Orgelgeschütz

Orgelgeschütz

Mit einem Salvengeschütz (auch Salvengewehr bzw. Salvenpistole, je nach Größe der Waffe) wird eine Schusswaffe bezeichnet, bei der viele Gewehrläufe zu einem Rohrbündel zusammengefasst werden. In Assoziation mit einer Orgel werden solchen Waffen auch als Orgelgeschütz oder Orgelkanone bezeichnet. Die Gewehrläufe werden manuell geladen und entweder simultan oder nacheinander abgefeuert. Im englischen Sprachraum werden die Waffen als Volley Gun bezeichnet.

Praktisch waren die größeren Exemplare ähnlich wie die Kartäschen-Munition der Artillerie einzusetzen. Salvengeschütze wurden meist auf einer Lafette analog einer normalen Kanone montiert, womit ihre Beweglichkeit und Zielgenauigkeit ebenso schwerfällig war wie die der Kanonen. Die vielen Rohre benötigten im Vergleich zu Kanonen eine verhältnismäßig lange Zeit zum Nachladen. Des Weiteren waren Salvengeschütze bedingt durch ihre Komplexität teurer als Kanonen, da jedes Rohr eine eigene Zündvorrichtung hatte und jedes Rohr einzeln gewartet und gesäubert werden musste.

Inhaltsverzeichnis

Salvengeschütze des 15. Jahrhunderts

Salvengeschütz aus dem 17. Jahrhundert

Die Ribauldequin war eine mittelalterliche Variante eines Salvengeschützes. Die Rohre waren parallel angeordnet. Die ersten Versionen dieser Schusswaffe wurden während des Hundertjährigen Krieges (1337–1360) von der Armee des Königs Eduard III. von England 1339 eingesetzt. Später übernahm die schweizerische Armee die Waffen.

Salvengeschütze des 19. Jahrhunderts

Zwei bemerkenswerte Salvengeschütze in Artilleriegröße wurden im 19. Jahrhundert entwickelt, obgleich keine erfolgreich eingesetzt wurde. General Origen Vandenburgh der New Yorker Miliz entwickelte 1860 eine solche Schusswaffe mit 85 parallelen Gewehrläufen im Kaliber .50, angeordnet in Bienenwaben-Form. Nachdem es ihm nicht gelang, die Waffe an England zu verkaufen, soll er sie den amerikanischen Südstaaten angeboten haben. Es gibt jedoch keine Aufzeichnungen über eine Verwendung dieser Waffe im Einsatz, obgleich eine im Fort Fisher in North Carolina gefunden wurde. Ebenfalls um 1860 wurde in Frankreich die Mitrailleuse entwickelt. Sie konnte ihre Gewehrsalven entweder alle gleichzeitig oder in kurzer Folge abfeuern und wurde im Deutsch-Französischem Krieg (1870–1871) aufgrund taktischer Fehlentscheidungen nur mit wenig Erfolg eingesetzt.

Ein paar Handfeuer-Salvengewehre bzw. Salvenpistolen wurden ebenfalls im 18. und 19. Jahrhundert entwickelt. Eine hervorstechende Variante war das "Enten-Fuß"-Salvengewehr, eine Pistole mit Läufen im Kaliber .45 angeordnet in gespreizter Form, so dass die Waffe Streufeuer mit einer Salve abfeuern konnte. Der Grundgedanke dahinter war, dass sich damit eine Person gegen eine Gruppe von Gegnern verteidigen konnte. Die Waffe war demzufolge bei Bank-Wachleuten, Gefängniswärtern und See-Kapitänen im 18. und 19. Jahrhundert beliebt. Die britische Royal Navy nutze ein Salvengeschütz vom Büchsenmacher 'Henry Nock' in der Zeit der Napoleonischen Kriege. Die Waffe hatte sieben Läufe und feuerte sieben .50-Kaliber-Pistolenkugeln auf einmal ab, um feindliche Truppen abzuwehren oder um ein feindliches Deck für die eigenen Truppen zu räumen. Der Schütze eines solchen Nock-Gewehres riskierte nicht selten eine gebrochene Schulter beim Abfeuern der Waffe aufgrund der enormen Rückstoßkraft. Bekannt wurde die Waffe durch die "Sharpe-Romane" von Bernard Cornwell, in denen der Freund der Romanfigur "Richard Sharpe" Pat Harper ein Nock-Salvengewehr führte. Neben dem sehr großen Rückstoß der Waffe dauerte zusätzlich das Nachladen der Waffe selbst durch erfahrene Soldaten bald zwei Minuten.

Moderne Versionen

In der Neuzeit wurden mehrere durch explodierende Pulvergase oder anderweitig angetriebene Schusswaffen entwickelt, welche Ähnlichkeiten mit den Salvengeschützen des 18. Jahrhunderts haben, insbesondere durch Verwendung mehrerer Rohre, die gleichzeitig oder in Salven abgefeuert werden können. Derzeit ist jedoch keine im Einsatz. Das australische Unternehmen Metal Storm ist in der Entwicklung solcher Waffen derzeit führend mit dem Bau einer Waffe mit 36 Rohren, in denen mehrere Projektile in einem Lauf hintereinander angeordnet und mit einer theoretischen Kadenz von einer Million Schuss pro Minute verschossen werden. Diverse Arten dieses Waffentyps wurden entwickelt, unter anderem als Bordwaffe eines Flugzeuges, die nach unten feuert, als handgeführtes Artilleriesystem sowie als Flugabwehrsystem z. B. für Schiffe (UP Raketenwerfer der Royal Navy Ende der 1940er). Die spanische Marine nutzt ebenfalls eine Art des Salvengeschützes für die Flugabwehr ihrer Schiffe, die Meroka Flak, bei der 12 20-mm-Maschinenkanonen zu einem Geschütz vereint sind, angeordnet in 2 x 6 Kanonen. Das System hat eine extrem hohe Feuerrate bei einem kurzen Feuerstoß. Daher wird die Waffe vornehmlich für die Raketenabwehr sowie als FlaK eingesetzt.

In den Medien

  • Der Shagohod, ein nuklearangetriebener Panzer im Videospiel Metal Gear Solid 3: Snake Eater ist mit einem Salvengeschütz ausgerüstet
  • Im Lone Wolf and Cub Manga Ogami Itto wird ein Salvengeschütz gezeigt
  • Im Alamo Film von 1960 führt Jim Bowie (gespielt von Richard Widmark) eine siebenläufiges Salvengeschütz im Kampf gegen Santa Ana's Armee
  • In den "Sharpe Romanen" von Bernard Cornwell, in denen der Freund der Romanfigur "Richard Sharpe" Pat Harper ein Nock-Salvengewehr führt, da er die entsprechende Größe hat. [1]
  • Im Film Django von 1966 trägt die Hauptfigur Django (gespielt von Franco Nero) einen Sarg mit einer Mitrailleuse
  • In der Alternativweltgeschichte 1634: The Baltische Krieg werden Salvengeschütze als effektive mobile leichte Artillerie als Ersatz zu Maschinengewehren benutzt.
  • Im Warhammer-Universum werden Salvengeschütze auf Seiten des Imperiums eingesetzt
  • Im dritten Teil der Age of Empires-Reihe stehen den Portugiesen Orgelkanonen zur Verfügung
  • In der "Special Forces Edition" von Empire: Total War steht dem Osmanischen Reich die Orgelkanone als Elite-Einheit zur Verfügung.

Beispiele


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