Oxfort

Oxfort

Hermann Oxfort (* 27. Oktober 1928 in Erfurt; † 8. August 2003 in Berlin) war ein deutscher Politiker (FDP). Der Rechtsanwalt war in den 1970er und 1980er Jahren Bürgermeister von Berlin und Senator für Justiz.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ausbildung und Beruf

Er wurde als Sohn eines Kaufmanns geboren, legte 1947 in Erfurt das Abitur ab, absolvierte dann eine kaufmännische Grundausbildung. Eine Ausbildung als Rechtspfleger im thüringischen Justizdienst musste er aus politischen Gründen abbrechen.

Er wurde in Thüringen nicht zum Studium zugelassen und wechselte 1949 in den Westen Deutschlands, wo er Rechtswissenschaft, Philosophie, Soziologie und Psychologie an der Freien Universität Berlin studierte. Nach Studienabschluss 1957 wurde er Rechtsanwalt, ab 1968 auch Notar, und vertrat prominente Klienten wie die Unternehmerin Beate Uhse oder nach 1990 den letzten DDR-Staatsvorsitzenden Manfred Gerlach.

Er war Mitglied des Verwaltungsrats der Sparkasse der Stadt Berlin (West).

Parteipolitiker und Abgeordneter

Oxfort engagierte sich seit 1946 für die LDPD in Thüringen, stritt mit der FDJ und geriet 1947 vorübergehend in politische Haft. 1948 wurde er LDPD-Mitglied, 1952 FDP-Mitglied. Von 1969 bis 1971 und von 1989 bis 1990 war er Landesvorsitzender der Berliner FDP. Von 1968 bis 1972 gehörte er dem FDP-Bundesvorstand an.

Von 1963 bis 1981 und von 1985 bis 1989 war er Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin. Die FDP-Fraktion wählte ihn von 1963 bis 1975 zum Vorsitzenden. 1969 und 1974 war er Mitglied der Bundesversammlung, wo er an der Wahl von Gustav Heinemann und Walter Scheel zum Bundespräsidenten beteiligt war.

1963 führte er Berlins FDP in eine der ersten SPD-FDP-Koalitionen auf Länderebene. 1968 diskutierte er vor 3.000 Studenten in Berlin mit Rudi Dutschke über die Reformierbarkeit der Bundesrepublik. Zu seinem politischen Credo gehörte eine aktive Wiedervereinigungspolitik, die er auch in den 1980er Jahren nicht aufgab, als sie im Westen Deutschlands für veraltet gehalten wurde. 1967 war er auf dem FDP-Bundesparteitag in Hannover einer der Wortführer für eine neue Ost- und Deutschlandpolitik, im September 1989 legte er einen Plan zur deutschen Konföderation vor. 1990 vereinten sich unter seiner Führung FDP und LDPD in Berlin zu einem Landesverband.

Er war 1979 gemeinsam mit Alexander von Stahl Mitbegründer und Vorsitzender der Liberalen Gesellschaft, die sich eine rechtsliberale Erneuerung der FDP zum Ziel setzte.

Bürgermeister und Senator

1975 wurde er in einer SPD-FDP-Koalition Bürgermeister von Berlin und Senator für Justiz, vertrat Berlin im Bundesrat. Im Juli 1976 übernahm er nach einem spektakulären Ausbruch der Terroristinnen Inge Viett, Juliane Plambeck, Gabriele Rollnik und Monika Berberich aus der Frauenhaftanstalt in der Lehrter Straße die politische Verantwortung und trat von dem Amt zurück.

Von 1983 bis 1985 war er in einer CDU-FDP-Koalition erneut Justizsenator. Gegenüber Hausbesetzern vertrat er eine scharfe Linie, wandte sich gegen „rechtsfreie Räume“ und die Rücknahme von Strafverfahren gegen 177 Besetzer durch die Wohnungsbaugesellschaft Neue Heimat. Er war mehrere Jahre Mitglied des Richterwahlausschusses der Stadt.

Privates

Oxfort war seit 1969 in zweiter Ehe mit Ruth Lenz verheiratet und hatte vier Kinder, Angelika, Wolfgang, Ursula und Livia. Seine Hobbys waren Archäologie und Geschichte. Von 1985 bis 1999 war er Vorsitzender des Vereins für die Geschichte Berlins. 1997 brachte er die Vereinsbibliothek im Berliner Marstall unter.

Er verstarb an den Folgen eines Herzleidens.

Auszeichnungen

Oxfort wurde 1969 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und 1979 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Die Sparkassenorganisation ehrte ihn mit der Dr.-Johann-Christian-Eberle-Medaille. Der Senat von Berlin beabsichtigte kurz vor seinem Tod, ihn zum Stadtältesten von Berlin zu ernennen.

Schriften

  • Hermann Oxfort: Plädoyer für Berlin: Reden eines Liberalen 1963-70. o.O. 1971

Siehe auch

Weblinks


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