Ostfriesenwitze

Ostfriesenwitze

Der Ostfriesenwitz gehört zur Gruppe der Witze über Bevölkerungsgruppen und trifft die im Nordwesten Deutschlands lebenden Ostfriesen. Die Grundstruktur dieser Witze ist in der Regel ein einfaches Frage-Antwort-Schema, bei dem zumeist eine vermeintliche Dummheit der Ostfriesen herausgestellt wird. Gelegentlich kommt auch der umgekehrte Fall eines Witzes vor, in dem die Ostfriesen die Klügeren sind, wobei für die Gegenseite meist eine Bevölkerungsgruppe aus dem Süden Deutschlands eingesetzt wird.

In Ostfriesland selbst werden diese Witze zumeist gelassen genommen. Begrüßt und anerkannt wird der positive Effekt der größeren Bekanntheit des relativ kleinen Ostfrieslands durch eben jene Witze. Eine moderne Legende ist dagegen, dass die Ostfriesen diese Witze selbst erfunden hätten.

Beispiele

  • Warum haben die Ostfriesen keine U-Boot-Flotte mehr? – Die ist am Tag der offenen Tür untergegangen.
  • Warum gibt es Ebbe und Flut? – Als das Meer die Ostfriesen sah, bekam es einen solchen Schreck, dass es flüchtete. Jetzt kommt es zweimal täglich zurück und schaut nach, ob sie noch da sind.
  • Was machen die Ostfriesen bei Ebbe? – Sie verkaufen Unmengen Land an die Österreicher. (Beispiel für einen Witz zu Gunsten der Ostfriesen)
  • Warum haben die Ostfriesen so abstehende Ohren und eine platte Stirn? – Sie sind etwas schwer von Begriff, meinen jedoch, das Gesagte noch nicht richtig vernommen zu haben und versuchen, mit der Hand hinterm Ohr schärfer zu hören: „Häh?“ Dann dämmert auch ihnen der Sinn, und sie schlagen sich auf die Stirne: „Au jaa!“
  • Warum haben die Ostfriesen einen platten Hinterkopf? – Weil ihnen beim Wassertrinken immer der Klodeckel auf den Kopf fällt.

Geschichte des Ostfriesenwitzes

Der Typus des Ostfriesenwitzes entstand Ende der 1960er Jahre und löste eine der ersten großen, landesweiten Witzewellen in Deutschland aus. Anders als bei anderen Witzen über Bevölkerungsgruppen, ist für den Ostfriesenwitz die Entstehungsgeschichte relativ genau bekannt. Das Gymnasium in Westerstede im Ammerland, einer Nachbarregion Ostfrieslands, wurde und wird auch von ostfriesischen Schülern besucht. Wie bei vielen anderen benachbarten Regionen gibt es auch zwischen den Bevölkerungen Ostfrieslands und des Ammerlands immer wieder Sticheleien und Neckereien. Auf dem besagten Gymnasium gipfelten diese in den Jahren 1968 und 1969 in einer von dem Schüler Borwin Bandelow in der Schülerzeitung „Der Trompeter“ veröffentlichten Serie namens „Aus Forschung und Lehre“. In dieser wurde über den sogenannten „Homo ostfrisiensis“ berichtet, den vermeintlich unbeholfenen und dummen Bewohner Ostfrieslands. Wiard Raveling, selbst Ostfriese und Lehrer an diesem Gymnasium, hat 1999 die „Geschichte des Ostfriesenwitzes“ in Buchform veröffentlicht.

Was auf die Serie in der Schülerzeitung folgte, war eine Witzewelle, die sich zunächst in der Region verbreitete, aber schon bald über Rundfunk, Zeitungen und Zeitschriften in ganz Deutschland publik wurde. Medien wie der stern oder der Spiegel berichteten über die kuriosen Nachbarschaftsstreitigkeiten zwischen Ostfriesen und Ammerländern - und verbreiteten dabei nebenbei die Witze weiter. Diese wurden schon bald an das Schema der kurz zuvor in den 1960ern in den USA aufgekommenen Polenwitze angepasst und zahlreiche Varianten, auch von Witzen über andere Bevölkerungsgruppen, übernommen.

Schon 1971 brachte der ostfriesische Humorist und Chansonnier Hannes Flesner mehrere Langspielplatten mit den damals neuen Ostfriesenwitzen heraus („Ostfriesland, wie es lacht und singt“). Später bauten u.a. die Komödianten Otto Waalkes und Karl Dall ihre Karrieren auf den Ostfriesenwitzen bzw. dem Klischee über die Ostfriesen und ihr Land auf.

Spätere Witzewellen, wie etwa die in den 1980er über Bundeskanzler Helmut Kohl oder jene über Mantafahrer oder kurz darauf über Blondinen in den 1990ern übernahmen teilweise die Struktur und Inhalte der Ostfriesenwitze.

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