Orthopädischer Strumpf

Orthopädischer Strumpf
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Kompressionsstrümpfe. Faltenbildung wie hier am linken Bein (im Bild: rechts) sollte vermieden werden

Kompressionsstrümpfe (auch Stützstrümpfe, orthopädische Strümpfe oder ugs. Gummistrümpfe) sind als wesentlicher Bestandteil der Kompressionstherapie ein medizinisches Hilfsmittel, welches bei Bedarf vom Arzt verordnet wird. Man behandelt damit Krampfadern (Varizen), Beinvenenthrombosen und deren Folge, das Postthrombotische Syndrom, sowie auch das Lymphödem und "offene Beine" (Ulcus cruris). 90 Prozent der erwachsenen Durchschnittsbevölkerung in Deutschland haben Veränderungen an den Beinvenen. Doch nur 23 Prozent davon sind in ärztlicher Behandlung (Bonner Venenstudie, 2003). Etwa die Hälfte der verordneten Kompressionsstrümpfe werden nicht oder nicht regelmäßig getragen. Dadurch entsteht ein sozialmedizinischer Schaden von etwa 100 Mio. Euro jährlich, abgesehen von den fatalen klinischen Folgen, die von einer CVI (Chronisch venöse Insuffizienz) über ein Ulcus Cruris Venosum bis hin zur Thrombose oder Embolie führen können.

Inhaltsverzeichnis

Wirkprinzip

Kompressionsstrümpfe erzeugen von außen Druck auf das Gewebe des umschlossenen Beines, um dessen geschädigtes Venen- oder Lymphsystem zu entlasten. Ein Kompressionsstrumpf ist so gefertigt, dass der ausgeübte Druck von oben nach unten analog zum Gewebedruck in Richtung der Schwerkraft zunimmt. Der ausgeübte Druck des Strumpfes ist je nach Krankheitsgrad des Patienten angepasst und wird in die Kompressionsklassen ("CCL" , "Ccl" oder "KKL") I–IV eingeteilt. Die Kompressionsklasse I ist die leichteste Kompressionsklasse.

Nur der Zustand der Entstauung einer Extremität kann erhalten bleiben (Erhaltungstherapie). Aktiv entstauen kann ein Kompressionsstrumpf nicht. Kompressionsstrümpfe und Kompressionsverbände dienen als Widerlager für die Muskelbewegung, etwa so wie eine Muskelfaszie. Somit können sie nur dann Wirkung in der Erhaltungstherapie haben, wenn der Träger des Kompressionsstrumpfs sich ausreichend bewegen kann. Bei immobilen Menschen wirken Kompressionsstrümpfe nur eingeschränkt. Um die arterielle Durchblutung nicht zu unterbinden, sollte vor der Verordnung der Knöcheldruckindex (KDI) mit einem Taschen-Doppler bestimmt werden. Der KDI sollte über 0,8 liegen. Bei Patienten mit pAVK (periphere arterielle Verschlusskrankheit) und Polyneuropathie sollte eine Kompressionstherapie nur unter ärztlicher Kontrolle und Verantwortung durchgeführt werden.

Prophylaktische Anwendungen

In schwächerer Ausführung (KKL < I) sind Kompressionsstrümpfe auch als prophylaktisches Mittel gegen "Reisethrombose" oder als Unterstützung für Angehörige dauernd stehender Berufe (z. B. Verkäufer/in) in Verwendung. So senken Kompressionsstrümpfe das Risiko für eine Thrombose auf Langstreckenflügen, auch "Economy-Class-Syndrom" genannt, um rund 90 Prozent. Auslöser der "Reisethrombose" sind neben der eingeengten Sitzposition und der dadurch verursachten mangelhaften Durchblutung der Beine auch die sehr trockene Luft im Flugzeug, verbunden mit häufig zu geringer Flüssigkeitsaufnahme. Dies betrifft Passagiere, bei denen weitere innere Risikofaktoren vorliegen (siehe dazu Thrombose). Kompressionsstrümpfe werden auch im Sport (z. B. Nordic Walking, Marathon) eingesetzt.

Regelmäßig werden Kompressionsstrümpfe nach Operationen oder auch für Träger von Gipsverbänden o. ä. verordnet. Medizinische Kompressionsstrümpfe haben einen gezielten Druckverlauf, der zum Herzen abnimmt. Stützstrümpfe haben in der Regel keinen kontrollierten Druckverlauf und sind für Menschen mit Venenerkrankungen nicht geeignet, da sie nicht verordnungsfähig sind.

Fertigung

Ein Kompressionsstrumpf besteht aus Zweizugmaterial (Längs-und Querdehnung). Die Fadenqualität ist heute nur noch selten eine Naturfaser (Baumwolle), gemischt mit einer elastischen Chemiefaser (früher Gummi). Die aktuell meist verwendeten Vollsynthetikfasern sind wesentlich haltbarer. Um nahtlos zu sein, wird ein Kompressionsstrumpf im Rundstrickverfahren gestrickt. Verfügt der zukünftige Träger des Strumpfs über ungewöhnliche Körperproportionen, kann eine Maßfertigung sinnvoll sein. Eine zweite Variante sind flachgestrickte Strümpfe. Dabei werden die Strümpfe nicht im Rundstrickverfahren hergestellt, sondern mit einer Naht wie eine Röhre zusammengenäht. Die Optik leidet zwar unter diesem Verfahren, allerdings können so die Konturen der Beine wesentlich besser bekleidet werden. Flachgestrickte Strümpfe werden in der Regel bei starken Venenleiden oder Ödemen eingesetzt und haben die Kompressionsklassen II, III oder sogar IV.

Ausführungen

Befestigung mit Strumpfhalter

Kompressionsstrümpfe sind in Knie (AD)-, Halbschenkel (AF)-, Oberschenkel-Länge (AG) und ebenso als Strumpfhose, ggf. auch als Umstandsstrumpfhose für beide Geschlechter im medizinischen Fachhandel (Sanitätshäusern, Orthopädie Schuhtechniken und Apotheken) erhältlich. Wahlweise sind sie mit Zehenöffnung (offene Spitze) oder ohne Zehenöffnung (geschlossene Spitze) erhältlich. Bei den AF und AG Kompressionsstrümpfen ist Oberrand des Strumpfes mit einem Silikon-besetzten Halteband Haftrand)ausgestattet. Alternativ zu diesem Haftrand kann man auch Strumpfhalter verwenden. Kompressionsstrümpfe gibt es in vielen Standard- und Trendfarben und sind mit ihrer Transparenz heute kaum noch von Nylonstrümpfen zu unterscheiden. Getragen wird ein Kompressionsstrumpf gewöhnlich nur am Tage, solange der Körper sich in aufrechter Haltung befindet. An- und Ausziehhilfen sind ebenfalls im Fachhandel erhältlich und vom Arzt verordnungsfähig.

Es gibt auch Kompressionsstrümpfe für Hände und Arme, da auch die oberen Gliedmaßen von Krankheiten (z. B. Lymphödeme nach Operationen oder Chemotherapie) betroffen sein können, welche eine Kompression erfordern.

Praktische Handhabung

Hospitalbutler mit aufgezogenem Kompressionsstrumpf

Das Anziehen der engen Kompressionsstrümpfe ist weitaus schwieriger als das von normalen Strümpfen. Mit Gummihandschuhen, ersatzweise auch die eigenen Socken, an den Händen vermeidet man die Beschädigung der Strümpfe durch die Fingernägel, rauhe Fingerkuppen oder Ringe und hat einen weitaus besseren Griff. Die Füße sollten gewaschen, gut getrocknet und am besten etwas eingepudert sein. Nach dem Aufstehen sind die Beine weniger geschwollen, daher geht das Anlegen dann leichter. Muss der Strumpf zusätzlich über einen Verband gezogen werden, erleichtert das vorherige Anziehen eines feinen Strumpfes das Darüberziehen erheblich. Bei Modellen mit offenen Zehen gibt es Gleitsocken, über die der Kompressionsstrumpf leichter gezogen werden kann, die Gleitsocke wird anschließend über die Zehen wieder ausgezogen. Man muss immer darauf achten, dass die Ferse gut sitzt.

Handelsübliche sogenannte "Hospitalbutler" können das Anlegen von Kompressionsstrümpfen erleichtern.

Gummihandschuhe an den Händen erleichtern das Ausziehen der engen Kompressionsstrümpfe. Die Kompressionsstrümpfe werden am oberen Rand von außen und innen angefasst und nach unten gezogen, so dass sich die Innenseite nach außen kehrt, bis die Kehrung an der Ferse angekommen ist. Dann fasst man links und rechts der Achillessehne nach und zieht den Kompressionsstrumpf komplett aus.

Weblinks

Gesundheitshinweis
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