Ovalisia rutilans

Ovalisia rutilans
Großer Lindenprachtkäfer
Großer Lindenprachtkäfer (Ovalisia (Scintillatrix) rutilans)

Großer Lindenprachtkäfer (Ovalisia (Scintillatrix) rutilans)

Systematik
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Familie: Prachtkäfer (Buprestidae)
Unterfamilie: Chrysochroinae
Gattung: Ovalisia
Untergattung: Scintillatrix
Art: Großer Lindenprachtkäfer
Wissenschaftlicher Name
Ovalisia (Scintillatrix) rutilans
(Fabricius, 1777)

Der Große Lindenprachtkäfer (Ovalisia (Scintillatrix) rutilans) ist ein Käfer aus der Familie der Prachtkäfer.

Seine smaragdgrün bis blau schillernde metallische Färbung verliert er auch Jahrzehnte nach seinem Tod nicht, da sie größtenteils nicht auf Pigmente, sondern auf die Interferenz bei der Brechung der Lichtstrahlen hervorgerufen wird[1].

Als Gattungsname findet man neben Ovalisia und Scintillatrix häufig noch Poecilonota und Lampra, außerdem gibt es noch seltenere Synonyme[2]. Als deutscher Name wird häufig nur "Lindenprachtkäfer" benutzt, es gibt jedoch eine kleine Agrilusart, die Kleiner Lindenprachtkäfer genannt wird.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Bilder des Großen Lindenprachkäfers
Bild 6: von der Seite
Bild 1: von oben
Bild 2: von vorn
Bild 3: von unten Bild 7: Teilansicht der Unterseite
rechts teilweise eingefärbt

grün: Prosternalfortsatz der Vorderbrust
blau: Mittelbrust
ocker: Hinterbrust
orange:Hinterhüften
Bild 4: Schildchen,
rechts Begrenzung orange
Bild 5: Kiefertaster
nach Reitter
Bild 8: Lippentaster
nach Reitter
Hinterrand der Analsternite im Vergleich
rechte Seite nachgezeichnet
Bild 9: Männchen
Großer Lindenprachtkäfer
Bild 10: Weibchen
Großer Lindenprachkäfer
Bild 11: Weibchen
Großer Ulmenprachkäfer

Der Körper ist mehr als zweieinhalb mal so lang wie breit und wenig abgeflacht. Im mittleren Bereich verlaufen die Seiten parallel. Es überwiegt die grüne Farbe, die an den Seiten des Halsschildes und der Flügeldecken in goldgelb bis rotgold übergeht. Der Käfer wird neun bis fünfzehn Millimeter lang.

Der Kopf ist von oben gesehen über drei Mal so breit wie lang. Die Augen nehmen den größten Teil der Kopfseiten ein, ihr Hinterrand liegt größtenteils dem Halsschild an (Bild 6). Ihr Abstand zueinander nimmt zum Scheitel zu ab, so dass sie schräg wirken (Bild 2). Die elfgliedrigen Fühler sind ab dem fünften Glied nach innen erweitert (gesägt, Bild 2). Die Oberlippe ist rechteckig und vorn ausgeschnitten. Die Oberkiefer sind kräftig, gekrümmt und auf der Innenseite ausgeschnitten. Das Endglied des Kiefertasters ist kurz und schräg abgestutze (beilförmig, Bild 5), ebenso das letzte Lippentasterglied (Bild 8).

Der Halsschild verjüngt sich vorn auf Kopfbreite, an der Basis ist er am breitesten. Meist weist er keine schwarze Mittellinie auf. Er ist wie der Kopf grob punktiert und an der Seite schwarz gefleckt.

Die Flügeldecken sind zwischen den Schultern etwas breiter als der Halsschild. Hinter der Mitte sind sie etwas erweitert, dahinter ist der Außenrand leicht gesägt. Jede Flügeldecke endet einzeln verrundet bis abgestutzt und schwach gezähnt. Die Flügeldecken sind gestreift. Die Zwischenräume der Streifen sind grob punktiert. Die Punktierung ist innen zerstreut, nach außen dichter bis zusammenfließend. Die Zwischenräume sind durch dunkle Flecke (Gitterflecken, Fensterflecken) unterbrochen. Diese sind erhaben, glatt und unregelmäßig verteilt, beim Großen Lindenprachtkäfer spärlicher als beim Großen Weidenprachtkäfer und dem Großen Ulmenprachtkäfer.

Das Schildchen ist etwa drei mal so breit wie lang, die zugespitzten seitlichen Hinterecken sind weiter voneinander entfernt als die stumpfen Vorderecken. Die Ecke hinten in der Mitte (Suturalecke) ist nur schwach ausgeprägt (Bild 4, rechts orange nachgezogen).

Auch die Unterseite und die Beine sind metallisch grün. Die Höhlen, in denen die Vorderhüften eingelenkt sind, sind nach hinten offen. Die Vorderhüften sind durch einen breiten Fortsatz der Vorderbrust (Prosternalfortsatz, Bild 7, rechts grün) getrennt. Der Prosternalfortsatz setzt sich über die Mittelbrust (Bild 7, rechts blau) fort und trennt diese scheinbar. Dieser Fortsatz ist beim Weibchen grob punktiert, beim Männchen lang behaart (Pubeszens). Die Hinterhüften (Bild 7, rechts orange) liegen breit an die Hinterbrust (Bild 7, rechts gelb) an. Sie sind nach innen erweitert und nach hinten zur teilweisen Aufnahme der Hinterschenkel ausgehöhlt (in Bild 6 erkennbar). Die Tarsen sind alle fünfgliedrig (Tarsenformel 5-5-5) und alle Tarsenglieder außer dem Krallenglied sind zur besseren Haftung auf dem Untergrund lappenförmig erweitert (gelappt).

Auf der Körperunterseite sind die ersten beiden Segmente des Hinterleibs (Sternite) miteinander verwachsen. Die drei sich stark ähnlich sehenden mitteleuropäischen Arten der Gattung lassen sich am besten am Rand des letzten Sternits (Analsternit) unterscheiden. Dieser ist beim Weibchen des Lindenprachtkäfers rund bis dreieckig eingeschnitten (Bild 10), beim Männchen breit ausgerandet (Bild 9). Die seitliche Begrenzung des Einschnittes bildet beim Lindenprachtkäfer (Bild 9,10) einen kurzen, flachen und breiten Zahn, während bei verwandten Arten der Zahn zu einer Spitze ausgezogen ist (Bild 11)[3][4].

Biologie

Die Larven fressen monophag an kränkelnden Linden (T. cordata und T. platyphyllos) in und unter der Rinde der stärkeren Ästen oder des Stammes. Diese müssen gut besonnt sein. Wenn eine Linde stark befallen ist, kann der Larvenfraß zum Absterben und in weiterer Folge zum Abbrechen der Äste führen sowie zum Absterben des ganzen Baumes führen.

Die adulten Käfer findet man auf der besonnten Seite der Stämme, bei bedecktem Himmel ziehen sie sich in Ritzen in der Rinde zurück. Das Weibchen legt die Eier einzeln in Risse und verletzte Stellen der Rinde ab. Auf jungen Bäumen lassen sich befallene Stellen dadurch erkennen, dass die Rinde dort dunkler ist. Für die Entwicklung brauchen sie in der Regel zwei Jahre, in Ausnahmefällen auch nur eines oder drei. Sie schlüpfen in Mitteleuropa Ende Mai, Anfang Juni durch querovale Löcher [5] . Diese befinden sich auf der besonnten Seite bis zu einer Höhe von drei Metern. Im Juli verschwindet der Käfer wieder[6].

Verbreitung

Man findet den Käfer in Süd- Mittel- und Osteuropa, im Osten häufiger, nach Süden und Westen seltener bis selten. Er meidet den atlantischen Bereich.[2][4]

Gefährdung und Schutz

Von den drei in Mitteleuropa vorkommenden Arten der Untergattung Scintillatrix (Großer Lindenprachtkäfer, Großer Weidenprachtkäfer und Großer Ulmenprachtkäfer) ist der Lindenprachtkäfer der häufigste. Trotzdem steht er zumindest in Deutschland[7] der Schweiz [8], sowie vielen Bundesländern[9][10][11] unter Naturschutz.

Durch die Fällung alter Linden, die häufig mit der Sicherung der Verkehrswege begründet wird, wird dem Käfer die Lebensgrundlage entzogen. Es wird empfohlen, im Falle eine Fällung einen Stumpf von mindestens einem Meter stehen zu lassen, damit sich vorhandene Käfer entwickeln und einen neuen Brutbaum suchen können. Ein starker Rückschnitt der Krone ist auf jeden Fall einer Fällung vorzuziehen, da Eier nur in noch lebende Linden abgelegt werden[6].

Referenzen

  1. "Taschenatlas der Käfer" Verlag Dausien Hanau/M
  2. a b Fauna Europaea, Synonyme für Ovalisia (Scintillatrix) rutilans
  3. Adolf Horion: Käferkunde für Naturfreunde. Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 1949
  4. a b H. Freude, K. W. Harde, G. A. Lohse: Die Käfer Mitteleuropas, Bd. 6. Spektrum Akademischer Verlag in Elsevier, München 1966, ISBN 3-827-40683-8
  5. Schlupflöcher des Lindenprachtkäfers
  6. a b Schutzmaßnahmen
  7. Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands (Binot et alt. 1998), Kategorie 2
  8. Schutzstatus in der Schweiz
  9. Verzeichnis und Rote Liste der Totholzkäfer Baden-Württembergs, Stand September 2001, Kategorie 2
  10. Rote Liste der Prachtkäfer des Landes Sachsen-Anhalt, Kategorie 2
  11. Rote Liste gefährdeter “Diversicornia” Bayerns, Kategorie 2

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