PBR322

PBR322
Plasmidkarte von pBR322

Das Plasmid pBR322 wurde 1977 von Francisco Bolivar und Raymond Rodriguez konstruiert und war eines der ersten künstlich hergestellten Plasmide.[1] Es ist ein Derivat eines R-Plasmids, das einen Replikationsursprung oriV (origin of vegetative replication), Gene für Ampicillin-Resistenz und Tetracyclin-Resistenz auf sich trägt. Im Unterschied zu gewöhnlichen R-Plasmiden fehlt ihm die Fähigkeit, sich auf andere Zellen selbstständig zu übertragen (tra-Gene, oriT (origin of transfer)). Es war ein vielbenutzter Vektor; heute benutzt man allerdings fortschrittlichere, einfacher zu handhabende Vektoren, wie z.B. pUC18, pBluescriptII.

Inhaltsverzeichnis

Name

Der Name des Plasmids pBR322 setzt sich wie folgt zusammen:

  • p steht für Plasmid,
  • B und R stehen als Abkürzung für die Namen derjenigen, die das Plasmids konstruiert haben (F. Bolivar & R.L. Rodriguez),
  • 322 ist eine fortlaufende Nummer, um ähnliche, aber nicht identische Plasmide unterscheiden zu können.

Konstruktion

Das Plasmid pBR322 wurde aus folgenden DNA-Elementen konstruiert:

  • einem Ampicillin-Resistenzgen aus Tn3
  • einem Tetracyclin-Resistenzgen aus pSC101
  • einem DNA-Replikationsursprung (oriV) aus pMB1

Das konstruierte Plasmid besteht aus 4361 Basenpaaren.[2]

Verwendung

Wesentlich für das Arbeiten mit dem Plasmid als Vektor sind die zahlreich vorhandenen Restriktionsendonuclease-Schnittstellen. Werden Restriktionsenzyme eines bestimmten Typs zugefügt, schneiden diese das Plasmid an den spezifischen Schnittstellen auf und erzeugen ein linearisiertes Plasmid mit sogenannten "sticky ends". Diese entstehen durch die Tatsache, dass Restriktionsendonucleasen eines gewissen Typs die Basen nicht glatt schneiden, sondern versetzt. Die einzubauende Fremd-DNA wird mit dem gleichen Enzym geschnitten, so dass die Enden zusammenpassen. Da die "sticky ends" komplementär sind, kann sich das Plasmid entweder wieder zu einem zirkulären Plasmid ohne Integration zusammenfügen oder die komplementären Stücke der Fremd-DNA einbauen und somit, falls die Schnittstelle in einem der Resistenzgene war, die Expression dieses Gens unterbrechen. Wird z. B. beim pBR322 mit SalI geschnitten, so würde bei Integration von Fremd-DNA die Zelle aufgrund des deletierten Tetracyclinresistenzgens auf Tetracyclinmedium sensibel reagieren und absterben.

Zur Selektion der gewünschten Zellen wird die Bakterienkultur zuerst auf einem Nährboden ausgestrichen, der das Antibiotikum Ampicillin enthält, um nur jene Bakterien zu erhalten, die das Plasmid durch Transformation erhalten haben. Danach wird ein Abdruck gemacht, der mit Tetracyclin behandelt wird. An den Stellen, an denen die Kulturen sterben, sind also offensichtlich Kulturen vorhanden, die eine Empfindlichkeit auf Tetracyclin enthalten, was auf das Einfügen von Fremd-DNA zurückzuführen ist.

Quellenangaben

  1. F. Bolivar, R.L. Rodriguez, P.J. Greene, M.C. Betlach, H.L. Heyneker, H.W. Boyer (1977): Construction and characterization of new cloning vehicles. In: Gene. Bd. 2, Nr. 2, S. 95-113. PMID 344137
  2. N. Watson (1988): A new revision of the sequence of plasmid pBR322. In: Gene. Bd. 70, Nr. 2, S. 399-403, PMID 3063608

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • pBR322 — pBR322. Плазмида <plasmid> E.coli, одна из первых примененных в качестве многоцелевого вектора <cloning vector> для клонирования генетического материала Ф.Боливаром с сотр. в 1977; в настоящее время по прежнему широко используется,… …   Молекулярная биология и генетика. Толковый словарь.

  • pBR322 — — серия сравнительно небольших, мультикопийных и неконъюгативных плазмидных векторов клонирования (см.), содержащих гены устойчивости к ампициллину и тетрациклину, а также несколько уникальных сайтов клонирования (или полилинкеров, см.). Сайты… …   Генетика. Энциклопедический словарь

  • PBR322 — Карта плазмиды pBR 322 pBR322 плазмида, используемая в бактериях E. coli как вектор клонирования. Создана в 1977 году мексиканскими биологами …   Википедия

  • pBR322 — Schematische Plasmidkarte von pBR322. Die Gene für die Ampicillinresistenz, der Tetracyclinresistenz sowie den Replikationsursprung sind eingezeichnet. Die Basenpaarposition beispielhafter Restriktionsschnittstellen ist in blau hervorgehoben. Das …   Deutsch Wikipedia

  • PBR322 — The vector pBR322 with exemplified restriction sites. pBR322 is a plasmid and was the first widely used E. coli cloning vectors. Created in 1977, it was named after its Mexican creators, p standing for plasmid, and BR for Bolivar and Rodriguez.… …   Wikipedia

  • pBR322 — One of the first plasmids used for cloning DNA in E. coli …   Glossary of Biotechnology

  • GÉNIE GÉNÉTIQUE — La recombinaison génétique consiste en un échange de gènes entre deux chromosomes. Chez l’homme, elle est un événement systématique au cours de la formation des cellules reproductrices, ovules ou spermatozoïdes. Les recombinaisons multiples qui… …   Encyclopédie Universelle

  • Insertional mutagenesis — is mutagenesis of DNA by the insertion of one or more bases.[1] Insertional mutations can occur naturally, mediated by virus or transposon, or can be artificially created for research purposes in the lab. Contents 1 Signature tagged mutagenesis 2 …   Wikipedia

  • pUC19 — Schematische Plasmidkarte von pUC19. Die Gene für die Ampicillinresistenz, den Replikationsursprung sowie der Polylinker (blau) sind eingezeichnet. pUC19 und pUC18 sind künstlich hergestellte, bakterielle Plasmide, die zu den am häufigsten… …   Deutsch Wikipedia

  • Plasmidkopienzahl — Die Plasmidkopienzahl beschreibt die Zahl an Plasmiden einer Art pro Zelle. Man unterscheidet zwischen low copy Plasmidkopienzahl zwischen 1–12 pro Zelle medium copy Plasmidkopienzahl zwischen 15–20 pro Zelle high copy Plasmidkopienzahl zwischen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”