Pachomius

Pachomius

Pachomios der Ältere, oder der Große (* um 292/298 in Esneh, Ägypten; † 346 in Pbow) war ein christlicher Heiliger, ägyptischer Mönch und der Gründer der ersten christlichen Klöster. Sein Festtag ist der 14. (in der orthodoxen Kirche der 15.) Mai.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Das Leben des Pachomios wird uns durch die um 365 entstandene Vita Pachomii überliefert, als deren Verfasser Pachomios´ Lieblingsschüler Theodoros (um 314 - 368) gilt. Pachomios wurde als Sohn heidnischer Eltern um 292 in Esneh (Snê, Oberägypten, heute Esna) geboren. Als Zwanzigjähriger wurde er Rekrut im Heer Konstantins; ohne in den Krieg ziehen zu müssen, wurde er kurze Zeit später wieder aus dem Militärdienst entlassen. Damals erlebte er, wie sich Christen um die sehr schlecht behandelten Rekruten kümmerten, und kam so erstmals mit der christlichen Religion und ihrem Gebot der Nächstenliebe in Berührung. Er ließ sich taufen und schloss sich der christlichen Gemeinde an. Um 315 wurde Pachomios Schüler des Eremiten Palamon, eines strengen christlichen Asketen. Um 325 gründete er unter Mitwirkung Palamons in Tabennisi, einem verlassenen Dorf bei Theben, eine Einsiedlergemeinschaft, die zur Keimzelle des ersten Klosters des Christentums wurde. Bereits um 330, kurz nach dessen Wahl zum Bischof von Alexandria, besuchte Athanasius (um 300 - 373) die Klöster des Pachomios. Pachomios Schwester wurde zeitgleich die erste Leiterin einer ersten weiblichen Klostergemeinschaft. Pachomios hatte, wie viele frühen Asketen, die Gabe der Visionen. Er „stand mit den Engeln im Gespräch”, der Himmel und die Hölle wurden ihm in allen Einzelheiten offenbart. Im Jahr 345 klagte ihn eine Bischofskonferenz wegen Missachtung der Oberhoheit der örtlichen Bischöfe auf der Synode von Latopolis an. Ein Attentat auf Pachomios während dieser Synode misslang, er konnte mit seinen Begleitern fliehen. Im Jahr 346 starb Pachomios während einer Seuche in seinem Kloster in Pbow (heute Faw Qibli). Sein Grab blieb unbekannt.

Das Koinobitentum

Im Gegensatz zu dem bereits um 305 von Antonius (Antonius der Große, um 251 - 356) geschaffenen Anachoretentum, losen Zusammenschlüssen von getrennt lebenden Einsiedlern, gründet Pachomios um 325 bei Tabennisi (Oberägypten) ein Koinobion, das erste Kloster des Christentums. Diese Klostergründung wird in der Legende zurückgeführt auf den Empfang der Engelsregel, einer Tafel, die Pachomios durch einen Engel Gottes überreicht wird, und in der die ersten Regeln für das Zusammenleben von Mönchen dargelegt werden. In Wirklichkeit lag der Hauptbeweggrund für die Klostergründung des Pachomios in der Verachtung, die er für das Anachoretentum spürte; Pachomios hat viele Eremiten scheitern sehen, die den hohen Anforderungen der Wüste und der Einsamkeit nicht gewachsen waren und körperlich und geistig zugrunde gingen. Für die große Masse erkannte der gelernte Soldat Pachomios den Nutzen der Geborgenheit und der hierarchischen Überwachung des Einzeln im Koinobion.

Im Koinobitentum sind eine größere Anzahl von Mönchen zu einem Leben in räumlicher und asketischer Gemeinschaft unter einheitlicher Leitung und hinter hohen Mauern vereint. Die wesentlichen Merkmale sind die Gemeinsamkeit des Lebensraumes, die Gleichartigkeit der Kleidung und die Unterordnung durch Zucht und Gehorsam. Der Tagesablauf im Kloster beruht auf dem Wechsel von Arbeit und Gottesdienst. Die militärische Ordnung ist nicht zu übersehen: es herrscht strenge Zucht, Pachomios übt die Prügelstrafe selbst oft aus. Dagegen gibt es eine gute Versorgung der Kranken und Bedürftigen, sowie eine Ausbildung für die Jungen. Die strenge Askese der Einsiedler tritt zurück zugunsten eines geregelten Gemeinschaftslebens. Die Mönche sind in ein einfaches, dunkles Gewand gekleidet, das Schema. Es ist mit Lederriemen zusammengebunden, die als Symbol für die Bindung des Mönchs an die Gemeinschaft durch sein Gelübde gelten. Am Ende von Pachomios´ Wirken gab es 9 Männer- und 2 Frauenklöster, mit über 10.000 Mönchen und Nonnen. Er stand in regem Schriftverkehr mit den Verwaltern seiner Klöster. Dieser Klosterverband war eine große Wirtschaftseinheit, eine Produktivgenossenschaft, deren wirtschaftlichen Leitung einem Großökonom genannten Verwalter unterstand, der zweimal im Jahr seine Generalabrechnung vorlegen musste.

Werk und Wirkung

Als größte geistesgeschichtliche Leistung des Pachomios muss die Abfassung der ersten Klosterregel des Christentums gelten. Sie regelt das Zusammenleben der Mönche in der Gemeinschaft, weniger die Glaubensgrundlagen und die Liturgie. Die Engelsregel des Pachomios ist nicht in der Urfassung erhalten, eine spätere und erweiterte Fassung überliefert uns Hieronymus (347 - 420). Sowohl von Antonius als auch Pachomios wird berichtet, dass sie sich für die Sache der Orthodoxie einsetzten und gegen die Arianer und gegen die Theologie des Origenes (um 185 - 253/54) eingestellt waren. Die Werke des Origenes wirft Pachomios in den Nil mit dem Kommentar: „Jeder Mensch, der den Origenes liest, fährt in die unterste Hölle.” Dem Westen wurde die neue Institution vor allem durch Johannes Cassianus (um 360 - 435) vermittelt. Ohne die Leistungen des Pachomios sind die christlichen Klostergründungen im Osten und Westen des Römischen Reiches des 4. und 5. Jahrhunderts nicht denkbar, zum Beispiel die des Martin von Tours (316/17 - 397) oder des Basilius von Caesarea (330 - 379).

Literatur

  • Vita Pachomii. Deutsche Übersetzung von Dr. Hans Mertel, Kempten 1917
  • Karl Heussi: Der Ursprung des Mönchtums. Tübingen 1936
  • H. C. Zander: Als die Religion noch nicht langweilig war. Köln 2001

Weblinks


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