- Assertion
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Assertion (von lat. assertio, Behauptung) ist ein Terminus der Sprachwissenschaft (Linguistik), der Logik und der Theologie. Er steht für (bestimmte) „Behauptung, Versicherung, Feststellung“. Das zugehörige Adjektiv lautet assertorisch (feststellend, behauptend).
Inhaltsverzeichnis
Assertion in der Sprachwissenschaft
Der Ausdruck Assertion" bezeichnet in der Sprachwissenschaft Verschiedenes[1]:
(1) Das Aufstellen eines Wahrheitsanspruchs für eine Proposition in dem kognitiven Akt des Urteilens. Dieser Akt wird kundgegeben durch eine Behauptung (Frege), die in der Sprechhandlungstheorie Assertiv genannt wird.
(2) Der Deklarativsatz nach seiner prototypischen Verwendung als Satz, mit dem eine Behauptung erfolgt.
(3) Der propositionale Gehalt eines Satzes im Gegensatz zur Präsupposition. Die Assertion ist dann "der Teil der Aussage, der als richtig oder falsch dargestellt wird: umgangssprachlich könnte man sagen: das, was explizit behauptet wird."[2]
assertorisch im Sinne der Logik
In der Logik bezeichnet der Ausdruck assertorisch Sätze (Urteile), in denen etwas einfach als wahr oder falsch behauptet wird. Im apodiktischen Satz wird hingegen behauptet, dass etwas notwendigerweise, im problematischen Satz, dass etwas möglicherweise wahr ist.
assertorischer Satz
Assertorischer Satz ist synonym mit Aussagesatz, apophantischer Satz,[3] logos apophantikos (Aristoteles), wahrheitsdefiniter Satz[4] oder Behauptungssatz.
Assertorische Sätze sind Sätze, „in denen ohne jeden Zusatz etwas als wahr behauptet oder geleugnet wird“.[5]
Jede Verwendung eines assertorischen Satzes, sei dieser affirmativ oder negativ, ist eine Behauptung.[6] Manchmal wird unter assertorischer Satz auch nur der bejahende Behauptungssatz (miss-)verstanden. „Die Sätze „p“ und „¬ p“ haben entgegengesetzten Sinn, aber es entspricht ihnen eine und dieselbe Wirklichkeit.“[7]
In der Terminologie der Urteilslehre der klassischen Logik sind assertorische Urteile „Urteile, in denen behauptet wird, dass der Prädikatsbegriff dem Subjektbegriff tatsächlich zukommt oder nicht zukommt (Form: S ist P oder S ist nicht P)“.[8]
In jedem assertorischen Satz ist das Sein im Sinn von Wahrsein enthalten.[9]
Beispiel: „Berlin hat mehr Einwohner als Castrop-Rauxel“ oder auch „Berlin hat nicht mehr Einwohner als Castrop-Rauxel.“
Der Begriff des assertorischen Satzes geht auf die klassische, aristotelische Unterscheidung zwischen sinnvoller und behauptender Rede zurück: „Jeder Satz hat einen Sinn [semantikós], aber nicht jeder zeigt etwas auf [apophantikós], sondern nur derjenige, der wahr oder falsch sein kann.“[10]
In der Scholastik und von Kant wurden Urteile nach ihrer auf Wirklichkeit und Wahrheit bezogenen (alethischen) Modalität[11] eingeteilt in:[12]
- problematische (eine Möglichkeit ausdrückende z. B. es ist möglich, dass S P ist)
- assertorische (die Wirklichkeit behauptende z. B. es ist in der Tat so, dass S P ist)
- apodiktische (eine logische Notwendigkeit meinende z. B. es ist notwendigerweise so, dass S P ist)
S = Subjekt; P = Prädikat
assertorische Logik
Mitunter wird auch von einer assertorischen Logik gesprochen[13], d.h. von einer Logik ohne Modalitäten.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Glück, Helmut (Hg.): Metzler Lexikon Sprache. 4. Auflage. Metzler: Stuttgart, Weimar 2010: Assertion.
- ↑ Stein, Achim: Einführung in die französische Sprachwissenschaft. 3. Aufl. - Metzler, Stuttgart, Weimar 2010, S. 88; nach Glück, Helmut (Hg.): Metzler Lexikon Sprache. 4. Auflage. Metzler: Stuttgart, Weimar 2010: Assertion. beruht die Bedeutung (3) auf einer "laxe[n] Redeweise".
- ↑ Tugendhat, Wolf: Logisch-semantische Propädeutik. 1983, S. 127
- ↑ Zoglauer, Thomas: Einführung in die formale Logik für Philosophen. 1999, S. 21
- ↑ assertorisch. In: Regenbogen, Meyer: Wörterbuch der philosophischen Begriffe. 2005
- ↑ Tugendhat, Wolf: Logisch-semantische Propädeutik. 1983, S. 212 f.
- ↑ Wittgenstein: Tractatus 4.0621. Zitiert nach Brandt, Dietrich, Schön: Sprachwissenschaft, 2. Aufl. (2006), S. 81 Fn. 10
- ↑ Spree: Assertorisch. In: Rehfus: Handwörterbuch Philosophie. 2003
- ↑ Tugendhat, Wolf: Logisch-semantische Propädeutik. 1983, S. 208
- ↑ Aristoteles: De interpretatione, Kap. 4. Zitiert nach Tugendhat, Wolf: Logisch-semantische Propädeutik. 1983, S. 23
- ↑ Vgl. Prechtl: Modallogik. In: Metzler-Lexikon Sprache, 3. Aufl. 2005: assertorisch ist die „alethische Modalität eines Satzes, dass etwas wirklich wahr ist“
- ↑ Urteil. In: Regenbogen, Meyer: Wörterbuch der philosophischen Begriffe. 2005. Modalität. In: Schülerduden, Philosophie, 2. Aufl. 2002
- ↑ Bocheński, Formale Logik, 2. Aufl. (1962), S. 467
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