Ostarmanoth

Ostarmanoth

Der Julianische Kalender wurde von Julius Caesar eingeführt und war in manchen Teilen der Welt noch weit bis ins 20. Jahrhundert gültig, im kirchlichen Bereich teilweise noch bis heute. Er wird heute in der Wissenschaft rückwirkend auch für die Jahre vor dem Wirken Caesars verwendet. Er wurde seit dem 16. Jahrhundert sukzessive durch den Gregorianischen Kalender abgelöst. Der „Julianische Kalender“ darf nicht mit dem „Julianischen Datum“ verwechselt werden.

Inhaltsverzeichnis

Prinzipien

Der alte Römische Kalender war ursprünglich ein von den Griechen übernommener Mondkalender. Dieser wurde je nach Bedarf in unregelmäßigen Abständen an das Sonnenjahr angepasst. Dies führte zu so großen Schwierigkeiten, dass Julius Caesar einen neuen Kalender von dem ägyptischen Astronomen Sosigenes ausarbeiten ließ. Den Anstoß dazu lieferte der Sonnenkalender, den Caesar 48 v. Chr. in Ägypten wahrscheinlich durch Acoreus näher kennengelernt hatte. Dieser neue – später ihm zu Ehren „julianisch“ genannte – Kalender trat im Jahre 45 v. Chr. in Kraft. Er bestand aus 12 Monaten mit je 30 oder 31 Tagen (wie heute noch üblich), die die Bezeichnungen aus dem Römischen Kalender zunächst behielten.

Einzig das verworrene Jahr 46 v. Chr. wurde auf 15 Monate (445 Tage) verlängert, um den neuen Kalender mit dem Sonnenstand in Übereinstimmung zu bringen. Im alten Römischen Kalender wurde in den Schaltjahren der Februar auf 23 Tage verkürzt und ein Schaltmonat eingefügt. Diesen Zeitpunkt der Schaltung behielt Caesar bei, so dass jedes vierte Jahr (Schaltjahr) der 24. Februar (ante diem sextum calendas martias d. h. sechster Tag vor den Kalenden des März) verdoppelt wurde, das heißt, es wurde ein neuer 24. Tag (ante diem bis sextum calendas martias d. h. zweiter sechster Tag vor den Kalenden des März) eingefügt.

Der bisherige 24. wurde zum 25. Februar (ante diem sextum calendas martias übersetzt: sechster Tag vor den Kalenden des März). Doch die Regel wurde nach Cäsars Tod von den Pontifices falsch angewandt. Die Priester verfügten bereits alle drei Jahre ein Schaltjahr.

Das erste Schaltjahr war 45 v. Chr., danach alle drei Jahre bis 9 v. Chr. Die dadurch zu viel gezählten Schaltjahre wurden durch Kaiser Augustus korrigiert, indem erst wieder 8 n. Chr. ein Schaltjahr eingefügt und zum Vierjahreszyklus übergegangen wurde (Augusteische Korrektur).

Monat Länge vor
46 v. Chr.
Länge nach
45 v. Chr.
Ianuarius 29 31
Februarius 28
(23 / 24)
28
(29)
Martius 31 31
Aprilis 29 30
Maius 31 31
Iunius 29 30
Quintilis
(Iulius)
31 31
Sextilis
(Augustus)
29 31
(30)
September 29 30
(31)
October 31 31
(30)
November 29 30
(31)
December 29 31
(30)
Intercalaris (27) (abgeschafft)

Die Zahlen in Klammern nach 45 v. Chr. stellen die Situation vor dem Eingriff Augustus' dar.

Änderungen von Monatsnamen

Im Jahre 44 v. Chr. wurde der Quintilis (ursprünglich „fünfter Monat“, seit 153 v. Chr. der siebente) Julius Caesar zu Ehren in Julius umbenannt (Lex Antonia de mense Quintili übersetzt: über den Monat Quintilis). Später wurde der Sextilis (ursprünglich „sechster Monat“, seit 153 v. Chr. der achte) zu Ehren Kaiser Augustus’ nach diesem benannt und von 30 auf 31 Tage verlängert, der Februar von 29 auf 28 Tage verkürzt.

Ob der August verlängert wurde, um keine „Benachteiligung“ des Augustus gegenüber Julius entstehen zu lassen, ist umstritten. Eine andere Theorie – die auch als die wahrscheinlichere angesehen wird – besagt, dass bei den Römern die Monate mit 31 Tagen als Glücksmonate, und die Monate mit 30 Tagen als Unglücksmonate galten. Da Augustus aber nicht wollte, dass der nach ihm benannte Monat ein Unglücksmonat ist, entnahm er dem Februar seinen 29. Tag.

Da es nun drei Monate mit 31 Tagen hintereinander gegeben hätte, vertauschte er die Tage von September mit Oktober und von November mit Dezember. Aber auch andere Monate wurden nach römischen Herrschern benannt, aber anscheinend überlebte keine dieser Änderungen deren Tod. Caligula nannte den September (siebter Monat) Germanicus; Nero nannte den Aprilis (zweiter Monat) Neroneus, den Maius (dritter Monat) Claudius und den Iunius (Juni) Germanicus; Domitian nannte den September Germanicus und den Oktober (achter Monat) Domitianus. September wurde auch in Antoninus und Tacticus umbenannt, November (neunter Monat) bekam auch die Namen Faustina und Romanus. Commodus war in der Hinsicht einzigartig, dass er alle zwölf Monate nach seinen angenommenen Namen benannte (Januar bis Dezember): Amazonius, Invictus, Felix, Pius, Lucius, Aelius, Aurelius, Commodus, Augustus, Herculeus, Romanus und Exsuperatorius. Um einiges beständiger als die Monatsnamen des Römischen Reichs nach Kaiser Augustus waren die von Karl dem Großen eingeführten Namen.

Er benannte alle Monate mit größtenteils landwirtschaftlichen Begriffen des Althochdeutschen. Diese wurden bis ins 15. Jahrhundert und mit einigen Veränderungen auch noch bis ins 18. Jahrhundert und im heutigen Deutsch verwendet.

Januar bis Dezember:

  • Wintarmanoth (Wintermonat) – Januar
  • Hornung – Februar
  • Lentzinmanoth (Lenzmonat) – März
  • Ostarmanoth (Ostermonat) – April
  • Winnemanoth (Weidemonat) – Mai
  • Brachmanoth (Brachmonat) – Juni
  • Hewimanoth (Heumonat) – Juli
  • Aranmanoth (Erntemonat) – August
  • Witumanoth (Holzmonat) – September
  • Windumemanoth (Weinmonat) – Oktober
  • Herbistmanoth (Herbstmonat) – November
  • Heilagmanoth (heiliger Monat) – Dezember

Der Julianische Kalender an sich war im gesamten Römischen Reich anerkannt, die Jahresanfänge jedoch wurden von Region zu Region verschieden gehandhabt. Der Jahresanfang war in Ägypten am 29. August, in Konstantinopel und später auch in Russland am 1. September, im westlichen Mittelmeer meist am 25. Dezember, und in anderen Ländern an noch anderen Tagen. Erst ab dem 13. Jahrhundert setzte sich der 1. Januar im Westen mehr oder weniger allgemein durch, im Osten erst viel später.

Jahreszählung

Auch die Jahreszählung war in den verschiedenen Teilen des Römischen Reiches verschieden; im Westen wurde meist gar nicht durchgezählt, sondern die Jahre wurden nach den beiden jeweils für ein Jahr amtierenden Konsuln benannt. Daneben wurde auch die Zählung „ab Gründung der Stadt (Rom)“ und später die diokletianische Ära benutzt. Im Osten war die Seleukidische Epoche üblich, die 312 v. Chr. als Jahr Eins zählte. Später setzte sich im Westen die bis heute übliche christliche Zeitrechnung durch, im Osten war noch lange die Zeitrechnung „ab der Erschaffung der Welt“ üblich; diese wurde von den Byzantinern auf das Jahr 5500 v. Chr. angesetzt.

Gregorianische Reform

Das Julianische Jahr ist gegenüber dem Sonnenjahr um 11 Minuten und 14 Sekunden zu lang. Dies führte zu einer zunehmenden Abweichung vom Sonnenlauf, die im 14. Jahrhundert schon mehr als sieben Tage betrug. Deshalb führte Papst Gregor XIII. im Jahre 1582 den Gregorianischen Kalender mit einer verbesserten Schaltregel ein. Diese besagt, dass volle Jahrhunderte (wie 1700, 1800, 1900 usw.) nur dann Schaltjahre sind, wenn sie durch 400 teilbar sind (daher war das Jahr 2000 ein Schaltjahr, das Jahr 1900 dagegen nicht). Gregor XIII. bestimmte weiterhin, dass auf Donnerstag, den 4. Oktober 1582 (julianisch) direkt Freitag, der 15. Oktober 1582 (gregorianisch) zu folgen hatte, womit 10 Tage übersprungen wurden (unter Beibehaltung der Wochentagfolge). Da der neue Kalender vom Papst eingeführt wurde, benutzten ihn zunächst nur die römisch-katholischen Staaten. Die meisten protestantischen Staaten behielten den Julianischen Kalender bis ins 18. Jahrhundert bei (was vor allem in konfessionell gemischten Gebieten, wie z. B. in Teilen Deutschlands, zu einem Kalenderchaos führte: „alter Stil“ neben „neuem Stil“), Russland führte den Gregorianischen Kalender sogar erst nach der Oktoberrevolution im 20. Jahrhundert ein. Die genauen Daten sind im Artikel Gregorianischer Kalender genannt. Einige orthodoxe Kirchen (die so genannten Altkalendarier, z. B. die Mazedonische, die Russische, die Georgische, die Serbische ) begehen alle ihre Feste weiterhin nach dem Julianischen Kalender. Ihr Weihnachtsfest (25. Dezember) fällt darum derzeit auf den 7. Januar (gregorianisch). Die Neukalendarier (z. B. die Griechen und Bulgaren) feiern die feststehenden Feste jedoch nach dem Gregorianischen Kalender.

Für den Ostertermin und die anderen beweglichen Feste werden aber in allen orthodoxen Kirchen (außer der finnischen) der Julianische Kalender und die mit ihm gekoppelte alte Osterformel verwendet; sie fallen daher nur gelegentlich mit den entsprechenden Festen der westlichen Kirchen zusammen, meist sind sie entweder eine Woche oder ca. einen Monat später.

Anlass für die Gregorianische Reform war nämlich außer der Abweichung des Julianischen Jahres vom Sonnenjahr auch der mit der alten Osterformel fehlerhaft ermittelte Frühlingsvollmond, von dem der Ostertermin abhängt.

Land Übernahme des
Gregorianischen Kalenders
Neujahrstag
1. Januar
Republik Venedig 1582 1522
Heiliges Römisches Reich 1582 1544
Spanien, Portugal 1582 1556
Frankreich 1582 1564
Südliche Niederlande 1582 1576
Südwestliche Niederlande 1582   (Holland und Zeeland) 1583
Preußen, Dänemark 1700 1559
Nordöstliche Niederlande 1700 1583
Toskana 1750 1721
Schottland 1752 1600
England 1752 1752
Schweden 1753 1559
Lothringen 1760 1579
Russland 1918 1700

Die USA, bis 1776 englische Kolonie und somit nach britischer Gesetzgebung bis 1752 dem julianischen Kalender unterliegend, beschlossen nach ihrer Unabhängigkeit in einem Gesetz proleptisch den gregorianischen Kalender seit 1582 anzuerkennen. Die US-amerikanischen Geschichtswissenschaftler praktizieren dies auch heute. Unabhängig von der gesetzlichen Einführung des gregorianischen Kalenders in den verschiedenen Ländern Europas, werden alle geschichtlichen Daten seit dem 15. Oktober 1582 stets gregorianisch umgerechnet.

Julianisches Jahrhundert

Kalender ab 1.1.1 n. Chr. (Nicht berücksichtigt ist die Korrektur von Augustus bis zum Jahr 8 n. Chr.)

Im Julianischen Kalender dauert der Schaltjahrzyklus vier Jahre. Ein Zeitraum von 100 Jahren im Julianischen Kalender (z. B. vom 12. April 1424 mittags bis zum 12. April 1524 mittags) enthält daher stets eine ganzzahlige Anzahl von Schaltjahrzyklen und damit immer gleich viele Tage, nämlich 36.525. Im Gegensatz dazu kann ein Jahrhundert im Gregorianischen Kalender entweder 36.524 Tage (z. B. vom 12. April 1724 mittags bis zum 12. April 1824 mittags) oder 36.525 Tage (z. B. vom 12. April 1924 mittags bis zum 12. April 2024 mittags) enthalten. Wegen dieser begrifflichen Eindeutigkeit, der Ganzzahligkeit und der praktischen Nähe zur Dauer von 100 tropischen Jahren (36.524,219… Tage) benutzt man das so genannte Julianische Jahrhundert zu 36.525 Tagen als bequeme Zeiteinheit in astronomischen Formeln.

So lässt sich einschlägigen Tabellenwerken beispielsweise entnehmen, dass sich die Lage des Perihels der Erdbahn mit einer Geschwindigkeit von 0,323 Grad pro Julianischem Jahrhundert entlang der Bahn verschiebt. Unter einem Tag ist in diesem Zusammenhang in der Regel der aus 86.400 Sekunden bestehende Ephemeridentag zu verstehen, so dass das Julianische Jahrhundert lediglich einen intuitiv leicht fasslichen Namen für einen Zeitraum von 3.155.760.000 SI-Sekunden darstellt.

Heutige Verwendung des Julianischen Kalenders

Der Julianische Kalender wird von der russischen, georgischen, mazedonischen und serbisch-orthodoxen Kirche, vom Patriarchat von Jerusalem, von Abspaltungen der griechisch-orthodoxen Kirche und von einigen Klöstern auf dem Heiligen Berg Athos sowie von der äthiopischen Kirche und in ganz Äthiopien verwendet. Siehe auch Altkalendarier. Aus diesem Grund finden sich bei Persönlichkeiten in der deutschen Wikipedia auch stellenweise Geburtsdaten sowohl nach dem Julianischen als auch dem Gregorianischen Kalender.

Siehe auch

Weblinks


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