Otto Böhtlingk

Otto Böhtlingk

Otto Nicolaus von Böhtlingk (* 30. Januarjul./ 11. Februar 1815greg. in Sankt Petersburg; † 1. April 1904 in Leipzig) war ein bedeutender Indologe.

Leben und Werk

Otto von Böhtlingk, Mitbegründer des wissenschaftlichen Studiums des Sanskrits in Deutschland, wurde in St. Petersburg geboren, wohin seine Vorfahren aus Lübeck 1713 eingewandert waren. Er studierte dort seit 1833 orientalische Sprachen, besonders Sanskrit, ab 1835 in Berlin und Bonn. Er wurde nach seiner Rückkehr (1842) zum Adjunkten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, 1845 zum ordentlichen Mitglied derselben, 1860 zum Wirklichen Staatsrat, 1875 zum Geheimrat ernannt, nachdem er seinen Wohnsitz schon 1868 nach Jena verlegt hatte.

Epochemachend war seine Ausgabe des Sanskrittextes der berühmten Grammatik des Panini (Bonn 1840, 2 Bde.), an die sich Editionen von Vopadevas Grammatik (Petersburg 1846) und Hemacandras Wörterbuch (das. 1847) anschlossen. Dem Studium der indischen Dramen in Deutschland gab er durch seine Ausgabe und Übersetzung von Kalidasas „Sakuntala“ (Bonn 1842) eine feste Grundlage und sammelte die indische Sprachweisheit in seinem Werk „Indische Sprüche“ (Petersburg 1863–65, 3 Bde.; 2. Aufl., 7613 Sprüche enthaltend, 1870–71); nicht minder reichhaltig ist seine „Sanskrit-Chrestomathie“ (Petersburg 1845, 2. Aufl. 1877).

Eins der interessantesten indischen Dramen hatte er ins Deutsche übersetzt („Mricchakatika“, Petersburg 1877). Zahlreich sind seine kleineren Abhandlungen in den Publikationen der kaiserlichen Petersburger Akademie. Sein Hauptwerk aber, das er in Gemeinschaft mit Rudolph Roth in Tübingen herausgab unter Mitwirkung der bedeutendsten deutschen Sanskritisten, ist das großartige „Sanskrit-Wörterbuch“ (Petersburg 1855–75, 7 Bde.), ein Stellenwörterbuch, für welches die äußerst reiche, bisher zumeist nur durch Handschriften oder unzuverlässige Drucke bekannte Sanskritliteratur der vedischen und der späteren Epochen in höchst sorgfältiger Weise exzerpiert und zum ersten Mal eine geschichtliche Anordnung der Wortbedeutungen unternommen ist. Böhtlingk hatte ein „Sanskrit-Wörterbuch in kürzerer Fassung“ herausgegeben (Petersburg 1879 ff.), in welchem die Bedeutungen ohne Angabe der Stellen, zugleich aber sehr viele in dem großen Wörterbuch nicht enthaltene Wörter, zum Teil nach Mitteilungen anderer Sanskritisten, gegeben werden. Wichtig für vergleichende Grammatik der ural-altaischen Sprachen ist sein früheres Werk. „Über die Sprache der Jakuten“ (Petersburg 1851).

Weblinks

Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

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