Oudler

Oudler

Oudler ist ein Dorf in der belgischen Eifel mit rund 450 Einwohnern, das zur Gemeinde Burg-Reuland und zur Provinz Lüttich gehört. Oudler liegt in der Deutschsprachigen Gemeinschaft.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Ersterwähnung Oudlers geht auf das 5. Jahrhundert zurück – und so mit der Christianisierung des Gebietes einher. Der Ursprung des Dorfnamens kann als Zusammenschluss der Endung -ler bzw. -lar, was so viel wie Wohnstätte/Feuerstätte bedeutet, und der Vorsilbe für „urbar gemachtes Land“ verstanden werden. Demnach siedelten sich die ersten Bewohner nach dem so genannten Urbarmachen des Waldgebietes in Oudler an.

Die Herrschaftshäuser aus Burg-Reuland und Thommen verfügten zwar über ein größeres Renommee, doch gilt Oudler als zentrale Ortschaft und Verkehrsknotenpunkt.

814 nach Christus wurde Oudler erstmals urkundlich als zugehörige Ortschaft der Mutterkirche in Thommen erwähnt.

Im 13. und 14. Jahrhundert wurde Oudler vom „Schwarzen Tod“ heimgesucht. Die Bevölkerung wurde arg dezimiert. Dies verdeutlicht vor allem die Tatsache, dass Oudler im Jahre 1495 lediglich sieben Feuerstätten aufwies.

Die Bedeutung der Ortschaft wird auch durch das Weistum des Hofes Thommen skizziert, das 1555 in Oudler unterzeichnet wurde. Es handelte sich um die damalige Gesetzgebung des Herrschaftshauses der Herren von Pallandt.

Im 16. und 17. Jahrhundert herrschen Not und Elend, Epidemien breiten sich aus und Fremdbesatzungen aus Spanien, den Niederlanden, Österreich und später Frankreich drangsalieren die Bevölkerung. Hinzu gesellen sich auch die gefürchteten Lokalfürsten, die ihre Macht ausspielen und das Volk ebenfalls unterdrücken. Als Dreh- und Angelpunkt kann die Dorfkirche bezeichnet werden, die förmlich über dem Dorf thront.

Mystisches, Sagenumwobenes und Unerklärliches

Das Tempelkloster wurde durch namhafte Historiker mehrmals erwähnt. Hierbei handelt es sich wahrscheinlich um eine Art Kloster oder sogar römisches Gut. Die Außenmauern wurden von den Historikern Bormann und Hintzen bereits Ende des 19. Jahrhunderts begutachtet. So wurde damals ein Teil einer Außentür mit diversen Scharnieren genau beschrieben. Die Fundamente sind im Erdreich verschwunden, so dass nur Ausgrabungen Genaueres ans Tageslicht bringen könnten.

Der Deivelspetz ist der legendäre Brunnenschacht dieses Tempelklosters. Aufgrund der Lage muss dieser Brunnen ziemlich tief gewesen sein, um Grundwasser zu scheffeln. Die Bewohner versenkten hier aus Angst vor Plünderung die schwere Klosterglocke. Noch heute – so berichtet der Volksmund – kann man bei Unwettern und Gefahr im Anzug die Glocke läuten hören. Die Tiefe erklärt auch den Ursprung des Namens: so tief kann doch eigentlich nur der Teufel hausen!

In den Zeiten der Französischen Revolution hatten es die Geistlichen allerorts sehr schwer. Messen durften nur im stillen Kämmerlein abgehalten werden, während der Pfarrer den Eid auf die Republik schwören musste. Zwischen der Kapelle, die im Jahre 1705 vom damaligen Bischof Clemens feierlich eröffnet wurde, und der Postmeisterstation im Hause Marquet wurde daraufhin ein so genannter Geheimgang gegraben. So konnte der Pfarrer die Messfeier in der Kapelle zelebrieren und unerkannt beim Anmarsch der französischen Besatzer durch den Tunnel verschwinden. Dieser Tunnel wurde durch die Straßenbaumaßnahmen in den 60er Jahren zerstört. Die Eingänge sind aber noch heute in den beiden Häusern erkennbar.

Nach diesen schlechten und vor allem unsicheren Zeiten des Mittelalters beginnt mit der Industriellen Revolution und dem Beginn der Neuzeit auch eine bessere Zeit für Oudler und seine Bevölkerung. Vor allem der wirtschaftliche Aufschwung macht sich bemerkbar und die Einwohner kommen allmählich in den Genuss eines leichten Wohlstandes.

Auch der Zweite Weltkrieg ging nicht spurlos an Oudler vorbei. So beklagte man zahlreiche Zivilopfer und die Zerstörungen von Gebäuden, vor allem die der Brücke am Born.

Die damalige Dorfbevölkerung verdingte sich vornehmlich in kleinen privaten häuslichen Landwirtschaften; hinzu kamen sage und schreibe zwei dorfeigene Molkereien, Sägereibetriebe, sowie eine Korn- und eine Öl- und Schneidemühle.

In Oudler kam es während der beiden Weltkriege darüber hinaus zu einem Molkereistreit; das Dorf zeigte sich bei der Milchabgabe unentschlossen, so dass das „weiße Gold der Bauern“ in zwei Molkereien weiterverarbeitet werden musste.

In diesem Zusammenhang ist vor allem der Bau der Eisenbahnstrecke UlflingenSankt VithGerolstein zu erwähnen. Der Bahnhof in Oudler war einer der Hauptumschlagplätze für Baumaterialien, Tierfutter und dergleichen in der Eifel.

Um die Jahrhundertwende galt Oudler aufgrund seiner idealen zentralen Lage auch als wichtigste Poststation der Gegend. In Oudler liefen viele Fäden zusammen, so dass die Postmeisterei im Hause Marquet auch einen entsprechenden Ruf genoss.

Die Pfarrkirche

Im Jahre 1705 erteilt der damalige Trierer Bischof Clemens der Ortschaft Oudler die Erlaubnis, eine Dorfkapelle zu errichten. Die Beweggründe lagen auf der Hand, da zu den Früh- und Abendmessen, die damals noch täglich besucht werden mussten, der beschwerliche Weg bis nach Thommen in Kauf genommen werden musste. 1904 errichtete die Pfarre Thommen in Oudler ein so genanntes Pfarrhaus. Hier wohnte zunächst der Vikar von Thommen, der auch für die Kirchendienste in der Kapelle in Oudler verantwortlich zeichnete.

In diesen Jahren kam mit Pfarrer Schoenemaekers ein äußerst dynamischer Priester nach Oudler, der gleich um die kirchliche Autonomie bemüht war und seine Gemeinde zur Pfarre erhoben sehen wollte.

Im Jahre 1923 konkretisierte der damalige Vikar und spätere Dorfpfarrer Schoenemaekers, nachdem die eigenständige Pfarre vom Bistum akzeptiert wurde, sein ehrgeiziges Kirchenbauprojekt. Durch seinen Tatendrang und sein dynamisches Auftreten meisterte dieser vorbildliche Kirchenmann sogar schwierigste administrative Hürden. So wurde der Kirchenbau größtenteils durch Spenden aus der niederländischen Heimat von Pfarrer Schoenmaekers finanziert.

1924 schließlich wurde die Pfarrkirche in Oudler ihrer Bestimmung übergeben und eingeweiht.

Verkehrsproblematik

Seit Jahrzehnten hat Oudler wegen der durch den Ort verlaufenden Nationalstraße 62 ein enormes Verkehrsproblem. Laut Messungen passieren über 12 000 Fahrzeuge (Tendenz steigend) die Ortschaft täglich. Prognosen sprechen für die kommenden Jahre sogar von einem Verkehrsaufkommen von über 18 000 Fahrzeugen. Die zentrale Lage Oudlers birgt demnach auch Nachteile – vor allem, da die Verkehrssicherheit der Bewohner aufgrund fehlender Bürgersteige und Verkehrsberuhigungsmaßnahmen nicht gewährleistet ist. Aus diesem Grund gibt es seit 2006 Bilaterale Verhandlungen die durch eine großräumig angelegte Umgehungsstraße, die von Sankt-Vith her, schnelleren Zugang zu der im luxemburgischen Norden liegenden Wirtschaftsregion schaffen soll.

Ländliche Entwicklung

Im Rahmen der Projekte zur ländlichen Entwicklung wurde 2010 ein so genannter Dorfplatz realisiert. Die Kosten hierfür - immerhin über 600000 EUR - wurden zu 80% von der Wallonischen Region zur Verfügung gestellt. 20% entrichtete die Gemeinde. Weitere Projekte der Zukunft sind die Verkehrsberuhigung im Dorfzentrum, eventuell parallel zum Bau der angedachten Umgehungsstraße N62, der Bau eines Dorfsaals oder einer Sport- und Kulturhalle sowie die Festlegung von neuen Straßennamen und -Nummern.

Weblinks

Website der BI N62 - Jetzt reicht's! Protestbewegung für Umgehungsstraße N62

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