syrische Rolle in der Region zu sichern. Assad erwog allenfalls Verhandlungen für den Fall, dass der Golan bereits erobert war; diese sollten dann über eine Aufgabe des Westjordanlandes und des Gazastreifens durch die Israelis geführt werden.
Sadat hatte auch wichtige innenpolitische Gründe für einen Krieg. Wie der amerikanische Historiker Abraham Rabinovich meint, waren die drei Jahre der Regierungszeit Sadats von einer starken Demoralisierung der ägyptischen Bevölkerung geprägt. Eine darniederliegende ägyptische Wirtschaft war nur einer der Gründe für die Hoffnungslosigkeit der Nation, und Krieg schien der verzweifelte Ausweg. In seiner Biographie über Sadat schreibt Raphael Israeli, dass Sadat meinte, die Wurzeln des Problems hätten in der großen Schande des Sechstagekrieges gelegen, und bevor irgendeine Reform hätte durchgeführt werden können, hätte zuerst die Schande überwunden werden müssen. Die ägyptische Wirtschaft war zerstört, Sadat wusste aber um die immensen Widerstände in Teilen der ägyptischen Gesellschaft gegenüber den notwendigen Reformen. Ein militärischer Sieg würde ihm die notwendige Beliebtheit verschaffen, Reformen durchführen zu können. Zudem gab es in der ägyptischen Gesellschaft starke Kräfte (besonders unter der Studentenschaft, die Massenproteste organisierte), die verlangten, den Sinai zurückzugewinnen, und die mit Sadats Zurückhaltung in dieser Angelegenheit in den ersten drei Jahren seiner Amtszeit äußerst unzufrieden waren.
Die anderen arabischen Staaten zeigten eine zurückhaltendere Position in Bezug auf einen erneuten Krieg gegen Israel. Der jordanische König Hussein befürchtete einen weiteren großen Verlust jordanischen Territoriums, nachdem der Sechstagekrieg die jordanische Bevölkerung halbiert hatte. Außerdem unterstützte Sadat den Machtanspruch der PLO auf die Gebiete und versprach Jassir Arafat die Kontrolle über das Westjordanland und den Gazastreifen. Hussein sah das Westjordanland immer noch als Teil Jordaniens und strebte mit den verlorenen Gebieten eine Vereinigung zum Vereinigten Arabischen Königreiches an, was die PLO und die meisten arabischen Staaten ablehnten. Jigal Allon befürwortete jedoch den Vorschlag und sah darin eine Lösung des Konfliktes.[1] Außerdem hatten die Ereignisse des Schwarzen September, eines Beinahe-Bürgerkriegs zwischen der PLO und der jordanischen Regierung, zu einer starken Ablehnung Husseins gegenüber der syrischen Führung geführt, die militärisch auf Seiten der PLO interveniert hatte.
Auch der Irak und Syrien hatten belastete Beziehungen und die Iraker verweigerten eine Beteiligung an der Anfangsoffensive. Vom Libanon wurde nicht erwartet, dass er sich an den arabischen Kriegsbemühungen beteiligte, da er wegen innerer Instabilität und einer kleinen Armee zur Kriegsführung nicht in der Lage war.
Vor dem Krieg versuchte Sadat auf diplomatischem Wege Unterstützung für den Krieg zu gewinnen. Im Laufe des Jahres 1973 behauptete Sadat, mehr als hundert Staaten unterstützten ihn. Zu den Unterstützerstaaten gehörten die meisten Staaten der Arabischen Liga, der Bewegung der blockfreien Staaten und der Organisation für Afrikanische Einheit. Auch Sadats politische Bemühungen in Europa waren von Erfolgen begleitet: Großbritannien und Frankreich sammelten sich zum ersten Mal im Lager der arabischen Staaten und stimmten im UN-Sicherheitsrat gegen Israel.
Vorgeschehen
Anwar Sadat meinte im Jahre 1972 öffentlich, dass sich Ägypten dem Krieg gegen Israel verpflichtet habe und bereit sei "eine Million ägyptischer Soldaten zu opfern". Seit dem Ende desselben Jahres begann das Land mit konzentrierten Bemühungen, seine Truppen aufzubauen. Die Sowjetunion lieferte MiG-21, SA-6, RPG-7 und besonders die Antipanzerwaffe AT-3 Sagger. Auch die militärische Taktik wurde verbessert: Politische Generäle, die für die Niederlage im Sechstagekrieg verantwortlich waren, wurden durch kompetentere Offiziere ersetzt.
Von entscheidender Bedeutung für den Ausgang der beiden Kriege war auch die Rolle der Supermächte. Die zurückhaltende Politik der Sowjetunion wurde für das ägyptische Scheitern verantwortlich gemacht. Während die USA und andere Staaten des Westens Israel mit modernsten Waffen beliefert hatten, wurden die Ägypter nur mit Defensivwaffen beliefert. Nasser konnte seinen Luftabwehrschirm etwa erst aufbauen, nachdem er Moskau besucht und die sowjetische Regierung heftigst darum ansuchte, ihn nicht im Stich zu lassen. Er drohte damit, sich in Zukunft den Amerikanern anzuschließen. Auch der Abnutzungskrieg wurde unerklärtermaßen aus dem Grunde geführt, die Sowjetunion zu überzeugen, moderne Waffen zu liefern. In diesem Krieg zeigte es sich, dass die sowjetischen Waffen den amerikanischen unterlegen waren.
Die Sowjetunion hatte, im Gegensatz zu Nasser, starke Interessen an einer Abkühlung des Konflikts, um gefährliche Reibungen mit den USA zu vermeiden. Deshalb beschlossen die Supermächte, nach einem Treffen in Oslo, den Status Quo beizubehalten - ein Beschluss, der für die ägyptische Führung unannehmbar war. Nachdem ägyptische Angriffspläne durchgesickert waren, wurde es notwendig, die Sowjets aus Ägypten hinauszudrängen. Dies geschah im Juli 1972: Beinahe alle 20.000 sowjetischen Militärberater mussten das Land verlassen. Ägypten begann damit mit einer schrittweisen Annäherung an die USA.
Die Sowjetunion sah Sadats Kriegschancen als gering an. Sie warnte, jeder Versuch den stark befestigten Sueskanal zu überschreiten, würde zu schweren Verlusten führen. Sie verfolgte eine Politik der Detente und hatte deshalb keinerlei Interessen an einer Destabilisierung des Nahen Ostens. Nach einem Treffen mit Richard Nixon im Juni 1973 sagte Leonid Breschnew, Israel solle sich auf die Grenzen vor dem Sechstagekrieg zurückzuziehen, ansonsten könne die Sowjetunion eine Eskalation nicht verhindern. Dies wurde als Indikator für den verloren gegangenen sowjetischen Einfluss auf Sadat interpretiert.
In einem in Newsweek veröffentlichtem Interview vom 9. April 1973 drohte Sadat erneut mit Krieg. Im Laufe des Jahres 1973 führte die ägyptische Armee verschiedene Übungen durch, die Israel jedes Mal auf die höchste Alarmstufe brachten, es gleichzeitig aber davon überzeugte, jeden Angriff mit den israelischen Luftstreitkräften zurückschlagen zu können.
Beinahe genau ein Jahr vor dem Krieg, am 24. Oktober 1972 meinte Sadat bei einem Treffen des höchsten Militärrates, er wolle selbst bei sowjetischer Unterstützung nicht in den Krieg ziehen. Die Planungen hierfür wurden selbst höchsten Befehlsebenen nicht früher als eine Woche vor Kriegsbeginn bekannt gemacht. Untere Ränge wussten noch wenige Stunden vor dem Angriff nichts. Der konzertierte Angriffsplan wurde schließlich Operation Badr genannt (arabisch für Vollmond).
Kriegsausbruch
Am 6. Oktober 1973, dem jüdischen Versöhnungsfest Jom Kippur, eröffneten Syrien und Ägypten einen neuen Krieg (4. Israelisch-arabischer Krieg, Oktoberkrieg). Nach Jüdischem Kalender war es der 10. Tischri 5734.
Kriegsgeschehen
Am 6. Oktober 1973 eröffnete die ägyptische Artillerie aus 1.650 Geschützen das Feuer an der Suez-Front zur Vorbereitung einer Kanalüberquerung. Über 50 Hubschrauber vom Typ Mi-8 brachten ägyptische Soldaten zum Ostufer am Südende des Suezkanals, während Pioniereinheiten bei Gabasat mit Flammenwerfern und Sprengladungen die Verteidigungsstellungen der Israelis durchbrachen. An fünf Stellen überquerten die Soldaten den Suez-Kanal: bei al-Qantara, al-Firdan, Ismailia, bei den Bitterseen und nördlich von Suez. Amphibische Panzer vom Typ PT-76 überquerten den Kanal, zerstörten israelische Bunkerstellungen und bildeten Brückenköpfe am Ostufer. Es folgte der schnelle Aufbau von Pontonbrücken, so dass die Ägypter Kampfpanzer vom Typ T-54 und T-55 an das Ostufer nachrücken ließen. Die ägyptische Luftwaffe griff mit 220 Flugzeugen die Flughäfen al-Mulaiz Bir Thanada und as-Sur an. Weitere Luftangriffe richteten sich gegen Hawk-Stützpunkte, Artilleriestellungen im Hinterland, Radarstellungen und Kommunikationszentren. Mit Frog-Raketen erfolgte der Angriff auf die israelischen Stützpunkte von Bir Gifgafa und Tasa. Danach erfolgte ein Angriff der ägyptischen Luftwaffe auf Umm Kuschaiba sowie auf Kommunikationszentren zwischen al-Qantara und Abu Aghaila. Weiter östlich gelegene Ziele wurden mit Kelt-Raketen angegriffen, die von Tupolew Tu-16 abgeschossen wurden. Die israelische Luftwaffe mit ihren Mirage- und Phantom-Kampfflugzeugen wurde von den Ägyptern erfolgreich durch die mobilen Flugabwehrraketensysteme SA-2 Guideline, SA-6 Gainful und SA-3 Goa bekämpft und verzeichneten bis zum 5. Kriegstag rund 85 Abschüsse, darunter 50 Phantoms.
Zeitgleich griff die syrische Luftwaffe mit etwa 30 Maschinen im Bereich des Berges Hermon an. Hubschrauber beförderten am 6. Oktober eine Kommandoeinheit des 82. syrischen Fallschirmjägeregiments auf den 2.800 m hohen schneebedeckten Berg, auf dem sich ein Horchposten des israelischen Militärgeheimdienstes Aman mit 41 Militärtechnikern befand, der nur von 13 Infanteristen geschützt wurde. Der Sturm gelang, wobei 18 israelische Soldaten fielen und 31 verwundet wurden. Ein Rückeroberungsversuch Israels am 8. Oktober scheiterte mit Verlusten von 25 Toten und 51 Verwundeten. Erst am 22. Oktober gelang der Golanibrigade die Rückeroberung, wobei 55 Soldaten der Brigade fielen und 79 verletzt wurden.
Der Angriff überraschte die unvorbereiteten Israelis und brachte den Angreifern zunächst militärische Anfangserfolge. Aus israelischer Sicht wirkte sich der Überraschungsangriff auf die Einberufung, anders als die arabischen Strategen gedacht hatten, nicht negativ aus. Im Gegenteil verlief die Einberufung der Reservisten außergewöhnlich schnell, und das trotz der anfänglichen Überraschung und einiger Verwirrung in den Mobilmachungsdepots. Während des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur ruhte das öffentliche Leben fast vollständig, wodurch kein Straßenverkehr die Militärtransporte behinderte und die Reservisten in ihren Häusern und Synagogen schnell ausfindig gemacht werden konnten. Weniger als 24 Stunden nach Beginn der Kampfhandlungen erreichten die ersten Teile zweier Reservedivisionen unter Awraham Adan und Ariel Scharon die Orte Baluza und Tasa, jeweils 250 Kilometer von ihren Heimatbasen entfernt.
Die Syrer drangen mit über 1400 Panzern in die Golanhöhen ein, die Ägypter durchbrachen die israelischen Verteidigungsstellungen und überquerten den Sueskanal. Mit Ausnahme eines kleinen Gebietes um Port Said an der Mittelmeerküste gelang den Ägyptern die Einnahme der Bar-Lev-Linie und die Besetzung eines Streifens parallel zum Sueskanal.
Den Israelis gelang es jedoch relativ bald, die Angreifer zurückzuschlagen. Im Norden führte die Gegenoffensive zu einer Niederlage für die syrische Armee, die in wenigen Tagen – bis zum 10. Oktober – bereits besiegt war und 870 Panzer sowie tausende Fahrzeuge und Geschütze zurücklassen musste. Die Syrer wurden bis 32 Kilometer vor Damaskus zurückgedrängt, die syrische Hauptstadt massiv bombardiert, was viele zivile Opfer forderte. Ein Durchbruch durch die syrische Front gelang den israelischen Truppen jedoch nicht.
Auf der Sinai-Halbinsel drängten israelische Truppen die Ägypter ebenfalls zurück und überquerten am 16. Oktober den Sueskanal. Südlich der Bitterseen gelang es den Israelis unter Führung von General Ariel Scharon, die auf dem Ostufer verbliebene 3. Ägyptische Armee einzukesseln. Die israelische Armee stand nun jenseits des Sueskanals, 120 km vor Kairo.
Ergebnis
Am 22. Oktober rief der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in der Resolution 338 auf Druck der USA alle Parteien auf, das Feuer einzustellen. Bei Inkrafttreten des Waffenstillstands am 22. Oktober (Nordfront) bzw. 24. Oktober (Südfront) waren die Syrer besiegt; die eingeschlossene und unversorgte 3. Ägyptische Armee stand vor der Vernichtung. Am 25. Oktober 1973 befürchteten die USA, dass die Sowjetunion Truppenverbände an die Suesfront entsenden und damit die Entspannungspolitik untergraben könnte. In Militärkreisen wurde befürchtet, dass die Sowjetunion mit 12 Antonow-Transportflugzeugen bis zu vier Luftlandedivisionen nach Ägypten beordern würde. Bislang flogen die sowjetischen Transportflugzeuge nur Waffen, darunter auch Panzer vom Typ T-62, sowie weitere SA-6-Gainful-Flugabwehrraketensysteme und Munition nach Ägypten. US-Verteidigungsminister James R. Schlesinger und der Nationale Sicherheitsrat befahlen am 25. Oktober die Alarmstufe 3 (Defcon 3) und damit die Alarmierung zur Einsatzbereitschaft der Atomstreitkräfte. US-Truppen in der Bundesrepublik Deutschland wurden daraufhin ebenfalls in Alarmbereitschaft versetzt und nahmen Position an der Grenze zur DDR und ČSSR ein. US-Präsident Richard Nixon sah die Situation als „die schwerste Krise seit Kuba!“. Nach Unterredung mit der sowjetischen Seite und der Erkenntnis, dass keine sowjetischen Truppen in Ägypten landeten, wurde die Alarmbereitschaft in den USA am darauffolgenden Tag wieder zurückgenommen.
Die Verluste waren auf beiden Seiten hoch. Mehr als 2.500 israelische Soldaten fielen, 7.500 wurden verwundet und 300 gerieten in Gefangenschaft. Die israelische Luftwaffe erlitt große Verluste durch den Einsatz von Flugabwehr-Raketen aus sowjetischer Produktion. Auf arabischer Seite gab es 20.000 Tote zu beklagen.
Der Krieg führte zu einer Traumatisierung der israelischen Öffentlichkeit, die die außenpolitische Bedrohung kaum wahrgenommen hatte, weil die israelische Armee bis dahin als unbesiegbar gegolten hatte. Die Vorwürfe aufgrund der massiven Verluste zwangen die israelische Regierungschefin Golda Meïr im April 1974 zum Rücktritt.
Für Anwar as-Sadat stellte der militärisch verlorene Krieg politisch dagegen einen Erfolg dar. Mit dem Krieg konnte er Israel zeigen, dass die arabische Welt ein militärisch nicht zu unterschätzender Gegner war. 1977 traf er mit Menachem Begin zusammen und schon 1979 unterzeichneten beide in Washington das Friedensabkommen von Camp David.
Durch die Demonstration der Stärke gewannen die arabischen Länder wieder mehr Selbstbewusstsein, was vor allem den Islamismus eindämmte.
Der Jom-Kippur-Krieg war Auslöser der Ölkrise 1973. Die OPEC beschloss, ihre Erdölförderung so lange erheblich einzuschränken, bis die von Israel besetzen Gebiete „befreit“ und die „Rechte des palästinensischen Volkes“ wiederhergestellt seien. Dazu hoben die arabischen Länder den Ölpreis kräftig an. Gegen die USA und die Niederlande wurde ein Lieferboykott verhängt.
Beteiligte Staaten
Neben Israel, Ägypten und Syrien beteiligten sich viele arabische Staaten am Krieg. Dies waren: Irak, Saudi-Arabien, Pakistan, Kuwait, Algerien, Tunesien, Sudan, Marokko, Libanon, Jordanien, indirekt auch Libyen. Israel wurde von den USA mit der Operation Nickel Grass, die arabischen Staaten von der Sowjetunion und Staaten des Warschauer Pakts unterstützt. So lieferte die DDR zwölf Jagdflugzeuge (von rd. 300 der Warschauer Vertragsstaaten), vom Typ MiG-21 an Syrien. Die Maschinen wurden zerlegt nach Aleppo transportiert, vor Ort von NVA–Angehörigen montiert und eingeflogen. Die Übergabe an die syrische Luftwaffe erfolgte Ende Oktober.[2] Kuba endsandte etwa 1500 Soldaten.[3]
Wichtige Personen
- Israelische Kommandeure: Mosche Dajan, David Elazar (isr. Stabschef), Ariel Scharon (General), Schmuel Gonen (Oberbefehlshaber über die Südfront), Benjamin Peled, Israel Tal, Rechaw'am Ze'ewi (Enger Mitarbeiter des Stabschefs – Special Assistant to the Chief of Staff), Aharon Jariw, Jitzchak Chofi (Oberbefehlshaber über die Nordfront), Rafael Eitan, Abraham Adan, Janusch Ben Gal (General)
- Arabische Kommandeure: Anwar as-Sadat (ägyptischer Präsident), Saʿd asch-Schazli (ägyptischer Stabschef), Husni Mubarak (Kommandeur der ägyptischen Luftwaffe), Abd al-Munʿim Wassel (Kommandeur der dritten ägyptischen Armee), Abu Zikri (ägyptischer Kommandeur der Marine), Mustafa Tlass (syrischer Verteidigungsminister), General Schakkur, Nadschi Dschamil, Hafiz al-Assad (syrischer Präsident), Ahmad Ismail Ali, Muhammad Ali Fahmi, Abd al-Ghani al-Gammasi, Abd al-Munʿim Chalil
Einzelnachweise
- ↑ Zustimmung aus Israel für Hussein-Plan
- ↑ Meining, Stefan (6. Oktober 2008). Geheimoperation Aleppo: Erich Honeckers Krieg gegen Israel. report München. Abgerufen am 7. Oktober 2008.
- ↑ Louis Perez: Cuba - Between Reform and Revolution, S. 377–379
Siehe auch
- Nahostkonflikt
- Israelisch-palästinensischer Konflikt (Chronologie)
- Sechstagekrieg
- Israelisch-Arabische Kriege
Literatur
- Konzelmann, Gerhard: "Die Schlacht um Israel" Der Krieg der Heiligen Tage, Verlag Kurt Desch, München, 1974
- Michael Wiener: Alpinistim Gebirgs- und Winterkampf in der israelischen Armee in Barett 2/2001 S. 45-47 (Neben der Schlacht um den schneebedeckten Gipfel des Bergs Hermon (2.200 m) im Jom-Kippur-Krieg und der Gebirgseinheit der israelischen Armee stellt der Autor ergänzend auch den Aman vor, der auf dem Hermon eine Horchstation für elektronische Kampfführung betrieb.)
Film
Der Jom-Kippur-Krieg ist Teil der Handlung des Films "Der Anschlag (2002)".
Weblinks
- haGalil.com: Der Jom-Kippur-Krieg
- Tagesschau.de: Der Jom-Kippur-Krieg
- Jewish virtual library: Jom-Kippur-Krieg
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