Oskar A. H. Schmitz

Oskar A. H. Schmitz

Oscar Adolf Hermann Schmitz (auch: Oscar A. H. Schmitz; * 16. April 1873 in Homburg, Hessen; † 18. Dezember 1931 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Autor, Philosoph und Mitglied der Münchner Bohème. Er ist Verfasser des Romans "Bürgerliche Bohème" und des Erzählwerks "Haschisch".

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schmitz wurde 1873 im hessischen Homburg geboren. In Schüler- und Studentenjahren war er ein Anhänger des umstrittenen Schriftstellers Stefan George (1868–1933). George versuchte seinerzeit eine lyrische Erneuerung in Deutschland herbeizuführen und gründete hierzu die „Blätter für die Kunst“ und scharte einen Schülerkreis um sich. Schmitz lernte George später in Paris auch persönlich kennen. In München begegnete er der Schriftstellerin Gräfin Fanny zu Reventlow (1871–1918), berühmt als die „Schwabinger Gräfin“, sowie dem Kosmiker Ludwig Klages (1872–1956). Schmitz wurde ein enthusiastischer Teilnehmer des Treibens der Schwabinger Bohème.

Mit seinem Schwager Alfred Kubin (1877–1959), dem bekannten österreichischen Grafiker und Illustratoren, ging er in ganz Europa, Nordafrika und Russland auf Reisen. Längere Zwischenstationen waren München, Salzburg, Rom, Paris und Berlin.

In späteren Jahren befasste er sich intensiv mit Themen aus Politik und Gesellschaft, insbesondere mit dem Werk von C. G. Jung (1875–1961).

Mit seinem 1902 erschienen Erzählwerk „Haschisch“ über zeitlose Themen wie Erotik, Satanismus, Sadismus, Religion, Tod und Rausch trug Schmitz wesentlich zur Entwicklung der phantastischen Literatur bei. Das Buch hatte beachtlichen Erfolg und ist das meistgelesene Prosawerk von Oscar A. H. Schmitz.

Sein größten Erfolg erzielte er 1912 mit seinem autobiographisch inspirierten Roman „Bürgerliche Bohème“, der zunächst unter dem Titel „Wenn wir Frauen erwachen…“ und später dann mit dem Haupttitel „Bürgerliche Bohème“ und dem Untertitel „Ein Sittenroman aus dem neuen Deutschland“ veröffentlicht wurde. Auch dieses Buch, ein satirisches Sittenbild der Münchner Oberschicht zur Zeit der Jahrhundertwende (19. und 20. Jahrhundert), hatte einen großen Erfolg.

Als Mitglied der Münchner Bohéme gehörte Schmitz zu den guten Freunden von Wilhelm von Debschitz (Görlitz 21. Februar 1871 – Lüneburg 10. März 1948), seiner Frau Wanda von Debschitz-Kunowski (Hammer bei Czarnikau 8. Januar 1989 – Berlin 23. April 1935), Fotografin, und den Kindern, Wanda Ziegert von Debschitz (München 1. November 1899 – Lausanne 12. Juli 1986), Wolf-Dietrich von Debschitz (München 16. Januar 1901 – Cham, Oberpfalz 21. September 1972) und Irene von Debschitz (München 5. Januar 1903 – New York 12. März 1990). Wilhelm von Debschitz war Mitbegründer der sogenannten and berühmten Debschitz-Schule die von 1902 bis 1914 in München, Schwabing unter seiner Führung existierte. 1913 wurde diese Schule als das größte Institut seiner Zeit anerkannt. Die Kinder nannten Schmitz den „Töpfchen Onkel“ weil er immer mit einem Kasten voll von kleinen Töpfen aus dem Viktualien Markt in ihr Haus kam. Fahrten ins Blaue berichtet über drei Reisen in Albanien, der Türkei und Konstantinopel. In Ergo Sum: Jahr des Reisens dokumentiert Schmitz, dass er diese Reisen mit von Debschitz gemacht hat. Schmitz hat auch von Debschitz als Hans von Luckow, Leiter einer Kunstschule in Bürgerliche Bohéme beschrieben. Wanda von Debschitz-Kunowski machte das Foto vom 27-jährigen Schmitz das vor sechs Monaten noch auf dieser Website war wahrscheinlich im Jahr 1904.

Andere Bücher von Schmitz wie „Die Weltanschauung der Halbgebildeten“ (1914), „Brevier für Weltleute: Essays über Gesellschaft, Mode, Frauen, Reisen, Lebenskunst, Kunst, Philosophie“ (1918), „Brevier für Einsame: Fingerzeige zu neuem Leben“ (1923), „Brevier für Unpolitische: Wegweiser zum öffentlichen Leben“ (1923) sowie die „Tragikomödie der Geschlechter“ oder „Die Entfremdung zwischen Mann und Weib“ (1931) haben zumindest dem Titel nach nichts an Aktualität eingebüßt.

1931 starb Schmitz und hinterließ zahlreiche kulturpolitische Schriften, Essays, Theaterstücke und Romane. Selbst Thomas Mann hielt Schmitz für einen „hervorragenden gescheiten Schriftsteller“.

Schriften

  • Haschisch (1902) – ab der vierten Auflage (1913) zusammen mit Alfred Kubin
  • Don Juanito (Komödie in vier Aufzügen) (1908)
  • Brevier für Weltleute: Essays über Gesellschaft, Mode, Frauen, Reisen, Lebenskunst, Kunst,

Philosophie (1911)

  • Wenn wir Frauen erwachen…: Ein Sittenroman aus dem neuen Deutschland (Bürgerliche Bohème) (1912)
  • Don Juan, Casanova und andere erotische Charaktere: Ein Versuch (1913)
  • Der Untergang einer Kindheit (1913)
  • Der hysterische Mann (Lustspiel in drei Aufzügen, 1914)
  • Don Juan und die Kurtisane (fünf Einakter, 1914)
  • Die Kunst der Politik (1914)
  • Das Land ohne Musik: Englische Gesellschaftsprobleme (1914)
  • Was uns Frankreich war (Das Land der Wirklichkeit) (1914)
  • Die Weltanschauung der Halbgebildeten (1914)
  • Das wirkliche Deutschland: Die Wiedergeburt durch den Krieg (1915)
  • Herr von Pepinster und sein Popanz: Geschichten vom Doppelleben (1915, mit Alfred Kubin)
  • Englands politisches Vermächtnis an Deutschland (durch Benjamin Disraeli, Lord Beaconsfield) (1916)
  • Ein deutscher Don Juan (Komödie in drei Aufzügen, 1917)
  • Der Vertriebene: Ein Entwicklungsroman (1917)
  • Menschheitsdämmerung: Märchenhafte Geschichte (1918)
  • Das rätselhafte Deutschland (1920)
  • Scheinwerfer über Europa, Rußland, Skandinavien, Südosteuropa, Italien, Frankreich (1920)
  • Das Dionysische Geheimnis: Erlebnisse und Erkenntnisse eines Fahnenflüchtigen (1921)
  • Der Geist der Astrologie (1922)
  • Psychoanalyse und Yoga (1923)
  • Brevier für Einsame: Fingerzeige zu neuem Leben (1923)
  • Brevier für Unpolitische: Wegweiser zum öffentlichen Leben (1923)
  • Der österreichische Mensch: Zum Anschauungsunterricht für Europäer, insbes. für Reichsdeutsche (1924)
  • Fahrten ins Blaue: Ein Mittelmeerbuch (1925)
  • Die Geister des Hauses: Jugenderinnerungen (1926)
  • Dämon Welt: Jahre der Entwicklung (1926)
  • Ergo sum: Jahre des Reifens, 1927
  • Geschichten im Zwielicht (1927)
  • Essays über Menschen, Länder und Völker (1928)
  • Melusine: Der Roman eines Staatsmannes (1928)
  • Psychologie der Geschlechtscharaktere (1929)
  • Tragikomödie der Geschlechter oder Die Entfremdung zwischen Mann und Weib (1931)
  • Wege zur Reife: Das Ende der Jugendkonjunktur (1931)
  • Märchen aus dem Unbewussten (1932, mit Alfred Kubin)

Sekundärliteratur

  • Wilhelm Moufang (Hrsg.), Oscar A. H. Schmitz: Der Geist der Astrologie, Lebensweiser-Verlag, 1953, ISBN B0000BNEZ1
  • Hermann Keyserling (Hrsg.), Oscar A. H. Schmitz: Sinnsuche oder Psychoanalyse, Ges. Hessische Literaturfreunde, 1970, ISBN B0000BRZ9S
  • Monika Dimpfl (Hrsg.), Carl-Ludwig Reichert (Hrsg.): Oscar A. H. Schmitz: Bürgerliche Bohème, Neuauflage Weidle Verlag Bonn, 2001, ISBN 3931135330
  • Wilhelm W. Hemecker (Hrsg.): Oscar A. H. Schmitz: Haschisch, Erzählungen Band 1, Neuauflage Bibliothek Gutenberg, Steirische Verlagsgesellschaft, 2002, ISBN 390032347X
  • Wolfgang Martynkewicz (Hrsg.): Oscar A. H. Schmitz: Das wilde Leben der Boheme. Tagebücher 1896–1906, Aufbauverlag, 2006, ISBN 3351030975
  • Wolfgang Martynkewicz (Hrsg.): Oscar A. H. Schmitz: Ein Dandy auf Reisen. Tagebücher, Band 2: 1907–1912, Aufbauverlag, 2007, ISBN 3351030983
  • Wolfgang Martynkewicz (Hrsg.): Oscar A. H. Schmitz: Durch das Land der Dämonen, Aufbauverlag, 2007, ISBN 3351030991

Weblinks


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